de.indymedia.org | Zündel/Mannheim: Bundesweiter Naziaufmarsch

Ernst Zündel, einer der bekanntesten Holocaustleugner der Welt sitzt seit dem 01.03 2005 in Mannheim in U-Haft und wartet auf seinen Prozess wegen Volksverhetzung. Bereits am Abend seiner Festnahme hatten 50 Nazis aus der Region für Zündel demonstriert. Die Nazis des "Aktionsbüro Rhein-Neckar" mobilisieren nun für den 8.April bundesweit zu einem Aufmarsch nach Mannheim. Sie rechnen für diesen nach eigenen Angaben mit mehr als 1000 Teilnehmern.

Mit David Irving und Ernst Zündel sind derzeit die international bekanntesten Protagonisten der offenen Geschichtsfälschung und Holocaust-Leugnung im Gefängnis und warten auf ihre Prozesse. Irving ist in Östereich inhaftiert, Zündel dagegen befindet sich seit März 2005 in der JVA Mannheim. Die Anklage gegen ihn lautet unter anderem auf Volksverhetzung. Zündel hatte seit den 1970er Jahren von den USA aus einen schwunghaften Handel mit geschichtsverdehenden Materialien betrieben. Er hat einige der wichtigsten Schriften der Holocaust-Leugnung verlegt. In den letzten Jahren war er mit seiner sog. “Zundelsite” auch im Internet vertreten.

Der Aufruf thematisiert neben den beiden oben genannten auch die Inhaftierung von Germar Rudolf und Siegfried Verbeke, ebenfalls bekannten Holocaustleugnern.
Mit ihrem Motto knüpfen die Nazis zumindest indirekt an die Ersatzaufmärsche nach dem Verbot des Hess-Marschs vom August 2005 an. Diese liefen unter Mottos wie "Weg mit §130-Meinungsfreiheit herstellen" und ähnlichem.

Die Person Ernst Zündel ist in der Naziszene überaus populär. In der hierarchisch strukturierten und personenzentriert funktionierenden Naziszene wird Zündel bereits jetzt zum Helden stilisiert. Von seinen Anhängern wird er zum "aufrechten Kämpfer für die Freiheit" und zum "zu Unrecht verfolgten" umgelogen. Solche Opfer- und Helden-Mythen sind seit jeher grundlegend für rechtsextreme Ideologien. Zündel erfüllt hier eine Funktion als Identifikationsfigur für die gesamte rechtextreme Szene.

Das Thema Geschichtsrevisionismus hat sich in der Naziszene als äußerst mobilisierungsstark erwiesen. Die größten rechtsextremen Mobilisierungen der letzten Jahre hatten alle das verdrehte Geschichtsbild der Nazis im Auge. Ob Wehrmachtsaustellung in München, Hess-Marsch in Wunsiedel, "Heldengedenken" in Halbe oder "alliierten Bombenterror" in Dresden: Immer gingt es darum die Geschichte offensichtlich umzudrehen. Die Deutschen zu Opfern zu machen, die deutsche Schuld zu leugnen, alle anderen zu Tätern umzulügen. Die ansonsten in zahlreiche Fraktionen zersplitterte rechtsextreme Szene findet bei diesem Thema problemlos zu einem Konsens.

In Internetforen haben Nazis aus der Region bereits geprahlt, sie hätten ausreichend sichere Zusagen für Reisebusse zum Aufmarsch, um mit über 1000 Teilnehmern rechnen zu können. Inwiefern es sich dabei um Prahlerei handelt und was am 8.April tatsächlich geschieht bleibt abzuwarten. Auch Mitglieder regionaler antifaschistischer Gruppen äußerten sich allerdings, sie rechneten mit mindestens 500 Teilnehmern.

Die rechtsextreme Szene der Rhein Neckar Region hat bei Aufmärschen mit langfristiger Mobilisierung in den letzten Jahren ein Potential von 150-300 Personen an den Tag gelegt. Diese Demonstrationen fanden jedoch meist am 1.Mai statt, es gab daher zahlreiche Konkurenzveranstaltungen in anderen Städten. Der 8.April dagegen ist im Terminkalender der Naziszene bisher noch frei von Großevents. Als Redner werden Jürgen Rieger, Christian Worch, Thomas "Steiner" Wulff, Marcel Wöll, Thorsten Heise und Ralf Tegethoff angekündigt.

Bereits jetzt ist eine Mobilisierungsseite für antifaschistische Gegenaktivitäten online gegangen. Unter www.mannheim.ainfos.de befindet sich im Moment die Online-Version eines Flyers. Die BetreiberInnen erklärten auf Nachfrage die Seite werde in jedem Falle für die 8.April Mobilisierung genutzt, und in der nächsten Zeit erweitert. Aktive AntifaschistInnen, so rieten sie, sollten sich das Datum und die Mobilisierungsseite in jedem Falle vormerken.

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