Destroy the spirit of Dresden...ein Bericht

Antifascist l.E. 12.02.2006 18:07
Ein verschneiter, bitterkalter Samstag schien perfekt geeignet zu sein, um Nazis und sonstige Geschichtsrevisionisten, die am 11.02. nach Dresden kommen würden, stundenlang in der Kälte stehen zu lassen und mit anderen Dingen zu ärgern...
Gedacht getan, machte mensch sich auf nach Dresden, es ging los mit der Antifademo „Destroy the Spirit of Dresden“, an dieser beteiligten sich nach meiner Schätzung zwischen 800 und 1000 Antifaschisten. Die Medien und verschiedene andere Quellen sprechen von lediglich 500, ich denke aber dass es zumindest zeitweise diese angenehm hohe Anzahl gab. Mit fetziger Musik (gute Mischung), und lauten Sprechchören ging es dann gen Altstadt, immer wieder wurde mit aufgenommenen Jingles über den Grund der Demo informiert, denn diese richtete sich nicht nur wie etwa die gleichzeitig stattfindende Demokratiemeile gegen den Naziaufmarsch, sondern gegen jedwedes kollektives Opfergedenken zu den notwendigen und erfolgreichen Bombenangriffe auf Dresden 1945. Eine erstaunliche Mischung an linken Spektren beteiligte sich an dieser Demo, so sah man neben der britischen und US-Amerikanische Flagge auch die israelische und Pacefahne, außerdem trugen zahlreiche TeilnehmerInnen das Palituch, es kam aber zu keinerlei innerlinken Auseinandersetzungen. Anders reagierte die Polizei, diese versuchte mehrmals die Demo zu provozieren, zunächst auf Grund der Seitentransparente und Glasflaschen und später mit dem Versuch eine israelische Fahne zu verbannen, dieses wurde jedoch verhindert. Ein Höhepunkt der Demo war die Ankunft am Ausgangspunkt der Nazis, diese waren in ca. 150-200m Sichtweite, laute linke Sprechchöre erklangen, eine Gruppe Nazis schritt auf die Antifaschisten zu, wurde aber durch die Polizei gestoppt. Es ging dann weiter, denn man sieht sich bekanntlich mind. zweimal, Richtung Altstadt, an der Synagoge wurde auf den alten und neuen Antisemitismus in der Dresdner Bevölkerung verwiesen, an der Frauenkirche gab es Redebeiträge und zahlreiche „Nie wieder Deutschland“ Rufe. Die Demo erreichte die Demokratiemeile, an der sich viele Parteien und Vereine beteiligten, viele Menschen schienen aber nicht gekommen zu sein. Später schritt die Demo weiter und traf auf eine größere Nazigruppe, die Polizei konnte eiligst ein Aufeinandertreffen verhindern. Schließlich wurde der Endpunkt der Antifademo erreicht, unmittelbar nach der Auflösung und einigen Rangeleien an der Demospitze erfolgte der Einkesselungsversuch der Polizei, dieser gelang zunächst auch. Einzelne Antifaschisten befreiten sich über einen Hinterhof, die Mehrheit blieb aber eingekesselt. Nach einiger Zeit gelang der kollektive Ausbruch und die Menge strömte zurück Richtung Altstadt, die Polizei schien hilflos und verwirrt. Größere Gruppen von linken Demonstranten erreichten die Demokratiemeile und besetzten nach anfänglichen Schwierigkeiten die Augustusbrücke, welche den Nazis als Rückroute dienen sollte. Auf der Mitte der Brücke stoppte die Polizei das Vordingen. Nachdem die Organisatoren und Träger der Demokratiemeile sahen dass es friedlich blieb eilten diese zur Blockade und gesellten sich samt Fahnen u.a. SPD, Jusos, Grüne (grüne Jugend) und PDS dazu. Mehrere Antifaschisten verließen die Brücke, da erstens das 8.Mai Szenario aus Berlin befürchtet wurde, und zweitens die Nazis evtl. über die Carolabrücke gehen könnten und damit direkt an der Synagoge vorbeiziehen würden. Große Gruppen von Antifaschisten sammelten sich dann dort. Inzwischen wurde die Blockade auf der Augustusbrücke eingekesselt, Verwirrung und Auflösungsaufforderung seitens der Polizei folgten, mehrfach wurde verkündet dass die Nazis sich auggelöst hätten und nun in Kleingruppen umherliefen, welches für Unwohl sorgte, dies war aber ein Fake, schließlich drang