Rechte Burschenschafter als Wikipedia-Autoren

sven 09.02.2006 19:48
Die für jeden Menschen mit Internetanschluss frei editierbare Enzyklopädie hat offensichtlich ein Problem, sich von rechten UserInnen abzugrenzen. Heute ist herausgekommen, dass eine beträchtliche Anzahl an Einträgen von rechten Burschenschaftern stammt.
Das Gesamtausmaß dieses Problems hat eine umfangreiche Recherche des Internetmagazins  http://www.no-racism.net ans Tageslicht gebracht. Demzufolge sind Einträge zum Thema Studentenverbindungen, Burschenschaften und Corps in der Wikipedia nicht nur in auffällig großem Umfang vorhanden, sondern zumeist auch tendenziös und unter Ausblendung vieler Fakten geschrieben. Die Autoren dieser Beiträge stammen zumeist selbst aus der burschenschaftlichen Szene, was sie zum Teil auch auf ihren jeweiligen "Benutzerseiten" zugeben.

Ein Benutzer mit dem Nickname Koffer bekennt sich auf seiner Benutzerseite "zum preußischen Erbe Deutschlands" und betont, "mit Stolz deutscher Fallschirmjägeroffizier" sowie "Kösener Corpsstudent" zu sein. "Koffer" arbeitet nicht nur an Artikeln zu Studentenverbindungen, sondern auch zu Themen im Bereich deutsche Bundeswehr und in den Biographien von Persönlichkeiten des Nationalsozialismus mit.

Problematisch ist insbesondere, dass Mitglieder rechter Studentenverbindungen nicht nur in ihrem angestammten Bereich aktiv sind, sondern auch bei vielen anderen Einträgen über Politik oder Geschichte mitmischen und so ihr Gedankengut in der deutschsprachigen Wikipedia platzieren.

Des Weiteren planen Mitglieder rechter Studentenverbindungen mit Hilfe der deutschsprachige Wikipedia die Veröffentlichung eines Readers zum Thema Studentenverbindung. Der Inhalt: Eine Zusammenstellung der fast durchwegs positven Artikel über Burschenschaften, Corps und andere rechte bis rechtsextreme Verbindungen. Von den BetreiberInnen der Wikipedia gibt es bislang keine Versuche die Veröffentlichung zu verhindern.

Die ausführliche Recherche zum Thema findet sich unter  http://no-racism.net/article/1557/

Ein weiterer Artikel zu Rassismus, Sexismus und dem Umgang mit rechtsextremer UserInnen ist unter  http://no-racism.net/article/1336/ abrufbar.
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Ergänzungen

Kritische Artikel zu Burschenschaften

@ Wikipedia 09.02.2006 - 20:47
Nun sollte aber darauf hingewiesen werden, dass es durchaus auch einige burschenschaftskritische Artikel gibt wie z.B.

Burschenschaft Danubia München
 http://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft_Danubia_M%C3%BCnchen

Burschenschaft Dresdensia-Rugia zu Gießen
 http://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft_Dresdensia-Rugia_zu_Gie%C3%9Fen

Burschenschaft Normannia zu Jena
 http://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft_Normannia_zu_Jena

, alle drei in der Kategorie:Rechtsextreme Organisation oder Vereinigung
 http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Rechtsextreme_Organisation_oder_Vereinigung

Und was bei den anderen noch nicht in den Artikeln steht, aber nachweisbar ist - so z.B. Erwähnungen in VS-Berichten, offene Kontakte zur extremen Rechten und/oder "neuen Rechten" etc. - kann in einer freien und offenen Enzyklopädie ja recht schnell und einfach nachgetragen werden.

Also nicht jammern, sondern machen !!!

weteres beispiel

dafür ist 09.02.2006 - 20:49
Fritz Hippler  http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Hippler
im Wikipedia Artikel wird verschwiegen das er in Studentenverbindungen aktiv war (Landsmannschaft Arminia Berlin (CC), dann Landsmannschaft Teutonia Heidelberg-Rostock (CC).)
außerdem werden Kritische Ergänzungen zumm Coburger Convent immer wieder "Zensiet"

WikiReader/WikiPress Studentenverbindungen

@ Wikipedia 09.02.2006 - 21:20
Beim WikiReader Studentenverbindungen
 http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiReader/Studentenverbindungen
ist "anvisiert", dass er frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2006 erscheint:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiPress/Themenplanung
Bis dahin kann also noch einiges verbessert werden ;-)).

