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Aufruf gegen die Fuckparade

Fred Hirschmann 22.02.2006 21:27
Erstveröffentlichung. Coole Kids tanzen nicht mit Gabbanazis...schon gar nicht auf der Fuckparade. Die Fuckparade begreift sich selbst als politische Demonstration und hat dabei ziemlich ob-skure Forderungen. Diese sind weder emanzipatorisch noch ansatzweise als "links" zu verstehen und das hat nichts mit "hyper-politisch-korrekten" Standards zu tun.
Einmal pro Jahr tanzen im Sommer Leute zu lauter Musik durch die Straßen Berlins: Es ist wieder Fuckparade. Was eigentlich dahinter steckt, wissen die wenigsten. Die Fuckparade vereinahmt linke Positionen und ist auch immer noch in linken Kreisen akzeptiert. Ebenso nehmen mit der Fuckparade assozierte Veranstaltungen zu – es gibt inzwischen nicht mehr nur einmal jährlich die Parade, sondern auch Soliparties im übrigen Jahr. Deswegen auch gerade jetzt dieser Text.

Mensch braucht nur auf ihre Webseite zu gehen, um sich beispielsweise den Aufruf zur Fuckparade 2005 durchzulesen. Was dort propagiert wird, ist eine "unpolitische Subkultur" – und dies geht in der Praxis Hand in Hand mit der Tolerierung von rechten Einstellungen.

Dass das Ganze eine reaktionäre Veranstaltung darstellt, sollte eigentlich jedem vernünftig denkenden Menschen klar sein. Da wir aber festgestellt haben, dass die wenigsten wissen, was sich hinter der Fuckparade verbirgt, wollen wir mit diesem Flugblatt Hintergrundwissen liefern.


Gegen Nazis?!?

Zwar platziert die Fuckparade ein "Gegen Nazis" auf den Flyern, nimmt es dann aber mit dessen Auslegung nicht so genau. Schon 2003 gab es von der Gruppe freak-animals.org den Text "Mogelpackung Fuckparade" über die rechtsextremen Ordner Bunker Tom und Bin Laden Crew (siehe de.indymedia.org). Ersterer verlinkte schonmal den "Freien Widerstand" auf seiner Webseite, letztere hetzten auf ihrer Seite in rechtem Duktus gegen jüdische Menschen.
Diese Beiden sind nur die Fälle von namentlich bekannt gewordenen Nazis auf der Fuckparade. 2005 kam es zu mehreren Zwischenfällen mit Rechtsradikalen, die von der Demo geworfen wurden: Teils von der Polizei, teils von anderen DemonstrantInnen.

Zwar wird von Seiten der Fuckparade-Verantwortlichen behauptet, dass diese Personen nicht mehr dabei seien. Allerdings wurden sie nie offiziell wegen ihrer rechtsradikalen Meinung rausgeworfen, sondern tauchten einfach irgendwann nicht mehr auf. Das Thema wurde ausgesessen (auch wenn die Fuckparade diese Geschichte anders erzählt).
Bis heute stellt sich der Fuckparade-Hauptverantwortliche Trauma XP vor seinen Schützling Bunker Tom, der angeblich kein Nazi mehr sein könne, weil er jetzt Islamwissenschaften studiere (als ob das eine rechte Gesinnung per se ausschließen würde).

Ist damit das Problem erledigt? Wohl kaum, denn 2005 meldete ein anonymer "Freier Deutscher Gabberbund" eine zweite Fuckparade an, mit Forderungen wie "No Punks / No House or Goa-Freaks" und vor allem "Gegen rechte und linke Gewalt". Diese zweite Demo wurde dann abgesagt und die Veranwortlichen kündigten an, doch lieber bei der "ersten" Fuckparade mitzulaufen. Nachzulesen ist eine letzte Erklärung dieser Truppe auf www.fuckparade.de.vu
Diese Forderungen liegen auf der Argumentationslinie von rechten Kreisen, die sich von "Extremismus" abgrenzen, um mit dieser Strategie rechtes Gedankengut zu etablieren. Im übrigen fallen diese Aussagen auch bei anderen TeilnehmerInnen auf fruchtbaren Boden, verfolgt man die Diskussionen um die Fuckparade auf szeneinternen Internetforen und Mailinglisten.
Das ist der Toleranzbegriff der Fuckparade – hier darf sich wirklich jeder einreihen und wohlfühlen, niemand wird ausgegrenzt.
Wie üblich, wenn in Musikszenen rechte Meinungen thematisiert werden, wird ein Angriff "von außen" auf die eigene Gemeinschaft unterstellt. Dabei sind in der Gabbaszene rechte Tendenzen auch in Berlin vorhanden, wenn Veranstalter schon im Vorfeld einer Party mitteilen müssen, dass das Publikum doch "Terror" Pullis anziehen und die "Thor Steinar"- Kleidung zu Hause lassen solle – als ob mit einem Ändern des Dresscodes die Meinung gewechselt würde.