hervor, dass die Nazis ein Ultimatum an die Polizei stellten die Augustusbrücke zu räumen, 2 Wasserwerfer ließen erahnen dass diese sich den Forderungen beugen würde. Nichts geschah, statt Räumung wurden die Nazis über die Ausgangsbrücke hin zum Landtag begleitet und beendeten ihre Demo dort. Mehrere Nazis waren über diese Entscheidung der Aufmarschleitung enttäuscht und wagten den gewaltsamen Ausbruch, welcher einer 200-300köpfigen Gruppe wohl auch gelang, in Richtung Neustadt. Das alternativ geprägte Stadtviertel war in großer Gefahr, daher machten sich mehr und mehr Antifaschisten auf den Weg in diese Richtung, so verließen viele die Synagoge, als die Straßenbahnen wieder fuhren, wurde jedoch befürchtet dass die Nazis der Synagoge ein Besuch abstatten könnten, so das viele Antifaschisten vor Ort blieben. Inzwischen wurde der Kessel auf der Augustusbrücke freigelassen und viele Demonstranten strömten zur Synagoge. Außer einer winzigen Gruppe Nazis kamen hier keine derartigen Leute vorbei, dennoch griff die Polizei mehrfach Leute raus. Mit der Zeit zogen es viele vor nach Neustadt zu fahren denn Übergriffe und 200 Nazis im Allaunpark wurden gemeldet. Der Hauptbahnhof war voller abreisender Nazis, kleinere Nazigruppen zogen am Abend noch durch die Stadt, die Lage beruhigte sich aber schnell.
Was bleibt zu Dresden 2006 zu sagen? Ca. 1000 mutige Antifaschisten die sich ca. 3500-4000 Neonazis (verschiedene Quellen) aus dem ganzen Bundesgebiet und dem Ausland entgegenstellten und den Dresdner Opfermythen die Rote Karte zeigten. Dies ist eine Steigerung und die kraftvolle Antifademo kann als Erfolg gewertet werden, die Blockade auf der Augustusbrücke die Bürger und Medien als goldene Tat der Dresdner werten ist nur auf Initiative der Antifaschisten zustande gekommen, die Bürger gesellten sich dieser erst viel später. Ständige Präsenz und Schutz rund um die neue Synagoge ist auch zu begrüßen, schließlich ist der Schutz dieser Einrichtungen und die Verhinderung der Wiederholung eines 09.11.1938 eines der wichtigen Ziele von Antifaschisten. Dennoch ist es traurig dass nur 1000 Antifaschisten nach Dresden kamen, schließlich ist dies die größte Nazidemo in der BRD und 1000 NazigegnerInnen sind zu wenig um diese noch effektiver zu stören und/oder zu stoppen. Meiner Meinung nach sollte man den Stopp der Nazis nicht überbewerten, denn erstens ist die wohl auf die spätere Beteiligung von Landtagsabgeordneten zurückzuführen und zweitens konnten die Nazis trotzdem einen großen Teil der eigentlichen Route laufen. Traurig ist auch die Demokratiemeile gewesen, nicht nur dass neben grüne Jugend und der AWO auch die FDP und die CDU sich beteiligten, welche es mit einem Antifaschismus wohl nicht allzu ernst meinen können und außerdem mit Sicherheit am 13.02. für die Dresdner „Opfer“ auf die Straße gehen würden/werden, sondern vor allem auch der erschreckend geringen Beteiligung der Dresdner Bürger, ziehen selbe doch zu Tausenden am 13.02. vor die Frauenkirche. Na ja aber wie es in einem anderen Bericht stand, für Dresden war es doch irgendwie Okay. Bleibt zu sagen, dass man selten eine so schlecht agierende und verwirrte Polizei gesehen hat. Übergriffe von Nazis auf Menschen und Dinge in der Dresdner Neustadt wurden offensichtlich durch Polizei und Antifas am späteren Abend beendet, das nächste mal muss hier sicher ein größeres Augenmerk gesetzt werden, was aber bei gleich bleibenden Zahlen sicher schwer fallen dürfte, denn wie sollen knapp 1000 Antifaschisten Synagoge und Neustadt schützen und gleichzeitig noch eine Nazidemo verhindern. Also das nächste mal aufstehen und nach Dresden kommen, der Opfermythos von Zivilgesellschaft und Nazis hat es hier am nötigsten verdient angegriffen zu werden.
Destroy the Spirit of Dresden!
Antifascist L.E.
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Ergänzungen

