Anti-WEF-Aktionen in der Schweiz

armin 22.01.2006 16:43 Themen: Globalisierung
Gestern und heute nacht kam es in verschiedenen Orten der Schweiz zu Demonstrationen und Aktionen gegen das WEF in Davos am nächsten Wochenende.
In Zürich zogen rund 100 Demonstranten durch die Stadt. Nachts wurde eine Farbbeutel-Attacke gegen den Hauptsitz der schweizerischen Nationalbank und den Sitz der Exportförderungsorganisation OSEC geführt (Foto) - dabei entstand ein Schaden an den Steinfassaden von 100.000 Franken. In Reconvilier bei Bern demonstrierten 300 Menschen, hier im Zusammenhang mit der Schließung der dortigen Swissmetal-Giesserei. In Bern selbst gab es einen Protestmarsch mit 200 Leuten. Dezentrale Protestaktionen ? so genannte NoDemos ? fanden in rund zehn Orten, darunter auch Basel, Chur, Genf, Lugano, Luzern und St. Gallen statt.

Eine ausführliche Berichterstattung gibt es bereits:
>  http://switzerland.indymedia.org/de/
auch über viele kleine Aktionen, daher erspare ich mir weitere Ausführungen.
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Ergänzungen

Irgendwie...

armin 23.01.2006 - 08:29
...scheint mir das ein wenig unter zu gehen! Was die Leute in der Schweiz da auf die Beine stellen, ist eine tolle Sache. Endlich gibt's mal eine Alternative dazu, wie die Lemminge auf die Großdemo zu latschen. Das sollte dick und fett in die Mittelspalte (hab' selbst leider überhaupt keine Zeit, was fundiertes einzutippen). Diesbezüglich gibt es in der Schweiz insgesamt sehr gute Ansätze.

Hier noch ein paar Direktlinks als Schmackofatz, vielleicht geilt das die Reflexlinken in Deutschland ein bißchen auf:
RTS in Luzern:
 http://switzerland.indymedia.org/de/2006/01/37901.shtml
Eintracht Kapital gegen den 1. FC Nix im Sack in Chur:
 http://switzerland.indymedia.org/de/2006/01/37885.shtml
Demonstration der Freundinnen des WEF in Lugano:
 http://switzerland.indymedia.org/de/2006/01/37853.shtml
Straßenaktionen in Bern:
 http://switzerland.indymedia.org/de/2006/01/37722.shtml

Hier wird gedacht, hier wird vermittelt, hier wird die Mainstram-Presse unterlaufen. Das schmeckt den Freunden des Mitläufertums unter einer Sammelbewegung natürlich überhaupt nicht. Das ist neu, ungewohnt und muß sich noch entwickeln. Aber so stelle ich mir einen optimalen Widerstand gegen das G8 in Heiligendamm vor: Aufruhr im ganzen Land und nicht nur vor der Nase von 5000 Bürgerkriegsbullen.

alternativer protest?

mühsam 23.01.2006 - 13:00
@ armin

"...scheint mir das ein wenig unter zu gehen! Was die Leute in der Schweiz da auf die Beine stellen, ist eine tolle Sache. Endlich gibt's mal eine Alternative dazu, wie die Lemminge auf die Großdemo zu latschen. Das sollte dick und fett in die Mittelspalte (hab' selbst leider überhaupt keine Zeit, was fundiertes einzutippen). Diesbezüglich gibt es in der Schweiz insgesamt sehr gute Ansätze."

die ansaetze waren zwar gut, das resultat enttaeuschend. im vergleich zu letztem jahr, wo in bern nur protestierende zu sehen waren, ging der protest diese jahr unter. einerseits war kein riesiges polizeiaufgebot praesent, weshalb die stadt voll von konsumgeilen menschen waren, und da auch noch markt war, wurde der protest nicht so gut wahrgenommen wie letztes jahr.
da es ein dezentraler aktiontag war, war es auch keine grosse masse, die demonstrierte, was natuerlich dazu fuehrt, dass der widerstand als kleiner wahrgenommen wird als er eigentlich ist. trotzdem demonstrierten in der ganzen schweiz ca 1500 bis 2000 personen (schaetzung) mit kreativen aktionen gegen die menschenverachtende politik der global leaders.

