Rosa und Karl - Gedenken in Berlin

afahfka 15.01.2006 17:33 Themen: Soziale Kämpfe
Viele 1000 Menschen gedachten heute den Revolutionären Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die von Rechten Freicors 1919 ermordet wurden.
Die Berliner Polizei war mit einem großen Aufgebot vor Ort, aber hielt sich zurück. Dennoch waren die Auflagen für die Demo so Haarsträubent wie nie zuvor : z.B. Springerstiefelverbot, Seitentranspieverbot, die Forderung von mindestens 100 Ordnern ...

Ein anderer Punkt ist, das wie auch in den letzten Jahren Fahnen und Transparente zu sehen waren, welche wohl nicht ganz im Interesse von Rosa und Karl gewesen wären.
Denn die Beiden standen für einen Kommunismus der nichts mit dem von Stalin, Mao oder Lenin zu tun hat.
Naja was solls, ...
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Ergänzungen

mehr als 1000.....

blubb 15.01.2006 - 18:01
mehr als 1000... richtig. Waren weit mehr als 20.0000.

Zur Kritik an Lenin als Teil der LL Ehrung

F. Mehring 15.01.2006 - 18:30
An alle, die hier völlig ahistorisch und pauschal Kritik daran üben, dass Bezüge auf W.I. Lenin Teil der LL-Demonstration sind:
1. Die LL-Demonstration geht bekanntlich auf eine Tradition der revolutionären Linken der frühen 20er Jahre zurück, welche ab 1925 die LL-Feierlichkeiten halt als LLL-Feierlichkeiten begangen. Ursprünglich wurde damit nur das Problem umgangen ansonsten wegen des ersten Todestages Lenins also gleich 2 große Veranstaltungen mitten im Winter organiseren zu müssen. Es gibt also sehr wohl eine Traditionslinie dieser Demonstration als LLL-Demonstration und zwar noch vor der Stalinisierung der KPD! Das diese Tradition dann von der stalinisierten KPD und später von der SED in DDR fortgeführt wurde, weil ja gerade Stalin immer darauf bedacht war sich als "Leninist" darzustellen, bleibt damit natürlich auch richtig. Trotzdem sollten sich jene Demonstrant/innen für LL vielleicht mal Fragen ob denn nun LL wirklich so rein gar nichts mit L zu tun hatten ;-)
2. Denn das Verhältnis zwischen Lenin, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht war sicherlich nicht immer ein einfaches und es gibt in einigen Fragen tatktische und strategische Differenzen. Trotzdem hatten die 3 immer ein (wenn auch kritisch-) solidarisches Verhältnis. Wer nichts glaube kann es ja bei Rosa Luxemburg nachlesen, z.B. hier:  http://www.glasnost.de/klassiker/luxem3.html
3. Ich persönlich bin bei der Verehrung von Personen stets sehr skeptisch, aber es sei mir noch die Bemerkung erlaubt, dass ich es schön finden würde, wenn Franz Mehring nicht ganz vergessen werden würde. Der Kämpfer an der Seite von LL starb nur kurz nach und unter dem Eindruck der Ermordung von LL. Also auf zur LLM Demonstration 2007! ;-)

noch ne Ergänzung

Ich war auch da 15.01.2006 - 22:21
1. Zu den Teilnehmern: Polizei sprach wie immer von 20.000, die Linkspartei als Veranstalterin des Marsches nach Friedrichsfelde von 85.000. Ich war nach der Demo ca. 2 Stunden noch auf dem Gelände vor dem Friedhof, in dieser Zeit dürften schon locker 20.000 an mir vorbeigekommen sein, bedenkt man, daß das Gedenken schon immer in den Morgenstunden beginnt, dürfte die Einschätzung der Linkspartei realistischer sein.
2. Die LL-Demo verlief friedlich. Die irrsinnigen Auflagen hatten ihren Zweck nicht erfüllt. Auf das Verbot von Seitentransparenten wurde wohl sehr einfallsreich mit kleinen Schildern mit einzelnen Buchstaben drauf geantwortet. Team schwarz wurde pausenlos von Team grün begleitet, soweit ich das von vorne mitbekommen habe.
3. Wie immer der Wermuthstropfen von Seiten der MLPD/rebell: Gegen 13,30 begannen die mal wieder den Bündnischarakter zu unterlaufen und hielten eine eigene Kundgebung ab, wie immer mit ekelhafter Selbstagitation und dem üblichen Größenwahn, Vorprogramm von der komplett talentfreien Nümmes-Band, nicht so extrem laut wie im letzten Jahr, wo man sie an den Rand des Areals verfrachtete, aber immer noch nervtötend.
4. Leider wieder die üblichen Stalin/Mao-Sekten mit ihren widerlichen Bildnissen von Massenmördern. Das wurde aber auch allgemein kritisiert.

