Irakkrieg: Was die Toten kosten

@ 15.02.2006 19:46 Themen: 3. Golfkrieg Militarismus Weltweit
Die Schätzungen über die zivilen Todesopfer der politisch-militärisch Interessierten im Irak, kontrastieren mit epidemiologischen Untersuchungsergebnissen - Die USA werd die Welt NICHT retten, jedenfalls nicht vor vor Hunger und Massenarmut: DIE KRIEGSKOSTEN
Während die Summen des Militärbüdgets der USA, auf Kosten der Armen, ins Astronomische taumeln (siehe Artkelende) hat sich z.B. die Unterernährung irakischer Kinder verdoppelt. Mehr als eine Billion Dollar will die us-Rgierung zur Unterwerfung des Irak aufwenden, indessen die 26 Millionen IrakerInnen unter Mangel an Nahrungsmitteln, fliessendem Wasser, medizinischer Versorgung und Bildung leiden.

Gekürzte Übersetzung des Arikels:
"Verschwendung, Plünderung und Not: Die Kriegskosten der USA im Irak", von Nicole Colson, SocialistWorker, 03.Februar 2006

Ausser den 251.000 Millionen Dollar, die vom us-Kongress für März 2006 zugewiesen wurden, beziffert das Haushaltsdepartement die Kriegskosten im Irak auf 230.000 Millionen in den nächsten zehn Jahren. Die Schätzungen der Gesamtkosten belaufen sich auf 500.000 Millionen Dollar; [ New York Times ]. Der Wirtschfats-Nobel-Preis-Träger, Joseph Stiglitz und die Expertin für Kostenvoranschläge der Harvard Universität, Linda Bilmes, rechnen die Kosten, aufgrund seitens der us-Regierung unberücksichtigt belassener Faktoren, moderaterweise um einiges höher: Eine Billion und 200.000 Dollar. Die tatsächlichen Kosten sind mit der Spitze des Eisbergs vergleichbar, auf welchen die Titanic einst prallte... [ Los Angeles Times ] . Wenn hierzu noch die "indirekten Kosten",. wie steigende Ölpreise, ein wachsendes Defizit in den USA und der Produktionsausfall durch die Veteranen hinzugerechnet werden, übersteigen die Kriegskosten 2 Billionen.

DIE KOSTEN FÜR DEN IRAK

Weit von der geplanten Verbesserung entfernt, sind Elektrizität, Nahrungsmittelversorgung, Trinkwasser und medizinische Versorgung im besetzten Irak rare Dienste. Drei Jahre nach dem Sturz Sadam Huseins, fliesst aktuell für die IrakerInnen an weniger als 12 Stunden pro Tag elektrischen Strom und weniger als die Hälfte der 26 Millionen-Bevölkerung hat keinen Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Die diesbezügliche Hilfe seitens der USA ist nicht erkennbar. [General Accounting Office der us-Regierung ]

Von den miserablen 18.400 Millionen Dollar, welche die us-Regierung für den Wiederaufbau des Iraks zur Verfügung gestellt hat, sind mehr als die Hälfte im Kampf gegen Aufstände, die Bevorteiligung eines kriminellen, irakischen Justizsystem und beiErmittlungen gegen Sadam Husein untergegangen [ The Washington Post ]
Seit der Invasion und der Besatzung hat sich die Unterernährung irakischer Kinder beinahe verdoppelt; bereits eines von zwölf Kindern ist betroffen. Seit der Besatzung hat etwa ein Viertel der Kinder keinen Zugang zu Bildung [ Center For Research on Globalization ]. Eine Info-Schrift der UNICEF und des irakischen Bildungsministeriums von 2004 gibt an, dass seit Beginn des us-Krieges gegen den Irak, 900 Grundschulen durch Bombardierungen beschädigt oder zerstört und weitere tausende ausgeplündert wurden. Nicht weniger als 3700 Schulen verfügen über kein Trinkwasser und mehr als 7000 sind nicht an die städtische Kanalisation angeschlossen, nicht nur als Konsequenz des Krieges, sondern auch infolge der von den USA unterstützten Sanktionsphase.

