Gemeinde Mittenwald und das sich "tot laufen"

Gerhard Polt 03.02.2006 13:12 Themen: Antifa
Die Gebirgsjäger, die Gemeinde Mittenwald, und das sich „tot laufen“
Nun ist es fast amtlich: der Bundeswehrmachts-Kameradenkreis der Gebirgsjäger hat mit einer Terminverlegung seiner widerwärtigen Totengedenkparty einen ersten Rückzug angetreten.
Als Grund wird dafür in einem Pressebericht des Garmisch Partenkirchener Tageblattes angebeben, das sich die idyllische Gemeinde Mittenwald um ihren Geldbeutel durch den Einbruch von Tourismuseinnahmen sorgt. Das ist schon trostlos genug. Doch noch gruseliger ist der öffentlich geäußerte Wunsch des örtlichen Tourismusdirektors das sich nun die Demonstrationen „totlaufen“ mögen. Herrn Ronge aus Mittenwald kann man unterstellen, das er weiß wovon er spricht, wenn er so etwas sagt: Vielleicht wollte er damit an die lautstark ausgesprochene Aussage eines anständigen Gemeindemitgliedes, einem 51 jährigen Fliesenleger, Pfingsten 2004 erinnern. Der wußte unter dem Beifall umstehender Gemeindemitglieder dem Überlebenden des Konzentrationslagers Theresienstadt Ernst Grube mit den Worten: „Hitler hat vergessen dich zu vergasen!“ einmal so richtig die Meinung zu geigen.
Herr Ronge könnte mit der Formulierung des „sich tot laufens“ aber auch auf den Todesmarsch der Dachauer KZ Insassen angespielt haben, der Ende April 1945 durch Mittenwald kam. Nur wenige davon überlebten diesen Marsch, hatten sich also gewissermaßen „tot gelaufen“ um hier noch einmal mit Herrn Ronge zu sprechen. Maurice Cling war einer der wenigen Überlebenden dieses Marsches. Die Bitte ihm bei einem Besuch Mittenwalds Pfingsten 2005 einen würdigen Raum für eine Zeitzeugenveranstaltung zu geben, wurde von der Gemeinde Mittenwald natürlich abschlägig beschieden. Was will so ein ungebetener Gast auch an so einem Ort, außer das er natürlich das Recht hat, sich dort „tot zu laufen“.
Wie man´s dreht und wendet: Mit Gebirgsjäger-Massenmord und „tot laufen“ kennt sich die Gemeinde Mittenwald wie kaum eine Zweite in diesem Land bis auf den heutigen Tag gut aus. Das lohnt doch auch in Zukunft weitere demonstrative Besuche.
Gerhard Polt



Garmisch Partenkirchener Tageblatt vom 02.02.2006
Brendten-Feier vorverlegt / Kameradenkreis und Gemeinde erzielen Kompromiss
VON ANDREAS BEEZ Mittenwald
Nach zähen Verhandlungen gelang ein Kompromiss: Der "Kameradenkreis der Gebirgstruppe" hat seine traditionelle Toten-Gedenkfeier auf dem Hohen Brendten überraschend vorverlegt. Heuer wird der Gottesdienst am Ehrenmal nicht wie bislang an Pfingsten zelebriert, sondern bereits sieben Tage früher - nämlich am Wochenende nach Christi Himmelfahrt. Das hat der Vorstand der Soldaten-Vereinigung beschlossen. Mit der Termin-Verschiebung will der Kameradenkreis verhindern, dass erneut hunderte linksextreme Demonstranten die Veranstaltung stören.
Seit vier Jahren halten die ungebetenen Gäste - überwiegend aus Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland - an Pfingsten den Karwendelort in Atem. Sie werfen den Gebirgsjägern Kriegsverbrechen 1943 in Griechenland und deren Vertuschung vor. Der Kameradenkreis wehrt sich gegen pauschale Anfeindungen und betont, dass keines seiner Mitglieder wegen einer entsprechenden Straftat jemals verurteilt worden sei. Die Fronten zwischen beiden Lagern sind verhärtet, die Polizei ist stets mit mehreren hundert Beamten im Einsatz.
Durch die Chaos-Tage ist der Marktgemeinde schwerer Schaden entstanden, unter anderem litt das Fremdenverkehrs-Image des idyllischen Ortes, die Tourismus-Branche musste schmerzliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Auch deshalb hatte die Gemeindeverwaltung zuletzt mit Nachdruck auf eine Verlegung der Brendten-Feier gedrängt. Selbst beim Neujahrsempfang von Markt und Bundeswehr im Standort-Offiziersheim hatte Bürgermeister Hermann Salminger (Freie Wählergemeinschaft) intensive Gespräche mit dem Präsidenten des Kameradenkreises, Oberst a. D. Manfred Benkel, geführt. Mit Erfolg: "Ich bin sehr zufrieden, dass die Verhandlungen gefruchtet haben", kommentierte der Rathauschef, "hoffentlich kommen jetzt weniger Demonstranten."

