Bielefeld: 2 Wochen UniRektoratsBesetzung

wir zahlen nix! 15.02.2006 07:09 Themen: Soziale Kämpfe
Heute um 16.00 Uhr werden die zwei Wochen voll. Eine lange Zeit, in der sich zwar die Verantwortlichen noch keinen Millimeter - erkennbar - bewegt haben, ansonsten aber viel passiert ist an der Bielefelder "Reformuniversität".
Am Nachmittag des 1. Februar haben mehrere hundert Studierende das Rektorat der Uni Bielefeld besetzt, um gegen die Einführung allgemeiner Studiengebühren vorzugehen.
 http://de.indymedia.org//2006/02/137762.shtml
 http://de.indymedia.org//2006/02/137723.shtml
 http://ag.antifa.net/Rektorats_Besetzung.htm
 http://de.indymedia.org//2006/02/137859.shtml
 http://de.indymedia.org/2006/02/137975.shtml
 http://www.asta-bielefeld.de/
 http://besetzung.kollima.de/

Nach wie vor ist kein Ende der Aktion in Sicht. Ganz im Gegenteil gewinnt der Widerstand in den letzten Tagen an immer neuer Brisanz.
 http://germany.indymedia.org/2006/02/138826.shtml

Unterdessen hat eine "Aktion 1. Februar" in mehrseitigen Flugblättern eine "Bilanz der ersten 14 Tage" gezogen - sowie die Studierenden und alle anderen Universitätsangehörigen dazu aufgerufen, den Protest unbefristet fortzusetzen:

"Auch nach Rücknahme des Senatsbeschlusses zur Einführung von Studiengebühren und Rücktritt des Rektorats bleibt genug zu tun: Die Demokratisierung der Hochschulgremien, die Vernetzung unserer Proteste mit anderen gesellschaftlichen Interessensgruppen, die Schaffung einer wirklichen freien Universität, dann einer wirklich freien Gesellschaft. Laßt uns den viel zitierten 'Domino-Effekt' von Bielefeld aus in alle Welt hinausrufen!"

In unmißverständlichen Worten stellen die IniatorInnen klar, dass entgegen aller Bemühungen sich die Proteste nicht auseinander dividieren lassen:

"Es muss einmal mehr klar betont werden, dass gegen diese Politik der Ausgrenzung jede Form des Widerstandes mehr als legitim ist. Dass Betroffene dazu greifen, die Verantwortlichen persönlich zu benennen, fällt hierbei lediglich unter die notwendige Aufklärung der Öffentlichkeit. Der Einsatz von Farbe und Buttersäure gegen unbesetzte Büros ist ein vergleichsweise harmloser Schritt, die Ernsthaftigkeit unseres Anliegens deutlich zu machen. Dieser risikoreiche Einsatz ist weder mehr noch weniger wichtig als jeder noch so kleine Beitrag zu anderen Aktionen"

Desweiteren kann die "Aktion 1. Februar", die offenbar von Studierenden aller Fachbereiche und einzelnen MitarbeiterInnen der Universität getragen wird, sich eine Verschärfung der Proteste vorstellen:

"Es ist nicht alleine das Rektorat als Protagonist der Tat zu begreifen. Diese Politik benötigt Helferinnen und Helfershelfer. Somit muss sich eine Aktionsform wie die Besetzung nicht zwingend auf dieses eine Ziel beschränken lassen [...] Sollten die Betroffenen in einem weiteren Schritt dazu übergehen, sich derart scharf in den privaten Lebensbereich der Verantwortlichen einzumischen, wie diese mit der Einführung von Studiengebühren das Leben tausender Studierender zur Hölle machen, wird der erneute Aufschrei der Empörung unter bekannter Heuchelei daherkommen. TäterInnen haben Namen, Gesichter und Adressen."

Abschließend zählt das Flugblatt die Stützen der Proteste auf:

"Gar nicht genug gedankt werden kann den 3000 Studierenden, die den Verantwortlichen während der Senatssitzung einen beeindruckenden Vorgeschmack auf alles Kommende gegeben haben [...] Das knappe Dutzend Tapferer, die den ersten Schritt in die heiligen Hallen des Rektors gewagt haben [...] vielen Namenlosen, die sich Tag und Nacht für die gerechte Sache einsetzen, frei von jeder Bevormundung der etablierten politischen AkteurInnen, sowie jeder solidarischen Stimme in allen Teilen des Landes, in allen Teilen der Gesellschaft."

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Sache weiter entwickeln wird - und ob tatsächlich ein "Domino-Effekt" in andere Städte ausgeht. In Basisbreite, Beharrlichkeit, Konsequenz und Vielfalt gelingt derzeit in Bielefeld jedenfalls eine Kampagne, die für Soziale Kämpfe in Deutschland vorbildlich ist und lange nicht zu sehen war. Diesen Ansatz von der lokalen Ebene zu heben...
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Ergänzungen

presse1

- 15.02.2006 - 07:32
taz nrw 14.2.2006

Pinkwart-Besuch fällt aus

Bielefeld ? Aufgrund der Studentenproteste an der Universität Bielefeld wurde eine für gestern geplante Info-Veranstaltung zum Wissens- und Technologietransfer mit Innovationsminister Andreas Pinkwart (FDP) abgesagt. Seit fast zwei Wochen halten Studierende das Rektorat besetzt. Eine konstruktives Gespräch zwischen Uni-Leitung und Besetzern kam bisher nicht zustande, ein neuerlicher Gesprächsversuch war für den gestrigen Nachmittag geplant. Derweil häufen sich Einzelaktionen. Zum Beispiel wurden auf Plakaten Senatsmitglieder, die sich für Studiengebühren ausgesprochen hatten, verunglimpft. Zudem haben Studierende am Wochenende die Büros von Rektor und einem Senatsmitglied mit Farbe und Buttersäure beschmiert. Die Rektoratsbesetzer haben sich umgehend von den Aktionen distanziert.

