Phase 6 auf Antifa-Demo in Dortmund

Rex Gildo Fan-Club Europa u. Nordstadt 28.01.2006 19:08 Themen: Antifa
Neue (?) aktionsformen bei dortmunder antif-demo
Auf der heutigen Dortmunder Demo des Antifas Bündnis 24.3. gegen den erst wenige Stunden vorher letzinstandlich genehmigten Nazi-Aufmarsches gab es einige erfreuliche Erscheinungsformen einer neuen Entwicklung:

1. Ein wirklich spannendes Flugblatt; - unbebingt lesenswert!!! (siehe
Anhang)
-- vielleicht ein neuer Ansatz, um aus den eingefahrenen und oft erfolglosen
Demo-Ritualen herauszufinden?!

2. ein Live-Band spielte auf einem IN der Demo mitfahrenden LKW (und nicht
erst auf der Abschlußkundgebung) Danke an die Gruppe "Kickstern" und den im Hintrergrund gebliebenen Sponsor der fahrenden Bühne für den
gelungenen Spontan-Auftritt.. Dann ein witziges Feuerwerk vom Dach eines
Parkhauses; kleine glitzerne (PinkSilver?) Zettel rieselten an der Fassade
entlang.
-- endlich eine Einheit von Kultur und Aktion!

3. Nach Selbstauflösung der Demo zogen größere und kleinere Gruppen durch die Stadt und sollen, trotz Hinderungsvesuche von Polizei und DGB.Ordnern der Bürger-Demo (!!!) letztendlich den Nazi-Aufmarsch umzingelt haben; der dann
nach wenigen hundert Metern seitens der Polizei aufgelöst worden sein soll.
-- vielleicht schon ein erster ERfolg im Sinne des erwähnten Flugblattes?!)


Anhang: das verteilte Flugblatt
Bilder:  http://de.indymedia.org/2006/01/137365.shtml
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Ergänzungen

Naja nicht ganz....

Sverkoff 28.01.2006 - 19:19
Die Idee mit der Liveband ist geil, nur wurde dei Demo nicht von der Polizei sondern von den Faschos selber aufgelöst. Also wenn man sowas schreibt sollte man es doch wenigstens richtig machen!

wg Auflösung Nazidemo

war da 28.01.2006 - 19:26
Zwar stimmt es, dass die Giemsch die Demo selbst aufgelöst hat. Er tat dies aber nur, weil er sich nicht mit einer starken Verkürzung der Route zufriedengeben wollte. Es ist also schon auf Blockaden zurückzuführen!

Erlebnisbericht

Ich 28.01.2006 - 20:14
Nach der Auflösung der Demonstration lieferte sich eine Gruppe von ca 250 Antifas und Punks eine Strassen-Rallye mit der Polizei, um zur Nazi-Route zu gelangen. Die Bullen wirkten im ersten Augenblick völlig überfordert, nach ein paar Ecken dann verzweifelte Versuche, irgendwie Einheiten auf die Straße zur Kettenbildung zu bringen, die jedoch widerstandslos überrant wurden. Dann rasten recht unkontrolliert Wannen aus Seitenstraßen inmitten der rennenden Gruppe hinein, was durchaus gefährlich war - allerdings waren so wenige Einheiten vor Ort, dass die größte Tat der Grünen wohl der visualisierte Hinweis auf Glatteis war. 2 Polizisten mit Hunden ohne Maulkorb rannten später aus einer Seitenstraße hinein, die Hunde, sichtlich gestresst und überfordert, bissen meinem Vordermann in die Hand. Er musste später Sanitär versorgt werden. Uns verfolgende schwarze Kleinlaster (keine Ahnung, wie man die nennt) wurden nach den ganzen Provokationen am Tag (Zivil-Bullen in der Demo, die nur auf Drohung einer Sponti durch die Innenstadt unter Gelächter die Demonstration verliessen sowie eine versuchte Festnahme, deren Grund ich nicht weiss ) dann durch das Umschmeissen von Mülltonnen aufgehalten. Wir sind leider zu weit gerannt, wir waren schon auf der Nazi-Route, aber da plötzlich überall Polizisten waren, rannten wir weiter mitten in eine Kette hinein, und wurden gekesselt. Nach geschätzt ner knappen Stunde Warten wurde die Demo noch 2 mal (O_o) von der Polizei aufgelöst, was sie längst war, und alle wurden laut bullenlauti "festgenommen". Tatsächlich handelte es sich um eine Ingewahrsahmnehmung, die ich nach 2 Stunden verlassen durfte. In unsere Wannen-Kabine drang stetig Auto-Abgas ein, und die Heizung war voll aufgedreht - als wir den Polizisten aufforderten, sie abzustellen, drehte er sie ab, und 5 Sekunden später wieder an. Glücklicherweise wechselte später der Autoführer, der kooperativer war. Mit Platzverweis für die Innenstadt wurden wir dann wieder befreit, soweit ich aber weiss, wurden viele Leute aus dem selben Kessel völlig wahrlos mit Anzeigen für Landfriedensbruch, Widerstand gg Staatsgewalt und Körperverletzung angezeigt. Insgesamt wurden 2 Polizisten verletzt, als diese auf Demonstranten übergriffen, welche von anderen erfolgreich verteidigt wurden.

