Rassistischer Übergriff in Arbeitsagentur

Flüchtlingsinitiative Moabit 05.01.2006 14:32 Themen: Antirassismus
Im Jobcenter der Arbeitsagentur Berlin-Mitte in der Sickingenstrasse kam es heute gegen 11:30 Uhr zu einem schweren rassistischen Übergriff gegen einen aus Nigeria migrierten Menschenrechts-Flüchtling.
Mbahamwe M. ging zusammen mit einem Beistand von der Flüchtlingsinitiative Moabit zum Jobcenter Berlin-Mitte um dort sein Recht auf Sozialunterstützung geltend zu machen.
Er wollte endlich einen Bescheid für einen bereits im Oktober gestellten Antrag auf Unterstützungsleistungen einfordern, da er nun schon ein Vierteljahr lang keinen Cent Geld bekommen hatte und seinen Lebensunterhalt über geliehenes Geld von Freunden finanzieren musste.

Der Mitarbeiter der Arbeitsagentur, Herr S., (voller Name ist uns bekannt, Dienstaufsichtsbeschwerde bereits gestellt!) verhielt sich von Anfang an ablehnend, arrogant und herablassend gegenüber dem Flüchtling.
Ohne ersichtlichen Grund verweigerte er die Erstellung und Herausgabe eines Bescheides und forderte uns auf das Haus zu verlassen.

Der Gipfel der Unverschämtheit waren jedoch seine Worte nachdem Mbahamwe M. nochmals unmissverständlich klar machte, dass er ohne einen positiven Bescheid das Büro nicht verlassen wird, da seine nackte Existenz auf dem Spiel stehe!
In schlimmster rassistischer Manier des völkisch-deutschen Obrigkeitsstaates beschimpfte, beleidigte und diskriminierte Herr S. Mbahamwe M. unter anderem mit den Worten: "Was haben Sie eigentlich für unser Land geleistet, dass sie einfach hier her kommen und den Deutschen Staat um Geld anbetteln?!"
Uns stockte der Atem; über 60 Jahre nach der (zumindest oberflächlichen) Befreiung vom Faschismus hatten wir solche Worte in einer deutschen Amtsstube für nicht mehr möglich gehalten!!!

Nicht genug damit, dass hier ein rein virtuelles, rassistisches Konstrukt als Denkmuster herhalten muss, wurde zudem implizit auch noch der Vorwurf des "Bettelns" erhoben. Für den aus einer angesehenen Häuptlingsfanmilie stammenden Mbahamwe M. stellt dieser Vorwurf eine schwere persönliche Beleidigung und Erniedrigung dar, zugefügt noch zusätzlich zur Diskriminierung Aufgrund von Hautfarbe und Herkunft.

Nachdem Herr S. damit droht die Polizei zu rufen, weichen wir der Gewalt und verliessen unter Protest die Amtsräume des Jobcenters.
Doch folgenlos wird dieser Übergriff nicht sein!
Ein von uns beauftragter Anwalt hat bereits eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Herrn S. gestellt! Ausserdem haben wir uns entschlossen den Skandal öffentlich zu machen, um klar zu stellen, das hier der latent vorhandenen rassistischen Grundeinstellung entgegengetreten werden muss!

Wir fordern:
- Menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen auf Ämtern und Behörden!
- Deutsche Amtsstuben sind Angstzonen für Flüchtlinge, das muss aufhören!
- Disziplinarische Ermittlungen gegen den Mitarbeiter S. und Entfernung aus dem Staatsdienst!
- Strikte Ahndung von rassistischen Beleidigungen durch Mitarbeiter der Arbeitsagentur.
- Konstrukte über die Wertigkeit von Menschen aus Gründen der Herkunft, Hautfarbe und sog. "Rasse" dürfen in einer modernen Gesellschaft keinen Platz haben!
- Gleiches Recht für alle Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Religion und sexueller Orientierung!


Um zu zeigen, dass wir rassistische Ausfälle nicht akzeptiern und dulden, rufen wir zu einer Demonstration vor dem Jobcenter Berlin-Mitte in der Sickingenstrasse auf!

Wann: Dienstag, 10. Januar 2006 um 15:30 Uhr (zum "Feierabend" der Mitarbeiter)
Wo: Jobcenter Berlin-Mitte, Sickingenstrasse 70-71
Wie hinkommen: S-Bahn bis Beusselstrasse

KOMMT ZAHLREICH!
Keinen Platz für rassistische Diskriminierung!
Gleiches Recht für alle Menschen!
Good Night, White Pride!