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Fehler auf dem Transpi

... 15.01.2006 - 17:55
...Lenin hat mit der Demo nichts zu tun. Der lebte noch, als Karl und Rosa ermordet wurden. Lemnin war übrigens auch politisch auf völlig anderer Linie, gab ja auch einen entsprechend deftigen Briefverkehr zwischen denen. Schade, daß es Stalinos gibt, die immer meinen, LL für sich vereinnahmen zu müssen.

viel zuviele bilder !

FOTOALBUM 15.01.2006 - 18:10
und auch der rest ist ja so etwas von interessant ...

Diese Demonsstration gedenkt auch Lenin!

Daniel Weigelt 15.01.2006 - 19:02
Ich hatte den Eindruck, das ich schön größere LLL-Demonstrationen in Berlin gesehen habe, trotzdem war es auch diesmal wieder sehr eindrucksvoll. Abgesehen von den untolerierbaren Demoauflagen verlief es aus meiner Sicht sehr friedlich. Besonders beeindruckend fand ich dabei u.a. den (schwarzen) antifaschistischen Block, der sich durch die Einschüchterungsversuche der Polizei nicht beeindrucken lassen hat und sehr offen gezeigt hat, was er davon hielt. (Und wegen der Technik, die Moderation war trotzdem prima und gut zu hören.)

Kritisch möchte ich anmerken, das ich das Fahnenverbot, genauer: die Aufforderung die Fahnen innerhalb des Friedhofes einzurollen, nicht nachvollziehen kann. Wie ein ehrenhaftes Gedenken aussieht, zeigt dieses Denkmal  http://www.sozialistische-gedenkstaetten.de/sa/Dresden/Garnisonsfriedhof/fhdd08.jpg auf dem Dresdner Garnisionsfriedhof der Roten Armee.

Etwas sektiererisch fand ich den Aufruf des MLPD-Rebell-Jugendverbandes, nach der LLL-Demo noch eine weitere Demonstration zu starten. Das zeigt meiner Meinung nach einen einen fehlenden Bündnischarakter von dieser Seite wie er gerade an diesem Sonntag doch demonstriert werden soll.

Noch eine Anmerkung zu den Begriff LLL-Demonstration:
Lenin starb am 21. Januar 1924. Neben Luxemburg und Liebknecht ehrt deshalb seit den dreißiger Jahren die jährlich stattfindende Demonstration auch sein Andenken. Sicher gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen Lenin und Luxemburg. Aber Lenin hat das nicht abgewiegelt mit "Luxemburg hat hier nix zu suchen" sondern ist offen und kritisch damit umgegangen, sowie sich das unter Kommunisten gehört. Die zwei größten Politiker des 20. Jahrhunderts, die gemeinsam mit dem Völkern der Sowjetunion den Sozialismus aufgebaut haben, von diese Demo verbannen zu wollen, zeugt von einem gewissen kleingeistigen Defätismus, wie es ihn leider auch heute noch unter geringen Teilen der Linken gibt.

Nie wieder Faschismus!
Nie wieder Krieg!
Für den Sozialismus!

Lenin als Teil der LL Ehrung?

.. 15.01.2006 - 19:14
Nein, das stimmt nicht. Die Stalinisten um Thälmann haben Lenin hinzugefügt, weil sie das Gedenken für ihre Propaganda missbrauchen wollten. Lenin hätte Rosa und Karl ins Gulag gesperrt, wie er es mit anderen Rätekommunisten auch tat.

Alles Lüge!