[Anmerkung: Die Besetzer_innen haben sich keineswegs von der Farb-Aktion distanziert. Der taz-Artikel dürfte von üblichen verdächtigen Grünen Studifunktionären lanciert sein, denen ihre Form des Protests wohl etwas außer Kontrolle gerät...]

presse2

- 15.02.2006 - 07:34
Neue Westfälische, 15.2.2006

BIELEFELD: Studenten wollen Rektorat bis Donnerstag besetzt halten

Bielefeld (lnw). Studenten der Universität Bielefeld wollen das Rektorat der Hochschule zunächst bis Donnerstag besetzt halten.
Damit protestieren die Besetzer gegen die geplante Einführung von Studiengebühren. Das Rektorat sei in Gesprächen nicht auf Forderungen eingegangen, sagte ein Sprecher der Besetzer am Dienstag.

Teil der Forderungen sei es, die Planung einer Beitragssatzung zu stoppen sowie mehr Mitbestimmung für Studenten im Universitätssenat zu ermöglichen. Die Forderungen sind laut Universität nicht erfüllbar.

Presse

höhrer 15.02.2006 - 17:36
die Besetzung war heute auch im Deutschlandfunk Thema, bei der "überaus kritischen" Sendung "campus und karriere". es wurden aussagen der Besetzer wiedergegeben und von der Unileitung mal wieder "ein fehlender Sinn für die realität" in richtung der Besetzer abgegeben.

Schon seltsam wenn man bedenkt dass 5 minuten vorher in der gleichen Sendung von einem dr. Gerd Grözinger von der Uni Flensbrug gesprochen wurde der die Idee vertritt, dass jeder Schulabgänger 60.000 euro bekommen soll als lebensstarthilfe (firmengründung, Studium, Auszeit und Kinderkriegen oder wofür man es auch immer ausgeben möchte)


Ausserdem gibt es seit heute in einer weiteren Stadt eine Besetzung, die Stadt hab ich leider vergessen, vielleicht weiß ja jemand etwas genaueres

DLF Beitrag: Rektoratsbesetzung Bielefeld

(muss ausgefüllt werden) 15.02.2006 - 23:08
Rektoratsbesetzung Bielefeld
Sendezeit: 15.02.2006 14:43
Autor: Böddeker, Michael
Programm: Deutschlandfunk
Sendung: Campus & Karriere
Länge: 01:59 Minuten
 http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/02/15/dlf_200602151443.mp3
Text zum Beitrag: Einführung von Studiengebühren sorgt weiter für Proteste
# http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/469777/

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Gebt nicht auf!

student struggle 15.02.2006 - 13:25
Solidarische Grüße aus HH an die BesetzerInnen in Bieleffeld! Haltet bloß durch, macht weiter, ihr macht uns Mut.
Spätestens im nächsten Semester ist dann auch Hamburg hoffentlich wieder back on stage!

Langsam reichts echt

Generation X 15.02.2006 - 14:26
"...die Forderungen nach Mitbestimmung sind laut Universität nicht erfüllbar" ?!

Ich glaub, es hackt! Wo leben wir eigentlich, in Mao-China, im Iran, in der DDR, oder in einer Bananenrepublik?! Selbstverständlich sind solche Forderungen "erfüllbar", liebe "Universität" (btw - wer spricht da eigentlich, und in wessen Namen, mit welcher Legitimation? Gebäude können nicht sprechen.)

Wenn du es nicht glaubst, liebe "Universität", dann nimm mal ein Buch über Zeitgeschichte in Westeuropa zur Hand und schlag es auf bei "1968 ff". Ja, da guckst du, was?

Und wenn du keine Mitbestimmung WILLST, dann sag das doch ehrlicherweise: "Die autoritären Machthabenden der Universität möchten lieber keine demokratische Mitbestimmung mehr"; wollen und können sind allerdings bekanntlich oft zweierlei.

Dieses Land braucht scheinbar wirklich einiges an Reformen, aber ganz andere, als CHE und INSM uns weismachen wollen. Dieses Land braucht wieder eine breite Demokratiebewegung, die sich solche Unverschämtheiten nicht bieten lässt. Achja, eine freie Presse wäre auch nicht schlecht, und nein, Bertelsmann und Springer sind nicht "frei".

Überhaupt konnte mir noch keiner erzählen, mit welcher Berechtigung ein privatwirtschaftlicher Medienkonzern plötzlich anfängt, via CHE und CDU den öffentlichen deutschen Hochschulen vorzuschreiben, wie sie zukünftig organisiert sein sollen, mit welcher Zielsetzung, usw. Die Studenten schreiben ja auch nicht Flugblätter an die Bertelsmann-Mitarbeiter "Ey Leute, streikt doch oder besetzt einfach eure Betriebe und schmeisst euer manipulatives Managment raus, ohne euch können die nämlich garnichts."

Schade, dass der neoliberale "Innovationsminister" Muffensausen bekommen hat, bei euch hätte er doch mal echte gesellschaftliche Innovation kennenlernen können.









Respekt

wow 16.02.2006 - 16:34
Richtig so!
Respekt, dass ist mal was neues (für mich jedenfalls) - könnt auf meine Unterstützung setzten. Echt super Aktion - haltet durch!!!