"Jesus statt Odin" in Thüringen

Althaus singt HalleluJa [ASJ] 24.02.2006 18:39 Themen: Antifa
Wie mehrere Thüringer Zeitungen meldeten, will Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) nun gemeinsam mit den Kirchen gegen Rechtsextremismus vorgehen. Dabei hatte ihn der Heilige Geist schon einmal mehr verlassen, als er im Sommer 2004 die bekannte Neonazisse und Neuheidin Silvia Berisha besuchte, beschenkte und Patenonkel ihres sechsten Kindes wurde. Momentan leidet das Land jedoch viel stärker unter einem exorbitanten "Anstieg linksextremer Straftaten in Thüringen".
Eine hammerharte Kampfansage gegen das "neue Neonaziparadies Thüringen" (mut-gegen-rechte-gewalt.de vom 16.2.06:  http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/artikel.php?id=85&kat=85&artikelid=2036 ) meldeten mehrere Thüringer Zeitungen am Mittwoch, den 22.02.:

_ Althaus will mit Kirchen gegen Rechtsextremismus vorgehen _

Erfurt (dpa/th) - Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) will gemeinsam mit den Kirchen gegen Rechtsextremismus vorgehen. Die Kirche sei in allen Orten vertreten und könne schnell auf rechtsextreme Vorgänge reagieren, sagte Althaus am Mittwoch nach einem Gespräch mit den Thüringer Bischöfen in Erfurt. Daneben verabredete er mit den Kirchenvertretern eine bessere Zusammenarbeit beim Religionsunterricht und im Tourismus sowie eine genaue Beobachtung der Auswirkungen der umstrittenen Familienoffensive.
22.02.2006 dpa

Leider liess der MP offen, wie dieses Vorgehen konkret aussehen soll. Vielleicht dachte er dabei an Bad Salzungen, wo vorgeschlagen wurde, dass nach dem Vorbild von Fulda zur geplanten Nazi-Kaffeefahrt "am 4. März die Glocken läuten, Autos hupen, die Feuerwehr im Einsatz ist, ein friedliches Volksfest stattfindet - und die Neonazis dabei untergehen?" (Südthüringer Zeitung vom 18.02.2006:  http://www.stz-online.de/nachrichten/regional/badsalzungen/resyart.phtm?id=923484 ). Glockengebimmel, Beten und Hupen werden aber auch an anderen Orten wie Arnstadt, Ohrdruf und Gera als das geeignetste Mittel angesehen, um militanten Nazihorden und immer mehr um sich greifenden Rassismus und Antisemitismus endlich Einhalt zu gebieten. Oder soll der katholische Priester im Eichsfeld doch sein Beichtgeheimnis brechen, wenn er erfährt, dass die örtlichen Freien Kameraden mal wieder einen Nicht-Deutschen zusammengeschlagen oder die alten Helden geehrt haben? Den Nazis schlottern mit Sicherheit bereits die Kniee vor Angst.

_ Der Patenonkel Dieter _

Mit der Kenntnis aktueller Tendenzen der extremen Rechten und ihren führenden Figuren kann es aber bei den himmlischen Heerscharen und ihrem irdischen Personal nicht besonders weit her sein. Mit einiger Verspätung erfuhren ZeitungsleserInnen in Thüringen (z.B. Freies Wort vom 18.01.06:  http://www.freies-wort.de/nachrichten/regional/resyart.phtm?%20id=908449 ) und dem angrenzenden Westsachsen (z.B. Leipziger Volksszeitung vom 18.01.06:  http://www.lvz-online.de/lvz-heute/14928.html ): "Thüringens Regierungschef posierte im Landtagswahlkampf 2004 mit einer rechtsextremen Aktivistin".

In Thüringen ist es wie auch in einigen anderen Bundesländern Tradition, dass der Ministerpräsident beim sechsten Kind einer Familie Patenonkel wird. Allerdings nicht bei allen, sondern nur bei ausgesuchten. Bis dahin war das 201 Mal der Fall. Während der Landtags-Wahlkampf tobte, besuchte Dieter Althaus während einer Wahlkampfreise im Juni 2004 öffentlichkeitswirksam die Familie Berisha im südthüringischen Rippershausen bei Meiningen. Als kleines Geschenk brachte er 250 Euro zur Geburt - sozusagen als "Wurfprämie" und Ersatz für das abgeschaffte "Ehrenkreuz der deutschen Mutter", Stufe 2 in Silber, ein Sträußchen Blumen und einen mitwachsenden Kinderstuhl mit.

_ Silvia Berisha _

Nun ist die stolze Mutter Silvia Berisha aber bei Gott keine Unbekannte. Am 31. Dezember 1990 gründete sie in Berlin zusammen mit Christine Bocksrocker, Martina Janssen und anderen die NPD-nahe "Skingirlfront Deutschland" mit, die sich 1994 "Skingirl Freundeskreis Deutschland" (SFD) umbenannte. Im November 2000 wurde die Vereinigung offiziell aufgelöst, ist jedoch noch weiterhin aktiv. Die SFD war keine Organisation im Sinne eines Verbandes oder einer Partei, sondern eher eine Art Kadergemeinschaft, deren Struktur auf bundesweiten persönlichen Kontakten basiert. SFD-Gruppen existierten in Heidelberg, Freiburg, Stuttgart, Nürnberg, Gelsenkirchen, Burscheid, Hamburg und Berlin. Die SFD war Teil eines internationalen Netzwerks von Reneegruppen, dessen Ursprung in Canada/USA liegt. Von dort aus wird auch das gesamte Schulungsmaterial der "Women for Aryan Unity" (WAU) verschickt. Die WAU ist die Schwestergruppe des "Aryan Resistance Movement", einer Ku-Klux-Klan-Gruppe, die aus militanten Boneheads besteht. WAU-Organisationen gibt es in der BRD, in der Schweiz, in Italien, Spanien, Großbritannien und Irland (  http://www.frauenforschung.fh-kiel.de/Newsletter/RechteJugend/RechteJugend.htm ;  http://www.nadir.org/nadir/archiv/Feminismus/GenderKiller/gender_9.html ).
Berisha war Herausgeberin der Fanzines "Irmgard" und "Midgard", deren Ausgaben mehrfach von der BPjM indiziert wurden ("Irmgard Nr. 6/ 1993", Fanzine, Christian und Silvia Berisha, Waddeweitz, BAnz. Nr. 82 vom 29.04.1995 und Midgard Nr. 2, 3, 8, 10, 12). Ähnlich wie in den SFD-Fanzines "Schlachtruf" und "Volkstreue" wurde mit den Heften versucht, Öffentlichkeit zu schaffen und weitere Frauen "für die Bewegung" zu werben. In ihnen finden sich neben Berichten von Aktionen oder Konzerten und Band-Interviews auch Artikel zum Weltbild des Nationalsozialismus, zur Rolle der Frau gemäss der NS-Ideologie und Interviews mit führenden Neonazis.