Fest steht: Es gibt ein Potential an rechter Gesinnung im Umfeld der Fuckparade. Gestört wird sich nicht an diesem braunen Sumpf mit extrem bedenklichen Meinungen, sondern an der Kritik daran. Statt diese Einstellungen in den eigenen Reihen zu thematisieren und sich offensiv mit diesem Problem auseinanderzusetzen, wird es klein geredet und verdrängt. Ein einfaches "Gegen Nazis" Symbol scheint Personen mit rechtsradikaler Gesinnung nicht abzuschrecken; es verkommt in diesem Kontext zu einem bloßen Lippenbekenntnis.
Es muss als Mindestforderung gelten, dass nicht zusammen mit Nazis getanzt wird. Solange dies nicht verwirklicht ist, ist die Fuckparade untragbar. Dass sich daran etwas ändert, ist eher unwahrscheinlich, denn das Problem besteht nicht erst seit kurzem, sondern seit Jahren und wird von den Verantwortlichen schlichtweg ignoriert.


Fuckparade und angepasste Vorstellungen

JedeR der/die auf eine Demonstration geht, sollte sich im Vorfeld darüber informieren, für was oder gegen was er/sie da eigentlich auf die Straße geht. Veranstaltungen wie die Fuckparade bringen nicht "die Verhältnisse zum Tanzen", sondern arbeiten fleißig mit am Mythos des Standorts Berlin /Deutschland. Das wollen wir im folgenden an einigen Zitaten aus dem Fuckparade-Aufruf 2005 festmachen.

"Subkultur wird von uns nicht als Gegenkultur verstanden, sondern als das Gewissen des Mainstreams."

Hier grenzt mensch sich bewußt von linken Subkulturkonzepten ab, die mehr wollten als einfach nur ein belangloser Modetrend zu sein und stattdessen die gesellschaftlichen Verhältnisse radikal in Frage stellten. Die Fuckparade will dagegen dazugehören und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, will sie noch Moralapostel spielen: "Wir sind die mahnende Stimme!"

"Zudem fordern wir die Kooperation des Senats in der Anpassung des völlig überholten Gastronomiegesetzes."

Klassischer kann der reformistische Ruf nach Verschlankung der "verkrusteten" Verwaltungsstrukturen kaum formuliert werden. Diese Forderungen gehen wunderbar Hand in Hand mit neoliberaler Umstrukturierungslogik. "Weniger Staat, weniger aufgeblasene Verwaltung und Bürgerbeteiligung von unten" – genau das fordern heute alle Parteien von CSU bis Grüne. Statt Kritik am Kapitalismus, will mensch an der Verbesserung der Zustände konstruktiv mitarbeiten und das Elend effektiver verwalten. Statt das eigene befreite Leben zu erkämpfen, wird beim Staat um Mitsprache ge-bettelt.

"Berlin versteht sich als ständig in Bewegung befindliche Stadt der Kunst- und Kulturszenen, als eine kreative und bunte Stadt, die von aller Welt dafür geschätzt wird."

Im Vergleich zur Fuckparade scheissen wir darauf, ob "die Welt unser Berlin schätzt" oder nicht. Wir wollen keinen weiteren Farbklecks in der bunten Pseudo-Multikulti-Idylle darstellen, wo mit Hilfe von "Kunst und Kultur" die eigene Stadt/ Nation auf dem Weltmarkt angepriesen wird. Mit genau diesem Image verkauft die deutsche Hauptstadt sich und ihre Musik heute schon: Jung, dynamisch, bunt, multikulturell.