Mein Name ist MENSCH ... !!!


Weitere Infos:
 http://www.initiative-gegen-abschiebehaft.de/
 http://www.asyl.net/
 http://www.abschiebehaft.de/
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Ergänzungen

Arrogante Behördenheinis

Hartz-IV-Surfer 05.01.2006 - 15:27
Ich bin selber "Kunde" bei denen in der Sickingenstraße.

Bei dem was mir (als "deutsch aussehendem" Menschen) da so ins Gesicht gesagt wird, möchte ich nicht wissen, was passiert, wenn zum Vorurteil über allgemeine "Sozialparasiten" auch noch rassistische und ausländerfeindliche Ressentiments hinzukommen.

In diesem Jobcenter in Berlin haben sie so ziemlich die größten A...löcher des gesamten Berliner Öffentlichen Dienstes zusammengezogen.

Was da abläuft ist echt schlimm!

beleidigt wegen arabischem namen

toolcrap 05.01.2006 - 16:06

eine bekannte von mir lebt mit ihrem libanesischen freund gemeinsam in einer wohnung.

bei den angaben über ihre bedarfsgemeinschaft im alg-II-antrag wurde sie vom sachbearbeiter der agentur in der sickingenstr. unter anspielung auf den arabischen namen gefragt, ob sie denn als frau gar keine ehre und würde mehr hätte, mit "so einem" zusammenzuleben.

das scheint da ja ein richtiges rechtes rassistennest zu sein?

jobscenter

löl löl löl 05.01.2006 - 16:20
Ich bin selber "Kunde" bei denen in der Sickingenstraße.
ich leb jetzt schon mehr als 27 jahre in deutschland ich war noch nicht mal 1 jahr alt als ich von polen nach deutschland kam ich ging auf deutsche schulen und erlernte einen beruf da mein betrieb vor 8 monaten wegen todesfall geschlossen würde bin ich seit dem arbeitslos also ging ich zum arbeitsamt und stellte mir einen antrag auf arbeislosen geld so weit ok nach 2 monaten war immer noch kein bescheit noch geld da. also ging ick wieder in die sickingstr. die sagten mir dann sie seihen nicht zuständig ick sollte in die müllerstr gehen also ging ick da hin die sagten sie seihen nicht zuständig ich sollte in die sickingstraße gehen das ging dannn 4-5 mal so bis ick etwas lauter würde das es nicht sein kann was hier ableuft also würde ich von dem sicherheitsdienst und polzei aus dem arbeitsamt rausgezert. seit dem verweigern sie mir den zugang zum arbeitsamtes ich sitz jetzt schon seit über 7 monaten ohne geld da meine frau hat sich von mir getrennt weil ihr es zu peinlich ist mit einem der auf die straße geht und bettelt. und jetzt steh ich vor der zwangsräumung weil ich die miete nicht mehr zahlen kann. strom und gas hab ick schon seit 2 monaten nicht mehr seit 2 wochen hilft mir ein nachbar mit strom aus.

aber mir wird der zugang zum arbeitsamt immer noch verweigert so das ich noch nichtmal die changs habe an geld rann zu kommen.

?

Sibwe 06.01.2006 - 05:53
Warum wird hier erwähnt, daß er aus einer Häuptlingsfamilie ist und somit die Beleidigung schwerer sei?
Kann ich nicht nachvollziehen.
Ist er etwas besonderes, weil seine Eltern, Vorfahren Anführer waren/sind?

Nigeria

armin 06.01.2006 - 08:08
Nigeria 1:  http://www.jungewelt.de/2005/12-30/009.php
Nigeria 2:  http://www.epo.de/index.php?option=com_content&task=view&id=732&Itemid=68

oder kurz zusammengefasst:
Wenn das Bonga-Feld im Besitz der Konzerne Chevron (USA), Exxon (USA) und Total (Frankreich) 2006 seine volle Kapazität erreicht hat, wird die nigerianische Tagesförderung 2,75 Millionen Barrel betragen. Vier Millionen Barrel würden beim gegenwärtigen Weltmarktpreis von etwa 50 US-Dollar pro Faß etwa 200 Millionen Dollar Einnahmen täglich ergeben. Das wären sechs Milliarden Dollar monatlich, aufs Jahr gerechnet würden Werte von gut 70 Milliarden US-Dollar aus Nigerias Boden gepumpt. Derweil versuchen Eltern in Süd-Niger, ihre Kinder mit Gras und Blättern von Bäumen vor dem Verhungern zu retten. 800.000 Kinder sind mangel- oder unterernährt, 150.000 unmittelbar vom Hungertod bedroht. Trotz monatelanger Bemühungen konnten von verantwortlichen Stellen der UNO keine finanziellen Mittel zusammengebracht werden, um der Hungesnot zu begegnen (Stand Juli 2005).