Bei den niedersächsischen Kommunalwahlen 2001 trat Silvia Berisha für die "Unabhängige Wählerliste Landkreis Lüneburg" (UWL) mit dem verräterischen Zusatz "Bündnis Rechts" an. Hinter der Vereinigung standen neben ihr noch der wegen eines Überfalls auf ein NATO-Lager 1979 zu sieben Jahren Haft verurteilte Neonazi und Vorsitzende des NPD-Unterbezirks Heide-Elbe Manfred Börm (  http://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_B%C3%B6rm ) und Malte Holzer aus Lüneburg, mittlerweile Landesgeschaftsführer und Beisitzer im NPD-Landesvorstand Niedersachsen (  http://www.taz.de/pt/2001/09/07/a0225.1/text ). Zur gleichen Zeit war sie im Landesvorstand der NPD aktiv. Bei der Bundestagswahl 2002 war sie die einzige Kandidatin auf der Landesliste der NPD in Niedersachsen neben Ulrich Eigenfeld, Friedrich Preuß, Manfred Börm und Stephan Pfingsten.

Kurz darauf zog sie "der Liebe wegen" nach Südthüringen um und setzte hier ihre politischen Aktivitäten ungehindert fort. So fungierte sie als Regionalbeauftragte der Jugendorganisation "Heimattreue Deutsche Jugend e.V." (HDJ) und verankerte eine neonazistische Jugend- und Kinderbildungsarbeit in der Region (  http://www.pds-fraktion-thueringen.de/themen/rechts/rechtsextreme.html ). Die HDJ entstand spätestens im Jahr 2000 aus der Gruppe "Heimattreue Deutsche Jugend e.V." (DHJ) und will den "Gedanken der Volksgemeinschaft (...) im Kleinen" vorleben. Auf der Basis einer "heimat- und volkstreuen Weltanschauung" werden Kinder ab sechs Jahre sowohl geistig als auch militärisch, z.B. bei Geländespielen, ausgebildet (  http://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/HDJ.htm ). Im September 2004 wählte der NPD Kreisverband Wartburgkreis in Merkers bei Bad Salzungen Silvia Berisha zur ihrer neuen Vorsitzenden, da die Partei noch keinen eigenen Verband im Landkreis Schmalkalden-Meiningen unterhielt. "Berisha versprach den Parteimitgliedern, frischen Wimd in den Kreisverband zu bringen und startete auch gleich eine Versammlungsoffensive. Wegen der Auseinandersetzung um die geplanten Hartz IV-Gesetze wird auch im Wartburgkreis eine Offensive gestartet, um die Bürger über das unsoziale Vorhaben aufzuklären (PM NPD Thüringen)." Im Januar 2006 wurde sie allerdings von dem 19 Jahre alten Studenten Hendrik Heller abgelöst.

_ Die Reaktionen _

All das ist nun kein Geheimnis, sondern findet sich nicht nur in den VS-Berichten, sondern auch an zahlreichen Stellen im Internet. Nur Dieter Althaus wusste es nicht und offenbar flüsterte es ihm auch keineR, weder die geflügelten Zuträger der katholischen Kirche noch die gutbezahlten MitarbeiterInnen des Staatsschutzes. Als Althaus zusammen mit Gerhard Schröder und anderen PolitikerInnen zehn Monate später die zentrale Gedenkveranstaltung anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager besuchte, kassierten drei junge Antifaschisten einen Platzverweis für das gesamte Stadtgebiet einschliesslich des Geländes des ehemaligen KZ Buchenwalds, weil sie - obwohl gegen zwei von ihnen überhaupt nichts vorlag - in der geheimen Polizei-Datenbank "LIMO" (für "links motivierte Straftäter" erfasst sind (  http://de.indymedia.org/2006/02/139776.shtml ). Silvia Berisha, die im Zuge einer bundesweiten Razzia im Juli 1993 gegen neonazistische „Skinzines“ einmal verhaftet worden sein soll, findet sich entweder nicht in der parallel geführten "REMO"-Datei oder wurde nicht überprüft. Das schlagende Argument dafür kam vom Regierungsprecher Uwe Spindeldreier: "Der alleinige Förderungsgrund ist die Zahl der Kinder in der jeweiligen Familie. Eine Überprüfung der politischen Gesinnung der Eltern ist nicht vorgesehen. Der Ministerpräsident übernimmt die Ehrenpatenschaft über die Kinder, nicht über die Eltern. Abgesehen davon: Anhaltspunkte zu Aktivitäten von Frau Berisha im Umfeld der NPD gab es nicht, als sie – nach der Geburt ihres sechsten Kindes im Jahr 2004 – einen Antrag zur Übernahme der Ehrenpatenschaft stellte."

Im Dorf Rippershausen nahm auch kaum jemand Anstoss an der Geschichte. Der Bürgermeister Werner Schäl meinte dazu: „Wir wissen, dass die Frau rechts orientiert ist, aber sie ist hier im Ort nicht politisch aufgetreten und hat auch keine Werbung für die NPD gemacht“. Andere EinwohnerInnen berichten zwar, dass ab und zu ein „komisches Plakat“ im Fenster der Familie hänge, aber wichtig sind andere Werte: "Die Kinder seien immer sauber angezogen und grüßten artig auf der Straße. Man spüre, dass in der Familie Zucht und Ordnung herrsche." Auf Nachbohren hin fiel zumindest dem Bürgermeister doch noch etwas ein. Die älteren Kinder der Familie Berisha würden sowieso schon ganz offen erklären, dass sie „rechts“ sind. „Im Ort gibt es einen kleinen Bulgaren. Der wird immerzu drangsaliert, auf dem Schulweg, auf dem Nachhauseweg – der tut einem Leid.“ Zwar seien auch andere Kinder aus dem Ort beteiligt, die Jungs der Familie gehörten immer dazu (  http://www.freies-wort.de/nachrichten/regional/resyart.phtm?%20id=908449 ).

