Gründung der JN Thüringen am 14.01.06

Am Sonntag, den 10. Juli, nur einen Tag nach dem NPD-Open-Air "Rock für Deutschland", wurde in Jena ein Stützpunkt der "Jungen Nationaldemokraten" (JN -  http://de.wikipedia.org/wiki/Junge Nationaldemokraten ) neu- bzw. wiedergegründet. Ort des Geschehens war das "Nationale Wohn- und Schulungsprojekt" in der Jenaischen Straße 25 in Jena-Lobeda, gleichzeitig Sitz des NPD-Kreisverbandes und heimliche Landeszentrale. Sowohl der Vorsitzende der Thüringer NPD Frank Schwerdt (  http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Schwerdt) als auch sein Stellvertreter und Mädchen für alles Ralf Wohlleben (  http://de.wikipedia.org/wiki/Ralf_Wohlleben ) haben hier ihren offiziellen Wohnsitz. Die Veranstaltung konnte nicht wie zunächst geplant im Lobedaer Stadteilzentrum LISA stattfinden und wurde in der Jenaischen Straße von einer antifaschistischen Kundgebung begleitet (  http://de.indymedia.org/2005/06/121976.shtml ). Stützpunkleiter wurde der Jenaer Neonazi und Führer der "Kameradschaft Jena-Ost" (KJO -  http://www.infoladen.de/sljena/nazis-stoppen/kjo.htm ), Christian Kaiser (  http://media.de.indymedia.org/2004/03/76228.shtml mit Bildunterschrift "Selbstdarsteller" ).

In den Wochen zuvor hatte es insbesondere in Ostdeutschland mehrere Gründungen von JN-Landesverbänden und Stützpunkten gegeben. Am 21. Mai 2005 wurde in Anwesenheit von Stefan Rochow (JN-Bundesvorsitzender) und Thomas Wienroth aus Rudolstadt (JN Thüringen und gleichzeitig Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Rudolstadt-Saalfeld) im Raum Chemnitz ein JN-Landesverband Sachsen gegründet, der unter der Leitung von Jens Steinbach steht. Anschließend fand "abends (ein) Kameradschaftsabend mit Liedermachern" statt.

Im Rahmen eines paramilitärischen "Geländespiels", das die NPD gemeinsam mit sogenannten "freien Nationalisten" aus Bad Doberan durchführte, gründeten die NPD-Kreisvorsitzenden von Rostock und Stralsund am 11. Juni in der Nähe von Güstrow den Landesverband der JN für Mecklenburg-Vorpommern als zweiten dieser Art in den neuen Bundesländern. Dies blieb jedoch in der Neonazi-Szene nicht unumstritten. Neue JN-Stützpunkte entstanden in letzter Zeit zum Beispiel auch in Esslingen und Göttingen.

Im Zusammenhang mit der JN-Landesverbandsgründung in Mecklenburg-Vorpommern äußerte Roland Horn in einer offiziellen Presseerklärung: "Danach kann vermutlich auch in Thüringen ein Landesverband gegründet werden. Ziel ist es in diesem Jahr noch gesamt Mitteldeutschland mit Landesverbänden abzudecken."
hxxp://www.jn-buvo.de/index2.php?option=content&task=vie w&id=51&pop=1&page=0

Allerdings hatte es in Thüringen bereits einen Landesverband der JN gegeben. Dieser war am 22. Juli 2000 in Eisenach gegründet worden. JN-Stützpunkte bestanden in Jena, Eisenach, Gera und Saalfeld-Rudolstadt, die stärksten Mitgliederkonzentrationen lagen im Bereich Gera und Eisenach.
hxxp://www.verfassungsschutz.thueringen.de/vsberichte/2000/rechtsextremismus.htm
hxxp://www.verfassungsschutz.thueringen.de/vsberichte/2000/ereigniskalender.htm
hxxp://www.verfassungsschutz.thueringen.de/vsberichte/2004/vsbericht2004.pdf