BTW:
Für einen ebenfalls geplanten WikiReader Rechtsextremismus werden noch dringend MitstreiterInnen gesucht.
 http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiReader/Rechtsextremismus

Linke und unabhängige Basisprojekte

Lyr 09.02.2006 - 22:39
Mir fällt anhand dieses Artikel wieder ein Grundproblem der Linken auf. Bevor ich dazu komme: damit meine ich nicht unbedingt die Autoren, die ja offensichtlich versucht(?) haben, vernünftig (durch Korrekturen) einzugreifen. Ich meine eigentlich die Linke als solches und die Autoren ein bischen:

... die Linke, sie sich selbst immer ein bischen als die progressivste und moralisch überlegende Kraft sieht, ist es eigentlich in der Praxis am Wenigsten. Wer den Umgang und die Sektiererei kennt, weiß, was ich meine.
Was Medienkompetenz und selbstverantwortliches Handeln angeht, ist ein gute Teil der Linken eher stark unterentwickelt. Das merkt man im Umgang mit Indymedia (viele Linke verstehen einfach das Prinzip nicht, einige wollen hier permanent ihre Flugblätter und Debatten loswerden und stellen an die Mods die absurdesten Forderungen). Das merkt man im Umgang mit Wikipedia. Es wird immer verlangt, daß es ein "verantwortliches Gremium" geben solle und oft genug wird verlangt, daß alles was man schreibt oder schreiben *darf*(!), missionieren soll.

Ich finde es auch problematisch, wenn Nazis oder Kreationisten oder neoliberale Ideologen Wikipedia missbrauchen und dort ihre Desinformationen und ihre Propaganda spammen. Das Problem ändert sich aber nicht durch die hier vorgeschlagenen autoritären Lösung! Denn damit würde man ja den Nazis und neoliberalen Ideologen recht geben, die solche freien und basisdemokratischen Ansätze ablehnen.
Eine wirklich progressive Linke würde Strukturen wie Indymedia oder Wikipedia als gelebte Utopie begreifen, in denen mal ganz konkret das ausprobiert wird, was man sonst in Flugblättern immer missionieren will. D.h. es macht keinen Sinn, diese Projekte zum missionieren zu benutzen (ich stelle mir manchmal vor, daß irgendwann in einer herrschaftsfreien Gesellschaft deutsche Linke immer noch in ihren Transpis eingewickelt demonstrieren die Revo fordern und gar nichts checken).

Wem es also ernst ist mit dem, was er immer anderen missioniert, kann sich in die Arbeit stürzen und Wikipedia als Experiment betrachten: wie geht man in einer herrschaftsfreien Welt mit menschenverachtenden und reaktionären Erscheinungen um? Versucht man sie einfach zu überbrüllen (in Wikipedia also Editwar), versucht man die anderen Wiki-Admins und -Autoren zu erreichen? versucht man die Erscheinungen zu ignorieren und eine weitere Emanzipierung voranzutreiben, so daß solche Erscheinungen ungefährlich werden? Oder von allem etwas oder gar nichts? Oder ist man einafch so ehrlich und gibt zu, daß man das, was man missioniert gar nicht ernst meint?

NPOV ad absurdum geführt

cassiel 11.02.2006 - 15:26
Mich wundert es überhaupt nichts, dass WP mit tendenziös-rechtem Gedankengut überhaupt keine Probleme hat.

Und wer hier laut schreit man solle doch die tendenziösen Artikel selber ändern, dem sei gesagt:
Unter dem Deckmantel des NPOV werden bei WP Kritiker und Querdenker aus dem linken Spektrum per edit war rausgemobbt, Manipulationen von rechter Seite dagegen stillschweigend geduldet. Es ist nicht das erste mal, dass unabhängige Recherchen notwendig sind um Missstände bei WP aufzudecken.  http://wikipediareview.proboards78.com/index.cgi?board=general&action=display&thread=1139094199

Fazit: WP ist nicht zu helfen! Das Projekt hat unheilbare Geburtsfehler und taugt nur für die Mülltonne.

weitere WP kritische Informationen unter
 http://wikipediareview.proboards78.com/index.cgi?board=general

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