Bericht: Gedenkkundgebung in Bochum

Noch während des Aufbaus des Lautsprechers kam es zu einem antisemitisch motivierten Angriff durch einen jungen Mann. Dieser mischte sich zunächst unter die bereits anwesenden Antifaschist_Innen und begann gegen eine soeben ausgerollte Israelflagge zu treten. Dabei brüllte er „Ich ficke die Scheißjuden!“. Er wurde lautstark aufgefordert, die Kundgebung zu verlassen und attackierte daraufhin Kundgebungsteilnehmer_Innen und konnte nur unter Einsatz von Gewalt zurückgehalten werden. Er wurde daraufhin von anwesender Polizei und Staatsschutz abgefangen und auf der Motorhaube eines Polizeiwagens fixiert. Bei der Durchsuchung wurde bei ihm ein Messer gefunden. Daraufhin erstattete er Anzeige gegen jene Leute, die er als „Angreifer_Innen“ ausmachte. Die anwesenden Antifaschist_Innen verzichteten auf eine Gegenanzeige. Daraufhin durchsuchten die Polizist_Innen die Menge auf der suche nach den „Täter_Innen“. Die anwesenden Polizist_Innen übernahmen die irrsinnige Täter_Innen/Opfer-Verdrehung und versuchten durch allerhand Floskeln den offen antisemitischen Angriff herunterzuspielen und die Notwehr der Angegriffenen zu einem tätlichen Angriff zu verdrehen. Es wurden die Personalien von anwesenden Antifaschist_Innen aufgenommen und angekündigt, dass sie mit einer Anzeige wegen Körperverletzung zu rechnen hätten.

Nach einiger Zeit wurde die Kundgebung durch die Vorlesung des Aufrufs eingeleitet. Es folgten drei Redebeiträge der Antifaschistischen Aktion >Rise against RealityFreundInnen der befreiten Gesellschaft< aus Bochum.
Die Beiträge behandelten die geschichtliche Entwicklung des deutschen Antisemitismus, sowie seine Bedeutung in der Gegenwart, seine verschiedenen Ausprägungen (z.B. Antizionismus, falsche Kapitalismusinterpretationen, …) im deutschen Mainstream, sowie in der deutschen Linken, die daraus entwachsene Möglichkeit einer Wiederholung des Vernichtungsprojektes, sowie seine Zusammenhänge zu kapitalistischer Vergesellschaftung. Des weiteren wurde auf den eliminatorischen Antisemitismus unter radikal-islamischen Menschen eingegangen sowie seine Verbreitung in außereuropäischen Nationen.
Es fand eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt und es wurden Flugblätter an Passant_Innen verteilt. Die Reaktionen waren auf die Kundgebung hierbei häufig uninteressiert, belustigt bis hingehend ablehnend, lediglich Vereinzelte bekundeten positives Interesse am Anliegen der Kundgebung.

Zwischenzeitlich kam es zu einem kleinen Besuch durch etwa fünf bis sechs Nazis, welche aus großer Entfernung ein einzelnes Foto der Kundgebung geschossen. Die Gruppe verschwand noch ehe Teilnehmer_Innen sie dazu auffordern mussten.

Die Kundgebung wurde wegen der kalten Temperaturen vorzeitig nach den Beiträgen beendet, auf die folgenden Veranstaltungen, den Naziaufmarsch in Dortmund, sowie eine israelsolidarische Demonstration in Duisburg am folgenden Wochenende wurden lediglich kurz hingewiesen, anstatt, wie vorgesehen, die Aufrufe zu verlesen.

Antifaschistische Aktion[Rise against Reality]

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