Ludwigshafen: Antifa-Kampagne startet

DeltaPress 31.01.2006 21:40 Themen: Antifa
Ludwigshafen gilt vielen Menschen in der Rhein Neckar Region als "braune" Stadt. Die dortige Straßenschläger-Naziszene machte wiederholt durch brutale Überfälle auf sich aufmerksam. In jüngster Zeit wurde bekannt dass auch einige der wichtigsten Kader der Region dort wohnen (  http://de.indymedia.org//2005/11/132048.shtml ). Nicht ohne Grund: Mit antifaschistischen Aktivitäten war in Ludwigshafen in den letzten Jahren kaum zu rechnen. Eine Kampagne regionaler Antifa-Gruppen (  http://www.ludwigshafen.ainfos.de ) macht sich nun daran dies zu ändern.
Unter dem Motto: "Die Nazis in die Defensive drängen - Die Autoritäre Formierung stoppen!" soll in den nächsten Wochen begonnen werden die Naziszene und die Gründe ihrer gesellschaftlichen Verankerung zu thematisieren. Auch eine Kampagnen-Homepage ist seit Sonntag online: unter  http://www.ludwigshafen.ainfos.de sollen laut BetreiberInnen die nächsten Wochen alle wichtigen "News und Updates" zu erfahren sein.

Im Rahmen der Kampagne sind zunächst drei Infoveranstaltungen geplant. In der ersten wird schon am morgigen Mittwoch ein Referent des "Antifaschistischen PresseArchiv und BildungsZentrum(APABIZ)" zum Thema "White Noise- Begleitmusik zu Mord und Totschlag" reden (  http://www.apabiz.de/bildung/RefKat/j2.htm ). Den vorläufigen Höhepunkt und Abschluss soll eine Demonstration am 11.März bilden.

Die regionale Naziszene scheint Ludwigshafen tatsächlich seit Jahren als "ihre" Stadt zu betrachten. Einige der wichtigsten Kader des "Aktionsbüro Rhein Neckar" wie beispielsweise Malte Redeker und Matthias Hermann wohnen im Moment dort. Christian Hehl, Deutschlands bekanntester und hässlichster Skinhead ist dort aufgewachsen. Die Szene machte wiederholt durch brutale Gewalttaten auf sich aufmerksam. Überregionale Aufmerksamkeit bekam sie dafür zuletzt im Sommer 2000. Bei einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim im Stadtteil Oppau wurden mehrere Kinder zum Teil lebensgefährlich verletzt.
(  http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/0717/politik/0098/ )
(  http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_2000/31/11a.htm )

Im Juli 2005 gab es den letzten Schwerverletzten durch rassistische Gewalt: Auf der Konrad Adenauer Brücke wurde ein junger Mann so brutal zusammengeschlagen, dass er einen Schädelbasisbruch erlitt und, so seine Ärtzte, "um ein Haar gestorben wäre". Dieser Vorfall wurde von der Polizei nicht selbstständig an die Öffentlichkeit getragen. Erst fast zwei Monate später erschien ein Artikel der Lokalzeitung "Rheinpfalz" der den Überfall publikmachte.
(  http://www.akantifa-mannheim.de/archiv/050825rechtsextreme_uebergriffe.htm )

Die InitatorInnen der Kampagne betonen aber, dass die Naziszene und ihre Gewaltexzesse in keinem Fall isoliert betrachtet werden dürften. Das Verhalten von Stadtverwaltung und Polizei begünstigt nach ihrer Ansicht das Wachstum der Naziszene. Die letzten rechtsextremen Kundgebungen fanden am 03.09. und am 24.12.2005 statt. Beidesmal unternahm die Stadtverwaltung keinen Versuch die Veranstaltungen zu verbieten. Stattdessen wurden sie von mehreren Hundert Polizisten großräumig abgeschirmt und so geschützt. Im Umfeld der Kundgebungen wurden zahllose Platzverweise an vermeintliche oder tatsächliche AntifaschistInnen verteilt.

