Berlin: Nazi-Veteran Rochus Misch gestört

AutorIn des Beitrags 29.01.2006 21:11 Themen: Antifa
Rochus Misch, Leibwächter und Cheftelefonist Adolf Hitlers und der letzte überlebende Zeitzeuge Hitlers Selbsmordes, ist vielbeschäftigter Gesprächspartner für Deutsche, die die Geschichte gern aus Tätersicht hören wollen. Bei solchen Gelegenheiten spricht er von seinem Hitler, dem netten Vorgesetzten.
Vom Krieg hätte Hitler nichts gewusst, von der Judenvernichtung auch nicht. „Wir waren doch alle so eingeengt, unten im Führerbunker.“ Misch steht auch 61 Jahre zu „seinem Führer“, verteilt Hitler-Postkarten an Besucher in seinem Haus und schwadroniert: „Aber Hitler wurde doch demokratisch von den Deutschen gewählt.“

Heute, im Rahmen eines Filmprojektes, wurde Misch erneut die Gelegenheit gegeben, seine revisionistische Weltsicht zu verbreiten. Als Kulisse für seine Geschichtsstunde diente das Berliner Holocaust-Mahnmal.
Ein dutzend AntifaschistInnen unterbrachen seine Tiraden und störten den Filmdreh erheblich. Sie konfronterten die anwesenden Zuhörer mit Mischs Vergangenheit und forderten die Misch auf, zu verschwinden. Teile der anwesenden Zuhörer wollten ihrem Helden in nichts nachstehen und beschimpften die AntifaschistInnen mit Sprüchen, wie „Wenn’s euch hier nicht gefällt, dann wandert doch aus!“.
Die Regisseurin, sichtlich überfordert mit der Kritik an ihrem Vorhaben, verfrachtete daraufhin Misch in ein Taxi und beendete den Dreh.


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Ergänzungen

watt fürn film

tagmata 29.01.2006 - 22:35
"Heute, im Rahmen eines Filmprojektes" - Um was fürn Film gings denn? Ohne zu implizieren, ihr hättet blind drauflos gehandelt: gute antifaschistische Propaganda hat schon immer gern mal (im Prinzip schon seit Heartfields "Schluckt Gold...", und damals war Adi nur ein rüpeliger Populist unter vielen) die Option wahrgenommen, die spinnerten Ansichten von Faschos (so ewiggestrige eignen sich ganz gut dafür) mit den Fakten zu kontrastieren. Bei etwaigen Störaktionen sollte also generell vorher recherchiert werden, das nur als allgemeiner Hinweis. (Es braucht vielleicht nicht unbedingt praktische Beispiele um zu unterstreichen, daß Faschismus keine Meinung, sondern n Verbrechen ist, aber sie helfen den Nappeln, es zu kapieren)

(Klar könnte mensch mit der Argumentation kontern, jede profaschistische Auslassung sei eine zuviel. Das ist zwar korrekt, aber dadurch, daß mans totschweigt, hilft man auch nicht, sondern fördert die Mystifikation des Faschismus - und das ist bei ner Sache, die so sehr vom Mystischen lebt wie dieser sehr schädlich. War ja auch n Grund, warum der DDR-Staatsantifaschismus nur so lange hielt, wie er aufrechtgehalten wurde, und nach Verschwinden ins Gegenteil kippte)

Rochus Misch

@ Wikipedia 29.01.2006 - 23:48

@ antifalerIn: Personifzierung ist reaktionär

anarchia si 30.01.2006 - 16:40
Ich finden den Standpunkt einiger heutigiger Antifas aus 3 Gründen problematisch:

1. es war immer genau DER Unterschied zwischen Nazis und Linken, daß Nazis personifizieren und konkret Menschen vernichten wollen und Linke statt dessen eher auf Mechanismen abzielen und Alternativen umsetzen. Der direkte Kampf mit Nazis und Staat fand meist im Alltag *zusätzlich* statt. Heute scheinen Teile der Antifa aber die Fehler der Linken aus den späten 20er Jahren zu wiederholen.

2. Zusätzlich sorgt dieser Ansatz für das Entstehen einer gewissen Blindheit gegenüber den Realitäten. Viele Antifas sind heute so mit dem Kampf gegen einzelne Nazis beschäftigt, daß sie den Kampf gegen Faschismus, Militarismus und sonstige reaktionäre Entwicklungen nicht mehr verfolgen, weil sie diese Dinge nicht einmal mehr wahrnehmen? Welcher Antifa beschäftigt sich denn mit dem zunehmenden Aufkommen eines Polizeistaates, dem reaktionären Rollback oder dem neuen deutschen Militarismus?

3. Weiterhin wird man allgemein politisch blind. nach außen hin ist Antifaschismus nicht mehr als politisch progressiver Standpunkt erkennbar, sondern wirkt wie Bandenkriminalität unter jugendlichen Gangs. Das hat den Zusatzeffekt, daß sich Antifas zunehmend isolieren. Selbst innerhalb der Linke sind Antifas heute weitestgehend isoliert, was auch damit zu tun hat, daß es mittlerweile Antifas gibt, die linke Ideale ablehnen und neben ihmrem Antinaziaktivismus eher konservative Ansichten vertreten.

Um Mißverständnisse vorzubeugen: ich finde solche Aktionen gut, WENN: sich nach außen hin vermittelt wird (aber nicht im Szenesprech) und wenn diese Aktivitäten eingebettet sind in eine humanistische und progressive politische Kultur. Beides sehe ich bei heutigen Antifas nur teilweise (in Berlin kenne ich derartige Bemühungen von der ALB, obwohl die auch noch manchmal schräd drauf sind)...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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rochUs misch — ...

@tagmata — linker

@linker — tagmata

@tagmata — linker

Faschismus — @ist doch egal wie er heißt

@ tagmata — ooo

richtigstellung — âuch ein linker

Kritik — Liberator

@anarchia si — (muss ausgefüllt werden)

Mods machen Meinung durch Manipulation — (muss ausgefüllt werden)

die indymedia "Linke" hat ein Feindbild BUSH — (muss ausgefüllt werden)