Gegen Zwangsumzüge und Wohnraumzerstörung

Christel Mertens 10.02.2006 14:02 Themen: Soziale Kämpfe
In Köln gibt es nach wie vor einen erheblichen Wohnungsmangel. Dennoch will die Stadt Köln Wohnraum für 1000 Menschen völlig sinnlos zerstören! In Köln-Deutz war der Bau von Hochhäusern geplant, auf einem Gelände, wo heute noch Wohnhäuser mit 381 Wohnungen (leer-)stehen. Die Hochhauspläne sind inzwischen gekippt, aber die Stadt hält am Abriss der Wohnungen fest!
Zum Protest gegen Wohnraumzerstörung in Deutz lädt die Kölner Montagsdemo-Initiative für Samstag, 18. Februar, 12 Uhr „alle Betroffenen aus Köln, aus NRW, aus der ganzen Republik“ auf die Domplatte am Hauptbahnhof. Es sei außerdem notwendig, „jetzt den Protest gegen die kommenden Zwangsumzüge aufzunehmen“, heißt es in der Einladung, weil in den nächsten Monaten bundesweit hunderttausende von Hartz IV-Betroffenen damit rechnen müssten, zur so genannten Senkung der Wohnkosten aufgefordert zu werden. Das laufe „auf zehntausende von faktisch erzwungenen Umzügen heraus, sofern es den Betroffenen überhaupt gelingt, eine billigere Wohnung zu finden“. Die werden nämlich abgerissen.

Zeitgleich mit Hartz IV und Zwangsumzügen findet laut Montagsdemo-Initiative bundesweit der Abriss von preisgünstigen Wohnungen statt. Beispielsweise auch in Köln-Deutz. Normalerweise, so die Veranstalter, „funktioniert "Markt" ja so, dass der Preis einer Ware sinkt, wenn es ein Überangebot gibt. Dieses kann man im Moment sozusagen "sehr gut" beobachten bei der Ware Arbeitskraft. Wenn es allerdings um die Wohnung als Ware geht, dann funktioniert das ganz anders. Da wird der Markt nämlich ähnlich wie bei landwirtschaftlichen Produkten manipuliert, das Überangebot wird vernichtet.“

Im Osten wurden und werden zehntausende von Wohnungen abgerissen. Aber auch im Westen der Republik gebe es ein Programm namens "Stadtumbau West", das ebenfalls den Abriss zehntausender von Wohnungen beinhalte. Die Initiative dazu: „So vertritt der Staat die Interessen der Hausbesitzer und Vermieter und sorgt dafür, dass die Mieten hoch bleiben und nicht deutlich sinken. Das würden sie nämlich "normalerweise" bei dem zumindest regionalen Überangebot tun. Jedenfalls gibt es genug Gründe zum Protest, bundesweit, in NRW und in Köln.“

In Köln gibt es nach wie vor einen erheblichen Wohnungsmangel. Dennoch will die Stadt Köln Wohnraum für 1000 Menschen völlig sinnlos zerstören! In Köln-Deutz (direkt am rechten Rheinufer gelegen) war der Bau von Hochhäusern geplant, auf einem Gelände, wo heute noch Wohnhäuser mit 381 Wohnungen (leer-)stehen. Die Hochhauspläne sind inzwischen gekippt, aber die Stadt hält am Abriss der Wohnungen fest! Es handelt sich um völlig intakte, solide Wohnungen, zum Teil Gründerzeitbauten, zum Teil in den 50er Jahren entstanden. Mit Kaufpreis, Zinsen und Abriss addieren sich die Kosten für diese Wohnraumvernichtung auf rund 100 Millionen Euro!
Gleichzeitig werden auch in Köln die Hartz IV-Betroffenen aufgefordert werden, die Wohnkosten zu senken.

Aus diesem Grund wurde von den Veranstaltern zur bundesweiten Demo gegen Zwangsumzüge nach Köln aufgerufen, „weil hier die ganze Hinterhältigkeit und Unmenschlichkeit dieser ganzen Politik und dieses kapitalistischen Wirtschaftssystems besonders deutlich werden“. Thematisiert werden soll dabei auch „der Verkauf hunderttausender von Wohnungen an international agierende Finanzkonglomerate, denen es allein auf Maximalprofit ankommt“.

Nach dem Start auf der Domplatte führt der Weg zu den abrissbedrohten Häusern, die direkt am Bahnhof Deutz liegen. Ende der Demonstration ist gegen 15 Uhr.

Mehr Infos über die Wohnungen in Köln-Deutz unter:
 http://www.koelner-sozialforum.de/material13.html
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Ergänzungen

Nur mal so, Köln

koelnA 10.02.2006 - 14:54
Ihr erinnert euch an den geilsten Squat der Welt, Pingutopia am Eifelplatz? Jetzt, anderthalb Jahre nach Abriß, liegt das Gelände weiterhin verwüstet da. Nur wenige Wochen nach der Räumung und der Zerstörung der Gebäude wurden die Arbeiten eingestellt; im Winter 2004/05 wurden die Baumaschinen abgezogen. Die Schutthaufen sind zugewachsen; das was von den Gärten übrig ist, hat sich bereits weitgehend erholt und prangte in diesem Herbst in üppigem Grün. Von den "vielen Dutzend Sozialwohnungen" die dort entstehen konnten weiterhin keine Spur.

Aber wenn man sich die Vorgänge um den Barmer Platz anschaut, scheint davon ausgegangen zu werden, daß wir die nicht brauchen...

So läuft das hier bei uns im tollen Rheinland.

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