Zu dieser Zeit war die JN in der Region sehr aktiv. Ende 2000 zählten die "Jungen Nationaldemokraten" in Thüringen bis zu 70 Mitglieder, 2001 immerhin noch etwa 50. Landesvorsitzender war Sandro Tauber. Zu den bekanntesten Aktivisten der JN in Thüringen gehörten der 2001 als VS-Spitzel enttarnte Landesvizevorsitzende der NPD und Kopf des Thüringischen Heimatschutzes (THS) Tino Brandt (  http://de.wikipedia.org/wiki/Tino_Brandt ) und der Eisenacher Neonazikader Patrick Wieschke (  http://de.wikipedia.org/wiki/Patrick_Wieschke ). Letzterer hatte im Januar 2002 in einer Pressemitteilung seinen Austritt aus der NPD und den JN erklärt, nachdem es mehrfach zu Spannungen zwischen der NPD und Neonazis der Freien Kameradschaften gekommen war. Kurz darauf fuhr Wieschke für ca. zwei Jahre ein.

Mit dem Verlust der beiden Führungspersönlichkeiten erlahmten die Aktivitäten der JN in Thüringen. Der Thüringer VS stellte in seinem Bericht 2002 einen Bedeutungsrückgang der JN in Thüringen und bundesweit fest: hxxp://www.verfassungsschutz.thueringen.de/vsberichte/2002/rechtsextremismus.htm Im Jahr darauf urteilte der VS nur noch kurz: "Im Jahr 2002 existierte ein eigener Landesverband offensichtlich nicht mehr" ( hxxp://www.verfassungsschutz.thueringen.de/vsberichte/2003/rechtsextremismus.htm#Nationaldemokratische_Partei_Deutschlands ). Auch in dem VS-Bericht für 2004 wird angegeben: "... im Jahr 2003 existierte ein Landesverband Thüringen faktisch nicht mehr. In diesem Jahr (2004) konnten Ansätze für die Reorganisation des Landesverbandes verzeichnet werden, da dessen Stützpunkt Saale-Orla am 14. August in Pößneck gegründet wurde" ( hxxp://www.verfassungsschutz.thueringen.de/vsberichte/2004/vsbericht2004.pdf ).

Mit der Gründung eines JN-Stützpunktes in Pößneck (Saale-Orla-Kreis), das sich in jüngster Zeit zu einem der wichtigsten Nazizentren in Ostdeutschland entwickelt (  http://de.indymedia.org//2005/09/128157.shtml ), setzten auch die Aktivitäten der JN in Thüringen wieder ein. Sie meldete sich nach Aktionen in Pößneck und Erfurt auf den Websites der Bundes-JN zurück:
hxxp://www.jn-buvo.de/index.php?option=content&task=view &id=35&Itemid=2 Im Mai 2005 ist ein Neonazikader aus dem Stall von Jürgen Rieger vom Heisenhof bei Dörverden in Niedersachsen nach Pößneck umgezogen, der ursprünglich aus Brandenburg stammende Sascha Jörg Schüler. Er war zuvor Stützpunktleiter der JN Verden/Rotenburg Wümme und wurde nun wohl zur Aufbauarbeit nach Thüringen delegiert (  http://de.wikipedia.org/wiki/Sascha_J%C3%B6rg_Sch%C3%BCler ).

Ein dritter JN-Stützpunkt existiert im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Hier engagiert sich besonders der Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes Thomas Wienroth aus Rudolstadt, der in der extrem rechten Szene besser unter dem Spitznamen "Maggi" bekannt ist. Wienroth trat in jüngster Zeit bei verschiedenen Kundgebungen als Redner auf, so z.B. am 20. Januar 2005 in Schleusingen, am 16. April 2005 in Erfurt oder am 20. Mai in Suhl. Die Demo in Suhl "gegen Verausländerung" hatte er auch angemeldet (  http://www.lra.antifa.net/index.php?show=news&readmore=38 ). Desweiteren war er zusammen mit Frank Schwerdt und Thorsten Heise als Redner auf einer NPD-Veranstaltung am Pfingstsamstag, 14.05.2005, im Pößnecker Schützenhaus angekündigt, die aber abgesagt wurde. Auf der Nazi-Kundgebung am 22.10.2005 in Berlin-Pankow bekannte er sich stolz, "nationaler Sozialist" zu sein (  http://de.indymedia.org/2005/10/130423.shtml ). In der aktuellen NPD-Rednerliste wird er als Redner zu den Themen Allgemeine Politik und Jugendpolitik angepriesen.

