25.3.06 Nazi-Aufmarsch in Stade

muss 21.02.2006 11:39 Themen: Antifa
NPD meldet Aufmarsch für den 25. März in Stade an / Chronilogie der rechten Aktionen in den letzten beiden Jahren
Die NPD hat für den 25.3.06 einen Aufmarsch in Stade angemeldet. Anmelder ist auch hier, der in Buxtehude/Neukloster wohnende, niedersächsische NPD-Vize Adolf Dammann. Dammann ist Anmeler diverser rechter Aufmärsche in ganz Niedersachsen, u.a. in Göttingen und Celle.
In Stade wurde eine Gegendemonstrtaion für den 25.3.06 angemeldet.
mehr Infos unter: nazis-aufhalten.tk / stade.vvn-bda.de

Hier eine Chronologie der rechten Aktivitäten in der Region Stade in den letzten zwei Jahren:

Neonazis im Landkreis Stade
Ein Überblick anlässlich der für den 25. März 2005 angekündigten Demonstration in Stade

Der Landkreis Stade ist seit Jahrzehnten ein Zentrum neonazistischer Aktivitäten, die sich jedoch im Verborgenen abspielten, ignoriert oder gar geduldet von Politik und Behörden. Seit zwei Jahren hat sich die Lage gändert. Seither treten Neonazis massiv in der Öffentlichkeit in Erscheinung und können nicht mehr ignoriert werden.
Am 12. Januar 2004 sprengten Adolf Dammann (Jg. 1939, stellvertretender Landesvorsitzender der NPD in Niedersachsen) und Dr. Reinhold Oberlercher (Deutsches Kolleg) mit zwei Dutzend Kameraden eine Veranstaltung über Rechtsextremismus in Buxtehude. Der Vorfall schlägt Wellen bis ins niedersächsische Innenministerium, das dazu u.a. ausführt: „Der mit 50 Mitgliedern mittelgroße Unterbezirk Stade gehört zu den politisch aktivsten Untergliederungen der NPD in Niedersachsen... Die jüngeren NPD-Mitglieder aus dem Raum Stade/Buxtehude nehmen zusammen mit Angehörigen freier Kameradschaften regelmäßig an Demonstrationen der NPD Niedersachsen, aber auch von NPD-Verbänden in benachbarten Bundesländern, teil.“

Am 28. Februar 2004 tritt Adolf Dammann bei einer Demonstration in Osnabrück auf. Wie er selbst zugibt, hat der heute 66-jährige ehemalige Bankfilialleiter alle Zurückhaltung aufgegeben, seit er in Rente ist. Nahezu alle großen Demonstrationen der NPD in Norddeutschland in den vergangenen zwei Jahren wurden von ihm angemeldet und geleitet.

Am 13. März 2004 treten Neonazis aus Stade bei einer NPD-Kundgebung in Rotenburg/Wümme auf.

Am 20. März 2004 ist Wilhelmshaven Schauplatz einer von Adolf Dammann organisierten Kundgebung.

Am 24. März 2004 finden im Rahmen einer bundesweiten Fahndung nach Verbreitern rechtsextremistischer Musik Durchsuchungen in drei Ortschaften im Landkreis Stade statt.

Im März 2004 nimmt die von Martin Zaha (Jg. 1985), dem Gehilfen Adolf Dammanns, eingerichtete Website „Nationaldemokraten Stade“ ihren Betrieb auf.

Am 16. April 2004 hält der verurteilte Rechtsterrorist Peter Naumann Referent auf einer Veranstaltung der NPD in ihrem Parteilokal „Zur Post“ in Wangersen einen Vortrag.

Am 1. Mai 2004 nehmen Neonazis aus dem Landkreis Stade an der Demonstration unter dem Motto „Volksgemeinschaft statt Globalisierungswahn“ in Berlin teil. In Flugblättern wird die „Wählergemeinschaft Bündnis Rechte“ aus dem Landkreis Stade als Unterstützer der Demonstration genannt. „Bündnis Rechte“ trat bei Kommunalwahlen an und wird vom Verfassungsschutz als „Tarnorganisation“ der NPD eingestuft.

Am 15. Mai 2005 findet in Himmelpforten, dem Wohnort Martin Zahas, eine Demonstration von knapp 40 Neonazis mit Kranzniederlegung unter dem Motto „die Helden Tot (sic!), das Volk in Not“ statt. Auf der Abschlusskundgebung droht Adolf Dammann dem örtlichen Pastor: „Wenn dieser Ortspfaffe seine Volksverhetzung weiter betreibt, werden wir seinen Tempel aufsuchen, ihn von der Kanzel holen und dem Volk erzählen, was er lügt.“.

Bei der Europawahl am 13. Juni 2004 erhält die NPD im Landkreis Stade 2,3 Prozent der Stimmen. Sie hatte am 22. Mai, 5. Juni und am 10. Juni 2004 Informationsstände in Buxtehude und am 15. Mai, 29. Mai und 12. Juni in Stade abgehalten.

