"11000-Kinder"-Demo in Weimar

Ronkong Coma 29.01.2006 19:55 Themen: Antifa
Am Tag der Befreiung Auschwitz und dem Gedenktag für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors, begann am Freitag den 27.01. der Auftakt für die Antifa-Aktionswoche in Weimar mit einer Kundgebung für die Ausstellung der 11000 deportierten Kinder.
Dass Deutschland Krieg gegen Jugoslavien wegen Auschwitz, nicht trotz Auschwitz geführt hat ist noch lange nicht aufgearbeitet, im letzten Jahr wurde in Dortmund ein Punk erstochen, in Dessau ist ein Flüchtling in seiner Zelle verbrannt.

Das letzte Jahr war ein großes Jahr für die Deutschen, ein Jahr voller Schlusstriche und voll von neu aufflammendem Nationalismus. Dies hat sich nicht zuletzt in zahlreichen Pseudo-Gedenkveranstaltungen und einer Reihe von äußerst fragwürdigen Filmen gezeigt, in denen ein völlig verdrehtes Täter-Opfer-Bild propagiert wird, in denen sich die Deutschen selbst als Opfer darstellen, in denen die Deutschen die Zerschlagung des Faschismus selbst als Sieger mitfeiern.

Ein besonders bezeichnendes Beispiel, welches zeigt wie die deutsche Wirtschaft, die mit am Massenmord an unzähligen Menschen verantwortlich war, ist die Gedenkverweigerung der Deutschen Bahn.

Im Nationalsozialismus wurden unzählige Familen in Frankreich in Viehwaggons gesteckt und auf einer qualvollen „Reise“ nach Auschwitz geschickt. Unter ihnen waren auch ca 11000 Kinder. Viele wurden auf der Fahrtz von ihren Eltern getrennt, davon sahen die meisten ihre Eltern nie wieder. In Auschwitz wurden die Kinder fast ausnahmslos vergast, da sie für die Nazis keinen effektiven Nutzen darstellten.

Die zum größten Teil jüdischen Kinder waren nicht nur französischer Herkunft, sondern es waren auch die Töchter und Söhne von deutschen MigrantInnen, die aus Nazideutschland geflohen waren, weil sie aus rassistischen oder politischen Gründen verfolgt worden waren und sich in Frankreich sicher wähnten.

Auf dem deutschen Schienennetz führte der Weg vorbei an den Bahnhöfen vieler deutscher Städte. Über die Gleisanlagen bei Saarbrücken, Fulda, Weimar, Halle, Erfurt, Leipzig, Görlitz.....

Deshalb wollte die französische Oranisation „Söhne und Töchter der deportierten jüdischen Kinder“ ihre Ausstellung mit Briefen und Bildern der deportierten Kinder, welche zuvor in Frankreich an 18 Bahnhöfen gezeigt worden war, auch auf deutschen Bahnhöfen zeigen. Es sollte an die Kinder, welce 60 Jahre lang vergessen waren erinnert werden, auch an deutschen Bahnhöfen, an Heimatorten vieler der deportierten Kinder. Es sollte den Kindern mit dieser Ausstellung ihr Gesicht und ihre Würde wiedergegeben werden, was in Frankreich längst geschehen ist.

Aber die Deutsche Bahn, als rechtliche Nachfolgerin der deutschen Reichsbahn, die damals für die Durchschläusung der Kinder verantwortlich gewesen ist, weigert sich trotz Protesten in zahlreichen Städten (  http://www.german-foreign-policy.com/de/extra/11000kinder/berichte.php ,  http://de.indymedia.org//2005/10/130447.shtml ,  http://de.indymedia.org//2005/01/105314.shtml ) die Ausstellung in deutschen Bahnhöfen zuzulassen. Der millionenschwere Konzern behauptet, er habe kein Geld um an die 11000 Kinder zu erinnern. Die Reisenden wollen an den Bahnhöfen nicht an das Schicksal von 11000 Kindern erinnert werden, wahrscheinlich wollen sie lieber einkaufen. Was die deutsche Bahn will ist klar: Saubere Bahnhöfe für ein sauberes Deutschland.