Im Fernsehen wurde die Demonstration noch falsch dargestellt, im WDR sind offiziell 150 "Autonome" festgenommen worden, die Bilder dominierten torkelnde Punks zur passenden visuellen Verzerrung der Geschehnisse.

Frage

Anwesender 28.01.2006 - 21:39
Mich würde interessieren, was du mit dem Verhalten des DGB in deinem Posting andeuten willst. Wie haben die sich denn verhalten, ich hab nämlich zwecks Einfuhr nix mitgekriegt. Und der Plan der Bullen war tatsächlich erst, uns zu verhaften, erst später sind sie dann auf Ingewahrsamnahme umgestiegen, und mussten wohl nachträglich alle Dateien ändern. Die Cops in der Wache waren auf jeden Fall die dilletantischsten die ich je gesehen habe.

ergänzende Bemerkungen zu meinem Posting

Rex Gildo Fan-Club Europa u. Nordstadt 28.01.2006 - 23:13
erstmal danke für die rege diskussion.
zweifellos hat das flugblatt die absicht, den kampf gegen die rechte szene
zu gewinnen! mit einer strategie, die sehr ernstgemeint scheint; aber in der form und in der diskussion mit viel humor. das erschien mir besonders interessant und wichtig. deshalb habe ich den beitrag hier recht schnell
reingesetzt.
die zeichnung, der demo-witz und eben diese aktions-beispiele sind witzig; (kaffetrinken und monopoly spielen sind in der tat erstmal keine geeigneten mittel; (das ist doch klar!!!)) aber humor ist ein gutes mittel, um eure
kreativität in gang zu bringen. Macht was draus!
Punkt 3 habe ich nur aus berichten. (deshalb in soll-form)
es ging mir aber nur grundsätzlich um das offensichtliche ansatzweise vorgehen der antifa in verschiedenen groß- und kleingruppen heute, weil es
genau in die o.a. thematik paßt. wer die genauen abläufe kennt, mag das gerne hier nachtragen.

DGB Verhalten und Tagesrückblick

ja ja ja 29.01.2006 - 11:39
Auf der Abschlußkungebung der bürgerlichen Demo, gab es einen Durchbruchversuch, von ca. 30 Menschen der auch fast gelang, da nur wenig Polizisten (ohne Knüppel und Helme) dort standen, um die Route zu sichern. Doch leider waren an der Stelle des Versuchs mehrere DGBler mit einem Transpi und haben verhindert, das Menschen vor und hinter dem Transpi eine wirkungsvollere, da größere Gruppe bilden konnten. Auch nach mehrmaligen Hinweisen auf den antifaschistischen Imperativ, kam nur Gelächter und "keine Gewalt gelaber" der DGBler und der Durchbruchversuch mißlang. Im Gegenteil die DGBler haben sogar das Transpi mit den Menschen dorthinter von den anderen Menschen weggezogen um zu verhindern das durchbrochen werden konnte. Viele Dank ihr reaktionären Penner!

Ansonsten, schade das die ganzen Leute in dieser Grupendynamik am Südbad, der Schleuspunkt der Faschos vorbeigelaufen sind und durch die Unterführung Ruhrallee auf die Kreuzung Ostwall, Südwall gelaufen sind. Es war ziemlich dumm, da die Bullen jetzt nur noch die Unterführung dicht machten mussten, um das Gebiet um die Faschos weitläufig abriegeln zu können. Ein Blick bei der ganzen Rennerei nach rechts und man hätte die Zelte zum filzen zwischen Häusern und Baustelle erkannt... Beim nächsten mal. Die ganze Geschichte auf der Kreuzung war dann eh für den Arsch. Eine Festnahme habe ich erkannt und drei Zivibullen,zwei Herren, eine Dame, die erstaunlicherweise auch von mir erst als Genossen geglaubt wurden, dann aber nach erkennen von Funkgeräten als Zivis identifiziert wurden.