Ebenso fällt auf: Die Forderungen der Fuckparade sind nicht kohärent. Es werden teilweise Parolen linker Flugblätter abgeschrieben, um seinem eigenen Anliegen eine Berechtigung zu verleihen und "politisch" zu wirken. Mit dem Konzept von Verdrängung im Stadtraum wurde sich gar nicht auseinandergesetzt, es wurden einfach allgemein verständliche Parolen linker Stadtteilkampagnen in entschärfter Form übernommen und mit ein mit ein bißchen liberalem Freiheitsdenken verquirlt (Toleranz, kulturelle Freiheit).
Die Fuckparade ist mit ihren Forderungen keine emanzipatorische Demonstration, sondern eine völlig angepasste Veranstaltung. Als Gegenbeispiel: Früher gab es mit "Reclaim the Streets" illegale Parties auf der Straße, die sich einen Dreck um Legalität kümmerten, sondern den kapitalistischen Alltag aufbrechen wollten.
Das hat nichts mit einer Veranstaltung zu tun, deren Zielsetzung völlig staatstragend und konform ist: "Konsumgeil, unpolitisch und gehorsam"; dieser Spruch auf den T-Shirts der Fuckparade ist leider keine Ironie, sondern bitterer Ernst.


Was dabei rauskommt...

Die Fuckparade braucht Menschenmaterial, da sich für ihren ursprünglichen Gabba kaum mehr jemand interessiert. Deswegen wird fleissig versucht anzuwerben: Neue Menschen, die dem Ganzen einen "politischen Anspruch" geben. Es gibt keine Berührungsangst mit Kuschellinken, denn es wird alles integriert, was sich nicht wehrt. Jeglicher politische Anspruch wird negiert; Protest als rein ästhetischer Ausdruck aufgefasst und für die eigene Sache vereinnahmt. So dürfen dann gleichberechtigt neben Protofaschisten auch HausbesetzerInnen auf der Fuckparade mitmarschieren – schließlich hat ja jedeR irgendeine Meinung. Hauptsache irgendwie politisch, denn es gibt ja Auflagen durch das Demonstrationsrecht, um eine legale Demonstation anmelden zu können.
2002 wurde so sinngemäß im Vorfeld gefragt: "Ey, könnt ihr mal poli-tische Gruppen, die ihr kennt fragen: Wir brauchen Transparente. Ist egal was, wir müssen die an die Wagen hängen, damit das wie ´ne echte Demo aussieht."
So ist es auch letztenendes wurscht, wer von den Wagen herunterbrabbelt. In den letzten Jahren schnappten sich auch gerne ParteipolitikerInnen das Mic und nutzten das Spektakel als Wahlkampfbühne.


Von Polizei und Chaoten

"Die Fuckparade wird sich um Aufnahme von Dialogen zwischen Polizeiführung, Innenministern und Vertretern der Freetechno-Szene bemühen. Wir fordern eine wohlwollende Auslegung des polizeilichen Ermessensspielraums. Wir fordern Toleranz und Dialog."

"Natürlich sind nicht alle Polizisten so. Aber wo sind die Whistle-Blower in den eigenen Reihen? Wo sind die Innenminister, die solche Brutalität verurteilen und ahnden? Wo bleibt der Aufschrei der Gesellschaft?"

Ohne Worte – Fuckparade zur Räumung des CzechTek 2005


Schlimm sind auch die Äußerungen zur Räumung des CzechTek. Diese sind ein purer Appell an den guten Staat, der solche Skandale nicht dulden sollte. Wir meinen: Der eigentliche Skandal ist Existenz der Polizei, deren Terror sich beispielsweise täglich gegen MigrantInnen richtet. Davon will die Fuckparade nichts wissen. Wer so bei der Polizeiführung bettelt, hat schon verloren.

Stattdessen wird die Polizei als Kooperationspartner angesehen. Angestrebt wurde seit Beginn der Fuckparade 1997 (damals noch Hateparade) eine Zusammenarbeit mit der Polizei: "Wir müssen jedoch mit der Möglichkeit einer Unterwanderung gleich welcher Seite rechnen und werden in Zusammenarbeit mit der Polizei Strategien zur Verhinderung bzw. zur DeEskalation überlegen."- so hiess es damals im Aufruftext.
Als es dann 2001 nach der Fuckparade mit Musikverbot zu kleineren Rangeleien vor der Volksbühne kam, wurde hinterher von den Organi-satorInnen und TeilnehmerInnen gegen "linke Chaoten", die verantwortlich gewesen sein sollen, gehetzt. Und auch heute werden diese Positionen vertreten, mensch will sich von allen radikalen Linken (oder was dafür gehalten wird), die mit Gewalt gleichgesetzt werden, abgrenzen.
Wenn "Tanzende [...] keine Terroristen [sind]" und von der "sinnlosen, unangemessenen und unverhältnissmässigen" Polizeigewalt geredet wird, dann impliziert dies, dass es eben auch sinnvolle, angemessene und verhältnissmässige Polizeieinsätze gibt. Mit anderen Worten: Leute, denen eben der Polizeischlagstock auf die Fresse gehört.
Statt zu verstehen, dass Staatsmacht eben Gewaltausübung bedeutet, wird das gute Boot beschworen, in dem doch alle sitzen und das klassische Sozialarbeiterrezept verschrieben: Dialog, Dialog, Dialog. Man muss ja mit der Polizei reden – so wie in jeder Gemeinschaft.