Am 7. August 2004 nehmen Neonazis aus dem Raum Stade am Pressefest der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ im sächsischen Mücka teil.

Am 14. und 15. August 2004 treffen sich etwa 20 jüngere NPD-Anhänger zu einem Schulungswochenende in einem Gebäudekomplex in Bargstedt, der Adolf Dammann gehört. Das Anwesen wird seit vielen Jahren von der NPD genutzt. Immer wieder gab es auch zu Vorfällen, die Polizeieinsätze nach sich zogen. Politik und Behörden wiegelten stets ab.

Am 4. Oktober 2004 versuchen Neonazis um Martin Zaha und Alexander Hohensee (Jg. 1986), einen Zögling von Christian Worch und Adolf Dammann, vergeblich einen Vortrag über Rechtsextremismus in Stade zu stören. Die Polizei fängt sie ab. Im einem Flugblatt wird der christliche Glaube als „orientalische Wüstenreligion“ verunglimpft und gedroht: „Irgendwann werden ... und Konsorten sich jedoch wünschen, nationalistische Jugendliche würden nur Musik machen!“.

Am 24. Oktober 2004 tritt Adolf Dammann mit Stader Gefolge auf einer von ihm angemeldeten Demonstration in Hannover auf.

Am 4. Dezember 2004 verfolgen Martin Zaha und Freunde mit dem Auto einen 19-Jährigen, der sie als „Nazis“ bezeichnete, und verprügeln ihn.
Am 7. Dezember 2004 reagiert Adolf Dammann auf der Website „Nationaldemokraten Stade“ mit einem Text auf Presseberichte über eine geplante NPD-Demo in Stade, indem er zwei regionale Politiker beleidigt und den Staat verunglimpft. Der Text endet mit der Drohung: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten! Wer Haß sät, wird Gewalt ernten! Die Drahtzieher werden nicht davonkommen!“.

Am 16. Dezember 2004 verteilen Martin Zaha und etwa ein Dutzend seiner Kameraden vor dem Arbeitsamt in Stade Flugblätter.

Am 18. Dezember 2004 lässt der Verfassungsschutz verlauten: „Die Aktivitäten der NPD im Landkreis Stade nehmen zu ... Stade und Buxtehude seien wichtige Aktionspunkte für die NPD.“

Die Polizeiinspektion Stade registriert für das Jahr 2004 im Landkreis insgesamt 55 rechtsextremistische Delikte, darunter 40 Propaganda- und zwei Gewaltdelikte.

Am 6. Januar 2005 wird im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens wegen des von Dammann am 7. Dezember 2004 veröffentlichten Textes der Rechner von Martin Zaha beschlagnahmt. Die NPD-Website ist seither vom Netz.

Am 8. Januar 2005 beteiligten sich Neonazis aus dem Stader Raum an einer Kundgebung in Hamburg-Harburg, auf der Alexander Hohensee eine Rede hält: „Sie haben uns damals alles genommen, unseren Führer, unser Reich als deutschen Volksstaat.“

Am 1. Februar 2005 wird öffentlich erörtert, ob es tragbar sei, dass NPD-Aktivist Martin Zaha ausgerechnet beim „Verein für Sozialmedizin“ in Stade seinen Zivildienst leistet. Sein Chef stellt sich schützend vor ihn: Zaha sei ausgesprochen zuverlässig, hilfsbereit und „überhaupt nicht verbohrt“.

Am 4. Februar 2005 ist Jürgen Rieger zu Gast bei der NPD in der Gaststätte „Zur Post“ in Wangersen und referiert vor 40 Neonazis über „Wie kann man Deutschland aus der Krise führen?“.

Am 4. März 2005 ist Udo Pastörs, derzeit Spitzenkandidat der NPD für die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern, Referent in der Wangersener NPD-Gaststätte.

Am 2. April 2005 findet eine von Adolf Dammann organisierte Demonstration von 300 Neonazis zur Unterstützung des „Heisenhofs“ von Jürgen Rieger in Verden/Aller statt.

Am 8. April 2005 findet erneut ein Vortrag im NPD-Lokal in Wangersen statt. Vor 35 Neonazis spricht Hans-Gerd Wiechmann aus Lüneburg, ehemaliger Landesvorsitzender der Republikaner.

Am 1. Mai 2005 beteiligen sich Stader Neonazis unter Führung von Adolf Dammann und Martin Zaha an einem Aufmarsch in Heide in Holstein.

Am 9. und 18. Mai 2005 demonstrieren Neonazis vor dem Landgericht Stade, in dem der Prozess gegen den zweifachen Kindermörder Marc Hoffmann stattfindet. In einem von Stefan Schoch (Stade) und Andreas Haack (Wischhafen) verantworteten Flugblatt wird die Todesstrafe für „Kinderschänder und Kindermörder“ gefordert.