Einige EinwohnerInnen von Rippershausen hatten allerdings schon einige Probleme mit der öffentlichen Ehrung von Nazissen. Nachdem sie von der Ankündigung des Besuches aus der Presse erfahren hatten, dachten sie sich, "man sollte den Ministerpräsidenten informieren, wen er da ehrt" und schickten eine Abgesandte zum Thüringer Bürgerbeauftragten Karsten Wilsdorf nach Erfurt (  http://www.thueringen.de/de/bueb/ ). Sie sollte anfragen, ob der Herr Ministerpräsident denn nicht wisse, dass die Mutter ein Größe in der rechten Szene sei? Ob man dem Herrn Ministerpräsidenten denn nicht einmal Bescheid geben könne? Wilsdorf allerdings wimmelte die Besucherin ab (Bürgerbeauftragter behielt Warnung für sich, OVZ vom 20.01.06:  http://www.ovz-online.de/regional/regional_texte/27639.html ). Es sei es leider nicht möglich zu helfen, weil er die ganze Geschichte ja nicht nachprüfen könne. Die Rippershäuser mögen sich doch bitte direkt an den Herrn Ministerpräsidenten wenden. Wegen dieser und anderer Geschichten, bei denen er vertrauliche Informationen offenbar ohne grössere innere Widerstände an Althaus weitergeben konnte, kam Wilsdorf Ende Januar unter Beschuss und der SPD-Landesvorsitzende Christoph Matschie fordert seinen Rücktritt ( MDR 1 RADIO THÜRINGEN vom 29.01.2006 ).

Dieter Althaus erklärte auf Anfrage des "Freien Wortes" im Januar 2006, dass er sich nicht mehr an seinen Besuch bei der Familie erinnern könne. Von da her könne er auch nichts zu deren politischer Orientierung sagen. Der Fall Berisha bleibt jedoch weiterhin interessant, denn vor einigen Wochen gebahr die fleissige deutsche Mutter ein weiteres Kind. Und beim siebten Kind übernimmt normalerweise der Bundespräsident Horst Köhler die Ehren-Patenschaft auf Antrag bei der Gemeinde beziehungsweise dem Landratsamt. Aus dem Bundesverwaltungsamt in Berlin hiess es bereits: „Das Kind kann doch nichts dafür“. Im Zuge des Behördenverfahrens würde lediglich geprüft, ob es tatsächlich das siebte Kind sei.

Die NPD Thüringen freute sich natürlich über die gelungene Steilvorlage und wälzte das Thema auf ihren Webseiten und ihrem Internetforum lang und breit aus - nicht ohne die zu verteidigende Parteigenossin und "national eingestellte Mutter" mehrfach falsch zu schreiben (Sylvia Berisha). Kurt Hoppe, der Vorsitzende der Thüringer DP mit engen Verbindungen zu den südthüringischen Neonazi-Kameradschaften (  http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Hoppe ), wandte sich mit einem offenen Brief an den "Freies Wort"-Mitarbeiter Jens Wenzel, nannte den FW-Artikel "ein Beispiel für den Mißbrauch der Pressefreiheit" und griff die Zeitung und den Verfasser persönlich an.

Was lernen wir nun daraus? Wer die Augen und Ohren schliesst, dem kann auch göttlicher Beistand nicht weiterhelfen. Vielleicht hätte es den gläubigen Katholiken Althaus ja viel mehr interessiert, wenn Berisha mal die berühmte Gretchenfrage gestellt worden wäre. Denn mit der Religion hat sie es ja auch. Silvia Berisha vertritt in ihren Reden und Schriften ganz offen einen neoheidnisch-pseudogermanischen Glauben und lehnt wie andere Neonazis das Christentum vehement ab. Nun ist also der Dieter Patenonkel von einem kleinen Odinsjünger. Ob da die Himmelstür für ihn noch weit offen steht?

_ Die wirkliche Gefahr droht doch von links _

Aktuell plagen den Landesvater und seinen Innenminister Karl Heinz Gasser (CDU) jedoch noch ganz andere Probleme. Unter der Überschrift "Mehr politisch motivierte Straftaten 2005 in Thüringen" findet sich in der OTZ von heute (24.02.2006 ) dieser Artikel:

Erfurt (dpa/th) - In Thüringen hat sich die Zahl der politisch motivierten Straftaten im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Mit 1173 Delikten verzeichnete die Polizei 2005 ein Viertel mehr derartiger Fälle als noch im Jahr zuvor. Dieser Anstieg resultiere vor allem aus der Zunahme von Straftaten der linken Szene, sagte Innenminister Karl Heinz Gasser (CDU) am Freitag bei der Vorstellung der Thüringer Kriminalstatistik in Erfurt. Insgesamt ging die Zahl der im Freistaat erfassten Straftaten um 7,2 Prozent auf 152 386 zurück.
dpa

Und MDR meldete bereits gestern stolz:
Thüringer Polizei klärt immer mehr Straftaten auf
Die Thüringer Polizei hat im vergangenen Jahr erneut mehr Straftaten aufklären können. Die Aufklärungsquote lag bei rund 64 Prozent. Das geht nach Informationen des MDR THÜRINGEN JOURNALS aus der jüngsten Kriminalstatistik hervor, die Innenminister Karl-Heinz Gasser morgen vorlegen wird. Demnach ist die Zahl der Rauschgiftdelikte weiter zurückgegangen. Deutlich gestiegen sind aber die in Thüringen sicher gestellten Drogen-Mengen. Die Polizei registrierte auch mehr politisch motivierte Straftaten in der linken Szene.
zuletzt aktualisiert: 23. Februar 2006 | 19:35
Quelle: MDR 1 RADIO THÜRINGEN
 http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/2548065.html

Richtig ausführlich wird es auf der Website des Thüringer Innenministeriums ( www.thueringen.de/de/tim/ ) unter der Überschrift "Erfolgreiche Jahresbilanz der Thüringer Polizeiarbeit"

"Im Jahr 2005 wurden in Thüringen insgesamt 1.173 Delikte, mithin 238 mehr als im Jahr 2004 registriert. Dieser Anstieg resultiert ganz wesentlich aus der Zunahme der registrierten Straftaten der "Politisch Motivierten Kriminalität – Links". Die Anzahl der Delikte der PMK - Links ist von 67 Fällen im Vorjahr auf 200 Fälle im Jahr 2005 gestiegen und hat sich somit fast verdreifacht. 620 Fälle entfallen auf den Phänomenbereich "Politisch Motivierte Kriminalität – Rechts". Auch hier kam es zu einer geringen Zunahme. Es wurden 29 Delikte mehr festgestellt. Den Hauptanteil der "Politisch Motivierten Kriminalität – Rechts" bilden - wie auch in den Vorjahren - die so genannten Propagandadelikte mit 398 Fällen."

