Munitionslager b. 15jährigem Neonazi entdeckt

Zeitungsleser 04.01.2006 21:45 Themen: Antifa
Nach dem Überfall von jugendlichen Neonazis auf zwei Vietnamesen in der Neujahrsnacht in Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) fanden die Cops bei Hausdurchsuchungen Munition, Schwarzpulver und Chemikalien sowie Nazi-Devotionalien und (verbotene) Rechtsrock-CDs. Am Montag stellten sie ein weiteres Depot mit zwölf Panzerbrandgeschossen und Kleinkalibermunition aus Beständen der ehemaligen Reichswehr und der Wehrmacht sicher. Die Täter sollen nach Polizeiangaben "zum äußersten Kreis der 'Kameradschaft Landkreis Wittenberg' gehören", aber einen "direkten Zusammenhang von Tat und Kameradschaft kann man nicht herstellen".
Zahlreiche Zeitungen im In- und Ausland berichteten von dem Überfall, bei dem kurz nach dem Jahreswechel in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Gräfenhainichen eine Gruppe jugendlicher Neonazis im Alter von 15 bis 19 Jahren einen 43-jährigen, aus Vietnam stammenden Bürger und seinen Neffen mit Holzknüppeln und Bierflaschen angriffen und verprügelten. Dabei grölten sie rassistische Parolen. Der Mann erlitt Blutergüsse am Kopf und eine Schnittwunde an der Hand, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Sein Neffe trug dank couragierter Nachbarn, die einschritten und die Angreifer vertrieben, keine äußerlichen Verletzungen davon.

Erst am Montag gab die Polizei aus "ermittlungstaktischen Gründen" den Vorfall bekannt und teilte mit, dass sechs Tatverdächtige inzwischen ermittelt wurden. In der Wohnung eines Tatverdächtigen beschlagnahmten die Cops hunderte Patronen für Maschinengewehre, Karabiner und Schrotflinten, Schwarzpulver sowie mehrere Rechtsrock-CDs. In einer anderen Wohnung fand die Polizei ebenfalls Munition sowie einen Schlagring. Sie gehören einem 15-jährigen aus Tornau und einem 17-jährigen aus Gräfenhainichen. Die diverse Chemikalien können laut Staatsschutz auch zur Herstellung einer Bombe verwendet werden. Ein weiterere 16-jähriger Angreifer aus Gräfenhainichen sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Aufgrund des Tathergangs gehen diesmal sogar die Cops "von Ausländerfeindlichkeit als Tatmotiv aus".
 http://derstandard.at/?url=/?id=2292242

Am Montag hob die Polizei nach Ermittlungen des Staatsschutzes ein weiteres Munitionslager des 15-jährigen aus, der an dem Überfall nicht beteilgt war und von einem "Kameraden" verpfiffen wurde. Ein Polizeisprecher teilte mittlerweile mit, dass dabei zwölf Panzerbrandgeschosse und Kleinkalibermunition aus Beständen der ehemaligen Reichswehr und der Wehrmacht beschlagnahmt wurde. Der Staatsschutz ermittelt nun wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.
 http://www.n-tv.de/619611.html
 http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1043142
 http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1134400756986&calledPageId=987490165154

Die Mitteldeutsche Zeitung ( http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1134400753706&openMenu=1012569559804&calledPageId=1012569559804&listid=1017162035665 ) berichte am 2.1.2006 unter der Überschrift "Überfall in Gräfenhainichen. Eindeutige Spuren in die Nazi-Szene" über den Hintergrund der Tat:

" ... Bereits vor der Tat waren die beiden und ein 16-jähriger Gräfenhainichener, der jetzt in Untersuchungshaft sitzt, der Polizei aufgefallen. Gegen alle sollen bereits Ermittlungsverfahren mit rechtsradikalem Hintergrund gelaufen sein, die allerdings nicht in einer Verurteilung mündeten. Alle sollen zum äußersten Kreis der "Kameradschaft Landkreis Wittenberg" gehören, die seit Herbst 2004 wieder aktiv ist. Der 17-Jährige pflege eine enge Freundschaft mit dem Rädelsführer der Kameradschaft, der in Gräfenhainichen wohnt. "Einen direkten Zusammenhang von Tat und Kameradschaft kann man nicht herstellen, aber es sind die geistigen Brandstifter", so der Leiter des Dessauer Staatsschutzes, Sven Gratzik.
Auf 15 bis 20 Personen schätzt Gratzik den harten Kern der Kameradschaft, die vor allem durch Teilnahme an Demonstrationen und die Ausrichtung von Skinhead-Konzerten, weniger durch Prügelattacken, aufgefallen ist. Weitere 20 bis 30 dürften sich im engeren Umfeld bewegen. Schwerpunkt sei, so Gratzik, dabei Wittenberg, auch wenn der Rädelsführer und sein "zweiter Mann" in Gräfenhainichen wohnen. ..."

Verwirrte kleine Jungs horten alte Munition und sammeln ein paar Waffen in der Vitrine, wer macht das nicht in dem Alter? Einen engen Zusammenhang zu den neonazistischen "Freien Kameradschaften" und Neonazi-Terror gibt es nicht, auch nicht an anderer Stelle:
- nicht bei Martin Wiese und seinen Mannen von der "Kameradschaft Süd",
- nicht bei der "Nationalen Volksfront - Kameradschaft Neustadt" (Rheinland-Pfalz) - Hier lediglich mehrere Gewehre, achttausend Schuß Munition und sieben Maschinenpistolen, sicher. Mit einer der Maschinenpistolen war zuvor ein Anschlag auf einen türkischen Imbißstand verübt worden,
- nicht bei dem Neonazi Bertram Köhler von der Kameradschaft „Berserker Kirtorf“,
- nicht bei den Jenaer Bombenbastlern Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe vom "Thüringer Heimatschutz" (THS). Das Verfahren gegen die drei, bei denen Sprengstoffattrappen und drei Rohrbomben mit insgesamt 1,4 Kilo TNT gefunden worden waren, wurde später eingestellt.
- und auch nicht nach der Räumung des THS-Hauptquartiers in Heilsberg bei Saalfeld,
- nicht bei Matthias John aus Ohrdruf und der "Nationalsozialistischen Kameradschaft Ohrdruf" (NSKO). John wurde wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz zu 1,5 Jahren auf Bewährung verurteilt (  http://de.indymedia.org/2005/09/128949.shtml ),
- nicht bei dem Gothaer Neonazi Thomas Wagner (  http://de.indymedia.org/2005/11/131225.shtml )
- nicht beim „Nationalen Widerstand Weimar“ (NWW) und der „Braunen Aktionsfront Thüringen“ (B.A.F.),
- nicht bei den "Skinheads Sächsische Schweiz" (SSS),
- nicht in Hoyerswerda (lediglich 500 Gramm Plastiksprengstoff),
- nicht bei Falko Hesselbarth, dem Sohn von Liane Hesselbarth, der brandenburgischen DVU-Fraktionsvorsitzenden im dortigen Landtag, und der "ANSDAPO",
- nicht bei Kay Diesner und Patrick D. von der "Kameradschaft Treptow" in Berlin,
- nicht bei "Combat 18 Pinneberg", einer Abspaltung der Kameradschaft "Elbmarsch" in Pinneberg (Schleswig-Holstein),

....

Das sind alles nur Einzelfälle !!!
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Ergänzungen

(muss ausgefüllt werden)

(muss ausgefüllt werden) 05.01.2006 - 09:00
Combat 18 Pinneber hatte nix mit der KS Elbmarsch zu tun sondern mit der Kameradschaft Pinneberg um Clemens Otto und anderen Nazigrößen aus Neumünster usw. Dafür sind die Elbmarsch-Leute auch ein wenig zu jung gewesen. Zudem gibt es die KS Elbmarsch eigentlich nicht mehr.

