Streik in der Entscheidungsphase

Kollektiv "Soutien à la Boillat" 23.02.2006 00:18 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Seit dreissig Tagen setzen sich die ArbeiterInnen des Metallwerkes "La Boillat" in der Schweiz gegen die Interessen des Manegements zur Wehr. Es ist eine einzigartige Streikgeschichte die in der Region Zehntausende mobilisiert.
Solidarität mit dem Streik der Boillat-ArbeiterInnen in Reconvilier!

Rückblick
Seit über dreissig Tagen wird im Buntmetallwerk von Swissmetal in Reconvilier im Jura gestreikt. Die Belegschaft wehrt sich gegen die Abbaupläne von 120 Arbeitsplätzen sowie für die Einhaltung des ausgehandelten Protokolls 2004 in der das Management sich verpflichtete weitere Investitionen in Reconvilier zu tätigen, einen werkeigenen Direktor einzusetzen sowie keiner Repression gegenüber den Streikenden. Bereits im November sah sich die Belegschaft gezwungen in den Streik zu treten um dem Protokoll Nachdruck zu verleihen. Mit dem Entschluss des Tournaround-Managers Martin Hellweg die Giesserei nach Dornach zu verlegen und den damit verbundenen Entlassungen brachte er das Fass zum überlaufen. Dem Managment fehlt nicht nur jeder Respekt gegenüber der Belegschaft und ihren Interessen den rentablen Betrieb mit hochqualitativen Produkten aufrecht zu erhalten, sondern vertritt eine nur auf kurze Sicht angelegte Strategie, die nur den Interessen der AktionärInnen Rechnung trägt. Damit gefährdet Swissmetal nicht nur Arbeitsplätze in Reconvilier, dem Werk in Dornach und dem neu dazu gekauften Werk in Lüdenscheid (D), sondern auch von 4000 Arbeitsplätzen in der ganzen Region - vorab in der Uhrenindustrie. Dieses Vorgehen reiht sich ein in eine globale Entwicklung, welche die Bedürfnisse der Menschen ausser Acht lässt und nur die Interessen des Kapitals im Blickfeld hat. Der Streik muss auch unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden, denn es ist kein klassischer Arbeitskampf in dem es um Lohnforderungen geht, sondern darum nicht zum Spielball ökonomischer Zwänge zu werden.

Streik in der Entscheidungsphase
Die Situation in Reconvilier ist verfahren. Trotz Mediation zeichnet sich keine Lösung im Konflikt ab. Zudem erklärte das Management am Donnerstag und Freitag nicht für Verhandlungen erreichbar zu sein. Die Angst besteht, dass Hellweg diese Zeit nutzt um weitere Übernahmepläne zu realisieren, sowie juristische und/oder repressive Mittel nutzt um dem Streik ein Ende zu setzen. Der Verlauf des Streiks, die harten und unnachgiebigen Verhandlungen sowie die etlichen Wortbrüche von Seiten des Swissmetal Management lassen befürchten, dass diese Auszeit für weitere Angriffe auf den Streik genutzt wird.

Solidarität
Der Streik der Boillat Belegschaft findet in Reconvilier und der Region grossen Rückhalt: Blaue Tücher prägen als Symbol der Solidarität das Alltagsbild der umliegenden Gemeinden. In der Dorfbäckerei wird Solischockolade verkauft, viele Restaurants erheben Soliaufschläge auf die Getränke und die ArbeiterInnen in den besetzten Fabrikhallen werden durch etliches Material unterstützt.

Selbstverwaltung?
Das Regionalblatt „Journal de Jura“ zog vergangene Woche bereits die Parallele zu einem Arbeitskampf in Argentinien, welcher mit der direkten Übernahme des Betriebes durch die ArbeiterInnen endete. Dieser funktioniert seit 2001 ohne Direktion und Privateigentümer, indem die ArbeiterInnen selbst über den Vertrieb und die Produktion verfügen. Bereits das Vorhandensein solcher Ideen lässt darauf hoffen, dass auch in der Schweiz Arbeitskämpfe wieder öfters geführt werden und radikale Ideen gesellschaftsfähig werden.

Mit dem heutigen Aktionstag zeigen wir unsere Unterstützung und Solidarität mit den Streikenden im Kampf um Selbstbestimmung und Würde.

Untzeichnet die Petition zur Unterstützung der Streikenden auf www.boillat.org und unterstützt den Streikfonds mit einer Spende auf das Postkonto 30-351860-7 – Solikonto – 3000 Bern : Vermerk « Boillat ». Hängt etwas Blaues aus eurem Haus und bekundet damit Solidarität!

Kollektiv „Soutien à la Boillat“

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Ergänzungen