Am Ende haben sich dann mehrere Antifas am Bahnhof versammelt, um den Antifaschisten von weiter weg eine reibungslose Abreise zu ermöglichen, und den Faschisten von weiter weg eine reibungsfeste;). ICh vermute am Bahnhofsvorplatz waren ca. 60 Antifaschisten. Die Polizei hat uns den Zugang zum Bahnhof erst verwehrt, aber später durfte mensch dann plötzlich rein. Außerdem machten Geschichten von Prügeltrupps der Faschos die Runde, die angeblich rund um den Bahnhof bewaffnet auf Antifaschistn lauerten. Hört sich seltsam an, scheint aber etwas dran gewesen zu sein.

Ich denke, dieses mal wäre es besser gewesen an der bürgerlichen Demo mitzulaufen und am Abschlußkungebungsort die Faschodemo zu stören als dezentrale Aktionen zu versuchen, denn an der Kundgebung wären die Bullen definitiv nicht so aggressiv vorgegangen, da zuviel Politprominenz (Harald Schartau etc... ätz) anwesend war. Ein Durchbruchversuch während die Faschos vorbeiliefen, wäre sehr realistisch gewesen. Trotzdem war die Antifademo ein Erfolg, und die Präsenz von Antifaschisten, war an diesem Tag in Dortmund gut, assig war nur, dass es so viele Festnahmen oder in Gewahrsamnahmen gab...

Natürlich bin ich nicht allwissend und kann nur Berichten was ich gesehen und gehört habe, und es kann sein das ich mich auch mal versehen oder verhört habe, doch eigentlich bin ich ein guter hingucker und zuhörer;)

Taktik

Taktiker 29.01.2006 - 13:35
Finde die Vorschläge des Flugblattes gar nicht schlecht.
Immer nur im Kessel stehen, bringt nichts. Es sei denn, man würde tatsächlich auf der Route festgehalten werden.

Wie es aussieht sind uns die Rechten in dem Punkt leider einen Schritt vorraus. Sie ziehen in kleinen Gruppen, durch die Stadt. Siehe Post:

 http://de.indymedia.org/2006/01/137417.shtml

Sie geben sich nicht als Rechte zu erkennen, und können so relativ unbehelligt marschieren.

Auf der Demo im August in Dortmund, war ich alleine Unterwegs. Ich war in "normaler" Strassenkleidung auf der Demo, und als sich diese Aufgelöst hatte, bin ich alleine durch Dortmund gelaufen. Mich haben keine Polizisten angehalten, und ich konnte um einiges Näher an die Faschos ran, als die meisten AnfiFas denen nach der Auflösung der Demo sofort die Polizei am Arsch hingen.

Deshalb sollte man bei der nächste Demo vielleicht versuchen in den Gruppen aus den verschiedenen Städten alleine durch eine Stadt zu ziehen, und anschliessend versuchen sich zu vernetzen. Das erfordert natürlich einige Organisation:

1. Verlässlich Infos wo die Nazis laufen werden.
2. Eine Vernetzung der AntiFa Gruppierungen, die auf der Demo kommunizieren.
3. Wenn möglich eine Zentrale Koordinationsstelle für eine Demo


Auf das ich nicht erneut sinnlos Leute in gewahrsam genommen werden.

WDR Beitrag

Andreas 29.01.2006 - 19:08
Kann man sich den Beitrag vom WDR irgendwo anschauen???

Punks,Prokaktion u. Eierkuchen

Axel 150er 30.01.2006 - 01:43
Was ist eigentlich an "besoffenen Punks", die "provozieren (deine/eure Aussage) so schlimm? Wenn wir schon die Schwarzjackenfraktion sind, und daher sowieso vogelfrei in den Medien, müsen wir uns dann um unser Image noch kümmern? Dazu mal was von Spießbürgern: Als wir damals mal ne friedliche Demonstration gemacht hatte, hörten wir: "Damals die Gewalt, dass war scheiße, aber heute die heutigen Demos könnt ihr sparen, ihr LUSCHEN. Da ist ja überhaupt keine (gesellschaftliche -d.Verf.) Kraft hinter eueren Demos. Da könnt ihr sie auch gleich lassen" . Ich sage euch: Vertut euch nicht in der Gewaltbereitschaft der Leute, die heute noch (durch Medien verblödet), noch glauben, sie seien relevant für das System; wenn diese Leute erst einmal durchbrechen gegen das System wird jede Punkpöbelei ein Witz im Vergleich dazu. Euch, die Eierkuchenfraktion, zur Erinnerung ROSINENBOMBER sind keine biodynamischen Waffen, die den Krieg entschieden haben.
Im Ernst, die nächsten Jahre werden wir nicht friedlich überstehen, außer, wir wollen zusehen, wie hier auf Dauer (keine US-Verhältnisse) indische Verhältnisse entstehen. Indien heißt, Bettler-eltern hacken ihren Kindern einen Arm ab, um einen Vorsprung beim Betteln zu haben.
Und mein alter Spruch, dass "Frauen erst dann Sozialhilfe bekommen, wenn sie vorher versucht haben, durch Beinebreitmachen Geld zu verdienen". Der Satz eines Leiters eines Landesarbeitsamtes in Polen.
Na und nun: Friedlich in die Zukunft ? Oder was ?