bitterer nachgeschmak bleibt: mensch liess sich dieses jahr nicht auf ein katz und mausspiel (inkl. massiven personenkontrollen und einkesselung)mit der polizei nicht ein und reichte fuer die meisten(?) aktionen bewilligungen ein, denen auch statt gegeben wurde. so wurde der protest denn auch von der berner polizeidirektorin positiv bewertet: "Mir gefällt es - jedenfalls hundertmal besser als letztes Jahr." (Bund, 23. Januar 2006, S. 21.) kein wunder, standen die hundertschaften der pozilei letztes jahr doch arg verloren in der stadt herum und w3urden teils zu blossen statisten des protests. um sich dennoch zu legitimieren, wurden etwa hundert personen, die sich spontan zu einer demo formten eingekesselt, viele leute wurden kontrolliert und wegen fadenscheinigen gruenden inhaftiert. so wurde denn der polizeieinsatz nicht nur aus dem linksradikalen lager als unverhaeltnismaessig verurteilt.

der protest dieses jahr war aus sicht der polizei ein erfolg. protest ja, aber immer staatskonform, ohne die grenzen zu ueberschreiten, sich ja zurueckhalten, um ja nicht einen polizeieinsatz zu provozieren. den protest in bern jedenfalls empfand ich als lasch, zu angepasst, dabei waere die moeglichkeit zu etwas radikaleren, nicht so hippie-flower-power-aktionen, etwa mcdo blockieren oder so, durchaus moeglich gewesen, hielt sich doch die polizei im hintergrund. allerdings wollte mensch auch gegenueber den gesuchssteller fuer die aktionstage fair bleiben. diese versicherten der polizei einen friedlichen protest, bei jeglicher gewaltanwendung waere diese auf diese personen zurueckgefallen, was nicht sehr solidarisch gewesen waere.
immerhin sammelten sich in zuerich ca. 100-150 personen zu einer illegalen demo, an welcher auch politische parolen gesprayt wurden. nebenbei griffen kommunsiistische zuercher (nicht zuericher! ;-)verschiedene kapitalistische institutionen an. dabei wurde trotz massiver polizeipraesenz niemand verhaftet.

rueckblickend sehe ich den protest (v. a. in bern) als ein eher seichtes protestierenduerfen, so, dass es auch den staatsoberen passt, die wef-teilnehmer nicht stoert, den samstagskonsum nicht verhindert. grenzen zum illegalen, wie blockadeaktionen, wurden nicht ausgelotet.
die presse sieht die anti-wef bewegung am ende.

eine grossdemonstration waere ein eindrueklicherer zeichen, nur werden diese nur mit bewilligung zugelassen, in davos selber sowieso nicht. geknuepft an die bewilligung sind unerfuellbare bedingungen, weshalb fast niemand mehr bereit ist, fuer eine solche demo seinen namen hinzugeben.

es gibt alternativen zu grossdemonstrationen, nur sollten die nicht so angepasst sein, sondern viel radikaler und militanter. bei einem solchen protest wie an diesem wochenende, da freuen sich alle, die wefler dass wir nicht wahrgenommen werden, die bullen dass es friedlich war (ausser den badcops, die sich schon darauf gefreut haben, ihre neuen schlagstoecke, die sie zu weihnachten gekriegt haben, auszuprobieren), die leute in der stadt dass wir protstieren koennen und duerfen ohne dass soviel polizei da sein muss.
alle sind zufrieden mit dem protest - wenn alle zufrieden sind, dann war es kein guter protest.

soweit einige gedanken...

Fragen an mühsam

armin 23.01.2006 - 16:43
Das war doch recht neu - das mit dem dezentralen? Oder gibt es da ein Vorspiel dazu? War die Distanz bei den Linksradikalen schon im Vorfeld so? Gibt es radikale Aktionen abseits von Farbbeutelanschlägen? Wie wird das Problem der zeitlichen und räumlichen Distanz zum eigentlichen Kongreß insgesamt gesehen?

