2. Prozesstag im Aubonne - "Fall"

anarcho 15.02.2006 17:15 Themen: Repression
Sechs weitere Polizisten die direkt und indirekt am Einsatz auf der Aubonnebrücke beteiligt waren, der aktuelle Vorgesetzte des Angeklagten Deiss und eine weitere Aktivistin der damaligen Aktion wurden heiute als Zeugen/Zeuginnen vernommen.
Heute wurden weitere Zeugen gehört. Sie haben von der Entwicklung an jenem Tag auf der Aubonnebrücke berichtet. Ausserdem war einiges zu erfahren über die Organisation - oder viel mehr über den Mangel an Organisation bei der Polizei an jenem Tag. Hochrangige Zeugen der Polizei haben die skandalöse Unfähigkeit der eingesetzten Einheiten bestätigt.

Der Einsatzleiter Poget wird von Kollegen als "spontan und impulsiv" bezeichnet und scheint die Anweisungen seiner Vorgesetzten nicht befolgt zu haben. Vor Ort angekommen, ging er über den Auftrag, den er von seinen Vorgesetzten erhalten hatte, die Situation zu untersuchen, und der Leitstelle Bericht zu erstatten, hinaus. Durch seine spontane Aktion, bei der er die Transparente der ersten Gruppe entfernte, brachte er die AutofahrerInnen, die DemonstrantInnen und die eingesetzten Polizeibeamten in Gefahr.

Seine Vorgesetzten verneinten, ihm weitere Aufträge erteilt zu haben, nachdem er auf der Brücke angekommen war. Mit wem sprach der Einsatzleiter also dann? Auf diese Frage antwortete Poget, dass er nicht wusste, ob er mit seinen Vorgesetzten oder nur den Telefonisten gesprochen hätte.

Wieder einmal haben sich die Fragen und Zeugenaussagen um das Problem der sprachlichen Verständigung gedreht. Es stellte sich die Frage, warum der Einsatzleiter Poget nicht seinen Untergebenen Deiss informiert hatte, der sich in einer aussergewöhnlichen Situation befand.

Alle Zeugen bestätigten die Vorstellung, dass alle Sicherheitsmassnahmen (die Verteilung der "Einsatzdioktrin" (das Verbot individuelle Entscheidungen zu treffen, der Vorrang, der der Sicherheit der DemonstrantInnen eingerämt werden sollte) vom Grossteil der eingesetzten Kräfte schlichtweg ignoriert wurde.

Der Staatsanwalt hingegen versucht, die Unfähigkeit der Polizeikräfte dadurch zu erklähren, dass den Polizisten die Aktionsform unbekannt waren.

Der Anwalt der Geschädigten auf der Gegenseite versuchte darzulegen, dass der Krankenwagen entgegen den Behauptungen der Polizei erst um 11:29 Uhr und nicht schon um 11:17 Uhr gerufen wurde: 12 Minuten, nachdem das Seil durchgeschnitten worden war. Damit stellt sich die Frage, warum sie nachdem Martin abgestürzt war nicht schneller für erste Hilfe sorgten.

1., Prozesstag:  http://de.indymedia.org/2006/02/138863.shtml
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