Am 24.12. beklagten Jugendliche zudem Schikanen durch die Polizei. Von zahlreichen Schlägen, Tritten und Beleidigungen wurde berichtet. In einem Fall genügte ein Schal als "Grund" für die vorrübergehende Festnahme
(  http://de.indymedia.org//2005/12/135726.shtml ).
Die Kampagne geht davon aus, dass so jegliche antifaschistische Betätigung unterbunden und kriminalisiert werden soll. Solches Verhalten wurde bereits in den Neunzigern von Antifaschistischen Gruppen mit dem "Rechten Konsens" erklärt. Der Rest der BRD-Gesellschaft teile Vorurteile und Autoritäre Denkmuster der Nazis. Lediglich für deren ungesetzliche und gewalttätige Umsetzung würden die Nazis abgelehnt. Deshalb würden in aller Regel auch nicht Rechtsextremisten als das eigentliche Problem erachtet, sondern viel mehr antifaschistische Gegenaktivitäten.
(  http://www.nadir.org/nadir/initiativ/bgr/pdf/bgr_kt05.pdf )

Zumindest ein Teil der Kampagne sieht aber auch bürgerliches Engagement gegen Nazis kritisch. In einer Zeit in der dieses Engagement Teil eines modernisierten Selbstverständnisses der deutschen Nation sei, dürfe es nicht unreflektiert eingefordert werden. Sonst, so kritisiert der Ak Antifa in seinem Aufruf, laufe linksradikale Antifa-Politik Gefahr ihrem "Projekt umfassender gesellschaftlicher Emanzipation" entgegen zu arbeiten und stattdessen den Nationalismus der "Berliner Republik" zu befördern. Um dies zu vermeiden müsse stattdessen versucht werden am Beispiel der Naziszene eine umfassende Gesellschaftskritik zu entwickeln.
(  http://www.ludwigshafen.ainfos.de/aufruf.htm )


Unterdessen mobilisiert das "Aktionsbüro Rhein Neckar" für den 8.April nach Mannheim. Anlass ist der Prozess gegen den international bekannten Holocaustleugner Ernst Zündel. Die Nazis rechnen selbst mit über 1000 Teilnehmern, Antifaschistische Gruppen mit mindestens 500 Rechtsextremisten.
(  http://de.indymedia.org/2006/01/137419.shtml und http.//www.mannheim.ainfos.de )



Links:
 http://www.ludwigshafen.ainfos.de
 http://www.autonomes-zentrum.org/ai
 http://www.akantifa-mannheim.de
 http://www.infoladenludwigsburg.de
 http://www.ainfos.de
 http://www.mannheim.ainfos.de
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Ergänzungen

Samstag, 18.03.: Demo in PS

antifa sw 01.02.2006 - 00:01
Seek & Delete: NPD-Strukturen aufdecken und entsorgen!
Demo gegen die NPD-Landeszentrale in Pirmasens

Über 25.000 Plakate und 2 Millionen Flugblätter plant die NPD während ihres Wahlkampfes in Rheinland-Pfalz aufzuhängen und zu verteilen. Wenn am 26. März 2006 der rheinland-pfälzische Landtag gewählt wird, will die neonazistische Partei von ihrem Aufwärtstrend profitieren. Auch wenn ein Einzug in den Landtag wohl unrealistisch ist, bieten Wahlkämpfe der Partei eine sehr gute Möglichkeit, ihre menschenverachtende Propaganda zu verbreiten. Eine mögliche Rücker-stattung der Wahlkampfkosten wäre ein finanzieller Schub für den NPD-Landesverband. Mit dem so genannten „Volksfrontkonzept“, bei dem sowohl die militanten Nazis aus den „Freien Kameradschaften“ als auch zum Beispiel die Deutsche Volksunion (DVU) in den Wahlkampf eingebunden werden, bietet sich zudem die Möglichkeit, neue rechtsextreme Strukturen aufzubauen und vorhandene Neonazi-Strukturen zu stärken. Sascha Wagner, Wahlkampfleiter der NPD Rheinland-Pfalz, hat in Pirmasens ein Haus bezogen, dass als Wahlkampfzentrale fungiert. Seitdem gibt es regelmäßig NPD-Infotische, Verteilaktionen und Veranstaltungen der Partei. Die Region ist zum Knotenpunkt neonazistischer Aktivitäten geworden, der landesweit Bedeutung hat.
Gegen diese Zustände gilt es, antifaschistisch aktiv zu werden!

Demo
Pirmasens, Hauptbahnhof
18.03.2006 / 13:30 Uhr

Infobroschüre und Details zur Demo in Kürze unter www.seek-and-delete.tk

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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