PLUS Sevilla: Berufstätige Mutter gekündigt

(muss ausgefüllt werden) 02.02.2006 00:10 Themen: Gender Soziale Kämpfe Weltweit
+++ PLUS Sevilla: Berufstätige Mutter bedrängt, verfolgt und schließlich gekündigt +++
In Sevilla kam es zu einem ausserordentlichen Bruch der Menschenrechte von Frauen, nachdem eine 25jährige Kassiererin der [zum deutschen Tengelmann-Konzern gehörenden] Supermarktkette PLUS eine Tochter geboren hatte. Die Mutter beantragte, dass ihre Arbeitsschicht auf bestimmte Uhrzeiten festgelegt werde, damit sie sich um ihr Kind kümmern kann. Nach der Ablehnung dieses Antrags durch die Firma PLUS brachte sie den Fall vors Arbeitsgericht, wo sie ihn schliesslich gewann. Die Firma wurde dazu verurteilt, dieses Grundrecht der Frau zu achten. Weniger als 48 Stunden nach dem Gerichtsurteil hat PLUS die Aufhebung dieser Entscheidung beantragt und ihr gleichzeitig die Kündigung ausgesprochen. Das wurde unter anderem damit begründet, dass ihr "Ungehorsam gegenüber Vorgesetzten und unerlaubte Fehlzeiten" vorgeworfen wurden, weil sie wegen der Gerichtsverhandlung nicht in der Firma erschienen war.

Seit sie auf der Einhaltung ihrer Menschenrechte bestand, wurde sie von ihren Vorgesetzten bei PLUS schikaniert. Die Arbeiterin arbeit seit 5 Jahren bei PLUS in Sevilla, wie alle anderen mit 24 Wochenstunden in einer 6-Tage-Woche bei einem Gehalt von etwas mehr als 500 Euro. Die Schichtzuteilung wird kurzfristig, bis zu einem Tag zuvor, bekanntgegeben. Diese unsinnige Stundenverteilung verplante die Arbeit zwischen morgens, spät und nachts "ohne irgendwelche Rücksicht auf die familiären Bedürfnisse der gekündigten Arbeiterin".

Nach der Geburt ihres Kind hatte Fatima Fernandez in der Firma eine feste Schicht zwischen 12 Uhr und 16 Uhr beantragt, bei Beibehaltung von Stundenzahl und Lohn. Diese Schichteinteilung sollte ihr ermöglichen sich der Aufsicht und Erziehung des Kindes zu widmen. Das Gericht entschied, dass ihr bis 2010, wenn ihre Tochter sechs Jahre alt wird, feste Arbeitszeiten zustehen. Ausdrücklich wurde im Gerichtsverfahren von der RechtsanwältIn darauf hingewiesen, dass "die Arbeiterin unter dem ständigen Wechsel der Essenzeiten leiden musste; ebenso unter der Unmöglichkeit, sich um ihr Kind zu kümmern, eine Beaufsichtigung zu festen Stunden zu organisieren. Ausserdem ergaben sich dadurch Probleme, ihre Tochter zum Kinderarzt zu bringen oder mit ihr spazieren zu gehen."

Es sei noch erwähnt, dass es über diese Arbeiterin vorher nie Beschwerden seitens der Firma PLUS gegeben hatte. Weil sie diesen Antrag auf Einhaltung ihrer Rechte stellte, wurde sie ab dann mit Schikanen verfolgt. Noch während des laufenden Prozesses wurde die Arbeiterin ans Ende der Kassenreihe versetzt und so von ihren KollegInnen isolisert. Ausserdem musste sie in den Sommermonaten grosse schwere Müllsäcke bei 43 Grad in der Mittagshitze zu den einige hundert Metern entfernten Containern schleppen. Das hatte zur Folge, dass die Arbeiterin sogar einen Kreislaufzusammenbruch erlitt und von NotärztInnen behandelt werden musste.

Alle diese Unregelmässigkeiten führten dazu, dass die Arbeiterin eine syndikalistische Betriebssektion der CNT-IAA gründete, um sich dadurch zu organisieren und ihre Rechte zu verteidigen.

CNT-IAA erinnert daran, dass es eine Statistik der OECD gibt, in der Spanien ebenso wie Litauen das schlechteste Abstimmung von Arbeitzeit und Familie hat. Allein in 2004 sahen sich 114.000 Menschen in Spanien dazu gezwungen ihre Arbeit aufzugeben, weil sie nicht mehr mit der Beaufsichtigung ihrer Kinder in Einklang zu bringen war; 105.500 von ihnen sind Frauen. Ausserdem zeigt dieser Fall auf welche Art und Weise ein Unternehmen reagiert, wenn eine Arbeiterin versucht, ihre Rechte als Frau geltend zu machen.

Aus Sicht der CNT-IAA ist das Recht auf Mutterschaft im Zusammenhang mit willkürlichen Entlassungen und der allgemeinen Prekarisierung (Unsicherheit) der Arbeit weiterhin bedroht. Dies ist besonders der Fall, wenn diese Repression aufgrund von Versuchen der Betroffenen, ihre Rechte wahrzunehmen, erfolgt.

Die CNT-IAA prangert diesen unvergleichlichen und verletzenden Übergriff gegenüber allen Organisationen, die sich für die Rechte der Frauen einsetzen, öffentlich an. Ebenso wird sie unmittelbare gewerkschaftliche Mittel anwenden*, bis die Arbeiterin wieder eingestellt wird, damit sie in den Betrieb zurückkehren kann, um die Rechte ihrer KollegInnen zu verteidigen und ihre Würde wiederzuerlangen.