Während also die Anzahl rechtsextremer Straftaten lediglich um 4,9% gestiegen ist, muss bei der Anzahl linksextremer Straftaten ein exorbitanter Anstieg um 198,5% verzeichnet werden. Dieses extreme Ungleichgewicht kann auch noch besser ausgedrückt werden: "Obwohl sich die Fallzahlen der PMK-Rechts im Vergleich von 2004 (591) mit 2005 (620) nur um 29 Delikte erhöhte, ist für den Bereich der PMK-Links bei 67 Delikten in 2004 eine Zunahme um 133 auf nunmehr 200 Straftaten zu verzeichnen. Im Phänomenbereich Politisch motivierte Ausländerkrimininalität (PMK-Ausländer) wurden lediglich sieben Straftaten registriert. Im vergangenen Jahr hiess es noch, "...die Zahl der linksextremistischen Straftaten sank 2004 gegenüber dem Jahr zuvor um acht auf insgesamt 67...".

Lediglich 1031 Tatverdächtigen auf der rechten Seite steht die gewaltige Zahl von 220 Tatverdächtigen gegenüber (bei 200 Straftaten! ). In 126 Fällen standen die Straftaten "links" im Zusammenhang mit Demonstrationen, fast ausschliesslich mit Nazi-Aufmärschen wie in Erfurt am 16.04.2005, wo gewaltbereite Gegendemonstranten die demokratisch legitimierte NPD-Kader böswillig und hinterhältig mit Gegenständen, insbesondere rohen Eiern, beschossen. Allein 32,9 % sind Verstösse gegen das Versammlungsgesetz.

Insgesamt waren von den 200 "linken" Delikten 6 Propagandadelikte, 48 politisch motivierte Gewaltdelikte und 146 sonstige staatsschutzrelevante Delikte. Rechts verteilt es sich auf 398 Propagandadelikte, 53 politisch motivierte Gewaltdelikte mit 227 Tatverdächtigen und 169 sonstige staatschutzrelevante Delikte. Fremdenfeindliche Straftaten von rechts gingen erfreulicherweise um 20 Fälle gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück (2005 nur noch 58 Fälle). 2005 wurden lediglich 33 Angehörige anderer Staaten und 20 Personen, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, geschädigt. Dagegen waren die Opfer linker Gewalt, eine Frau und 27 Männer, alle deutsche Staatsangehörige, wie extra ausgeführt wird.

Interessant sind auch die Fallbeispiele, für links z.B. einen von insgesamt sechs Verstössen gegen §86a: "Am 26.08.2005 zeigte ein Angehöriger der linken Szene am Rande einer Wahlkampfveranstaltung der CDU zur Bundestagswahl in Erfurt beim Abspielen der Nationalhymne den Hitlergruß." Wie harmlos sind dagegen die Fallbeispiele für rechts: "Am 26.08.2005 trafen am Rande des "Heuwaagenfestes" in Ohrdruf Angehörige der linken und rechten Szene aufeinander. Nach anfänglichen verbalen Auseinandersetzungen griffen die Angehörigen der rechten Szene ihr Gegenüber an. Die Geschädigten wurden mit Fäusten und Bierflaschen geschlagen und mit Füßen getreten und dadurch verletzt. Die Tatverdächtigen standen unter Alkoholeinfluss." "Am 01.10.2005 hatten mehrere Personen, die der rechten Szene zuzuordnen waren, in Gotha eine Gruppe Jugendlicher angegriffen, zu der zwei Deutsche asiatischer Abstammung und ein vietnamesischer Staatangehöriger gehörten. Die Tatverdächtigen schlugen ihre Opfer mit Fäusten und Zaunlatten. Dabei erlitten zwei 18-Jährige und ein 21-Jähriger Verletzungen (Hämatome und Schürfwunden) und mussten ambulant behandelt werden.



Zum Schluss einen Rat an die Freunde und Helfer: Immer schön erst nach links und dann nach rechts schauen! Und die Mathe-Kenntnisse, besonders die Prozentrechnung, nicht vergessen!

Und noch einen zweiten an Dieter Althaus: Denken statt Glauben!
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Ergänzungen

Gott Sei Dank alles nicht so schlimm

Ein beruhigter Bürger 24.02.2006 - 19:30
www.regioweb.de/newsitem+M5b2cd43b759.html

30.01.2006
CDU gegen Abberufung des Bürgerbeautragten

Der Arbeitskreissprecher für Petitionen der CDU-Landtagsfraktion, Michael Heym, hat Forderungen nach einer Abberufung des Thüringer Bürgerbeauftragten Karsten Wilsdorf zurückgewiesen. Der Bürgerbeauftragte hat nach Ansicht Heyms seine Amtspflichten nicht verletzt, damit ziele der angekündigte Abberufungsantrag ins Leere, heißt es in einer heute in Erfurt veröffentlichten Presseerklärung.

Die SPD-Fraktion stützt ihre Forderung auf den Vorwurf, der Bürgerbeauftragte habe die Staatskanzlei nicht über einen Hinweis informiert, dem zufolge der Ministerpräsident die Ehrenpatenschaft über das sechste Kind einer Familie in Rippershausen inne hat, die in einem anonymen Flugblatt dem Rechtsradikalismus zugeordnet wird. Der Ministerpräsident hatte die Ehrenpatenschaftsurkunde persönlich übergeben.

"Wilsdorf hat sich gegenüber der Erfurter Bürgerin, die das Flugblatt rund sechs Wochen nach diesem Besuch überbrachte, an die Maßgaben des Bürgerbeauftragtengesetzes gehalten. Das gilt auch für die seit Tagen anhaltende Diskussion über den Fall. Alles Weitere in dieser Angelegenheit berührt Fragen des Stils, die man durchaus anders als Herr Matschie beurteilen kann. Daher ist das Ansinnen der SPD-Fraktion völlig überzogen", so Heym abschließend.