Am 18. Juni 2005 redet Adolf Dammann auf der von ihm geleiteten NPD-Demonstration in Braunschweig.

Am 3. September 2005 ist Oldenburg Schauplatz einer Dammann-Demonstration.

Am 15. September 2005 verteilen Neonazis die „Schulhof-CD“ der NPD in Stade.

Am 16. September 2005 wird versucht, die „Schulhof-CD“ in Drochtersen an Schüler zu verteilen.

Im Bundestagswahlkampf hat die NPD zwischen dem 12. August und den 17. September 2005 insgesamt neun Wahlkampfstände in Stade und Buxtehude errichtet. Gegenüber der letzten Bundestagswahl kann die NPD ihren Stimmenanteil verdreifachen.

Am 12. Oktober 2005 versucht die NPD in Stade wieder, ihre „Schulhof-CD“ zu verteilen.

Am 13. Oktober 2005 demonstrieren sieben Neonazis vor der Agentur für Arbeit und am Bahnhof in Stade.

Am 29. Oktober 2005 findet eine Dammann-Demonstration in Göttingen statt. Der Umzug wird nach wenigen hundert Metern abgebrochen.

Am 31. Dezember 2005 sind Neonazis aus Stade zu Gast bei der „nationalen Silvesterfeier“ im Parkhotel in Bad Essen.

Am 10. Januar 2006 müssen sich Adolf Dammann und Martin Zaha wegen des am 7. Dezember 2004 über die NPD-Website verbreiteten Textes wegen Verunglimpfung des Staates und Beleidigung vor dem Amtsgericht Stade verantworten. Beide werden zu Geldstrafen verurteilt. Ein Dutzend Neonazis begleitet sie zum Prozess.

Am 27. Januar 2006 eröffnete Niedersachsens Innenminister im Stader Rathaus eine Verfassungsschutz-Ausstellung über Rechtsextremismus. Neonazis unter Führung von Martin Zaha versuchen, ins Rathaus zu gelangen, werden aber abgewiesen. In den folgenden Tagen erscheinen Neonazis einzeln oder in Gruppen in der Ausstellung und halten am 3. Februar 2006 eine Mahnwache vor dem Rathaus ab.

Am 23. Januar 2006 gibt Adolf Dammann bekannt, dass er für den 25. März eine Demonstration für 100 bis 150 Personen unter dem Motto „Maulkorb für die NPD? Narrenfreiheit für Wetzel und Ott? Nicht mit uns!“ in Stade angemeldet hat. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Margrit Wetzel und der CDU-Bürgermeister von Stade Hans-Hermann Ott sind die PolitikerInnen, die Dammann in seinem Text beleidigt hatte, für den er am 10. Januar 2006 vor dem Stader Amtsgericht verurteilt worden war. Gegen das Urteil hat er Berufung beim Landgericht eingelegt, die anwaltlich von Jürgen Rieger vertreten wird. Laut einem Bericht des „blick nach rechts“ sieht Dammann die Demo in Stade nicht nur als Rache für seine Verurteilung, sondern auch als „Antwort“ auf den gescheiterten Aufmarsch am 29. Oktober 2005 in Göttingen. Am 13. Mai will Dammann auch in Göttingen wieder aufmarschieren.

Nähere Informationen über die Neonazi-Szene im Landkreis Stade auf den Websites der VVN-BdA www.stade.vvn-bda.de und www.kueste.vvn-bda.de

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Ergänzung:
Der Verfassungsschutz, in persona Herr Wolfgang Freter gibt in einem Artikel im Tageblatt vom 10.2.06 zu Protokoll: „Adolf Dammann ist der wichtigste NPD-Funktionär in ganz Niedersachsen“ und weiter: „Die wachsende Teilnahme an den Schulungen zeigt politischen Handlungswillen, der systematisiert werden soll.“, um aber schnell noch den Schluß zuziehen: „Ich rechne damit, dass die Demo nur im örtlichen Raum bleibt.“ Daraus ergibt sich für ihn: „Von Gegendemonstrationen sollte Abstand genommen werden: „Es könnte sich sonst hochschaukeln““
Da bleiben keine Fragen offen, kein Auge trocken...
Wegschauen gegen Rechts!!
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Ergänzungen

Web

site 21.02.2006 - 13:24
-

Nazi-Demo in Gütersloh

Antifa GT 21.02.2006 - 15:27
Am 25.3.06 findet auch in gütersloh eine Nazidemo statt!
Nähere INfos zur Gegendemo findet ihr unter www.cable-street-beat.de
oder www.courage-gegen-rechts.de.vu

Web

- 21.02.2006 - 23:13
alternativ kann auch der link
 http://www.nazis-aufhalten.de.ms
genutzt werden - weniger aggressive werbung beim aufruf der seite ;-)

Mobilisierung auch im Rahmen d. Kampagne 200X

Sebi 22.02.2006 - 09:13
Auch im Rahmen der Kampagne 200X findet natürlich munter eine Mobiliserung nach Stade statt!