Aufmärsche Zerschlagen immer und Überall

RAA/Süd 05.01.2006 - 18:10
Die Autonomen Nationalisten wollen eine Demonstration in München machen,das Motto dieses Faschistischen Aufmarsches heißst„Beckstein auf die Pelle rücken – Polizeiwillkür stoppen!!!" Angemeldet ist diese Demo von Philipp Hasselbach von den Autonomen Nationalisten München.
14.30 Uhr am Goetheplatz wollen sie sich Treffen,und uns damit mal wider ein Wochenende versauen!!!
Wir rufen alle Antifaschistischen,Revolutionären Kräfte auf sich nach München zu begeben und dort den Faschisten eine erneute Abfuhr zu erteilen.
Den Antifaschistischer Widerstand Organisieren!!!
Nie wieder Deutschland!!!!!!
Mit Revolutionären Grüßen
Revolutionäre Autonome Antifa/Süd
(Ex Unabhängige Autonome Antifaschisten/a.d.Pegnitz)

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14. Januar 2006
11.30 Uhr Zenettistraße, Kundgebung "Keine Minute mehr Opfer!", zur Erinnerung an den neonazistischen Überfall auf Artemios T. am 14. Januar 2001.
ab 13.00 Uhr antifaschistischer Aktionstag, ihr wisst schon wie.
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Info:Die Nazis treffen sich um 13.00 Uhr am Hauptbahnhof, und zwar am Infopunkt in der Wartehalle, also nicht zu übersehen. Gemeinsam gehen sie dann zum Goetheplatz, wo ab 14.00 Uhr ihre AuftaktKundgebung stattfinden soll. Die genaue Route der Demo ist noch nicht bekannt, aber sie soll um 18.30 Uhr mit einer Abschlußkundgebung vor der Staatskanzlei enden.

Angekündigte Redner sind Christian Worch, Hartmut Wostupatsch, Alexander Neidlein, Philipp Hasselbach, Hayo Klettenhofer
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Mehr Infos unter www.an-ausschalten.net.tf

Aufrufe:
AN AUSSCHALTEN
Den Nazis entgegentreten - Kein Naziaufmarsch in München!
Am 14. Januar 2006 planen Neonazis ("Autonome Nationalisten (AN) München"), unter dem Motto "Beckstein auf die Pelle Rücken" durch die Münchner Innenstadt zur Staatskanzlei aufzumarschieren. Wir werden es ihnen vermiesen. Überall, wo Nazis öffentlich auftreten, gehören sie bekämpft, da die Affirmation des Nationalsozialismus das offensivste Bekenntnis gegen die Menschheit ist.

Nicht autonom, einfach nur Nazi.
Sie kleiden sich schwarz, vermummen sich und vergöttern die Waffen-SS. Sie bilden auf Demos einen "black block", hören Ton Steine Scherben und sozialistische Arbeiterlieder und greifen Linke und AntifaschistInnen körperlich an. Sie schwärmen vom nationalsozialistischen "3. Reich" und lassen dabei HipHop laufen. An der nationalsozialistischen Ideologie wird nicht gerüttelt, auch wenn sich hemmungslos an "linken" Codes, Symboliken und Subkulturen bedient wird. Sogenannte "Autonome Nationalisten (AN)" breiten sich immer mehr in der militanten Kameradschaftsszene der deutschen Neonazis aus. In München führen Hayo Klettenhofer (Internetpseudonym "mastha_yo") und Philipp Hasselbach (Internetpseudonym "Gegenschlag"), beide aus München-Giesing, den Haufen "autonomer Nationalisten" an. Also genau diejenigen, die am ersten Mai 2005 noch im Trachtenanzug mit Tirolerhut (Klettenhofer) oder vor kurzem noch im Braunhemd mit Lederriemen des "Kampfbunds Deutscher Sozialisten (KDS)" (Hasselbach, Klettenhofer) posierten. Hasselbach und Klettenhofer bezeichnen sich konsequent als "Nationale Sozialisten" und "Nationalsozialisten". Bei ihnen dominiert aggressivster Antisemitismus. Philipp Hasselbach hetzte beispielsweise in einem Aufruf "Wir haben endgültig die Schnauze voll von der immer weiter zunehmenden Einflussnahme der jüdischen Rasse". Ihre gewalttätige Gruppe führte am 24. September 2005 einen gescheiterten Angriff von 15 Neonazis auf ein antifaschistisches Vorbereitungstreffen in der Innenstadt von Ravensburg an. Die Münchner Neonazis waren auch Teil einer Gruppe von 40 Vermummten, die anschließend in der Innenstadt von Heidenheim mit Gaspistolen und Knüppeln bewaffnet Jagd auf AntifaschistInnen und Jugendliche mit migrantischem Hintergrund zu machen versuchten. In Regensburg beteiligten sich "Autonome Nationalisten" am 12. November 2005 an einer Schändung eines antifaschistischen Denkmals.