Polizei in Dresden

Beobachter 12.02.2006 - 19:33
Also zur Polizei in Dresden:

1. Einige Nazis waren vermummt... Polizei hat's nicht interessiert.
2. "Viel zu wenig" Polizei an der Naziroute, nur vorne und hinten waren ca. 5 Bullis und 50-100 Polizisten. An den Demorändern waren meist nur Grüppchen von Polizisten. So konnten Nazis aus der Demo angeblich eine Gruppe von Antifas angreifen und "vermeintliche Antifas", die sich als "Bürger" entpuppten, bedrohen. Ebenfalls war der Ausbruch von eine großen Gruppe von Neonazis möglich (dazu gibt es hier ja mehrere Berichte/Kommentare).
3. Journalisten und Fotografen wurden bespuckt und beschimpft - Polizei schaute zu.
4. Viel Polizei bei den Antifas (=Verhinderung von Störungen) bei den Nazis waren extrem wenig Bullen (an der Demo selber ca. 500 bei 4000-5000 Nazis).
5. Ein "Wunder" dass nicht mehr passiert ist an der Nazidemo selber, die Bullen hätten da nix unter Kontrolle bringen können.

In Dresden war die Polizei auf dem rechten Auge blind ?

PS.: Noch nicht erwähnt: Am Rande der Demo der Nazis wurde eine brennende Barikade errichtet, die allerdings nicht auf der Route lag, sondern auf einer Seitenstraße...

Rätselhafte Komentare

Punka 12.02.2006 - 19:48
Warum hier immer wieder die gute Musikzusammenstellung auf der Demo gelobt wird ist mit ein Rätsel. Die hatten doch nur drei Songs, die sie immer wieder wiederholt haben. Mir scheint, als wäre der Autor des Beitrages gar nicht vor Ort gewesen und schreibt hier sein Wunschdenken.

zur Blockade und den Nazis

Antifa.DD 12.02.2006 - 20:07
hallo,
danke für den Bericht, aber ein paar Sachen müssen noch ergänzt werden.

Die Blockade auf der Augustusbrücke wurde trotz Anwesenheit von Landtagsabgeordneten versucht von der Polizei zu räumen. Erst durch schieben und dann nachdem sich alle hingesetzt hatten, versuchte die Polizei hinter der ersten Reihe in denen die meisten Prominenten standen die Blockade aufzulösen, was aber an der Entschlossenheit der Blockierer_innen scheiterte. Wasserwerfer einzusetzen auf der Brücke war aufgrund der Witterungsverhältnisse schwer erklärbar später gewesen, außerdem besteht dabei auch immer die Gefahr dass jemand von der Brücke gespült wird.

Was noch dazu kam - und da ist gleich die nächste Ergänzung - einige Blackblocknazis verloren die Geduld, da die Neonazidemo aufgrund der Blockade stoppen musste, und versuchten es mit einem Ausbruchversuch auf die Carolabrücke. Dabei warfen sie Steine auf Linke und konnten von der wieder mal völlig unterbesetzten Polizei am Naziaufmarsch zunächst nicht gestoppt werden. Es gab auf linker Seite aber keine Verletzten im Gegenteil nach eigenen Aussagen trafen sich die Nazis teilweise selbst. An der Synagoge haben dann Antifaschist_innen sich zu sammeln und Steine auszubuddeln, aber bis dorthin trauten und kamen dann die Nazis doch nicht mehr. Aufgrund dieser Ereignisse musste die Polizei Einsatzkräfte die zur Räumung der Augustusbrücke vorgesehen waren, abziehen und damit war die Räumung dann endgültig vom Tisch. Klassisches Eigentor der Nazideppen. :D