Fazit


JedeR der oder die, auf die Fuckparade geht, sollte sich darüber im klaren sein, dass er/sie zusammen mit Nazis und einem obskuren Klientel tanzt und damit ziemlich zweifelhafte Forderungen unterstützt. Die Veranstaltung wird nicht dadurch besser, dass "Linke" anwesend sind. Diese werden nur als nützliche Idioten für die Ziele der Fuckparade vereinnahmt. Jegliche Betätigung dort ist vergeblich – die Veranstalter zeigen sich seit Jahren unwillig Kritik umzusetzen und wollen so weiterwursteln wie immer. Stattdessen fordern sie fortwährend Dialog ein: Man muss ja darüber reden. Am besten noch, wenn Linke sich um die Naziproblematik kümmern, getreu einer klassischen Arbeitsteilung: Die Fuckparade holt den braunen Mob auf die Straße, um das Problem kümmern, dürfen sich AntifaschistInnen.

Wir sehen es nicht als Aufgabe linker Politik an, der Fuckparade das a) Nazi- und b) Legitimitätsproblem vom Hals zu schaffen. Es wird von der Fuckparade eine Grauzone an rechten und potentiell rechten Meinungen auf die Straße geholt, die besser zu Hause bleiben sollte. Auch jeglichen Soliparties sollte möglichst kein Freiraum eingeräumt werden. So kann die Forderung nur lauten:

Keine Fuckparade - nie mehr!

In diesem Sinne: Öfter mal genauer hinschauen, welche Inhalte auf be-stimmten Veranstaltungen eigentlich vertreten werden. Wir wollten mit diesem Flyer einige Informationen und Diskussionspunkte liefern. Was Ihr damit macht, bleibt letztenendes Euch überlassen.

AG "Fred Hirschmann"
Berlin, 24.1.2006

Quellen: Alle Zitate, sofern nicht anders angegeben, nachlesbar auf www.fuckparade.de
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Ergänzungen

auweia

s7ven 22.02.2006 - 22:44
gut recherchiert. sehr seltsame schlussfolgerungen. ich empfehle gerne  http://berliner-krisendienst.de
aussagen von trauma xp als ogg:  http://docs.indymedia.org/twiki/pub/Local/PolyphonSendung03/demokratieverstndnis.ogg
und
 http://docs.indymedia.org/twiki/pub/Local/PolyphonSendung03/grtnerundffentlichkeit.ogg

überall nazis. sogar in der kloschüssel. überall.
nur weil andere nicht genauso ticken wie ich sind es nicht zwingend doitschnationale oder nazis...
pseudo(party)linke halt einfach mal das maul ;)

von´er fuckparade seite

bla 22.02.2006 - 23:08
Frankfurt am Main, den 20. September 2003 (Trauma XP)


StellungnahmedesFuckparade-PlenumszudenoffenenBriefenderFreakAnimalsCrew



Die dem Köpi nahestehende Gruppe „Freak Animals“ hat in offenen Briefen an Redaktionen (Jungle World, Indymedia) und Mailinglisten Kritik an der Teilnahme von „Bunker Tom“ und seinen Freunden auf der Fuckparade geäußert. Hier die Stellungnahme des Fuckparade-Plenums vom 20. September 2003:



Bunker-Tom bot seine Mithilfe seit 1997 bei der Fuckparade an. Seine Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, neben einem LKW herzulaufen und darauf zu achten, daß niemand unter die Räder kommt. Auch bei Parties hat er beim Auf- und Abbau sowie an der Tür mitgeholfen. Zum „inneren Kern“ der Anmelder gehört er jedoch nicht. Freak Animals verwenden den Begriff der „Orga-Crew“, was mißverständlich ist, da die Fuckparade eine offene Gruppe ist. Die Vorbereitungstreffen sind öffentlich, jedeR kann daran teilnehmen. Bunker-Tom und Freunde waren dieses Jahr selten dort, in den Jahren zuvor unregelmäßig bei etwa der Hälfte der Treffen.



