Online-Petition gegen Schülerzeitungszensur

Nico Semsrott 01.02.2006 09:30 Themen: Bildung Medien
Die Redaktion der verbotenen Schülerzeitung erhält für ihren Einsatz für die Pressefreiheit den Bertini-Preis und wird als zweitbestes Schülerblatt Hamburgs ausgezeichnet. Online-Kampagne gegen Schülerzeitungszensur an katholischen Schulen Hamburgs gestartet.
Wie auch im Vorjahr belegt die Redaktion beim Hamburger Schülerzeitungswettbewerb der Jungen Presse Hamburg und der Behörde für Bildung und Sport in der Kategorie Gymnasien einen Platz unter den ersten Dreien. Vier Tage nach der Auszeichnung mit dem Bertini-Preis erhalten die Nachwuchsjournalisten somit ihren dritten Preis innerhalb eines Jahres. Das Preisgeld des Bertini-Preises wurde bereits am Freitag in voller Höhe von 1250 Euro an einen Vertreter von Reporter Ohne Grenzen überreicht.

Die Zeitung war von der Schulleitung der Sophie-Barat-Schule verboten worden, weil die Redaktion unabhängig von einem Lehrer arbeiten wollte. Damit sie ihr Blatt doch auf dem Schulgelände vertreiben durften, verlangte die Schulleitung, dass die Schüler ihr Heft vor Erscheinen durch einen Lehrer kontrollieren ließen. Doch für die Redaktion war und ist Zensur keine Option. Sie brachte ihre drei Ausgaben daher VOR der Sophie-Barat-Schule heraus und verkaufte die dritte Ausgabe unter dem Motto “Schülerzeitungsverbot? Da scheiß ich drauf” aus einem Dixi-Klo heraus.

Indes geht die Schülerzeitungszensur an den katholischen Schulen Hamburgs weiter. Paragraph 11 der kath. Rahmenschulordnung sieht die Kontrolle von Schülerpublikationen durch die Schulleitung vor, bevor diese veröffentlicht werden. Mit der Homepage www.sophiesunterwelt.de dokumentieren zwei ehemalige Mitglieder der Redaktion die Entwicklungen um den Zensurfall und starteten eine Petition gegen die Zensur. Sie fordert die Abschaffung des Zensurparagraphen 11 und soll im Juni 2006 an den Erzbischof Dr. Werner Thissen übergeben werden.
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Ergänzungen

Meinungsfreiheit - wie war das nochmal?!

Dragan Pavlovic 01.02.2006 - 13:04
Nur zur Erinnerung für Schulleiter, manche respektieren dass ja nicht!

Artikel 5 Grundgesetz

Aktuell
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

Dragan Pavlovic (HU-Marburg -  http://www.hu-marburg.de )

Presse

J. der Antichrist 01.02.2006 - 19:15
Mehrere hamburger Tageszeitungen haben bereits über den Konflikt berichtet und es gab bereits ein Interview für das Fernsehen, welches auch ausgestrahlt wurde. [Eine Sendung über Medien, deren name mir gerade entfallen ist.]

Ist scheinbar oft der Fall

Holla 01.02.2006 - 19:55
Ich kenne genau das aus der Edith-Stein-Schule in Darmstadt. Dort wurde in den 90ern die Schülerzeitung auch von Lehrern herausgegeben. Wie es heute aussieht, weiß ich nicht.
Scheinbar ist das üblich bei katholischen Privatschulen--- wäre eine Recherche wärt.

Zensur auch an staatlichen Schulen

Ehemaliger bayrischer Schüler 01.02.2006 - 21:23
In vielen Bundesländern (z.B. Bayern) werden auch an staatlichen Schulen die Schülerzeitungen zensiert.

Meinungsfeiheit

schüler 01.02.2006 - 22:37
Zumindest in Bayern ist Zensur von Schülerzeitungen sogar gesetzlich geregelt!

auch in Berlin

Holger 01.02.2006 - 23:39
Auch in Berlin wurde zumindest an einer Katholischen Schule die Zensur des Abibuches angedroht. Inwieweit sie versucht es dieses Jahr durchzusetzen steht noch nicht fest

Meinungsfreiheit?

nicht so wichtig 02.02.2006 - 00:15
Da weiter oben die Grundgesetz Paragraphen veröffentlicht wurden, hier mal noch eine Ergänzung dazu.
Also erstmal wäre es natürlich wünschenswert, wenn diese Paragraphen auch an katholischen Schulen durchgesetzt würden, aber es gibt da einen Haken: Und zwar handelt es sich bei katholischen Schulen um Privatschulen. Schüler und Schülerinnen gehen also "freiwillig" auf diese Schule, sie könnten also jederzeit auf eine staatliche wechseln, wenn ihnen das nicht paßt, daß sie ihre Meinung an dieser Schule nicht frei sagen dürfen. Somit dürfte die Schule fein raus sein, wenn man versuchen würde das gerichtlich durchzusetzen. Daß die Schüler/innen nicht ganz freiwillig dort sind, sondern zumeist von ihren Eltern an dieser Schule angemeldet wurden, fällt bei diesem Gesetz unter den Tisch.
Aber ich wünsch euch trotzdem viel Erfolg, vielleicht passiert ja noch ein "göttliches" Wunder und die Schülerzeitung wird wieder erlaubt!

Im Grunde

Roland Ionas Bialke 03.02.2006 - 00:26

Artikel 5 Absatz 2 des Grundgesetzes besagt es doch schon: "Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre."

Allgemeine Gesetze lassen z.B. auch Hausordnungen in Schulen zu. Und wenn in der Hausordnung steht, dass in der Schule keine Zeitung verkauft und ausgegeben werden darf, dann ist alles nach dem Grundgesetz rechtens.

Ist das Grundgesetz rechtens?

Bayrische Zensur

Jan 03.02.2006 - 05:32
In Bayern ist meines Wissens die Zensur aber seit neustem abgeschafft.
Eine Privatschule kann entscheiden ob sie ihre Schuelerzeitung zensiert oder nicht, egal in welchem Bundesland.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Zensur — ripple