Ich finde das auf jeden Fall sehr interessant und vor allem: ausbaufähig! Dazu erscheint mir hier viel zu wenig Info aus Italien oder der Schweiz (dafür kenne ich bald jeden deutschen Nazi persönlich). Mir kommt der IWF in Berlin in den Sinn, das war eine verdammt gute und vor allem auch lustige Geschichte. Hoffe, in den nächsten Tagen erscheinen auf eurer Seite noch ein paar inhaltliche Beiträge mehr dazu - nicht nur Fotos.

btw: wir sollten strukturierte Reportage-Teams bilden, die zu diesen Gipfelhoppings oder anderen Gelegenheiten ins Ausland fährt (hauptsächlich ins fremdsprachige). War beispielsweise in Thessaloniki hoffnungslos überfordert, das kann besser laufen und ist auch irrsinnig nötig. Gerade auch um die inhaltlichen Geschichten besser mit abschöpfen zu können. Hocke leider in der Provinz und bin allein, aber reich an Erfahrung. Kann man sich da irgendwo anschließen?

Anti WEF Grossdemonstration :

mafalda 23.01.2006 - 19:10
28. Januar 2006 in Basel
Grossdemonstration: 13:30 Uhr, Barfüsserplatz

Mehr zum WEF

Rappe 24.01.2006 - 16:51
Wenige Tage vor Beginn des Weltwirtschafsforums in Davos hat es in mehreren Städten der Schweiz Proteste gegen die Auswirkungen der Globalisierung gegeben.
An Demonstrationen in Bern, Basel, St. Gallen, Luzern und Lugano nahmen gestern Abend mehrere hundert Menschen teil. In der Nacht bewarfen Unbekannte in Zürich den Hauptsitz der Schweizerischen Nationalbank mit Farbbeuteln.
Das Weltwirtschaftsforum findet vom 25. bis zum 29. Januar in Davos statt. Die Eröffnungsrede hält Bundeskanzlerin Merkel.
 http://www.dradio.de/nachrichten/200601220900/4

Die Neue Zürcher Zeitung bringt ein langes Interview mit dem Gründer des WEF, der zwei Außenstellen in Peking und New York eröffnen will - also die Regionalisierung des Weltsozialforums nachmacht? Text unten, link hier:
 http://www.nzz.ch/2006/01/22/wi/articleDIC6X.html

korektur

berner riot 25.01.2006 - 09:34
nebenbei griffen kommunsiistische zuercher

sorry aber das jeder sagt der aufbau stecke hinterdem ganzen stimmt so nicht. 1. war es ein anti-wef bündnis und 2. waren auch berner anarchisten (unsere wenigkeit) bei den nachfolgenden aktionen dabei

wegen den dezentralen aktion in deutschland...

das kann man so nicht vergleichen, in der schweiz gibt es recht wenig linke im verhälltnis zu der polizei (schätzungen gehen sogar davon aus des es ca gleich viel links wie rechtsextreme gibt)

es ist halt ned das gleiche wenn in der schweiz 800demonstranten gegen 1000bullen sind als wenn in deutschland 8`000 demonstranten gegen 1000bullen sind. dezentrale aktionen hätte nur sinn wenn es vor dem g8 ev eine woche vorher stattenfinden und dann alle auf einen ort mobilisieren, denn bei der massen von linken(extremne) bringt das grösste aufgebot nix

ausserdem ging in der schweiz der widerstand in den medien unter, es gab einzige kleinere artikel über die dezentralen aktionen, einzig zürich wurde herbe kritik von den medien gegenüber uns geschrieben und sogar innerhalb der "szene" schaut euch mal die schweizer indy seite an

aber so erreicht man mehr, man verbindet "gemässigt* und "militant" miteinander

grüsse aus der schweiz

ANTIWEF DEMO BASEL

insurgente 25.01.2006 - 15:30
Infos zur AntiWEF-Demo in Basel vom 28.01.06
auf:
www.antiwef-basel.ch

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