"Es geht ums Gedenken, nicht um den Termin"
Dem Kameradenkreis dankte Salminger für dessen Entgegenkommen. Er habe damit der schwierigen wirtschaftlichen Lage des Ortes Rechnung getragen. Dieser sei darauf angewiesen, dass Gäste anreisen und auch an Pfingsten - also in der Hauptsaison - ungestört Urlaub machen können. Auch Benkel sprach von einer "verantwortungsvollen Entscheidung." In erster Linie gehe es um "das Gedenken an die Toten und nicht um den Termin." Er verwies auch darauf, dass unmittelbar nach Pfingsten in München die Fußball-Weltmeisterschaft eröffnet werde. Die Gebirgsjäger hatten befürchtet, dass "staatsfeindliche Gruppierungen" diese Tatsache für eine Art Demo-Tourismus nutzen könnten - nach dem Motto: Erst marschieren wir in Mittenwald auf und danach in der Isar-Metropole.
Auch Mittenwalds Tourismus-Direktor Klaus Ronge begrüßte das Entgegenkommen der Soldaten-Vereinigung. Die Vorverlegung um eine Woche sei "zwar nicht der ganz große Wurf, aber zumindest eine Verbesserung der Situation". "Ich bin froh, dass sich der Kameradenkreis bewegt hat. Hoffentlich laufen sich die Demonstrationen jetzt tot."
Ob dieser Wunsch heuer tatsächlich Wirklichkeit wird, vermag die Polizei nicht zu sagen. "Wir sind für alle Eventualitäten gerüstet", erklärte Joachim Loy, Sprecher der Direktion Weilheim, "und zu jedem Termin in der Lage, Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten."
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Ergänzungen

Urlaub in den Alpen

gleich reservieren 03.02.2006 - 13:48
Neuer Termin ist damit der 27./28. Mai 2006.

Wer vor Ort schon mal reservieren will:

Name: Klaus Ronge
Kurdirektor der Kurverwaltung Mittenwald.
Kontakt:  touristinfo@mittenwald.de

Tourist-Information Mittenwald
Dammkarstr. 3
82481 Mittenwald
Tel. 0049 (0) 8823 - 33981
Fax: 0049 (0) 8823 - 2701

 http://www.mittenwald.de/

"Mittenwald? Endlich weg damit!"
von Antifascista - 16.05.2005 00:00
 http://de.indymedia.org/2005/05/116358.shtml

Mittenwald - angreifbare Traditionspflege
Kampagnenseite 2005
 http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/mittenwald/

Garmisch Partenkirchner Zeitung 09.03.2005
Brendtenfeier schadetTourismus"
Fremdenverkehrs-Chef Klaus Ronge löst Diskussion aus
VON WERNER SCHIMA Mittenwald - Tourismusdirektor Klaus Ronge wendet sich gegen die Brendtenfeier des Kameradenkreises der Gebirgstruppe in ihrer derzeitigen Form: "So schadet sie dem Mittenwalder Tourismus."

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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trotzdem! — geher

Hm,... — Anakin

anakin hat recht — anarcho