OTZ 27.Januar 2006
Hinweis registriert und abgeheftet
Warum Bürgerbeauftragter Wilsdorf eine ziemlich brisante Information für sich behielt
Von OTZ-Redakteur Volkhard Paczulla

Karsten Wilsdorf kann alles beweisen. Der Thüringer Bürgerbeauftragte hätte Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) vor dieser Peinlichkeit nicht retten können. Und dennoch wird das Eis für Wilsdorf gefährlich dünn.
Der "Sachverhalt", wie er sich bürokratisch korrekt ausdrückt, reicht zurück in die Zeit des Landtagswahlkampfs 2004. Althaus, ganz Familienpolitiker, fuhr Anfang Juni in den kleinen Ort Rippershausen bei Meiningen, um eine kinderreiche Familie zu besuchen. Für deren 6. Sprössling übernahm der Regierungschef die Ehrenpatenschaft. Urkunde, Geschenk und Glückwünsche überbrachte der Patenonkel höchstselbst, das kuschelige Familienfoto zierte am Tag darauf im "Meininger Tageblatt".
Sechs Wochen später tauchte eine Erfurterin zum Sprechtag beim Bürgerbeauftragten auf. Einwohner aus Rippershausen hätten sie gebeten, den Regierenden in Erfurt mal beizubiegen, wen der Herr Althaus da eigentlich beglückt hat mit seiner Ehrenpatenschaft. Die Mutter nämlich, Silvia B., sei in der rechten Szene aktiv. Zum Beweis legte die Besucherin eine Art Flugblatt vor. Das Pamphlet ist eine Schimpfkanonade, anonym und fernab jeder Regel von Orthografie und Grammatik verfasst. Von "braunem Abschaum" ist die Rede und von Steuergeldverschwendung. Wilsdorf reagierte prompt: nämlich gar nicht.

Die Behauptungen seien für ihn nicht nachprüfbar, beschied er der Frau, die er als "Petentin", also ganz normale Bittstellerin abfertigte. Die Leute aus Rippershausen mögen sich doch selbst an den Ministerpräsidenten wenden, riet der Bürgerbeauftragte. Nur wenn sie darauf keine Antwort erhalten, was Wilsdorf der Staatskanzlei offenbar zutraut, würde er dann selber mal nachfragen. So ist es nicht gekommen. Die Frau meldete sich nicht wieder, und der Bürgerbeauftragte auch nicht. Er muss sich nicht kümmern, schrieb er jetzt in einem Brief an alle Abgeordneten, wenn ein Anliegen weder Namen noch Anschrift trägt.

Die Staatskanzlei wäre für einen noch so kleinen Tipp vielleicht dankbar gewesen. Denn mit wenig Aufwand hätte sie erfahren, dass die Mutter des Patenkindes zur Bundestagswahl 2002 NPD-Kandidatin in Niedersachsen war und bis vor wenigen Wochen Kreisvorsitzende im Wartburgkreis. "Wir betreiben keine Gesinnungsschnüffelei", ließ Regierungssprecher Uwe Spindeldreier wissen, als die Sache bekannt wurde. Die Patenschaften gelten schließlich den Kindern, nicht den Eltern. Allerdings, wurde eingeräumt, bei Wissen um die politischen Aktivitäten der Frau wäre Althaus nicht persönlich gekommen.

Dank Wilsdorfs Verschwiegenheit hätte ihm das durchaus noch einmal passieren können. "Der Bürgerbeauftragte war in diesem Amt von Anfang an überfordert und ist es noch", sagt Birgit Pelke (SPD). Als Mitglied des Landtags-Petitionsausschusses glaubt sie das einschätzen zu können. Von guter Zusammenarbeit mit der Beauftragten-Behörde konnte noch nie die Rede sein. Aber so, schimpft Pelke, dürfe Wilsdorf mit der Zivilcourage von Bürgern nun wirklich nicht umgehen. Die PDS prüft bereits, wie ein Abwahlverfahren gegen den Beauftragten aussehen müsste. Aber damit dürfte sie nicht lange bummeln: In einem Jahr geht der einstige CDU-Landrat des Altkreises Gera-Land sowieso in Pension.

Zwei links, rechts eine fallen lassen ...

ASJ 24.02.2006 - 21:34
Interessant ist auch die regionale Verteilung der "politisch motivierten Kriminalität - Links":

PD Erfurt: 52
PD Gera: 27
PD Gotha: 42
PD Jena: 59
PD Nordhausen: 3
PD Saalfeld: 2
PD Suhl: 15

"In 24 der aufgeklärten Fälle handelten Tatverdächtige gemeinschaftlich. In drei Fällen beteiligten sich Gruppen mit zwölf oder mehr Personen an der Tatausführung."

Da es keine detaillierte Auflistung der Fälle gibt, bleiben nur Spekulationen:

_ PD Jena _

Als am 11. Juni 2005 das neonazistische "Fest der Völker" in Jena stattfand, wurden nach Informationen der Einsatzleitung vier Teilnehmer der NPD-Veranstaltung und 54 Gegendemonstranten vorläufig festgenommen. Allein beim Abbau (!!!) einer Blockade am Gries waren am Vormittag 45 Menschen von hessischen Bundesgrenzschutzbeamten festgenommen worden. Gegen sie wegen Sachbeschädigung und Nötigung ermittelt, diese Ermittlungen aber Anfang des Jahres eingestellt.

Die TLZ meldete hierzu am 13.02.2006:
Barrikadenabbau ist nicht strafbar
Jena. (tlz) Endlich. Die Ermittlungen gegen die 45 Jenaer, die am 11. Juni des vergangenen Jahres nach der Aktion gegen den Nazi-Aufmarsch am Gries vorläufig festgenommen worden waren, sind eingestellt. Das bestätigte gestern Ralf Mohrmann, der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Gera. "Nach dem Ermittlungsstand haben die Beschuldigten Barrikaden nicht errichtet, sondern abgebaut. Und das ist keinesfalls strafbar", sagte Mohrmann.
Die 45 Frauen und Männer waren von Beamten des hessischen Bundesgrenzschutzes vorläufig festgenommen worden, als sie am 11. Juni, am Tag des so genannten Festes der Völker, eine Barrikade an der südlichen Zufahrt zum Gries abräumen wollten. Die Jenaer Polizei hatte noch versucht zu vermitteln, allerdings ohne Ergebnis. Unter den Festgenommenen waren der damals amtierende Superintendent Gotthard Lemke, der Gewerkschafter Michael Ebenau und das attac-Mitglied Angelika Hesse. Die Festgenommenen waren in die Polizeiturnhalle in der Kahlaischen Straße gebracht worden zur Feststellung der Personalien. Bei der Befragung wurde ihnen mitgeteilt, dass ein Ermittlungsverfahren eröffnet wird. Der Vorwurf lautete: Sachbeschädigung und Nötigung. Gegen 10 Uhr waren sie festgenommen worden, der letzte von ihnen war erst gegen 14.30 Uhr wieder auf freiem Fuß.
Die Verfügung, das Ermittlungsverfahren einzustellen, wurde am 31. Januar erlassen und den Betroffenen in diesen Tagen zugestellt. "Freude ist das falsche Wort über die Einstellung des Verfahrens", sagte gestern Michael Ebenau. Für ihn sei das Vorgehen der hessischen Beamten am 11. Juni nach wie vor nicht nachvollziehbar. "Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens ist für mich vor diesem Hintergrund nur normal."
13.02.2006 Von Barbara Glasser

Sollte diese Meldung für den Bericht etwa zu spät gekommen sein?