Wir werden ihnen den Tag versauen, auch wenn das nicht überall (z. B. bei der Polizei) auf viel Gegenliebe stoßen wird. Wir setzen uns für breiten antifaschistischen Widerstand in vielfältigen Aktionsformen ein. Aber auf einen "Antifaschismus", der nur Imagepflege für den Standort Deutschland sein will, können wir verzichten. Wir werden auch nicht diejenigen sein, die den Law and Order- und Abschiebungsfanatikern in der bayerischen Staatskanzlei die Nazis fern halten. Stattdessen wollen wir mit unseren Aktionen gegen den Naziaufmarsch auch dahingehend immer wieder daran zu erinnern, dass es mit uns keinen Frieden ohne Befreiung von den deutschen Zuständen geben wird.

Nazis gäbe es nämlich nicht, wenn nicht die gesellschaftlichen Grundlagen für ihre Existenz bestehen würden. Und wir werden sie also nicht los werden, wenn wir die Zwangsverhältnisse von Nation und Kapital nicht abgeschafft bekommen. D. h. irgendwie und irgendwann muss aus unserer radikalen Kritik eine Perspektive werden - eine Revolution, die den Namen auch verdient. Wir müssen eine Gesellschaft erreichen, in der die Menschen endlich "ohne Angst verschieden sein können" (Adorno).

Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft!
Nur ein möglichst entschlossener und offensiver antifaschistischer Widerstand am 14. Januar 2006 wird den Nazis verdeutlichen, dass sie in München ihre rassistische und antisemitische Hetze nicht konsequenzlos verbreiten können.

Die Nazis wollen nach jetzigem Stand sich im Hauptbahnhof München treffen und dann gemeinsam zum Goetheplatz gehen, wo ihr Marsch um 14.30 Uhr mit einer Kundgebung beginnen soll. Von dort wollen sie durch die Innenstadt zur Staatskanzlei, wo ihre Aktion um 18.30 Uhr enden soll.

Für antifaschistische Gegenaktivitäten achtet bitte auf Ankündigungen, etwa auch auf dieser Seite.

"Jede Zeit der Bedrohung verlangt ihre Form der Bekämpfung. Dieser ist eines stets gemeinsam. Der Widerstand, der Widerspruch: Lautstark und deutlich, ohne Kompromisse, ein In-Kauf-Nehmen aller Konsequenzen" (Paul Spiegel).

Join the winning team!

Das Antifaschistische Vorbereitungstreffen zum 14.01.06

Der Aufruf wird unterstützt von: a&p münchen, antifant münchen, Links!WASGeht, Antifaschistische Aktion München, Karawane München.
weitere UnterstützerInnen können sich unter  an-ausschalten@no-log.org melden


HILFE

socialist_skin 06.01.2006 - 00:14
Wenn jemand Unmengen an Munition hortet (auch das Zeug aus dem 2. WK funktioniert noch) hat damit mehr vor, als sich das Zeug in den Schrank zu packen. Es stzellt sich für mich die Frage, wo die dazu gehörigen Schußwaffen gebunkert sind. Erinnert mic irgendwie an "wiese" und "münchen".

@ RAA Süd

anonym 07.01.2006 - 12:35
Du schreibst:
Nazis gäbe es nämlich nicht, wenn nicht die gesellschaftlichen Grundlagen für ihre Existenz bestehen würden. Und wir werden sie also nicht los werden, wenn wir die Zwangsverhältnisse von Nation und Kapital nicht abgeschafft bekommen. D. h. irgendwie und irgendwann muss aus unserer radikalen Kritik eine Perspektive werden - eine Revolution, die den Namen auch verdient. Wir müssen eine Gesellschaft erreichen, in der die Menschen endlich "ohne Angst verschieden sein können" (Adorno).

Häh? Wie jetzt? Ich denke alle Menschen sind gleich?Oder doch nicht? Was denn nun?

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