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Anklage gegen Race War

Tagespost 03.01.2006 19:12 Themen: Antirassismus
NEONAZIS / Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Band
Braune Töne aus dem rechten SumpfTerroristen mit E-Gitarren: Race War aus Schwäbisch Gmünd als kriminelle Vereinigung eingestuft Die Neonazi-Szene boomt: Im Land hat sich die Zahl der Konzerte fast verdoppelt, der Verfassungsschutz stuft erstmals mehr als 1000 Skins als rechtsextrem ein. Gegen eine der 18 braunen Bands wurde jetzt Anklage erhoben - wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung.
'Wir sind Nazis und stolz darauf', singt Max Hirsch, Frontmann der Band 'Race War' aus Schwäbisch Gmünd bei einem Auftritt in Belgien vor rund einem Jahr. Fast 2000 Skinheads sind zu dem Konzert des internationalen Neonazi-Netzwerks 'Blood & Honour' angereist. Zum größten Konzert, das Race War in seiner vierjährigen Band-Geschichte gegeben hat.
Das Ermittlungs-Verfahren gegen vier junge Männer aus dem Raum Schwäbisch Gmünd läuft zu diesem Zeitpunkt schon fast zwei Jahre lang. Zwei von ihnen stehen auf der Bühne, mit Nikolaus-Mütze und Banditen-Tuch vermummt: Sänger Max Hirsch und Gitarrist Gerhard Miller. Hirsch zeigt nach wenigen Liedern Gesicht: Beim 'Sieg Heil'-Schreien rutscht das Tuch. Er hat keine Hand frei, um das zu verhindern, weil er mangels Musikern selbst eine Gitarre halten muss. Nach den Hausdurchsuchungen im Mai 2003 bei den vier mutmaßlichen Race-War-Mitgliedern ist die Kapelle zum Duo geworden. Vor allem der fehlende Schlagzeuger hat manchen Auftritt verhindert. Selbst mit Sturmhaube wagte es kaum mehr jemand, aushilfsweise den Takt vorzugeben - bei einer Band, die sich in ihren Liedern zum Kampf für ein 'Viertes Reich' bekennt und ankündigt, dass 'unsere Terror-Attacken die Welt verändern werden'.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hält die Band nach rund dreijährigen Ermittlungen für eine kriminelle Vereinigung. Die Anklage richtet sich gegen vier Männer im Alter von 21 bis 25 Jahren. Sie sollen sich vor der Staatsschutz-Kammer des Stuttgarter Landgerichts verantworten. In der Mitteilung der Staatsanwaltschaft ist nachzulesen, was die Ermittlungen verzögert hat: 'Die Band-Mitglieder setzten alles daran, für Außenstehende unerkannt zu bleiben. Bilder von Auftritten und die Namensnennung von Mitgliedern versuchten sie zu vermeiden.' Race War konnte vor bis zu 800 Personen spielen, ohne dass die Band in einem 'Weltnetz-Forum' der Szene erwähnt worden wäre - wenn doch, dann als 'Backstreet Boys aus dem Süden'. Im Ausland spielt Race War meist als Überraschungsgast, in Deutschland nur vor handverlesenen Kameraden.
Im Unterschied zu anderen Neonazi-Bands fanden die Race-War-Musiker von Anfang an besonderen Anklang in der Szene: Sie brachten musikalische Erfahrung aus Metal-Bands mit. Hinzu kamen die Texte, in denen sie strafrechtlich aus dem Vollen schöpften: Verherrlichung der SS, Jubel über den Anschlag auf das World Trade Center, Aufruf zum Krieg gegen Israel, Verherrlichung des Neonazi-Netzwerks 'Blood & Honour', das in Deutschland verboten ist - und ein 'Heil' auf das 'Combat 18', die 'Kampfgruppe Adolf Hitler'.
Im Schulchor gelernt
Die Debüt-CD gab es mit dem Nazi-Führer samt Hakenkreuz auf dem Cover, hergestellt in den USA. Von dort aus gelangte die Scheibe in deutsche Briefkästen. Sänger Max Hirsch ging damals aufs Gymnasium. Das Singen hatte der Skin im Schulchor gelernt.