Am Freitag, den 27.01. versammelten sich in Weimar gegen 16:00 ca. 30 AntifaschistInnen zu einer Kundgebung am Bahnhofsvorplatz, um gegen die Geschichtsverweigerung der deutschen Bahn zu demonstrieren. Neben Redebeiträgen wurde ein provisorische Ausstellung über Deportationen in Europa aufgebaut, es wurden Flugblätter verteilt und jüdische Musik gespielt.

In den Redebeiträgen wurde betont, dass das Weimarer Aktionskomitee "11000 Kinder" die Forderung der Stadt Weimar unterstützt, die Ausstellung auf dem Weimarer Bahnhof durchsetzen zu wollen. Zwei Tage zuvor hatte die Stadt Weimar eine Pressemitteilung herausgegeben, in der sie die Notwendigkeit betonte, die Ausstellung zu zeigen.

Leider wurde die Kundgebung durch die Provokation eines Nazis gestört, der aber vom Bahnhofsvorplatz entfernt werden konnte.

Gegen 17:30 wurde die Kundgebung beendet.

Am 27.01. wurden auch in vielen anderen Städten Kundgebungen gehalten und Demonstrationen durchgeführt. Unter Anderem wurde in Stuttgart die 11000-Kinder-Ausstellung nicht im Bahnhof, aber im Gewerkschaftshaus eröffnet. Demonstrationen für die 11000-Kinder-Ausstellung gab es unter anderem in Erfurt, Mannheim und Berlin (siehe  http://de.indymedia.org//2006/01/137325.shtml ).

Die Antifa-Aktionswoche in Weimar wird am Montag den 30.01. mit einer Demonstration gegen den Naziladen "Kaiser" fortgeführt.
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Ergänzungen

Pressemitteilung der Stadt

Ronkong 29.01.2006 - 18:18
26. Januar 2005 44/06





Ausstellung „11.000 Kinder“ soll 2006 in Weimar gezeigt werden

Die Ausstellung „11.000 Kinder“ von Beate und Serge Klarsfeld über den Leidensweg von Kindern, die mit Unterstützung der Reichsbahn in der Nazizeit deportiert wurden, soll noch in diesem Jahr in Weimar gezeigt werden.

Dies betont Stadtkulturdirektor Dr. Felix Leibrock im Vorfeld des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus am morgigen 27. Januar 2006.

Die Stadtkulturdirektion stehe in Verhandlungen mit den Organisatoren der Ausstellung. Die Ausstellung „11.000 Kinder“ wird aller Voraussicht nach im Stadtmuseum gezeigt werden – in Abstimmung mit der Werbegemeinschaft Dienstleistungszentrum Hauptbahnhof Weimar und inzwischen auch mit der Deutschen Bahn … mit einer inhaltlichen Korrespondenz in der Empfangshalle des Bahnhofes. Dies unterstrich die Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Elke Jacobs, gegenüber der Stadt.

Oberbürgermeister Dr. Volkhardt Germer hatte eine Präsentation der „11.000 Kinder“ in Weimar in den vergangenen Monaten mehrfach bei der Deutschen Bahn angemahnt und betont, dass eine Genehmigung für das Bahnhofsgebäude „den ernsthaften Willen“ der Deutschen Bahn verdeutlichen würde, „sich mit diesem dunklen Kapitel auseinanderzusetzen“. Er betonte in seinem letzten Schreiben: „Die Stadt Weimar mit dem ehemaligen KZ Buchenwald vor ihren Toren geht sehr offen mit diesem Teil unserer Geschichte um.“

In seinem ersten Schreiben an die Deutsche Bahn hatte der Oberbürgermeister deshalb auch das Anliegen einer Gruppe Weimarer Bürger mit aller Deutlichkeit unterstützt, die sich seit längerem für die Ausstellung in Weimar einsetzen: „Ihr Anliegen ist für mich nicht nur nachvollziehbar, sondern entspricht auch meinen Vorstellungen über den Umgang mit der Geschichte Buchenwalds und dieser Zeit. Offener Umgang und klare Benennung von Ursachen sowie genaue Aufarbeitung machen uns glaubhaft im Bemühen um eine Zukunft im friedlichen Einvernehmen mit anderen Ländern.“ Die Weimarer Initiativgruppe „11.000 Kinder“ macht am morgigen Freitag, den 27. Januar 2006, um 16.00 Uhr auf dem Bahnhofs-Vorplatz auf ihr Anliegen aufmerksam.

