Dresden: 13. 02.06 Heidefriedhof

ra0105 16.02.2006 19:22 Themen: Antifa
Etwa 100 AntifaschistInnen protestierten gegen den alljährlichen Kranzabwurf am Dresdener Heidefriedhof. Der Vorwurf: Die Anlage stelle Dresden unzulässig auf einer Ebene mit Ausschwitz und anderen Orten der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft.

[Erstmaliger Protest am Heidefriedhof]

Im Zusammenhang mit dem Naziaufmarsch am 11. Februar 06, hatten Linke in Dresden immer wieder darauf hingewiesen, dass dieser in einem größeren Zusammenhang gesehen werden muss. Das bürgerliche Gedenkgebaren, gab in der Vergangenheit häufig Anlass für heftige Kritik.
Wer die sächsische Regionalzeitungen liest, findet regelmäßig Augenzeugenberichte, Kommentare und sonstige Artikel bezüglich des 13. Februars. Höhepunkt ist alljährlich der Jahrestag der Bombardierung. Dresden, so der Vorwurf, pflege einen ausgefeilten Opfermythos, ein Affront für die eigentlichen Opfer des nationalsozialistischen Regimes.
War in den Vorjahren vor allem die "Frauenkirche" Ort der kritischen Auseinandersetzung (was regelmäßig in einer Flut von Platzverweisen endete) wollte man dieses Jahr direkt das Gedenken am Heidefriedhof begleiten.

[Die Demo]

Relativ pünktlich ging es los, etwa 100 AntifaschistInnen beteiligten sich an der Demo. Recht akribisch die Vorkontrollen, gewaltig das Polizeiaufgebot - sogar ein Hubschrauber war im Einsatz. Obwohl große Teile dem "antideutschen Spektrum" zuzurechnen waren, hielt man sich mit den typischen Parolen eher zurück.Stattdessen ein relativ langer Beitrag der Gruppe "sabotage", er erläuterte die Hintergründe der 14 Stelen und kam schließlich zur Feststellung: "Deutsche Täter sind keine Opfer". Mit guter Musik ging es Richtung Heidefriedhof, aufgrund polizeilicher Auflagen, in der Nähe des Friedhofes jedoch ohne Musikanlage.Etwa 1,5 Stunden verharrte man dann vor dem Eingang des Friedhofes, Trauergäste wurden mit:
Oma und Opa und Hans Peter - keine Opfer sondern Täter
Stalingrad war wunderbar - Naziopa blieb gleich da
Deutsche Täter sind keine Opfer
Schwarz war die Nacht, weiß war der Schnee - von allen Seiten die rote Armee
Bomber Harris - Do it again
empfangen.

[Pauschalurteile]

Unstrittig sollte es antifaschistischen Protest geben, wenn neben BürgerInnen auch Nazis jedes Jahr zumHeidefriedhof pilgern um dann mit ernster Trauermiene ihren Opfern zu Gedenken.
Unstrittig gilt es zu hinterfragen, warum die einzigste Reaktion der BürgerInnen auf die Nazis es ist, sich überderen Missbrauch des Gedenkens zu echauffieren.
Unstrittig muss man sich tatsächlich fragen, inwieweit der "Boom" beim Opfergedenken nicht zu einer Verschiebungder Realitäten führt.
Fragwürdig dagegen die Pauschalurteile die seitens der Demo aufgemacht wurden. Ein ältereres Ehepaar beispielsweise, sichtlich irritiert ob des antifaschistischen Protestes, beschwerte sich anfangs wegen des Kraches(Totenruhe). Nachdem sie aber feststellten, dass es sich um TeilnehmerInnen aus dem Linken Spektrum handelte, äußerten sie ihren Unmut, darüber das die Parolen nicht eindeutig zu verstehen waren.
Ein kurzes Gespräch ergab, dass der ältere Herr am 13. Februar 1945 in britischer Kriegsgefangenschaft war. Vorhersich der Mitgliedschaft der HJ entzogen hatte und bekennender Antifaschist war und ist. Er beglückwunschte unszur erfolgreichen Behinderung des Naziaufmarsches vom Sonnabend und bezeichnete es als unerträglich, dass Nazisam Gedenken teilnahmen.
Man sieht, dass der pauschale Vorwurf hier würden Geschichtsrevisionisten ihrem Opfermythos frönen so nicht stimmt.Allein der Umstand, dass die Demoanmelderin eines der führenden Mitglieder der Linkspartei.PDS ist, während gleichzeitig die Landtagsfraktion und örtlliche Linkspartei.PDS MitgliederInnen am Gedenken teilnehmen, zeigtdass ihr eine etwas differenziertere und unaufgeregtere Betrachtungsweise angebracht wäre.
Allerdings kommt der Vorwurf nicht von ungefähr. Passanten beschimpften die Demo, forderten Lagerhaft und dergleichen und zeigten wessen geistige Kinder sie sind.

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Ergänzungen

mehr als hundert

teilnehmer 17.02.2006 - 11:07
die demo zum heidefriedhof war ausgesprochen wichtig, damit klar wird, dass es nicht nur die nazis sind, welche dresden zum mythos stilisieren. die kranzabwerferInnen auf dem heidefriedhof waren sichtlich empört, was natürlich so erwünscht und absolut gut war. als teilnehmer der demonstration muss ich bei der angabe der zahl von demonstrationsteilnehmerinnen doch noch mal richtig stellen, dass es mindestens 100 antifaschistinnen waren, vielleicht sogar etwas mehr. ich hätte an einem montagmorgen um 9.30 uhr mit weniger gerechnet und finde daher das es schon ein erfolg war. vielleicht werden es im nächsten jahr auch noch mehr.

Ergänzung & Korrektur

ra0105 17.02.2006 - 12:33
Korrektur: Angela Marquardt ist 2003 aus der PDS ausgetreten.
 http://de.wikipedia.org/wiki/Angela_Marquardt

Ergänzung: Passanten sprachen sich auch für eine Vergasung der DemonstrantInnen aus.

Direkt während des Gedenken gab es eine Transpiaktion auf dem Heidefriedhof.
Dieser wurde von der Polizei unterbunden.

ICH BIN NICHT MEHR IN DER PDS

ANGELA 18.02.2006 - 16:59
Danke, dass mal richtig gestellt wurde, dass ich NICHT MEHR IN DER PDS bin und schon gar nicht mehr in der Linkspartei.PDS und dies aus guten Gründen.

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