Weitere 22 Menschen wurden am 28. Mai 2005 festgenommen und gegen sie Anzeigen wegen Nötigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte gestellt, weil sie die Abfahrt des Jena Neonazikaders Ralf Wohlleben zum "4. Thüringentag der nationalen Jugend" in Weimar zumindest etwas verzögern wollten:

Polizei löst Blockade in Lobeda-Altstadt auf
Rechtes Haus in Jenaischer Straße blockiert Jena (OTZ).
Etwa 40 Menschen haben am Samstagfrüh zwei Stunden lang die Jenaische Straße in Alt-Lobeda blockiert: Sie wollten NPD-Landeschef Ralf Wohlleben hindern, nach Weimar Aktionstag zu fahren. Gegen 10 Uhr wurde die Aktion von der Polizei aufgelöst. 22 Personen der linken Szene, darunter der JG Stadtmitte, wurden vorläufig festgenommen und nach Aufnahme der Personalien wieder entlassen. Gegen sie wurden Anzeigen wegen Nötigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte aufgenommen. In Weimar wurde die Blockade-Aktion in Jena mit viel Beifall von den dortigen Gegendemonstranten aufgenommen. Der sogenannte Thüringentag der nationalen Jugend in Weimar wurde gegen 16 Uhr von der Versammlungsbehörde mit der Begründung vorzeitig abgebrochen, dass es sich nicht um eine politische Kundgebung sondern um ein rechtes Volksfest handele. In zwei Wochen plant die NPD das Fest der Völker in Jena auszurichten. Es ist derzeit verboten.
OTZ, 29.05.2005

Blockade in Jena von Polizei geräumt
von Black Red Press - 29.05.2005 15:11
 http://www.de.indymedia.org/2005/05/118310.shtml

So läßt sich mit dem Hinweis auf nur zwei Aktionen die "linksextreme Hochburg Jena" ganz schnell erklären.

_ PD Erfurt _

Nazi-Demo in Erfurt am 16.04.2005:
Massiver Protest gegen Neonazis in Erfurt
von Black-Red-Press - 16.04.2005 21:17
 http://de.indymedia.org/2005/04/112027.shtml
VS Thüringen: Die Polizei nahm fünf Personen, die an der Kundgebung der NPD teilnahmen, und 14 Gegendemonstranten vorläufig fest.

Nazi-Demo in Erfurt am 25.06.2005:
Nazis unter lautstarker Begleitung in Erfurt
von Black Red Press - 25.06.2005 23:17
 http://de.indymedia.org/2005/06/121572.shtml
"Fünf Gegendemonstranten wurden wegen Beleidigung von Polizeibeamten vorläufig festgenommen; die Polizei sprach elf Platzverweise gegen Vertreter der linken Szene aus. Im rechten Spektrum gab es eine vorläufige Festnahme wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz."

_ Gera _

Kundgebung gegen den Volkstrauertag in Gera am 13.11.2005
von Antifaschistische Aktion Gera [AAG] - 13.11.2005 18:08
 http://de.indymedia.org//2005/11/132390.shtml
Kundgebung gegen Volkstrauertag und deutschen Opfermythos in Gera
"Nach Beendigung der antifaschistischen Veranstaltung am heutigen 13. November, führte die Polizei, welche mit einem martialischen Aufgebot vor Ort war und die Kundgebung somit in der öffentlichen Wahrnehmung diskreditierte, bei sämtlichen TeilnehmerInnen [ca. 20] erkennungsdienstliche Behandlungen durch. Begründet wurde dies mit einem Generalverdacht gegen alle Anwesenden, nach dem Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht am 9. November, eine Körperverletzung begangen zu haben."

Proteste gegen das NPD-Open Air "Rock für Deutschland" am 09.07.2005
Massiver Widerstand gegen 3. NPD Open Air
von Antifaschistische Aktion Gera - 10.07.2005 20:07
 http://de.indymedia.org//2005/07/122908.shtml
"Vier Rechte und fünf Linke wurden vorübergehend festgenommen."
"Gleich nach Demonstrationsende brannten zwei Container, die Rücklichter eines Autos wurden beschädigt. Die mutmaßlichen Täter wurden festgenommen. Vier Teilnehmer der NPD-Veranstaltung wurden wegen Verwendung verfassungswidriger Symbole beziehungsweise Verstößen gegen das Versammlungsgesetz vorläufig verhaftet.
"Drei Festnahmen gab es wegen zwei angezündeten Containern und wegen beschädigten Rücklichtern eines Autos."

_ Gotha _

Protest gegen Nazikundgebung in Arnstadt am 26.11.2005
von Beobachter - 26.11.2005 15:18
 http://de.indymedia.org/2005/11/133762.shtml
Polizeibericht zur Neonazi-Demo in Arnstadt am 26.11.2005:
"Zur Verhinderung des Eindringen von Autonomen in die rechte Versammlung wurden 110 Platzverweise ausgesprochen und zwei Gewahrsamnahmen wegen Nichtbefolgen von Platzverweisen durchgeführt. Auch bei ihnen wurden Gegenstände, welche zur Vermummung oder als Schutzbewaffnung dienen können, sichergestellt. Zur zweifelsfreien Identitätsfeststellung mussten drei Personen dieser Gruppierungen in Gewahrsam genommen werden. Weiterhin wurden im Nachgang der Demonstrationen zwei der Polizei bekannte Täter gesehen, als sie an einem abgestellten Pkw die Außenspiegel beschädigt haben. Insgesamt wurden gegen neun Personen Strafanzeigen erstattet. Hierbei ging es um Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, Sachbeschädigungen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Hausfriedensbruch."