Ken Saro Wiwa:  http://de.wikipedia.org/wiki/Ken_Saro-Wiwa
Die Sandline-Connection:  http://zoom.mediaweb.at/zoom_398/sierraleone.html

Ansonsten gehe ich noch davon aus, das das Rumgepubse gegen Asylsuchende hier von irgendwelchen Nazispacken kommt. Soviel Dummheit und Ignoranz traue ich selbst den primitivsten Indy-Lesern nicht zu.

Oh Mist

armin 06.01.2006 - 08:29
...habe Nigeria mit Niger verwechselt - wie peinlich.

Hungersnot ist in dem benachbarten Nigeria zwar nicht, es schaut aber nicht sehr viel besser aus dort.

Vielleicht sollte man den

Peter Lustig 06.01.2006 - 13:00
Rahmen noch etwas weiter fassen "Für menschenwürdige Behandlung auf Ämtern" oder generell "Abschaffung von Ämtern". Viele Menschen verschiedenster Hautfarbe werden von den Behörden verarscht. Meine Parole überlege ich mir noch. Ich komme auf jeden Fall. Liebe Grüsse

Menschenunwürdiges Verhalten

Sozi 06.01.2006 - 15:41
Der Sachverhalt der hier vorliegt, erfolgt in (fast) jeder "Agentur für Arbeit" und "ArGe". Die Personen (gemeint sind ALLe, unabhängig von Rasse, Hautfarbe ....), die Hilfen dieser Institutionen in Anspruch nehmen müssen, werden generell als sogenannte "Untermenschen" bezeichnet und auch so behandelt. Menschenunwürdiges Verhalten, beleidigende Äußerungen und Diskrimierung gehören scheinbar zum Arbeitsalltag und zur Arbeitsmoral der "Damen und Herren der Ämter".

Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Glück bei eurer Aktion und bei euren Klagen, auf das diese Personen demnächst selber in der Schlange der "Untermenschen" stehen müssen.

Fight for the right and good night white pride

was da abläuft ist echt schlimm ...

advocatus 07.01.2006 - 01:33
da ein rechtbeistand dabei war ist eine strafanzeige meiner meinung nach sehr aussichtsreich, zumindest beschehrt es dem beamten etwas dreck an den stecken. darüber hinaus kann mensch sich auch an ein gericht wenden, wenn das amt sich zu lange zeit läßt. die karrenzzeit zwei oder drei monate dürfte im vorliegenden fall ja überschritten sein. zuständigkeitshickhack kann mensch aus dem weg gehen, indem erstens nach den offiziell verkündeten zuständigkeitsbereichen geschaut wird und im zweifelsfall bei beiden agenturen fernschriftlich per rückantwort beantragt wird. sollte es dann probleme geben zeigen sich sozialgerichte verständnisvoll. was bleibt sind die rassistischen vorfälle: naja, fairness ist kein selbstlauf nicht hier und auch nicht anderswo. also kämpfen - austeilen und ggf. anderen weh tun. und nicht bei standarts wie dienstaufsichtsbeschwerde stehenbleiben ...
alles gute ...

Recht für alle

Jörn 07.01.2006 - 10:52
Wir fordern:
- Menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen auf Ämtern und Behörden!

Ich fordere das Recht auf eine Menschenwürdige Behandlung für alle Menschen gerade im Zusammenhang mit den Jobcentern.
Vergesst hier mal nicht, daß alle stundenlang draußen stehen müssen und sich bei der Anmeldung vor allen nackig machen müssen, denn der Datenschutz ist null und jeder erfährt die Geschichte von jedem.

Buch über jobcenter Sickingenstraße

Klaus Schulz 22.03.2007 - 16:29
Sehr geehrte Damen und Herren,

Mein Name ist Klaus Schulz. Ich möchte ein Buch über die Jobcenter in Deutschland schreiben und brauche dafür ihre Leidensgeschichten.

Schicken Sie mir bitte eine Email, wenn Sie mir helfen wollen.

Klaus Schulz

 klausschulz1@gmx.net

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