Er wurde von uns schon letztes Jahr auf seine politische Einstellung angesprochen, und wir haben mit ihm ausgiebig diskutiert. Wir waren keineswegs untätig und nehmen das Thema sehr ernst. Es ist derzeit das Thema in der internen Diskussion. Auch auf dem Fuckparade-Treffen vor zwei Wochen, das einberufen wurde, um Bunker-Tom Gelegenheit zur persönlichen Stellungnahme zu geben, betonte dieser, kein Nazi zu sein und nichts gegen Juden zu haben, nur gegen den jüdischen Staat und seinen Umgang mit den Palästinensern. Er distanzierte sich von Nazis und versprach, das auch öffentlich auf seiner Website zu tun. Ferner will er künftig dafür sorgen, daß die Gästebuch-Einträge genauer beobachtet und ggf. moderiert werden. Die geschmacklose Satire-Webpage wurde durch Einwirken XOL DOG 400 auf Bunker-Tom vor einigen Monaten gelöscht, nicht aufgrund einer Freak Animals-Anprangerung.



Wir stellen fest: Nach Einschätzung des Plenums hat Bunker-Tom wie auch schon früher glaubwürdig dargelegt, kein Nazi zu sein. Wir werden sehr genau beobachten, daß seine Versprechen auch umgesetzt werden, sonst besteht keine Basis für eine weitere Mitarbeit. Die Fuckparade distanziert sich ausdrücklich von Nazis, Antisemitismus und Homophobie.



Es bleibt aber auch festzustellen, daß die Rolle von Bunker-Tom und der Bin-Laden-Crew im Rahmen der Fuckparade von Freak Animals stark überbewertet wird, daß sich Freak Animals dem Dialog verweigert haben, trotz Terminabsprache dem Plenum fernblieben. Es drängt sich der Eindruck auf, daß hier eine Vorverurteilung und Diffamierungskampagne gestartet wurde in der spießigen Gewißheit von Unfehlbarkeit. Was sie übrigens nicht davon abgehalten hat, am Fuckparade-Termin Parties in der Köpi zu organisieren und von Gästen der Fuckparade zu profitieren.



Die Fuckparade war übrigens nie, wie auf Indymedia behauptet, am Hermannsplatz, und bei manchmal mehreren tausend TeilnehmerInnen kann niemand ausschließen, daß Spinner dabei sind. Wir haben aber Gewalt, Nazi-Symbole oder -Sprüche auf der Fuckparade niemals toleriert! Andererseits kann man es sich leider auch nicht so einfach machen, alle Glatzen mit Lonsdale-Shirt in die Nazi-Schublade zu stecken und zu verbannen. Denkt mal darüber nach. Die Welt ist nicht immer so schwarz-weiß, wie einige naiv-radikale Seelen sie begreifen wollen.



Update



Inzwischen haben wir 2006, und die ganze Suppe kocht wieder hoch. Diesmal von einer anonymen „AG Fred Hirschmann“. Also nochmal: Seit 2003 inklusive waren Bunker-Tom und die Bin-Laden Crew trotz des obigen, vielleicht „zu weichen“ Statements von der Organisation der Fuckparade und jeder Funktion auf der Demo selbst wie auch auf den begleitenden Parties ausgeschlossen. Sie haben 2005 versucht, eine eigene Demo unter dem Namen anzumelden, was wir aber verhindern konnten.



Gewalt oder Nazis auf der Fuckparade werden keinesfalls geduldet, und wir unternehmen sofort entsprechende Schritte, sobald wir Kenntnis von solchen Vorfällen erhalten. Wir versuchen das zunächst selbst zu regeln, sofern es noch nicht durch Teilnehmer geschehen ist. Aktiv teilnehmen, nicht bloß konsumieren. Das funktioniert meistens.



Wenn das alles nicht geht, wenden wir uns als Organisatoren notfalls an die Polizei, die in einem solchen Fall ausnahmsweise die Aufgabe hat, unsere Demonstrationsfreiheit zu garantieren. Das wiederum hat uns den Vorwurf der Kollaboration und mangelnder Radikalität eingebracht. Das ist nicht wirklich neu, der gleiche Vorwurf kam schon 1998 von den Berufs-Radikalen rund um das Label DHR von Pop-Star Alec Empire. Neu ist aber der Vorwurf der Liberalität, weil wir versuchen, mit Behörden den Dialog aufzunehmen, um tatsächlich etwas zu verändern, anstatt uns zornige, aber unwirksame Flugblätter auszudenken und von einem anderen Staat ohne Polizei zu träumen.