Gemäßigter Antifa-Protest in Eisenach am 08.10.2005
von Black Red Press - 09.10.2005 20:10
Am 8. Oktober stellten sich insgesamt ca. 650 Menschen gegen eine Rechtsextremen Aufmarsch von etwa 300 Neonazis.
 http://de.indymedia.org//2005/10/129801.shtml
Im Verlaufe des gesamten Versammlungsgeschehens wurden 104 Identitätsfeststellungen durch die Polizei bei den Teilnehmern durchgeführt. Es kam zu sieben strafbaren Handlungen. Davon gab es drei Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, wie das Mitführen von Schutzbewaffnung und Vermummung. Gegen einen Eierwerfer wurde ebenfalls Anzeige erstattet. Eine Anzeige wurde aufgenommen wegen Sachbeschädigung, weil eine Person der linken Gruppierung gegen das Auto eines vorbeifahrenden rechten Versammlungsteilnehmers getreten hatte. Eine weitere Anzeige wurde wegen des Tragens eines Symbols verfassungswidriger Organisationen gefertigt.
Es gab keine Verletzten und keine Festnahmen, Gewahrsamsnahmen oder Platzverweise gegen Demonstrationsteilnehmer.

_ Suhl _

NPD-Demo am 20.05.2005


_ Zwei links und rechts eine fallen lassen _

Ich würde gern mal die Zahlen sehen, wenn alle erfassten Straftaten im Zusammenhang mit Neonazi-Aufmärschen oder Gegenwehr gegen Neonazis rausgerechnet wären. Tja, keine Nazi-Demos, fast keine "linksextremen Straftaten".

Oder im Gegenzug würden die mehr als 1000 TeilnehmerInnen des Neonazi-Konzerts am 2.4.2005 in Pößneck mit eingerechtet, bei denen munter der Hitlergruß gezeigt wurde etc., die Polizei sich aber nicht in das Gebäude traute.

Und wenn schon nicht so viele, dann zumindest doch Fälle wie die Schändung der Grabsteine von NS-Opfern auf dem städtischen Friedhof von Blankenhain bei Weimar, bei dem trotz einer aktiven Neonaziszene mit eigener Kameradschaft von der Polizei „in der derzeitigen Phase der Ermittlung“ ein „fremdenfeindlicher“ und antisemitischer Hintergrund der Tat ausgeschloßen wurde, weil der 18-jährige Tatverdächtige als Grund für die Friedhofsschändung „Alkoholmissbrauch und persönliche Frustration“ angegeben hatte (  http://www.radiolotte.de/netzwerk/inhalt/meldung.html - „Fremdenfeindlichkeit“ ausgeschlossen? ) .... . :

Blankenhain (Thueringen)
Grabstätten von NS-Opfern geschändet
Zunächst Unbekannte verwüsteten in der Nacht vom 13. auf den 14. August 2005 in Blankenhain nahe Weimar 15 Gräber von Opfern des NS-Regimes. Sieben davon waren Grabstätten von ehemaligen jüdischen Häftlingen des KZ Buchenwald. Ein 18-jähriger Blankenhainer wurde als Täter ermittelt. Er gestand die sehr schweren Steine aus ihrem Fundament gehebelt zu haben. Die zuständige Polizeidirektion Jena meldete, dass ein "fremdenfeindlicher Hintergrund" auszuschließen sei.
(Frankfurter Rundschau, 20.08.2005)

Thüringen hat was das braune Herz begehrt
von Antifaschistischer Schutzwall Jena [ASJ] - 13.08.2005 21:24
 http://de.indymedia.org/2005/08/125033.shtml

Neonazi-Seminar am 29./30.10.05 in Thüringen
von Antisemiten-Jäger [ASJ] - 12.09.2005 23:17
 http://de.indymedia.org/2005/09/127979.shtml

Anhaltende Naziangriffe,-Straftaten,-Konzerte
von Antifaschistische Aktion Gera [AAG] - 04.10.2005 16:09
 http://de.indymedia.org/2005/10/129531.shtml

Dieter Althaus und die Kreationisten

(muss ausgefüllt werden) 25.02.2006 - 09:28
Evangelikales 68
Auch in Deutschland gibt es christliche Fundamentalisten, die bislang aber recht unbedeutend sind.
Doch vom Aufschwung der Evangelikalen könnten auch sie profitieren.
von jörg ronauer
 http://jungle-world.com/seiten/2005/51/6854.php

Kreationist Scherer referiert an der Uni Jena
 http://de.indymedia.org/2006/01/137134.shtml

21. September 2005 EVOLUTIONSDEBATTE
CDU-Politiker Althaus bietet Kreationisten ein Forum
Darwins Evolutionslehre contra biblische Schöpfung - der erbitterte Kulturkampf in den USA erreicht Deutschland.
Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus plant eine Veranstaltung, bei der auch ein umstrittener Biologe auftreten soll.
 http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,375856,00.html

 http://www.google.com/search?q=Althaus+Kreationisten&restrict=Deutsch&btnG=Google-Suche

Wieder mehr rechtsextreme Gewalttaten

Martina Dittes 01.03.2006 - 21:04
 http://www.steffen-dittes.de/

Wieder mehr rechtsextreme Gewalttaten - nur nicht in Thüringen?

Der Berliner Tagesspiegel berichtete am 13. Februar über einen weiteren Anstieg der rechtsextremen Gewalttaten in Ostdeutschland. So sei die Zahl der entsprechenden Taten nach Auskunft der fünf Opferberatungsstellen in den neuen Ländern in 2005 auf insgesamt 614 angestiegen. Thüringen vermeldete allerdings mit 38 Fällen die mit großem Abstand geringste Zahl von rechtsextremen Gewalttaten für das letzte Jahr.

Diese Ausnahmestellung von Thüringen ist verwunderlich. Ein Blick auf die Entwicklung der gesamten rechtsextremen Straftaten zeigt, dass sich der bundesweite Anstieg auch in den Landeszahlen wieder findet. Obwohl das Innenministerium bisher keine Angaben zu den Fallzahlen der politisch motivierten Kriminalität von Rechts gemacht hat, geht auch z.B. die Thüringer Allgemeine vom 6. Januar von einem deutlichen Anstieg in 2005 aus. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die chronologische Auflistung der Neonaziaktivitäten der Mobilen Beratung für Demokratie gegen Rechtsextremismus (Mobit e.V.).