Seit dem Verbot des Neonazi-Netzwerks im Jahr 2000 werden in Deutschland die Nachfolge-Bestrebungen mit dem Zahlencode '28' getarnt. Die 28 steht entsprechend der Buchstaben-Folge des Alphabets für BH: Blood & Honour. Die 'Division 28 Deutschland' trat bereits 2004 als Saalschutz und Thekendienst bei Konzerten auf. Beim belgischen B&H-Konzert mit Race War übernahmen Deutsche den Schleuser-Dienst am konspirativen Treffpunkt und sie kassierten den Eintritt. Es hingen die Flaggen von 'Blood & Honour' und 'Combat 18' hinter der Bühne, gleich daneben auch jene der 'Boot Boys Riesa' und der 'Kameradschaft Aachner Land'. Mit dabei im 'B&H'- T-Shirt war auch der Karlsruher Versandhändler Hartwin Kalmus, einst Vize-Chef des Neonazi-Netzwerks in Baden.
Offen wie nie zuvor tauschte sich die Neonazi-Szene im November im 'Weltnetz' über die Existenz der neuen Strukturen aus. Nach internen Streitereien hatten B&H-Aktivisten offenbar ein Skin-Konzert bei Heppenheim überfallen, den Veranstalter krankenhausreif geschlagen, Gäste bedroht und die Kasse mit dem Eintrittsgeld geraubt.
Im angrenzenden Rhein-Neckar-Gebiet hielten braune Konzert-Veranstalter die Polizei bis April 2005 in Atem. Im Haus des Motorrad-Clubs 'Bandidos' waren die Neonazis gern gesehene Gäste. Dabei hatte der damalige Landesinnenminister Thomas Schäuble (CDU) schon im Dezember 2002 verkündet, dass es bei den Rockern keine Skin-Konzerte mehr gebe.
Mitte November 2005 schlug Schäubles Nachfolger Heribert Rech Alarm. Zwölf Skin-Konzerte mehr gab es in Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr: 26 Stück. Dabei ist die Polizei im Land gegen die Neonazi-Szene vorgegangen - zum Beispiel mit Spezialkräften der Bereitschaftspolizei in Mannheim. In der Folge beschränkten sich die Skins in Schwaben und Baden vorwiegend auf kleinere Konzerte mit bis zu 200 Besuchern. Ihr Ziel, die braune Ideologie mit Musik zu transportieren, scheinen sie trotzdem erreicht zu haben. Der Landesverfassungsschutz zählte erstmals mehr als 1000 'rechtsextreme Skinheads' in Baden-Württemberg. Und das Innenministerium registrierte 827 rechtsextremistische Straftaten im laufenden Jahr - 30 Prozent mehr als 2004.
Minister Rech meint, dass die Konzerte aufgrund des polizeilichen Kontrolldrucks wieder zurückgingen. Die Band 'Act of Violence' (Akt der Gewalt) aus dem Raum Ulm ist im Oktober mit ihrer CD-Release-Party vorsorglich nach Bayern ausgewichen. Für das Konzert bei Mitterskirchen gab sich die NPD als Veranstalter her, obwohl Partei-Funktionär Norman Bordin um den 'B&H-Hintergrund' der Veranstaltung wusste. Sänger Stefan Schneider trat mit B&H-Wappen auf der Brust auf.
Schneider und Co. hatten bei der Release-Party im Bayerischen nichts zu fürchten. Die Staatsschützer im Festzelt überhörten sogar Text-Passagen wie die folgende: 'Wir wollen Euren Jesus nicht, das alte Judenschwein' - gespielt von einem Ensemble aus 'Blutstahl'- und 'SKD'-Musikern.
Anderswo machen es die Neonazis der Polizei schwerer, weil sie beispielsweise zu einer angeblichen Geburtstags-Feier auf ein Privatgelände einladen. Manchmal verteilen die Schleuser am konspirativen Treffpunkt noch persönliche Einladungen, um den szene-öffentlichen Charakter eines Konzerts zu verschleiern. Denn: Ohne Öffentlichkeit gibt es keine Propaganda-Delikte, und ohne diese kaum eine Handhabe für die Polizei. Was es heißt, ein Neonazi-Konzert aufzulösen, das erfuhr die Polizei zuletzt im sächsischen Döbeln am 10. Dezember. Die Beamten wurden mit Flaschen und Steinen beworfen.

Quelle: Gmünder Tagespost
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