Wienroth treibt insbesondere den Wiederaufbau der JN in Thüringen voran. Wie bereits erwähnt war er zusammen mit dem Bundesvorsitzenden Stefan Rochow (  http://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Rochow ) bei der Gründung des JN-Landesverbandes Sachsen im Raum Chemnitz am 21. Mai 2005 zu Gast. Er hat gute Kontakte zur JN Berlin und war bei dem geplanten Nazi-Aufmarsch am 8. Mai 2005 in die Buskoordination und Organisation der Thüringer Kameratten für die Fahrt nach Berlin involviert. Auch bei der Organisation der Fahrt Thüringer Neonazis zum verhinderten "Heldengedenken" in Halbe am 12.11.2005 war Wienroth beteiligt und mußte sich danach lange für den Alkohol-Unfall des Thüringer Fußvolks rechtfertigen (  http://de.indymedia.org/2005/11/132306.shtml ).

Auf dem JN-Bundeskongreß am 26. November 2005 in Chemnitz wurde Wienroth als Vertreter des (noch nicht existierenden) Landesverbandes Thüringen in den Bundesvorstand der JN als Beisitzer gewählt. Der alte und neue JN-Bundesvorsitzende Stefan Rochow meinte in seiner Rede:
„Schwerpunkt unserer Arbeit in den nächsten zwei Jahren wird die Akzentuierung und Schärfung unseres eigenen Profils sein. Aktionismus und Kaderschulung werden die Hauptschwerpunkte unserer Arbeit sein müssen. Bedingt durch die Tatsache, daß unsere Mutterpartei NPD als politische Kraft an Bedeutung gewonnen hat, steht auch die NPD-Jugend vor wichtigen Aufgaben. Diesen haben wir uns nun gemeinsam zu stellen. Wir sind einerseits integraler Bestandteil der NPD und unterstützen damit kooperativ unsere Partei in ihren Vorhaben. Andererseits sollten wir durch den konsequenten Ausbau der JN jungen Menschen einen geschützten Raum bieten, in welchem eigene Politik betrieben werden kann und auch konstruktive Kritik an der Mutterpartei entstehen kann, damit wir nicht nur als sprachloses Anhängsel der NPD wahrgenommen werden."

Diese "geschützen Räume für junge Menschen" entstehen nun auch immer häufiger in Thüringen mit tatkräftiger Unterstützung der Mutterpartei. Wienroth hatte bereits das "Sturmlokal" der Saalfelder Kameradschaft in Saalfeld-Gorndorf angemietet. Er und seine jungen Mitstreiter des NPD-Kreisverbands Rudolstadt-Saalfeld, die mit dem Organisieren von "familiären Wintersonnenwendfeiern im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt" und anderen kulturellen Events schon einige Erfahrungen gesammelt haben, wollen am Sonnabend, den 14. Januar 2006, in der Nähe von Rudolstadt den Landesverband Thüringen der JN neu gründen. Als Hauptattraktion ist der Fraktionsvorsitzende der NPD im sächsischen Landtag Holger Apfel angekündigt, der selbst der JN von 1994 bis 1999 als Bundesvorsitzender vorstand (  http://de.wikipedia.org/wiki/Holger_Apfel ). Wie bei solchen JN-Gründungen allgemein üblich wird es auch ein "kulturelles Rahmenprogramm" mit Rechtsrock-Bands und/oder Liedermachern vom Schlage des Rudolstädter Veit Kelterborn (  http://de.wikipedia.org/wiki/Veit_Kelterborn ) geben ... ... ... nicht das einzige Neonazi-Konzert in der Region in den letzten und nächsten Tagen:

Saalfeld - Im braunen Herzen Deutschlands von AutorIn des Beitrags - 09.01.2006 11:05
 http://de.indymedia.org/2006/01/136223.shtml