Allein in den letzten Wochen ereignete sich eine ganze Reihe von rechtsextremen Gewalttaten in Thüringen. Dabei zeigt sich hier eine Entwicklung, die auch in anderen östlichen Bundesländern beobachtet wird. Immer mehr geraten junge Menschen, die tatsächlich oder vermeintlich Neofaschismus ablehnen, in den Fokus der rechten Schläger. Diese Angriffe finden überwiegend im ländlichen oder kleinstädtischen Raum statt. Schwerpunkte der Neonaziaktivitäten lagen dabei im Ilmkreis und im Saale-Orla-Kreis. Nichtrechte Jugendliche und antifaschistisch engagierte junge Menschen wurden gezielt überfallen, verprügelt und teilweise erheblich verletzt. Andere bekamen Drohanrufe und -SMS, auch wurden die Eltern der Betroffenen von Rechten belästigt.

In den Städten liegt der Schwerpunkt der rechtsextremen Kriminalität im Bereich rassistischer Übergriffe. In Erfurt wurde im November ein 50-jähriger Mann aus Togo von Neonazis angegriffen, im Dezember wurde ein kurdischer Gewerbetreibender überfallen, in Gotha wurde am 23. Dezember ein Mann aus Kamerun Opfer eines rassistischen Angriffs. In Gera traktieren Neonazis seit längerem eine farbige Bürgerin, die ein Stehcafé führt, so z.B. in der Silvesternacht. Anfang Januar wurde ein farbiger Jugendlicher in der Goldberghalle in Ohrdruf von Neonazis attackiert und am 11. Januar schlugen Rechtsextreme auf einen 31-jährigen irakischen Flüchtling in Erfurt ein.

Zu mehr als zehn derartigen rechtsextremen oder rassistischen Angriffen aus den letzten Wochen fragt die Linkspartei.PDS-Fraktion derzeit mit einer Kleinen Anfrage bei der Landesregierung nach. Wie auch andere im Bereich der Migrationspolitik oder des Antifaschismus Engagierte geht sie davon aus, dass die Anzahl und Intensität der rechtsextremen Gewalttaten seit einigen Monaten erheblich zugenommen hat. Ein Indiz für die gestiegene Bereitschaft in der rechtsextremen Szene, mit Gewalt ihre ideologischen und kulturellen Vorstellungen durchzusetzen, ist das an mehreren Orten zu beobachtende gezielte und organisierte Vorgehen. Neonazis stellen eigene Patrouillen auf und greifen meist nachts ihre Opfer an.

Der Thüringer Hilfsdienst für Opfer rechtsextremer Gewalt (THO) ist verantwortlich für die im Vergleich mit den östlichen Nachbarländern sehr niedrige Zahl registrierter rechtsextremer Gewalttaten. Er macht seine schlechte Personalsituation für das unzureichende Rechercheergebnis verantwortlich. Der Landesregierung werden die Zahlen gefallen. Sie hatte die Vorgängerinstitution der THO, dem in Gera und Erfurt ansässigen Team der Anlauf- und Beratungsstelle für Betroffene rechtsextremer und rassistischer Gewalt, so lange einem politischen wie finanziellen Druck ausgesetzt, bis diese keine Förderung durch das CIVITAS-Programm mehr erhielt.

Dem Träger der THO, dem erlebnispädagogisch orientierten Verein Drudel 11. e.V, der auch Bildungs- und Trainingsmaßnahmen mit rechtsextremen Tätern durchführt, wurde da mehr Vertrauen entgegengebracht. Hier wurden sogar Landesmittel zur Verfügung gestellt. Ein Novum in Thüringen, bisher erhalten die landesweiten CIVITAS-Projekte, so auch das Mobile Beratungsteam in Gotha, keinen Cent.

Die von der THO nun für 2005 veröffentlichte Zahl von 38 rechtsextremen Gewalttaten in Thüringen (im Vergleich: in Sachsen wurden 154, in Sachsen-Anhalt 129 gezählt), muss daher mit einiger Skepsis betrachtet werden.

Für Thüringen kann entgegen dem oberflächlichen Eindruck, der durch diese Zahl erweckt wird, eben keine Entwarnung gegeben werden.

Martina Renner

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Odin

eek 25.02.2006 - 12:23
Was bitte soll denn das mit dem "Odin" in der Überschrift?

Nicht alle Neuheiden und schon gar nicht alle, die das Christentum ablehnen sind Neonazis. Und die wenigsten Neonazis sind Neuheiden.
Klar, da gibts schon eine Schnittmenge zwischen Rassisten, Neuheiden und Neonazis. Aber sooo furchtbarviele sind das nicht.
Und die meisten Neuheiden sind gerade das Gegenteil von Neonazis, d.h. die beziehen sich schon auf Gottheiten wie Odin, Tyr, usw., sehen das aber nicht als "deutschen" Glauben und meist nichtmal als "alten Europäischen" Glauben, sondern einfach als den "alten Glauben".

Im Gegenteil dürfte die Zahl der Neonazis, die dem christlichen Glauben angehören um einiges Größer und die überwiegende Mehrheit sein. Und wenn du von rassistischen Tendenzen ausgehst: Die meisten Menschen hierzulande, die in diese Ecke einzuordnen sind, die sind wohl Christen. Insbesondere gewisse protestantische/nichtkatholische christliche Strömungen und Sekten sind eindeutig rassistisch-faschistoid und haben durchaus eine gewisse Nähe zu Parteien wie REP, DVU oder gar NPD. Schau dir mal an, wie diese "protestantischen" Sekten organisiert sind, was die so predigen usw.

Die Überschrift ist jedenfalls ziemlich Plump und sehr missverständlich.

Jesus

@ Eek 25.02.2006 - 13:02
Nicht nur überschriften lesen und aufregen, sondern mal den ganzen artikel.
Obwohl die von asj wirklich meist etwas zu lang und ausführlich sind. Aber mitten drin kommt dann die erklärung, die ich extra für dich noch mal rausgezogen habe. Wir sehen uns dann unten !!!

Was lernen wir nun daraus? Wer die Augen und Ohren schliesst, dem kann auch göttlicher Beistand nicht weiterhelfen. Vielleicht hätte es den gläubigen Katholiken Althaus ja viel mehr interessiert, wenn Berisha mal die berühmte Gretchenfrage gestellt worden wäre. Denn mit der Religion hat sie es ja auch. Silvia Berisha vertritt in ihren Reden und Schriften ganz offen einen neoheidnisch-pseudogermanischen Glauben und lehnt wie andere Neonazis das Christentum vehement ab. Nun ist also der Dieter Patenonkel von einem kleinen Odinsjünger. Ob da die Himmelstür für ihn noch weit offen steht?