! 15.01.2006 - 19:57
Es war in Wirklichkeit die LLLMSTHMK-Demo!!!1!!!

gez. das ZK der KP/ML-73-a (einzig wahre Kommunisten, Abteilung C)

Fakten, Fakten, Fakten!

aufklärer 15.01.2006 - 20:02
Rosa Luxemburg über Lenin, Trotzki und die Bolschewiki:

Es unterliegt auch keinem Zweifel, daß die klugen Köpfe an der Spitze der russischen Revolution, daß Lenin und Trotzki auf ihrem dornenvollen, von Schlingen aller Art umstellten Weg gar manchen entscheidenden Schritt nur unter größten inneren Zweifeln und mit dem heftigsten inneren Widerstreben taten und daß ihnen selber nichts ferner liegen kann, als all ihr unter dem bitteren Zwange und Drange in gärendem Strudel der Geschehnisse eingegebenes Tun und Lassen von der Internationale als erhabenes Muster der sozialistischen Politik hingenommen zu sehen, für das nur kritiklose Bewunderung und eifrige Nachahmung am Platze wäre.

[…]

Die Lenin-Partei war somit die einzige in Rußland, welche die wahren Interessen der Revolution in jener ersten Periode begriff, sie war ihr vorwärtstreibendes Element, als in diesem Sinne die einzige Partei, die wirklich sozialistische Politik treibt.
Dadurch erklärt sich auch, daß die Bolschewiki, im Beginn der Revolution eine von allen Seiten verfemte, verleumdete und gehetzte Minderheit, in kürzester Zeit an die Spitze der Revolution geführt wurden und alle wirklichen Volksmassen: das städtische Proletariat, die Armee, das Bauerntum, sowie die revolutionären Elemente der Demokratie, den linken Flügel der Sozialisten-Revolutionäre, unter ihrer Fahne sammeln konnten.
Die wirkliche Situation der russischen Revolution erschöpfte sich nach wenigen Monaten in der Alternative: Sieg der Konterrevolution oder Diktatur des Proletariats, Kaledin oder Lenin. Das war die objektive Lage, die sich in jeder Revolution sehr bald, nachdem der erste Rausch verflogen ist, ergibt und die sich in Rußland aus den konkreten brennenden Fragen nach dem Frieden und der Landfrage ergab, für die im Rahmen der bürgerlichen Revolution keine Lösung vorhanden war.

[…]

Die Lenin-Partei war die einzige, die das Gebot und die Pflicht einer wirklich revolutionären Partei begriff, die durch die Losung: alle Macht in die Hände des Proletariats und des Bauerntums, den Fortgang der Revolution gesichert hat.
Damit haben die Bolschewiki die berühmte Frage nach der "Mehrheit des Volkes" gelöst, die den deutschen Sozialdemokraten seit jeher wie ein Alp auf der Brust liegt. Als eingefleischte Zöglinge des parlamentarischen Kretinismus übertragen sie auf die Revolution einfach die hausbackene Weisheit der parlamentarischen Kinderstube: um etwas durchzusetzen, müsse man erst die Mehrheit haben. Also auch in der Revolution: zuerst werden wir eine "Mehrheit". Die wirkliche Dialektik der Revolutionen stellt aber diese parlamentarische Maulwurfsweisheit auf den Kopf: nicht durch Mehrheit zur revolutionären Taktik, sondern durch revolutionäre Taktik zur Mehrheit geht der Weg. Nur eine Partei, die zu führen, d.h. vorwärtszutreiben versteht, erwirbt sich im Sturm die Anhängerschaft. Die Entschlossenheit, mit der Lenin und Genossen im entscheidenden Moment die einzige vorwärtstreibende Losung ausgegeben haben: die ganze Macht in die Hände des Proletariats und der Bauern, hat sie fast über Nacht aus einer verfolgten, verleumdeten Minderheit, deren Führer sich wie Marat in den Kellern verstecken mußten, zur absoluten Herrin der Situation gemacht.
Die Bolschewiki haben auch sofort als Zweck dieser Machtergreifung das ganze und weitgehendste revolutionäre Programm aufgestellt: nicht etwa Sicherung der bürgerlichen Demokratie, sondern Diktatur des Proletariats zum Zwecke der Verwirklichung des Sozialismus. Sie haben sich damit das unvergängliche geschichtliche Verdienst erworben, zum erstenmal die Endziele des Sozialismus als unmittelbares Programm der praktischen Politik zu proklamieren.
Was eine Partei in geschichtlicher Stunde an Mut, Tatkraft, revolutionärem Weitblick und Konsequenz aufzubringen vermag, das haben Lenin, Trotzki und Genossen vollauf geleistet. Die ganze revolutionäre Ehre und Aktionsfähigkeit, die der Sozialdemokratie im Westen gebrach, war in den Bolschewiki vertreten. Ihr Oktober-Aufstand war nicht nur eine tatsächliche Rettung für die russische Revolution, sondern auch eine Ehrenrettung des internationalen Sozialismus.