Es ist aber etwas anderes, vor reichen, weißen amerikanischen Gören von Revolution zu singen oder eine Demo zu organisieren. Zugegeben, es kann sein, daß wir einigen nicht radikal genug sind. Wir sind in der Mehrzahl eben eher realistisch. Wir denken aber, daß es wichtiger ist, sich gegen Repression und Nazis zu organisieren, als daß sich linke Gruppierungen mal wieder gegenseitig zerfleischen, weil ihnen andere nicht links genug sind.



Martin Kliehm (DJ Trauma XP),  trauma@bembelterror.de

aha

egal 22.02.2006 - 23:27
trauma xp behauptet in seinem statement, die angemeldete fuckparade, der bin laden crew verhindert zu haben.
das sah dann folgendermaßen aus: die anmelder der "anderen" fuckparade haben ande der von trauma xp angemeldeten, teilnehmen können.

stellen wir das ganze so da

... 23.02.2006 - 00:16
das hier jemand versucht der gabber szeane den linken beigeschmack zu nehemen ?

hey thread verfasser fuck you

fuer die anderen:

 http://www.bembelterror.de/fuckparade/2006/

wir koennen das ganze in ne riesen diskusion umwandeln
fangen wir bei den linken nazis an, anti d's und anti imp's...
was sagt ihr nun ? klar wollen da auch mal rechts angehauchte bis rechts radikale an so ner parade teil nehmen läuft ja auch geile mugge,
kannst nur nich jedem aufe fresse haun der doof guckt und nen lonsdale shirt anhat..

inna gabber szeane sind sollche marken normal...auch pit bull etc oft zu sehn und terror klar, war aba nie "rechts"

(genau wie MOH= masters of hardcore, immer wieda dumme glatzen mit unterwegs)

die gabber und hardcore szeaen hat sich leider nie vernünftig von neo nazis distanziert...

Der gabber act neophyte hat sich auch langezeit oeffentlich von rechten struckturen distanziert weil irgend ne dreckssau nen nazi gabber track unter deren namen veröffentlicht hat.

Mehr als name droping etc kannste nich bringen und bei 100 dzb in nen kleinen bunker kannste auch nich drauf achten ob da wer was falsches sagt...

du kannst da anfangen bei jeder party in egal welchen alternativen schuppen leude raus zu werfen weil da genug homophobe, sexistische arschlöcher drin sind.

und das heisst gabber

asis worldwide

www.bembelterror.de

tztztz ma nen nazi kräftig mit 350 sachen aufe fresse haun ;-)


Nazis auf der Fuckparade

Trauma XP 01.03.2006 - 16:33
@aha: Bunker-Tom habe ich nicht auf der Fuckparade gesehen, auch niemand mit Bin-Laden-Shirt. Wenn Du Nazis auf der Fuckparade siehst (und ich rede jetzt nicht von Lonsdale-Shirts), sag' einem der Ordner Bescheid, und wir entfernen sie.

Äh, und auch wenn bei dem Assi oben www.bembelterror.de steht, hat das nichts mit mir zu tun. Im Kern hat er aber Recht: Fast jede Jugendkultur haben Nazis versucht zu vereinnahmen. Raggacore bisher vielleicht noch nicht, da können sie sich glücklich schätzen.

Ergänzung (keine Gabbanazis)

Trauma XP 02.03.2006 - 10:55
Erstveröffentlichung: Ist gelogen. Das Pamphlet wurde vor einigen Wochen so beim Köpi-Plenum eingereicht, um Fuckparade-Parties zu diskreditieren. Am 11. Februar wurde das Flugblatt auf der "Clash of the Titans"-Party in der Supamolly verteilt. Das Flugblatt steht auch eingescannt als PDF auf der Website der Fuckparade.

Coole Kids tanzen nicht mit Gabbanazis: Zunächst mal hat der Autor nicht verstanden, daß es bei der Fuckparade nicht ums Tanzen, sondern um die politischen Aussagen geht. Tanzen können wir auf Parties, dazu müssen wir nicht den Umstand auf uns nehmen, eine Demo anzumelden. Kids, die nur tanzen wollen, gehen bitte zur Love Parade. Naja, cool ist das aber auch nicht.

