Online-Magazin haGalil gehackt und gelöscht

Beobachter 02.02.2006 22:57 Themen: Medien
"nach einem sog. hackerangriff wurden heute nacht alle daten am server von "haGalil" gelöscht.wir sind dabei, die ursachen zu klären." Dies ist so ziemlich das einzige, was zur Zeit auf der Seite  http://www.hagalil.com zu erfahren ist.Grund dafür dürfte die Veröffentlichung der umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed sein, die zuerst in einer dänischen Zeitung erschienen.
Wie andere Internetseiten und auch die französische Boulevardzeitung France-Soir hatte hagalil die umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten", veröffentlicht. Diese waren dort bereits im September letzten Jahres erschienen, ohne jedoch weiteres Aufsehen zu erregen. Nun aber wurden sie, wie eine dänische Journalistin sagt, von dem Fernsehsender Al Dschasira aufgegriffen. ( http://www.n-tv.de/629953.html) Hagalil hatte in seinem Beitrag darauf hingewiesen, dass die Karikaturen, wenngleich sich über ihre Qualität streiten lässt, im Gegensatz zu vielen in arabischen Medien veröffentlichen antisemitischen Darstellungen keineswegs menschenverachtend seien.

Heute Nacht wurden dann alle Daten auf dem Server, auch die vieler anderer Domains, durch Hacker gelöscht. Ebenfalls betroffen ist die Seite http:// www.klick-nach-rechts.de auf der neonazistische Vorfälle gemeldet werden konnten. Die Karikaturen, die u. a. hier als Powerpoint-Datei zu finden sind, ( http://www.shiachat.com/forum/index.php?showtopic=75212&st=50H) hatten in den letzten Tagen zu Massenprotesten in verschiedenen arabischen Städten, der Stürmung des EU-Büros in Gaza durch bewaffnete Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden und einem Protestaufruf gegen dänische Produkte geführt. ( http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,398131,00.html) Wie n-tv berichtet ist inzwischen auch die Domain jener französischen Zeitung nicht mehr zu erreichen, eine technische Störung, so der Techniker, sei so gut wie ausgeschlossen.

Vor diesem Hintergrund vermutet einer der Herausgeber, David Gall, "dass Hagalil aus politischen Gründen zerstört wurde (...) Es ist doch verrückt, dass in Jemen 150.000 Menschen auf die Straße gehen, nur weil eine Zeitung in Aarhus ein paar Karikaturen veröffentlicht. Die dürften kaum wissen, wo Aarhus liegt. Ich weiß es selber nicht." Inzwischen wurde bekannt, dass die IP-Adresse von der aus die Daten gelöscht wurden nach Katar führt. Das Landeskriminalamt wurde eingeschaltet und hat ein Rechtshilfeersuchen gestellt.

Auch früher schon war Hagalil Ziel von Hackerangriffen von Nazis gewesen. Das Projekt entstand Mitte der 90er Jahre, um antisemitischer und rechter Propaganda im Internet etwas entgegenzusetzen. Es ist inzwischen eine täglich aktualisierte Plattform für Themen der jüdischen Kultur sowie der Politik im Nahen Osten als auch in Deutschland geworden. Nach eigenen Angaben ist es dass „größte jüdische online-Magazin in deutscher Sprache“ mit (im April 2005) etwa 300.000 Lesern. Zu hoffen bleibt, dass es gelingt die Seite mit Hilfe von Sicherheitskopien wieder herzustellen. Dies wird aber, so David Gall, in jedem Fall sehr viel Arbeit bedeuten.

Einen längeren und empfehlenswerten Artikel über Hagalil findet ihr unter:  http://www.jewish-life.de/kesher/juedische-medien/hagalil.htm
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Ergänzungen

Ja, was für ein Zufall

u-s-a 02.02.2006 - 23:34
Trotzdem ist es reine Spekulation, dass der Angriff auf hagalil mit den Karikaturen zusammenhängt.

Anderen wird bei der Nennung solcher "Zufälligkeiten" aber auch gerne unterstellt, sie bastelten Verschwörungstheorien.

Dass der Angriff aus Katar kommt heißt übrigens nix, weil jeder Depp seine IP mittels eines Proxy-Servers umleiten kann. z.B. damit:  http://www.xroxy.com/proxy-country-QA.htm

nun

tagmata 03.02.2006 - 00:28
"Trotzdem ist es reine Spekulation, dass der Angriff auf hagalil mit den Karikaturen zusammenhängt."

in dänemark ist es jedenfalls wohl so, daß die dortige faschoszene die jylland posten für die dinger liebt; ob sich daraus schlüsse auf hiesige verhältnisse ziehen lassen (die dänische szene ist ziemlich strikt antiislamisch, aber in d-schland gibt es gewisse überschneidungspunkte zwischen rechtsextremen und islamistischen kreisen), ist aber fraglich.

die "posten" ist jedenfalls ein ziemlich rechter lappen. hierzulande gibts wohl nix wirklich vergleichbares; die ähnlich rechts stehenden postillen (welt, merkur, bayernkurier etc) sind jedenfalls weitaus moralkonservativer; dänemark ist halt einfach n lockereres land als dieses hier, auch wenn da grad eine extrem unappetitliche mischung aus konservativen und kryptofaschisten an der macht ist.