(Rosa Luxemburg - Zur russischen Revolution)



@Daniel Weigelt

Informant 15.01.2006 - 20:37
Der REBELL hat überhaupt nicht zu "einer weiteren Demonstration aufgerufen", sondern zu einer "rebellischen Jugendkundgebung im Anschluss der Demonstration" am Friedhofsvorplatz.

Der REBELL hat sich, wie alle anderen, an der Demonstration um 10 Uhr ab Frankfurter Tor beteiligt.

Also bitte keine falschen Informationen verbreiten, und dann den REBELL damit auch noch kritisieren. So geht man nicht miteinander um.

Danke

Keine Schubladen - differenziert & gemeinsam!

mensch 16.01.2006 - 16:05
@afahfka

"afahfka", du schreibst, dass Rosa und Karl fuer einen Kommunismus standen, der [u.a.] "nichts mit dem von [...] Lenin zu tun hat" (weshalb gewisse Fahnen und Transparente, die auch in diesem Jahr zu sehen waren, "wohl nicht ganz im Interesse von Rosa und Karl gewesen wären".

Unabhängig davon, ob dieser behauptete Riesenunterschied zutrifft, kann ich diese Aussage nur so verstehen, dass
• Karl und Rosa nach deiner Meinung einen Kommunismus propagierten, der wegweisend, beispielhaft und fast schon "heilig" - im Unterschied zu dem, was Lenin propagierte und praktizierte - sei. Eventuell schwingt sogar etwas von der Auffassung mit, dass Opfern der Reaktion, nichts politisch Negatives nachträglich angelastet werden sollte,
• es bei dem Gedenken nicht in erster Linie um ein gemeinmsames Erinnern und Mahnen gegenüber der Reaktion geht, die Rosa und Karl ermordeten, die dies in der Folgezeit u.a. auch an zahlreichen weiteren Revolutionär/inn/en praktizierte und dies in Zukunft weiterhin wird,
• sondern dass es explizit und exklusiv um ein Erinnern und Gedenken im speziellen Interesse und Sinne der von Rosa und Karl propagierten und praktizierten Strategie und Politik geht.

Dies sehe ich in mehrfacher Hinsicht nicht so, auch wenn ich an manchen der Fahnen und Transparente ebenfalls (innerlich) selbst Anstoss nehme. Die LL-Demo ist nicht der Ort, wo zu enge Grenzen in der Hinsicht gezogen werden sollten, was "noch" als links oder progressiv anzusehen ist, sondern es geht um ein gemeinsames Erinnern und Positionieren gegenüber Reaktion und Faschismus.

Die Wirklichkeit ist nicht so einfach in bestimmte Schubladen einzusortieren, dafuer ist sie zu komplex. Und auch Rosa Luxemburg war in wichtigen Fragen nicht unfehlbar: Hätte sich z.B. ihre Position gegenüber derjenigen Lenins in der damaligen internationalen kommunistischen Vernetzung durchgesetzt, gäbe es heute kein Land in Skandivanien mit dem Namen Norwegen, da sie sich vehement gegen die Loslösung von Schweden ausgeprochen hatte. Und da wären uns doch selbst aus der Außensicht wichtige progressive politische Entwicklungen, die über Norwegen hinaus Ausstrahlungskraft besitzen, vorenthalten geblieben, ganz zu Schweigen von dem Recht der Menschen in Norwegen selbst, auf die Entwicklungen in dem Land, in dem sie leben, den entscheidenden Einfluss selbst auszuüben. Daher positionieren sich auch so viele Linke und andere demokratisch gesonnene Menschen in Norwegen in dieser Frage gegen Rosa Luxemburg und für die Position Lenins. Dies sollte nicht - und tut es i.d.R. auch nicht - dazu führen, wegen dieser Differenzen ein gemeinsames Gedenken an die Ermorderten Rosa und Karl und ein gemeinsames Vorgehen gehen Reaktion und Faschismus zu verweigern.

In diesem Sinne solidarische Grueße an alle Teilnehmer/innen der diesjährigen LL-Demo in Berlin!