[* seit Ende Oktober 2005 läuft eine Kampagne der CNT-IAA in mehreren Städten zur Unterstützung der GenossIn!]


Mehr Infos der CNT-IAA Sevilla
[Confederacion Nacional del Trabajo
? Internationale ArbeiterInnen - Assoziation):
 http://www.nodo50.org/cnt/sevilla/ait/


Originaltexte:
 http://www.nodo50.org/cnt/sevilla/ait/modules/news/article.php?storyid=933 ,
 http://www.nodo50.org/cnt/sevilla/ait/modules/news/article.php?storyid=936

Übersetzung:
Anarchosyndikat "eduCat",
 http://anarchosyndikalismus.org
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Ergänzungen

Foto der Genossin Fatima und ihrer Tochter

(muss ausgefüllt werden) 02.02.2006 - 00:55

Logo der Solidaritätskampagne

(muss ausgefüllt werden) 02.02.2006 - 01:00
Logo der Solidaritätskampagne der CNT-IAA

von der Webseite
 http://www.cnt.es

Die einen reden...

soliobrera 02.02.2006 - 06:13
...die anderen tun was.

 http://www.cnt.es/sevilla/ait/modules/news/article.php?storyid=1066

"Unsere GenossInnen in Deutschland von der FAU-IAA verteilen in diesem
Staat in den Supermärkten der Kette PLUS Solidaritätsflugblätter für
unsere GenossIn, die man entlassen hat, weil sie ihre Rechte als
Arbeiterin mit Kind eingefordert hat.

Sie haben uns das Flugblatt geschickt, dass in den Filialen von Plus
verteilt wird.

Wieder einmal ein Demonstration der aktiven internationalen Solidarität,
wie es sie bereits weltweit für die Arbeiter von Tomares in ihrem
unbefristeten Streik gab, beim Straßenbauunternehmen Clece oder beim
unbefristeten Streik der ReinigungsarbeiterInnen in der Universität
Sevilla im letzten Jahr".

Auf der Website der CNT findet sich auch der Text eines Soliflugis der FAU, für den Fall, dass Leute gerne mal bei ihrer lokalen Plus-Filiale vorbeischauen möchten:

 http://www.cnt.es/sevilla/ait/modules/tinycontent/index.php?id=38

Gratefulness from CNT-Seville

CNT-AIT Sevilla 03.02.2006 - 02:41
I do not know German, from CNT-Seville we sent a hug to you and we thank for the solidarity samples that you make.

In the last months from Germany acts of international solidarity have been made, the last act was the strike of the municipal crane of Seville, the longest strike of the history of the city of Seville. Thanks to shown international solidarity in Germany, Belgrade, the U.S.A., France, Italy, etc, the workers were able to gain the indefinite strike of a total duration of 4 months, thanks to the acts of protests and the economic contributions received by companions worldwide gain the victory. At this time of the strong neoliberalism international solidarity is but necessary that never and you are giving very good examples to the people of the CNT in Spain.

A greeting
CNT-Seville

13.02.06 Solidarität in Braunschweig

FAU 16.02.2006 - 11:51
Unterstützung für spanische PLUS-Mitarbeiterin

Nach zahlreichen Aktionen im Bundesgebiet wurden am Abend des 13. Februars auch in Braunschweig Beschäftigte und KundInnen von vier PLUS-Filialen über die unrechten Umstände der Entlassung von Fatima Fernandez, informiert. Die spanische Arbeiterin der PLUS- Filiale „Carretera de Su Eminencia“ in Sevilla forderte ihre Rechte als Mutter bei der PLUS-Leitung ein, die sie dann vor die Tür setzte. Als Mitlied der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT-AIT erlebt sie seit Beginn ihres Arbeitskampfes praktische Solidarität, die seit vergangenem Montag auch in Braunschweig gezeigt wird.
Sowohl die MitarbeiterInnen als auch zahlreiche KundInnen interessierten sich für den Fall und legten für kurze Gespräche sogar Pausen in ihre Einkäufe ein. Eine Kassiererin der Filiale am Heidberg war offensichtlich über die Aktion schon informiert worden und reagierte ohne Diskussionsbereitschaft mit Rausschmiß und Polizeiandrohung, was auf die drei KundInnen lächerlich gewirkt haben muss.
Mit dieser Gemeinschaftsaktion der Freien ArbeiterInnen Union und Banda Nera Braunschweig hat die PLUS-Leitung einmal mehr erfahren, dass internationale Solidarität eine Waffe ist.

14.02.06 Solidarität in Hannover

FAU 16.02.2006 - 11:53
FAU Hannover unterstützt PLUS-Arbeiterin in Spanien

Am 14.Februar 2006 informierte die FAU Hannover zeitgleich die Beschäftigten in sechs PLUS- Filialen in Hannover über die Situation unserer Kollegin Fatima Fernandez. Die Arbeiterin ist Mitglied der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT-AIT. Sie wurde von ihrem Arbeitsplatz, der PLUS- Filiale „Carretera de Su Eminencia“ in Sevilla (Spanien) entlassen, da sie die ihr als Mutter zustehenden Rechte eingefordert hat.
Sowohl die Beschäftigten als auch die Kundinnen und Kunden zeigten sich weitestgehend interessiert. In einigen Filialen waren die Beschäftigten offenbar schon vorab von der Geschäftsleitung auf mögliche Aktionen vorbereitet worden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

Alta la bandera...!!!!!!!!! — der schlauste

Der schlaueste Zyniker — olle klassenkämpferin

Naja... — Arbeitnehmer

@Pingo — Arbeitnehmer

wahnsinn! — tut nichts zur S.

@arbeitnehmer — schon mal in Spanen gewesen

unvergleichlich? — brit