Einen zweiten Gedanken formulierte jemand in einer Mailingliste: "Wie weit muß man nach links gehen, um rechts anzukommen?" Die Aussage: Alle Gabbas sind Nazis, und alle Leute bei der Fuckparade sind Nazis, weil dort Gabba läuft. Die Dimensionen sind nicht vergleichbar, aber die Methodik ähnelt. "Coole Kids! Wehrt Euch! Tanzt nicht bei Fuckparade!" Unglaublich!

Gegen Nazis: Dazu wurde schon alles gesagt. Am 18. März ist übrigens eine Demo gegen Nazis in Friedrichshain, an der sich die Fuckparade mit einem Wagen beteiligt. Auch kein neuer Aspekt der Fuckparade: Vor der Unterschriftenaktion 2002 waren wir schon auf dem Alex, um einen Naziaufmarsch zu verhindern.

Fuckparade und Liberalität: Die Zitate stehen tatsächlich so auf Fuckparade-Flyern, aber da stehen auch noch ganz andere. "Fred Hirschmann" (ein Pseudonym, und auf E-Mails oder Gesprächsangebote wird nicht reagiert) hat die pragmatischsten ("liberalen") Vorschläge herausgesucht, die radikaleren verschwiegen. Gegen Schönbohm, gegen Polizeigewalt, gegen Einschränkung des Demonstrationsrechts uvm.

Vor allem gehen wir auf die Straße und geben uns den Streß der Demo-Organisation. Nicht nur bei der Fuckparade (durch deren Gerichtserfolge die Versammlungsbehörde wieder zurück in demokratische Grenzen gezwungen wurde), sondern auch bei Kundgebungen gegen Polizeigewalt in der Bretagne, bei CzechTek, in Utah.

Wir kriegen wenigstens unseren Arsch hoch, weil wir die Zustände unerträglich finden! Wenn wir dafür von Gutmenschen, die in ihrem Zimmer hocken, von anderen Verhältnissen träumen und zornige Pamphlete verfassen, kritisiert werden, ist das ein Ansporn, weiterzumachen! Zum Beispiel bei der Demo gegen Nazis in F'hain - bisher ist da "Fred Hirschmann" mit Raggacore nicht aufgetaucht.

Fuckparade und Reden: Nein, es ist nicht egal, wer oder was redet. Die Themen müssen einen Zusammenhang zur Fuckparade haben. An Politikern im weitesten Sinne haben 2002 Stefan Liebich von der PDS, Lisa Paus von den Grünen, Alex Haas von der Jungen Linken und 2003 zwei Leute von attac gesprochen. Ebenfalls zu Themen der Fuckparade. Keine Wahlreden, keine beliebigen Redner. Darüberhinaus haben auch linke Projekte wie das Haus Schwarzenberg dort ein Forum bekommen.

Fuckparade und CzechTek: Wir haben sehr deutliche Worte gefunden, was wir von Polizeibrutalität halten. Wieder hat "Fred Hirschmann" die sanftesten Formulierungen herausgezogen: Wenn es radikale Aktivisten gibt, muß es, um Erfolg zu haben, auch eine realistischere politische Fraktion geben, die sich um Dialog bemüht (aber nicht um jeden Preis!) und politischen Druck aufbaut.

Fuckparade und Polizei: Wir haben nie bei einer Polizeiführung gebettelt.

Zudem sollte man differenzieren: Auf einer Demo sind Polizisten ausnahmsweise mal dazu da, unsere "Demonstrationsfreiheit zu schützen", und Kooperationsgespräche vorher sowie eine Kooperation bei der Demo sind gesetzlich vorgeschrieben. Dabei genügt der Wille zur Kooperation, man muß Entgegenkommen zeigen. Man muß sich nicht bedingungslos unterwerfen, und manchmal kann eine Willensäußerung auch nicht realisiert werden.

1997, und von da stammt das Zitat der Deeskalation, waren wir ziemlich genau zwei Leute, die die Hateparade organisatorisch durchgezogen haben. Zur gleichen Zeit gab es Aufrufe im Internet, die Chaostage im Rahmen einer Hateparade (so ein Zufall) nach Berlin zu verlegen. Klar hatten wir Muffe und haben uns Gedanken gemacht, wie wir mit allen möglichen Eventualitäten umgehen könnten. Mit "Unterwanderung" war die andere Hateparade gemeint, die übrigens eine Ente war. Von Eskalation hat ja wohl niemand was - am wenigsten die politischen Forderungen.