das alles kommt grad unglaublich scheiße, und ich finde es völlig zum kotzen, daß jazeera (die wahrscheinlich um einiges weltoffener sind als der durchschnittsnahostmoslem und jedenfalls nicht so stumpf, daß ihnen nicht hätte klar sein müssen, was sie damit anrichten) gerade jetzt, mit dem denkbar schlechtesten timing, die story ausgraben.

andererseits wiederum denk ich an das gezicke das damals wegen der latuff-karikaturen losging.

oder, übertragen wir das ganze mal auf die hiesigen verhältnisse:
das christentum hat von allen großen religionen sicher das meiste blut an den griffeln kleben.
stellen wir uns einmal eine karikatur vor, wo jesus in nem panzer sitzt, in der hand n gewehr mit aufgepflanztem bajonett, auf dem n totes kind steckt; im hintergrund äschert grad ne staffel jagdbomber mit kruzifix auf den flügeln mit napalm n dorf ein. oder so. was würde merkel sagen? was würde schavan sagen, oder stoiber? was würden irgendwelche schwäbischen fundis machen?
als alttestamentarische variante bietet sich natürlich was mit dem ollen onan an, oder wie sich noah in genesis 9:20-23 im vollrausch nackt in seiner fiesen hütte suhlt; entweder vollgekotzt bis obenhin oder im koitus mit seinen schwiegertöchtern, textanalysen sind sich da nicht ganz einig. der vorteil ist, daß man damit alle 4 westlichen weltreligionen beleidigt* ;-)

die typen, die jetzt als erste mit den stinkefingern auf den pöhsen pöhsen islam zeigen sind ja selbst kein stück besser: rasmussens reaktionäre in trauter eintracht mit dem bodensatz der dänischen naziszene. großartig. naja, wenn das n keil zwischen rechtsradikale und islamisten treibt, wars wenigstens was wert. schön, daß die linke *diese* probleme nun echt nicht hat (hoff ich mal).

ich empfehle tucholskys "was darf satire" als diskussionsgrundlage (wer den text kennt, weiß worauf ich anspiele: die sache mit frankreich. kurti konnte nämlich auch ganz schön nationalistisch sein, wenn er wollte...) und ansonsten den leuten, die sich damals bei latuff aufgeregt haben, jetzt einfach mal den mund zu halten. hier gehts um meinungsfreiheit und nicht um das befördern irgendeiner politischen agenda: für so kinkerlitzchen ist diese sache nun echt zu ernst.


* muslime sind da eh furchtbar empfindlich, weil sie sich die meisten ikonen ihres glaubens mindestens mit juden teilen und normalerweise auch noch mit christen. von daher wird aus der arabischen welt kein souveräner konter kommen, was eigentlich ein bißchen schade ist: aber es ist für 'n frommen muslim so ziemlich unmöglich, eine anti-christliche karikatur zu basteln, die für ihn selbst tolerabel ist.

imperialistischer Geifer

qq 03.02.2006 - 08:54
Wer imperialistische Hetze betreibt, darf sich eben nicht auf die "Presse- und Meinungsfreiheit" rausreden. Diese Mohammed-Karikaturen liegen auf der Linie Koftuchverbot, Angriff auf Irak und Afghanistan, Fragebogen für Moslems, Geifer gegen den Iran usw der US/NATO-Krieger!
Würde man diese Mohammed-Karikaturen von Jachwe, Moses, Papa Ratze-Benedikt oder Jesus Christus machen, hätte man den BRD-Staatsanwalt und die Antideutschen auf dem Hals - aber es geht ja um Moslems und den Islam! Also kreischt man scheinheilig "Presse- und Meinungsfreiheit", die man sonst in der BRD mit Füßen tritt.
Mir selbst rückte der Stuttgarter Staatschutz mit 10 Mann auf die Bude, weil mein PC den ehemaligen SPD-Abgeordneten Reinhold Robbe "Diäten-Robbe" genannt hat und ihn fragte, wo denn sein Beitrag zur Sanierung der öffentlichen Haushalte sei! Es gab 60 Tage für diese Meinungsäußerung im "Rechtsstaat" BRD von Amtsrichter Tormählen Stgt-Bad Cannstatt!
So viel zu GG-Artikel ? "Rrecht der freien Meinungsäußerung" in diesem unserem Lande!
In diesem Land werden die Rechte anderer Menschen von denen am meisten mit Füßen getreten, die sich laut auf den "Rechtsstaat" und die eigenen Rechte berufen. Die anderen haben nicht gar nicht die Macht, sich Gehör zu verschaffen, denn ARD, ZDF und BILD kontrollieren andere!

Protest schon im September

is so 03.02.2006 - 12:19
Aljazeera sagt in seinem englischsprachigen Teil in seinem "Code of ethics":

"Cooperate with Arab and international journalistic unions and associations to defend freedom of the press."