Es war übrigens tatsächlich so und kein Fake, dass sich wieder größere Nazigruppen von der Nazidemo abgesetzt hatten. Ihr Ziel war diesmal scheinbar primär in die Neustadt zu kommen. Eine erste Gruppe von 100 wurde von der Polizei gestoppt und zusammen geknüppelt. Eine andere Gruppe von 300 Nazis schaffte aber den Durchbruch und verprügelte die Punker in der Alaunstraße und schmissen eine Fensterscheibe ein. Irgendwann hat die Polizei sie wohl aber wieder eingefangen, und zum Neustädter Bahnhof geleitet. Die Nazis gingen bei der Aktion teilweise ziemilch koordiniert vor, so waren einzelne Checker von denen unterwegs die potentielle Opfer ausspähten und dann den Mob rantelefonierten. Allerdings haben sie auf diese Weise wohl trotzdem niemanden gekriegt.

Die Nazis im Alaunpark waren übrigens eine Ente, die Polizei is dort zwar hingefahren konnte aber keine Nazis mehr finden. Dafür versuchte ein Nazi-Mob zum AZ Conni zu gelangen, was aber letztendlich durch die Polizei verhindert wurde. Währenddesssen, waren die Leute auf der Augustusbrücke immer noch eingekesselt und wurden nicht weggelassen mit der Begründung sie hätten sich an einer Blockade beteiligt. Als die Info kam dass ein Nazimob auf dem Weg zum AZ Conni war, schlugen die Emotionen hoch und die Leute fingen an die Polizeikette zu bedrängen. Nachdem die ersten Gruppen durch die Polizeikette durchgebrochen waren (hab ich schon lange nicht mehr erlebt, dass eine dreireihige Polizeikette durchbrochen wird --> Respekt!), zog sich die Polizei zurück und lies auch den Rest gehen, der sogleich umgehend zur Synagoge stürmte um sich dort mit anderen Antifaschist_innen erstmal zu sammeln.

Ausbauen

antifas 12.02.2006 - 22:31
erstmal danke für diesen Bericht, das mit den Zahlen haut so, hätte auch auf 1000 Antifas geschätzt

zur Polizei läßt sich sagen diese hat wohl den Schwerpunkt Ihrer Kräfte auf die Antifas gelegt, so wurde die Antifademo am Ende gekesselt, konnte aber nach mehreren Versuchen dann doch durchbrechen --- Klasse gemacht!!!

schade war nur das die meisten Leute auf der Brücke bei der Blockade waren und die Polizei die anderen Brücken dann gesperrt hat , dadurch konnte mensch leider nicht mehr an die Nasendemo ran, dadurch waren dann so knapp 100 Antifas auf der anderen Seite mit den Nasen alleine, und da war so gut wie keine Polizei mehr dazwischen, das mit der Barri in der Seitenstraße muß die Nasen wohl etwas verwirrt haben-----)))) Fette Aktion !!!


ansonsten läßt sich sagen das die Demo von uns gut war Dank an die Dresdner Antifa, es waren unterschiedliche Zusammenhänge da und es gab diesmal keinen Streit wegen Nationalfahnen, dank auch dafür an die Antideutschen Teile das die Fahnen von der Usa (1) und England (2)im hinteren Teil getragen wurden


beim nächsten Mal sollten noch mehr Leute nach Dresden fahren, denn das ist der größte Naziaufmarsch, da sollten alle sich mal aufmachen!!!

Die brennende Barri

AntifaGuerilla 12.02.2006 - 23:05
eine kleine süße barri die in einer nebenstraße von der demo errichtet wurde.....

hey, mal wieder ruhig werden

cool down 13.02.2006 - 03:20
will nur mal kurz anmerken, dass auch nazis und bullen hier komms schreiben. also nicht provozieren lassen und beim eigentlichen inhalt bleiben.

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Endlich mal ein guter Bericht — (muss ausgefüllt werden)

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Warum??? — Philipp

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