Aktivisten verlassen den Gerichtssaal vor dem Freispruch im Fall Aubonne

Aubonne Support Gruppe 17.02.2006 19:02 Themen: Repression Weltweit
Bericht von der Urteilsverkündung
Aktivisten verlassen den Gerichtssaal vor dem Freispruch der Polizisten im Fall Aubonne

17.2.2005, Nyon, Schweiz

Viele Aktivisten kamen heute nach Nyon zur Urteilsverkündiung im Prozess gegen 2 Polizisten, die um ein Haar zwei Kletterei getötet hatten, als sie während der G8 Gipfels in Evian das Kletterseil durchschnitten.

Grosse Schweizer Messer aus Pappe ragten aus ihren Rücken, um zu visualisieren, dass die Schweizer Polizei Menschen umbringt und das Opfer hinterher vom Justizsystem das Messer in den Rücken gestochen bekommen. Andere Aktivisten waren als Putzkolonne verkleidet und begannen, dem Gericht bei ihrer Weisswäscherei zu helfen, in dem sie das Gerichtsgebäude mit Zahnbürsten und Schwämmen einer Reinigung unterzogen. Martin and Gesine hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Das Justizsystem ist Weisswäscher der Polizeibrutalität." (hübscher auf französisch...).
Viele Journlisten, Radio und Fernsehen war anwesend.

Um 11.45h war der Gerichtssaal gefülllt mit Presse und Aktivisten und der Richter begann mit der Verlesung der 23-seitigen Urteilsbegründung.
Gleich zu Anfang erklärte der Richter, Pierre Bruttin, dass es in seinem Gericht keine polizeiliche Straflosigkeit gäbe und dass das Gericht den Fall sehr sorgfältig
behandelt habe und einzig auf Rechtsgrundlage entschieden habe.
Im Laufe der Verlesung der Begründung wurde deutlich, dass er nur die fadenscheinigen Argumente der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft wiederholte, alle Argumente der Nebenkläger widerlegte und die wichigsten Streitpunkte gar nicht behandelte. Sein Hauptargument war, dass es die Schuld der Aktivisten sei, dass das Seil durchgeschnitten wurde, denn sie hatten sich ja dort hingehängt und dass die Polizei zwar objektiv Fehler gemacht hatte, aber subjektiv gesehen aufgrund der G8-Proteste unter soviel Druck standen, dass dies verständlich sei.

An diesem Punkt hatten Gesine und Martin genug. Sie standen auf, entrollten ein Transparent mit der Aufschrift “Police partout, justice nul part” (Überall Polizei, nirgends Gerechtigkeit - auf französisch klingt es gut...), sagten - wir haben genug schwachsinn, lügen und ausreden gehört - und gingen hinaus. Auch die anderen anwesenden Aktivisten verliessen den Gerichtssaal.
Draussen erklärten die Kletterer vor den Fernsehkameras, dass dieses Verfahren nur ein weiterer Beweis für die Straflosigkeit der Polizei ist, und dass es offensichtlich ist, dass das Justizsystem der Polizeibrutalität den Rücken deckt.

Wenig später war das Urteil gefällt und der Anwalt der Aktivisten erklärte vor der Presse, dass dies Urteil ein absoluter Skandal ist und dass es unglaublich sei, dass das Verhalten der Polizisten mit Stress und Impulsitvität entschuldigt werden könne.

Die Kletterei verlasen folgende Erklärung vor dem Gerichtsgebäude und der Presse.

“Was wir hier während der letzten Tage gesehen haben, ist genau der Grund, weshalb wir, und Tausende von Menschen überall auf der Welt, der Meinung sind, dass direkte Aktion der beste Weg ist, gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen.
Die gesamte Prozedur von dem Moment an, an dem das Seil gekappt wurde, war klare Weisswäscherei.
Die Aufgabe der Staatsanwaltschaft ist es, das Gesetz zu verteidigen, was sie aber wirklich verteidigen, ist den Staat - und seine Beamten.
Dieser Prozess war ein geschickt inszeniertes, teures und zeitaufwändiges Theaterstück, um Ausreden für unentschuldbare Akte zu finden und der Öffentlichkeit vorzutäuschen, dass es hier um Gerechtigkeit geht.
Dieser Prozess zeigt, wie das Justizsystem der Polizeibrutaliät den Rücken deckt und ist ein weiterer Beweis für die fast totale Straflosigkeit der Polizei.”

Die Aubonne Support Gruppe hatte zuvor in einem Diskussionsbeitrag geschrieben - wir verfolgen diesen Fall nicht gerichtlich, weil wir glauben, dass dieses Jusitzsystem irgendetwas mit Gerechtigkeit zu tun hätte, sondern weil wir es für wichtig halten, dass polizeiliche Brutaliät und Strafllosigkeit in der Öffentlichkeit thematisiert werden.
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