Davon kann nun gar keine Rede sein, wenn eine fast ein halbes Jahr zurückliegende Begebenheit genüsslich aufgewärmt wird, die so garantiert nicht auf Kooperationsbereitschaft, sondern auf Schießen aus dem Hinterhalt, auf die Pressefreiheit, zu deuten ist; und natürlich wissen die Macher, dass nichts älter ist als eine Meldung von gestern, es sei denn, sie ließe sich trotzdem noch gut vermarkten. Zu solcher Taktik dürfte auch das Zeigen alter Tapes gehören, die kürzlich als neu verkauft wurden, was Aljazeera aber nur ungern zugab.

Und der Vorfall mit den +/- doch recht läppischen, nichtsdestotrotz wegen des Bilderverbots im Islam brisanten Zeichnungen längst über Dänemarks Grenzen hinaus bekannt: die ägyptische Regierung hatte lt. "Der Standard" aus Wien inoffiziell Protest eingelegt.

@ mal sachte

antifaschist 03.02.2006 - 16:12
1. auf hagalil gabs eine eigene sparte "jüdischer witz"

2. kannst du den aggressiven islam wohl kaum mit dem aufgeklären judentum gleichsetzen.

3. sind islamisten täter und deshalb nicht mit samthandschuhen anzufassen.

4. sollen sich die moslems mal zusammenreissen sonst reisst mir die geduld und der watschen-baum fällt um.

5. werde ich ab jetzt in meiner gegenwart keine sprüche von muslimen über angebliche "deutsche huren" (so bezeichnen sie gerne deutsche frauen) anhören, sondern ihm eine knallen - auch wenn dann die ganze sippschaft hinter mir her ist.

6. hab ich mich bisher immer als linker verstanden, aber das überleg ich mir anhand des links-deutschen religionsfaschistischen arschkriecherei die hier abgeht noch mal.

die karikaturen

. 03.02.2006 - 16:20
hat die sich eigentlich jemand von den hier rumgeifernden mal angesehen? die meisten sind nicht besonders gut und witzig fand ich nur eine - die mit den jungfrauen. aber wieso die rassistisch sein sollen, oder gar imperialistische hetze, ist mir völlig unklar. bitte selbst ansehen und bewerten:

 http://www.gegenstimme.net/2006/01/26/defending-freedom-of-opinion-speech-and-press/

da sag ich doch nur "gähn!" und "stellt euch nicht so an!"

und erzählt mir nicht irgendwer würde sich über die reaktionäre dänische ausländerpolitik erregen, die kennen die ganzen demonstranten nicht und die geht ihnen auch am arsch vorbei.

traurig

mensch 03.02.2006 - 17:12
wirklich traurig wenn man sich hier einige kommentare durchliest...

1. der islam oder die muslime sind nicht gleich die gruppe religiöser spinner die jetzt in arabischen städten auf die straßen geht.
es ist absoult hirnverbannt, den islam mit fundamentalismus, islamismus gleichzusetzen. es gibt eine gruppe bekloppter spinner, die vielleicht im islam größer ist als z.b. im buddhismus und die außerdem mehr politische macht besitzt als irgendeine christliche fundamentalistengruppe z.b. in der brd (in usa gibt es z.b. einen trend zum christlichen fundamentalismus). übrigens auch im judentum gibts fundamentalisten.

2. die westlichen länder, insbesondere die usa, haben diese fundamentalistischen terroristischen islamgruppen erst durch jahrzentelange falsche politik an die macht gebracht.

3. falsch gemeinte sympathie mit islamisten und ihrem antisemitischen faschistoiden weltbild ist zum kotzen. genauso wie eine pauschalisierung aller muslime zum kotzen ist.

4. religionskritik ist der anfang aller kritik. ich lebe trotzdem noch lieber unter dem joch des kapitals mit seinen wenigen freiheiten als unter dem joch religiöser irrer mit gar keinen freiheiten, insofern sollte die pressefreiheit verteidigt werden, weil pressefreiheit, denke ich, ein wert ist den wir alle sehr schätzen (auch wenn sie faktisch ein krüppeldasein führt im kapitalismus)

Grün zensiert.

saul 03.02.2006 - 20:22
Nun wird es sich auch auf Indy zeigen, wie ernst das ubliche Zensurgeschrei zu nehmen ist, wenn es nur von der richtigen! Seite ausgeübt wird. Zensieren die Amis Meldungen aus m Irak dann ist die Empörung stets groß. Wird bei uns zensiert, dann ist das schnell Thema auf dieser Seite.
Und nu wo die Moslems wieder mal ausrasten, sind sie bei Rushdie ja auch schon, was nu? Treten wir diesen Zensurversuchen entgegen oder ducken wir uns feige weg? Nehmen wir den Begriff Meinungsfreiheit ernst? Ist Indy nicht genau deswegen entstanden? Oder verstecken wir uns hinter hohlen Geschwätz wie andere Kultur, ...müssenwirjaRücksichtnehmen... und ...mußmanVerständnisfürhaben....? Genau diese Fragen werden sich nun stellen. Wieviel Rücksicht Moslams auf Indyuser nehmen? Das Leben eines Ungläubigen ist eh nichts wert und das dürfte auf die Indygemeinde ja weitgehend zutreffen.

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