Antifa Aktionswoche Weimar

Ronkimo 29.01.2006 - 18:28
Veranstaltungen zum 73. jahrestag der machtübergabe an adolf hitler
Antifa Aktionswoche Weimar, 2006

do 26.01.06 21 uhr, gerbereins:
film: zug des lebens – f/d 1998 ( spielfilm über die als deportation getarnte flucht eines stetl im zweiten weltkrieg )
+ live: klezmer experience weimar
ludger – akkordeon, gesang, hannes - klarinette


fr 27.01.06 gedenktag an die opfer nationalsozialistischen terrors
( befreiung von auschwitz durch die rote armee )
16 – 18 uhr, baudertplatz: kundgebung: 11000 kinder
11000 kinder nicht vergessen –
opfern des naziterrors gedenken
20 uhr, gerbereins: film: topfgang – d / 2005 (doku über das topf & söhne gelände in erfurt, wo die öfen für buchenwald, auschwitz etc hergestellt wurden)+ gespräch mit den besetzern
22 uhr, gerbereins: crust gegen rechts mit live:
daughters of reality – crustgrindemopunk / weimar
skr8 – crust / halle


so 29.01.06
12 uhr, gerbereins: gemeinsam frühstücken
14 uhr, mon ami: stadtführung: weimar im banne des führers mit holm kirsten ( autor des gleichnamigen buches )
20 uhr, gerbereins: politur in der gerbereins
21 uhr, gerbereins: film: atempause – i/f/s 1996 (spielfilm über die rückkehr eines italienischen auschwitzhäftlings)


mo 30.01.06 73. jahrestag der machtübergabe an adolf hitler
16 – 18 uhr, theaterplatz: kundgebung - kein verkauf von thor-steiner bei kaisers - gegen rechten lifestyle – nazistores dichtmachen


di 31.01.06
20 uhr, gerbereins: schwul-lesbischer filmabend mit film: bent / rosa winkel – gb 1997 ( spielfilm über eine schwule liebe im kz dachau )

Demonstrationen in elf deutschen Städten

... 30.01.2006 - 07:15
PARIS/KÖLN/STUTTGART/WEIMAR (gfp.com) - Bei Demonstrationen in elf deutschen Städten verlangten am vergangenen Wochenende mehrere Deportationsopfer der Deutschen Reichsbahn und über Tausend Kundgebungsteilnehmer die Freigabe der Publikumsbahnhöfe für das Gedenken an die Ermordeten. In Köln enthüllten etwa 300 Demonstranten auf dem Bahnhofsvorplatz ein Mahnmal und legten in der Haupthalle Koffer mit den Namen deportierter Kölner Bürger nieder. In Stuttgart kamen 280 Besucher zur Eröffnung der Ausstellung über die deportierten Kinder aus Frankreich und Baden-Württemberg in das örtliche DGB-Haus. Anschließend verlasen sie im Stuttgarter Hauptbahnhof die Namen der Verschleppten. In Weimar zogen rund 50 Demonstranten vor das Bahnhofsgebäude, nachdem der Oberbürgermeister der Stadt bei der Berliner Bahn AG die Öffnung der Haupthalle für das Gedenken angemahnt hatte. Im Foyer der Gesamtschule Bonn-Beuel machten Portraits der ermordeten Kinder auf die Proteste gegen die Berliner Konzernspitze aufmerksam, die sämtliche Gedenkappelle weiter unbeantwortet lässt. In Saarbrücken wurde der Versuch des ehemaligen Bundesverkehrsministers Reinhard Klimmt (SPD), die Angehörigen der Reichsbahn-Opfer für das Gedenkverbot der heutigen Bahn AG verantwortlich zu machen, vehement zurückgewiesen. Auch bei Demonstrationen in Berlin, Leipzig, Erfurt, Wuppertal, Wurzen und Verden zeigten sich die Teilnehmer entschlossen, an ihren Forderungen festzuhalten, und setzten sich über Versammlungsverbote auf den Bahnhöfen weitgehend hinweg. german-foreign-policy.com veröffentlicht in Kürze erste Fotos.
 http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/56222?PHPSESSID=2fning40kvpvmgg4pfdat1d9j5

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