Die anfänglichen Wiederaufbaupläne sahen vor, dass die USA während der ersten sechs Monate der Invasion, 3000 Schulen instand setzten sollte und weitere 600 im Verlauf eines Jahres. Diese Zahlen wurden jedoch angesichts des Widerstandes in den USA, gegen den Kostenaufwand, dezimiert und das Geld für den Wiederaufbau verschwand aus "Gründen Sicherheit ". Obwohl es das Ziel der us-Agentur für Internationale Entwicklung [ USAID ] gewesen war, bis Ende 2004 286 Schulen zu errichten, ist dies bis September 2005 nur in 45 Fällen tatsächlich realisiert worden. Auf dieselbe Weise nahm Bechtel Corp [ trotzt Erhalt von 1.000 Millionen Dollar für den Wiederaufbau der irakischen Infrastruktur, darunter die Wiederherstellung von 1500 Schulen ] Billigkräfte unter Vertrag, deren stümperhafte Arbeit dazu führte, dass die Schulen aufgrund gravierender Mängel, wie u.a. undichte Dächer oder defekte Kanalisationen, nicht genutzt werden können.


DIE UNGLAUBLICHE VERSCHWENDUNG

Laut den Vereinten Nationen kostet die Versorgung aller Mangelleidender der Gesamtbevölkerung der Welt mit Lebensmittlen, fliessendem Wasser, Sanitäranlagen und Basisbildung, sowie medizinischer Grundversorgung 80.000 Dollar jährlich mehr.
Mit anderen Worten, der geschätze Betrag von 1 Billion Dollar direkter Kriegskosten im Irak, könnte diese Differenz ausgleichen und die notwendige Grundversorgung der Menschheit für den Zeitraum von 12 Jahren abdecken. Oder: Mit einer Billion Dollar könnten mehr als 180 Millionen junger Menschen vier Jahre lang an öffentlichen Universitäten studieren. Oder: Die Gehälter von 4.300.000 Professoren wären über fünf Jahre hinaus gedeckt.
Parallel dazu, sind wir unfähig zu erkennen, dass die Ursachen des Terrorismus die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind, bedingt durch die Armut, die weite Teile der "Dritten Welt" zerstört und sie zu einem fruchtbaren Feld für den Terrorismus macht. Die Millionen Dollar hätten als Hilfe für Millionen von Menschen, eingesetzt werden können, die dazu verurteilt sind in Armut zu leben und denen es unmöglich ist, aus eigener Kraft ihre Lebensumstände zu verbessern [ Stiglitz und Bilmes ]
( ... )

ZWISCHEN 120.000 UND 500.000 ZIVILE OPFER DER BESATZUNGSKRÄFTE
Nocilas J.S.Davies

Der Zynismus der us-amerikanischen Militärstrategen, verbietet den Kommunikationsmedien eine reale Berichterstattung. Journalisten aus dem Irak selbst und aus anderen arabischen Ländern, dürfen nur in die repräsentativen Teile des Landes reisen und die Direktoren der Zeitungen, ihre Schwerpunkte nur auf Zonen lenken, die für westliche Reporter zu gefährlich sind.

Inzwischen hat die internationale Arbeitsgruppe von Epidemiologen im Auftrag von Les Roberts von der Johns Hopkins Schule für öffentliche Gesundheit [ der Baltimore Universtität, USA ] ihre Studien über die zivilen Opfer im Irak zusammengefasst. Die Ergebnisse dieser Arbeit stehen im Widerspruch zu fundamentalen Behauptungen jenes Kriegsberichts, der der Welt von Politikern und Journalisten präsentiert worden ist....
Nach einer Bereinigung der Kriterien von gewissen Faktoren [ ungenaue Angaben aufgrund mangelnder Erinnerung, al-Anbar ] schätzt die Gruppe, dass "innerhalb der letzten 18 Monate 98.000 irakische ZivilistInnen in direkter Folge der Invasion und Besatzung ihr Leben verloren. Die Gewalt wurde innerhalb dieser Periode zur ersten Todesursache im Irak [ 51% oder 24%, mit oder ohne al-Anbar ].Trotzdem wurden 79% der gewaltsamen Tode durch die herrschenden "Koalitionsskräfte" verursacht, d.h. durch Militärhubschrauber, Misiles und anderes Gerät der Luftwaffe. Die Hälfte der Opfer, 48%, waren Kinder von unter fünf Jahren".