Der Flyer

(muss ausgefüllt werden) 30.01.2006 - 17:34
Leute, die Vorschläge auf dem Flyer sind doch nicht ernst gemeint. Meint ihr, da kann jemand drauf schreiben, dass ihr nen paar Reclaim the Street-Aktionen machen sollt, nen Haus besetzen, dem Polizeipräsidenten beim Kaffee trinken nen bisschen Farbe an der Wand hinterlassen sollt, nen paar Bombendrohungen, gemeinschaftliches Einklauen und was man sich sonst noch vorstellen kann? Lasst doch mal eure Fantasie selber spielen. Wenn das auf den Flyern stehen würde, dann hätten die Verteiler ein klitze-kleines Problem. Wie man "Kaffee trinken mit dem Polizeipräsidenten" verstehen kann, könnt ihr euch doch vorstellen oder?
Grundsätzlich halte ich die Idee von dezentralen Aktionen, die _nicht_ nur auf Verhinderung / Behinderung des Nazi-Aufmarsches angelegt sind, überlegenswert. Ich selber komme nicht aus der Region Dortmund und hab deshalb keine Erfahrungen mit der konkreten Situation vor Ort, aber habe die Erfahrungen, dass Nazi-Aufmärsche in Berlin wegen des riesigen Polizeiaufgebots, der mitlerweile hohen Erfahrung der Bullen, den massenhaft Zivis und zu guter letzt dem immer anwesendem Helicopter so gut wie nicht mehr zu stören ist. Man schafft es mit Glück noch nah genug ranzukommen, um den Nazis den Mittelfinger zu zeigen, mehr ist aber meistens nicht drin. Selbst wenn sich ein paar hundert Personen vor den Nazi-Aufmarsch setzen können, so schaffen sie es doch fast gar nicht ihn aufzuhalten oder auch nur die Route zu beeinflussen. Dies gilt natürlich nicht immer (8. Mai war da dank der hohen Anzahl auf unserer Seite und der "Kooperation" der Bullen anders) und auch nur in Berlin (Potsdam ist da auch was anderes). In dieser Situation wären dezentrale Aktionen, die nicht in einem direktem Zusammenhang mit dem Nazi-Aufmarsch stehen aufjedemfall interessant. Was spricht eigentlich dagegen, wenn man nach der obligatorischen Demonstration nicht Richtung Nazi-Aufmarsch, sondern zu einem der vielen Nazi-Läden geht? Man könnte natürlich auch einfach ein paar Straßen im großeren Umfeld dicht machen... Eine Spontandemonstration durch die Innenstadt und was man sich noch alles denken könnte. Die Bullen schaffen es mitlerweile mit sehr viel Einsatz (meist 4stellige Anzahl von Beamten, Helicopter, Zivis, weiträumige Absperrungen etc.) den Nazi-Aufmarsch direkt zu schützen, wenn wir aber das Aktionsgebiet vergrößern, dann stiften wir Verwirrung. Dann haben wir Raum unsere politischen Akzente zu setzen und nicht nur den Nazis hinterher zu laufen. Als kleinen Nebeneffekt wären die Bullen gezwungen ein riesiges Gebiet unter Kontrolle zu halten, müssten Einheiten vom Nazi-Aufmarsch abziehen und dort wird wieder Platz für Aktionen geschaffen...
Ich denke, so ist die "Phase 6" zu verstehen. Die Organisation dazu ist natürlich schwer und erfordert einige Vernetzung, aber gerade in Berlin haben die Aktionen bei der Räumung der Yorck59 gezeigt, dass es möglich ist.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Demo-Rituale — ..

das flugblatt — luise

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respekt — ja ne is klar

dass es auch anders geht — herr ober, bring se mal 3 bier

Bild — Bild

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