1. Prozesstag im Aubonne - "Fall"

KEINSPAM.aubonne@no-log.org 14.02.2006 00:51 Themen: Repression
Im Mai 2003 blockierte ein AktivistInnengruppe die Autobahnbrücke Aubonne ("Aubonnebrücke") um einer G8 Delegation den Weg zum Gipfel in Evian zu versperren. Die Polzei durchtrennte das Kletterseil und tötete dabei beinahe zwei AktivistInnen. Nun müssen sich der Polizist, der das Seil kappte, und sein Vorgesetzter vor Gericht verantworten. Die Anklage lautet "fahrlässige Körperverletzung"...
Poget, der Einsatzleiter, und Deiss der Polizist der das Seil durchschnitt, haben heute als Zeugen ausgesagt. Weiterhin machten 6 weitere Beamten die auf der Brücke im Einsatz waren, sowie zwei Indymedia VertreterInnen und eine weiter Brückenaktivistin ihre Aussagen.
Die meisten der Polizisten sagten aus, dass der Funkverkehr während der ganzen Zeit entweder nicht funktionierte oder von ihnen nicht mitgehört werden konnte. Die Kletteraktion wurde per Funkt angekündigt und es wurde eindeutig durchgesagt dass sich Personen abgeseilt hätten. Zu keiner Zeit war es den verschiedenen Einheiten auf der Brücke möglich sich untereinander zu verständigen, geschweige denn abzusprechen.

Deiss hielt an seiner unglaublichen Geschichte fest, er hätte nicht gewusst dass Leute an dem Seil hingen und dass er "instinktiv" gehandelt hätte als er das Seil kappte ohne sich mit seinem Vorgesetzen abzusprechen. Er hielt es auch nicht für angebracht sich mit dem Beamten abzusprechen der 1 Meter neben ihm das Seil hochgehalten hatte, um die ersten Autos passieren zu lassen, bevor er das Seil durchtrennte. Er meinte er wollte die Strasse frei machen, weil ein G8 Konvoi (Delegation) im Anmarsch gewesen wäre und ihr Befehl lautete, den Konvoi über die Autobahn durchzubringen.

Pogets Begründung eine Situation geschaffen zu haben die dazu führte dass das Seil durchgetrennt wurde war ebenso haarsträubend wie abendteuerlich. Er öffnete die Strasse unmittelbar nach seiner Ankunft, indem er die Sicherheitsbarrikade weit vor dem Seil durchbrach. Anschliessend wurde er mehrfach handgreiflich gegenüber einer Kameraperson und äussert sich mehrmals gegenüber den AktivistInnen dass es ihm egal gewesen wäre, würden sich die AktivistInnen verletzen bzw. würden sie sich "den Hals brechen". Selbst nachdem das Seil bereits durchtrennt war, bezeichnete er die AktivistInnen als "Mafia Scheiss- Bande" die er einsperren würde. Konsequenterweise machte er keinerlei Anstalten um für Hilfe für die AktivistInnen zu sorgen, die entweder schwer verletzt im Flussbett lagen, oder sich seit mindestens 30 Minuten in einem Schockzhustand befanden.

Die Fragen wurden zusehends aggressiver und unfreundlicher gegen Ende als zwei Indymedia VertreterInnen sowie der SprecherIn der AktivistInnen aussagten. Was als "normales juristisches Verhalten" durchging, schloss irrelevante Fragen u.a. des Staatsanwalts ein, die eindeutig und einzig dazu dienten die AktivistInnen einzuschüchtern und unglaubwürdig zu machen, obwohl sie nicht als Angeklagte sondern als ZeugInnen auftraten.

Der Prozess dauerte heute, Montag bis 19.00 Uhr und wird weiter gehen morgen, Dienstag ab 8.30 in der Früh
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Ergänzungen