DISKREDITIERUNGSKAMPAGNE

Kaum war dieser Artikel erschienen, traten britische uns us-amerikanische Funktionäre eine Kampagne los, um die AutorInnen zu verleumden und ihre Ergebnisse zu marginalisieren, ohne jede ernsthafte Analyse deren Methodik oder der Anführung von Gegenbeweisen. Für die Mehrheit der us-AmerikanerInnen bleiben die andauernden Bombardierungen im Irak aktuell ein dunkles Geheimnis und die Kommunikationsmedien präsentieren immer dasselbe, allgemeine Bild von Krieg, der laut der Studie, auch die Quelle sekündärer Gewalt ist.
Der Artikel dreht sich folgend um das Tauziehen verschiedener Methoden und Kriterien der Leichenzählung-und Erfassung und das damit verbundene Machtspiel bezüglich Information und Manipulation, von daher zur Studie und Diskussion:
medialens.org/alerts/05/050906_burying_the_lancet_part1.php
medialens.org/alerts/05/050906_burying_the_lancet_part2.php
Les Roberts: "Es ist befremdlich, dass die tagtägliche Akzeptanz der Presse gegenüber der Logik der Epidemiologie, hinsichtlich Gesundheitsrisiken und Medikamenten sich ändert, wenn es um die tatsächlichen Mechanismen des Todes, die bewaffneten Streitkräfte, die Armeen, geht."
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Ergänzungen

Fortsetzung

@ 15.02.2006 - 20:17
AUSWEITUNG DER LUFTANGRIFFE

Laut der letzten Informationsschrift des irakischen Gesundheitsministeriums vom vergangenen Januar, existieren keine neuen Statistiken über die Zahl der zivilen Opfer der "Koalitionskräfte"; aber es gibt fundierte Beweise darüber, dass die Luftangriffe innerhalb dieses Zeitraums intensiviert worden sind [ Ramadi, al-Anbar, in den Provinzen Diyala und Bagdad ]. Seymour Hersh schrieb in der New York Times, die aktuelle Strategie der USA sei es, irakisches Militär in us-amerikanische Spezialeinheiten zu involvieren, um auf diese Weise eine Verstärkung der Bombardierungen zu erreichen, wenn sich die Bodentruppen der USA aus dem Irak zurückziehen, da ev. die Deckung seitens Kommunikationsmedien nachlassen wird.
Als Strategie wird auch eine Ablenkung der Kommunikationsmedien auf Najaf angesehen, damit die USA die Bombardierungen Faluya´s reibungslos verbrechen und die "Ergebnisse" verbergen konnten. So ist z.B. ein weiteres unberücksichtigtes Criterium der Erfassung der Opfer, die von Michael O'Toole erwähnte Tatsache, dass die Bombardierungen und Luftangriffe nicht nur die primäre Todesursache im Irak sind, sondern dass die Abwürfe von 500 Pfund schweren Mark 82 Bomben, zu einer völligen Zerstörung der Häuser führen. Da die allgemeinen Untersuchungen diese erfassen, bleiben auch die zahlreichen Opfer in diesen Gebäuden in den Erhebungen unerwähnt.

Dank der Arbeit von Les Roberts und seinem internationalen Team haben wir ein Bild von der Gewalt im Irak, das die letzten 14 Monate seit der Schätzung von Lancet umfasst, so O'Toole und können sagen, dass zwischen 175.000 und 650.000 Menschen an den direkten Folgen dieses Krieges gestorben sind; zwischen 120.000 und 500.000 Personen wurden dabei von den "Kräften der Koalition" ermordet, unter ihnen zwischen 50.000 und 250.00 Kinder unter fünf Jahren.
Die konservativen, um nicht zu sagen irrealen, Schätzungen der Niedrigbezifferung gelangen höchst unwahrscheinlich auch nur in die Nähe der realen Anzahl der Toten. Es handelt sich um zwei Versionen von ein und demselben Kriege, wobei die Auswahl des Materials und der Methoden im einen Fall, klar nach politischen, militärischen und kommerziellen Interessen erfolgt, während die andere Seite, anerkannten, epidemiologischen Kriterien und wissenschaftlichem Ingrimm entspricht.

Es ist die direkte Verantwortung der Avenue Pennsylvania Nr. 1600 in Washington und der Downing Street 10 in London, dass keine präziseren Angaben über diese Krise existieren, Adressen, die genauen Zählungen der toten Kinder und alten Menschen in Konsequenz dieses Krieges, zulassen.