"Linke Chaoten" ist frei erfunden. Was wirklich geschehen ist: 2001 hat eine kleine Einheit von Bullen ohne Absprache mit ihrem Einsatzleiter an der Volksbühne einen Musikwagen gestürmt und brutal Ausrüstung zerstört. Dafür haben sie nicht nur ein paar Bierflaschen abbekommen, sondern ihnen wurde auch von ihrem Einsatzleiter der Arsch aufgerissen. Beides war gerechtfertigt, und es ist klar, daß die Gewalt von der Polizei gestartet wurde. Die Situation war aber schnell geklärt, und es gab keinen Grund, tausende Menschen zu gefährden, indem sie weiter esakliert.

Auf einer Party, wenn mal wieder Bullenstreß angesagt ist, bei Verkehrs- oder Drogenkontrollen, bei Kontrollen von MigrantInnen ist die Situation jeweils wieder eine andere und nicht zu pauschalisieren. Polizeigewalt gegen friedlich tanzende Menschen ist auf jeden Fall "sinnlos, unangemessen und unverhältnismäßig". Natürlich sind Fälle von angemessenen und verhältnismäßigen Reaktionen vorstellbar, aber das impliziert nicht, daß "der Schlagstock in die Fresse" bei der nächsten Demo dazugehört.

Ich habe etwas gegen willkürliche, überforderte oder brutale Bullen! Aber ich persönlich habe nichts gegen Polizisten, die professionell und unter wohlwollender Ausnutzung der Ermessensspielräume menschlich ihren Job machen. Soll's geben. Respekt muß man sich verdienen, nicht erzwingen.

keine Party

Trauma XP 10.03.2006 - 15:43
Wir haben es schon mehrfach gesagt: Es ist zwar unmöglich, bei zum Teil mehreren tausend TeilnehmerInnen jeden auf seine Kleidung oder Gesinnung zu prüfen. Das wären schlimmere Zustände als die Polizeikontrollen beim Radioverbot 2001. Aber noch einmal: Wenn Ihr Nazis bei der Fuckparade erkennt, sprecht einen Ordner darauf an. Dann können und werden wir reagieren.

Bei dieser Teilnehmerzahl und dem öffentlichen Charakter der Demo können wir jedoch nicht für das verantwortlich gemacht werden, was einzelne in ihren Köpfen tragen. Die Versammlungsbehörde, mit der "Fred Hirschmann" ironischerweise seinen Abschaffungswillen teilt, war übrigens dem gleichen Trugschluß verfallen ( http://www.bembelterror.de/fuckparade/presse/2003-07-04/vg-berlin/#Gruende-Absatz-15 – drittletzter Absatz). Es mag tatsächlich unter den TeilnehmerInnen Menschen geben, die antisemitisch sind, antidemokratisch, frauenfeindlich, die nicht mit Drogen umgehen können, zu viel trinken, oder die nur zum Tanzen gekommen sind.

Wir können dafür sorgen, daß die Demo friedlich abläuft. Wir können unter anderem durch den Flyer, durch den Text, durch das Design, den Namen, durch Gegen-Nazis-Logos, die Reden und die Musik versuchen, darauf Einfluß zu nehmen, welche Menschen sich überwiegend angesprochen fühlen. Wir können reagieren, sollte jemand antisemitisch oder frauenfeindlich auffallen. Wir können helfen, wenn jemand Drogenprobleme hat oder zu viel getrunken.

Wir können und wollen aber nicht Babysitter, moralischer Prügelknabe oder Big Brother sein. Auf der Fuckparade sind schließlich erwachsene, verantwortliche Menschen auf einer öffentlichen Versammlung.

Vielleicht ist das der Punkt, den Ihr nicht versteht: Die Fuckparade ist nicht eine Privatparty. Dafür wäre Eure Kritik tatsächlich angemessen. Aber die Fuckparade ist keine Party, sie ist nicht privat, nicht abgeschlossen, Ordner sind keine Türsteher. There is no guestlist tonight. Coole Kids können woanders tanzen gehen. Bei uns sollen sie verdammt nochmal demonstrieren!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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hääää? — hä

Rufmord — ...

planethardcore — is klar!

@planethardcore — Trauma XP