( Quellen: www.iraqsolidaridad.org ) mehrsprachig

THE AMERICAN WAY OF LIFE

Der von präsident bush vorglegte Haushalt für das Jahr 2007 übersteigt die schlimmsten Erwartungen: Gleich 7 Milliarden Dollar mehr soll das Pentagon für Verteidigungsausgaben erhalten; d.h. mehr als die Hälfte des frei verfügbaren und jährlich neu festzulegenden Militärbüdgets. Damit wäre die Pentagonkasse mit 439,5 Milliarden um 45% gefüllter als im Jahr 2000. Dennoch will bush 50 Milliarden extra für die Kriege im Irak und in Afghanistan beantragen. Für das laufende Jahr beläuft sich der Antrag auf 70.000 Dollar. Das bedeutet einen Anteil der Militärkosten von insgesamt 19%. Ausser für Krieg will bush ähnliche Unsummen für Aussenpolitik, die Veteranen-Versorgung und den Heimatschutz ausgeben.
Um diesen Etat überhaupt bestreiten zu können, sollen nach dem Willen bush´s einschneidende Kürzungen bei den drastisch steigenden Ausgaben für Gesundheit und Sozialhilfe, die bislang vor allem der wachsenden Zahl von Armen und Alten zugute kamen, vorgenommen werden. Kranke und Arme bezeichnet bush in seinem zum Haushaltsvorwort als "langfristig bedrohliche Kostenfaktoren für die us-amerikanische Budgetgesundheit".
Dennoch beantragte bush darüberhinaus noch 250 Millionen Dollar Forschungsgelder für ein in den 70er-Jahren umstrittenes Atombrennstoffprogramm und Gelder zur Erschliessung des arktischen Naturschutzgebiete für die Ölförderung.
Das in den Haushalt 2007 übertragene Defizit 2006 wird Schätzungen des Präsidialamtes mit 423 Milliarden Dollar, um 100 Milliarden höher ausfallen als 2005.
Schon werden Stimmen laut, welche bezweifeln, dass die veranschlagten Summen überhaupt ausreichen werden." Es ist kaum absehbar, was wir im Irak während der nächsten Monate ausgeben werden".


die studie

tagmata 15.02.2006 - 23:42
roberts et al: "mortality before and after the 2003 invasion of iraq: cluster sample survey". lancet 364 p1857

gibts hier:

 http://image.thelancet.com/extras/04art10342web.pdf

ja, die zahlen sind extrem hoch. ja, statistik ist nicht 100% sicher. aber roberts ist kein neuling auf dem gebite, und seine zahlen über die zivilen opfer des bürgerkriegs im kongo  http://archives.cnn.com/2000/WORLD/africa/06/21/first.person/ wurden nicht angezweifelt - und die dichte der erhobenen daten war im irak weitaus höher als im kongo.

insgesamt ist die roberts-studie die beste und fundierteste. eine zahl von mehreren 100000 zivilen toten infolge des irakkriegs ist die wahrscheinlichste annahme - und das allein im zeitraum märz 2003 bis september 2004.
saddam wäre neidisch: der zivile bodycount der "befreier" des irak ist, auf tote pro jahr runtergebrochen und wenn mensch die embargophase mit einbezieht, doppelt so hoch wie der der des damaligen regimes.

ach ja

tagmata 15.02.2006 - 23:50
diese meldung war auch krass: gestern kam rein, daß der provinzrat von basra als reaktion auf die jüngsten vorwürfe gegen koalitionstruppen - und ganz nebenbei, die dänische karikaturenaffäre - seinen beamten *jede zusammenarbeit* mit den britischen und dänischen truppen, die dort den laden schmeißen verboten hat, und solche zusammenarbeit in zukunft *als kriminelle handlung* behandelt.

kann man sagen: "ganz schön scheiße gelaufen das ganze"?

Frage

frager 16.02.2006 - 22:05
kann es sein das da wo bilion steht teilweise miliarde stehen müssete?
denn es scheint doch recht merkwürdig, das da von milionen die rede ist und von bilionen, aber nicht von miliarden
und das erscheint mir recht wahrscheinlich, da miliarde auf english ja bilion heißt

Billionen?

@ 17.02.2006 - 09:42
Der Text wurde aus dem Spanischen, nicht
aus dem Englischen übersetzt und in spanisch
sind biliones Billionen
Die Angaben über den us-Haushalt stammen aus
deutschsprachiger Quelle