Hausbesetzung in Freiburg

Indy St. Georgen 01.01.2006 15:21 Themen: Freiräume

Am Sylvesterabend wurde in Freiburg eine leerstehende Halle für eine Party besetzt. Bereits vor zwei Monaten gab es eine Besetzung eines leerstehendes Gebäude für eine Nacht. Neben dem offensichtlichen Spaß am Feiern soll aber auch gegen den akuten Wohnraummangel und aktuell gegen die Vertreibung der Schattenparker protestiert werden.


Selbstdarstellung der Schattenparker
Indyberichte und linke News bei der Antifa Freiburg

Etwa 100 BesetzerInnen feierten in der erstaunlich lauen Sylvesternacht im leerstehenden Fabrikgebäude "Raimann & Cie" in der Basler Straße 30 in St. Georgen. Bis in die frühen Morgenstunden wurde in mehreren Räumen zu diversen Musikrichtungen getanzt und gefeiert. Die Bullen waren zwar relativ bald mit fünf Streifenwägen vor Ort, kümmerten sich dann aber lieber um die Schlägereien in der Innenstadt, wünschten uns eine gute Party und zogen ab. Es gab ansprechende Getränke und eine beeindruckende Feuershow. Das Gelände wurde am Morgen ordentlich hinterlassen, niemand wurde verhaftet. Liebe Grüße auch an die GenossInnen vom letzten Jahr in Osnabrück. Lebt wild und gefährlich, besetzt mehr Häuser!

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SCHATTENPARKER - UNTERSTÜTZUNGSKOMMANDO BESETZT DAS RAIMANNGELÄNDE IN ST. GEORGEN

> kostenlose, unkommerzielle Silvesterparty gefeiert
> sofortige Herausgabe der Wagen und ein Wagenplatz gefordert
> Ende der Vertreibungs- Ausgrenzungs- und Spekulationspolitik gefordert

In der Sylvesternacht hat das Schattenparker - Unterstützungskommando das Raimanngelände in St. Georgen besetzt. Mit dieser Aktion protestieren wir aufs Schärfste gegen die aktuelle Vertreibungs- und Ausgrenzungspolitik der Stadt Freiburg, die in den letzten Wochen ein nicht mehr tragbares Ausmaß angenommen hat. Die strikte Repression gegen die Schattenparker, das unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei und die absolut nicht hinnehmbare Beschlagnahme der Wohnfahrzeuge zwingt uns zum Handeln.

Es ist eindeutig zu sehen, dass die einzig wirklich elementare Hürde bei der Lösung dieses Konflikts der fehlende politische Wille ist. Denn Plätze, die geeignet für einen Wagenplatz wären, gibt es genug. Es sei hier als Beispiel nur der Fahnenmastplatz in Vauban erwähnt. Aufgrund dieser strikten Politik haben wir uns entschlossen, offene Solidarität zu zeigen und die Schattenparker aktiv in ihrem Protest zu unterstützen.

Daher haben wir heute Nacht das Reimanngelände besetzt, um dort eine unkommerzielle und alternative Party zu feiern. Flächen oder Räume, an denen Menschen für wenig Geld und in Eigeninitiative feiern, leben oder arbeiten können, gibt es in dieser Stadt kaum mehr. Vielmehr werden die Flächen nur noch für kommerzielles Luxusgewerbe, Billigdiscounter oder überteuerte Eigentumswohnungen bereitgestellt.

Das Reimanngelände ist ein weiterer Beweis für diese untragbare Spekulationspolitik der Stadt. In einem Viertel, in dem bereits mehrere Bau- und Handwerksmärkte existieren, teilweise mit großem angeschlossenem Grün- und Gartenbereich, soll ein weiteres Gartencenter entstehen. Obwohl auch diese Fläche gut geeignet wäre für alternative Lebens- und Arbeitsprojekte, Jugendzentrum oder einen Wagenplatz.

Die Besetzung ist symbolisch und auf eine Nacht beschränkt. Doch wir fordern die Stadt, die Verwaltung und auch private Grundbesitzer zum Handeln auf: Die Stadt genau wie das Land gehört allen und muss im allgemeinen Interesse nach den Bedürfnissen der Menschen verteilt und genutzt werden und darf nicht nur der Gewinnmaximierung und der Wirtschaft dienen.

Wir fordern die Stadt auf, unverzüglich alle beschlagnahmten Wagen der Schattenparker zurückzugeben und sofort ein geeignetes Winterquartier zu Verfügung zu stellen. Darüber hinaus müssen Gespräche zwischen Stadt, WagenbewohnerInnen und auch privaten Anbietern geführt werden, mit dem Ziel, eine langfristige Perspektive und Lösung für die Wohnform im Wagen zu entwickeln bzw. zu finden.

das kommando


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Ergänzungen

Räumung der Ex-Steffi in Karlsruhe verhindern

blacky 01.01.2006 - 20:32
1.2. Tag der offenen Kulturoase

Aktionstage vom 8.2.-12.2.

11.2. BUNDESWEITE DEMO GEGEN DIE RÄUMUNG

Weitere Artikel:

Der Countdown läuft:
 http://www.infoladenludwigsburg.de/infoladen4/sections/news/news_show.php?id=662

Grüne schreiben offenen Brief an Karlsruher OB Fenrich:
 http://www.infoladenludwigsburg.de/infoladen4/sections/news/news_show.php?id=672

Ausserdem am 28.2. Naziaufmarsch in Karlsruhe verhindern, Infos bald unter  http://www.nonazis.tk

See you on the barricades!

muss ausgefüllt werden)

muss ausgefüllt werden) 01.01.2006 - 23:02
Die Nazi demo ist doch am 28.1 o_0 in karlsruhe

@ muss ausgefüllt werden)

asdfjklö 01.01.2006 - 23:29
Recht haste, Tippfehler...

Was in der Zeitung steht...

BZ-LeserIn 02.01.2006 - 00:09
Badische Zeitung vom Montag, 2. Januar 2006

Ruhe herrscht nur im Münster

Fröhlich feiern die Freiburger ins neue Jahr / Symbolische Hausbesetzung auf dem Raimanngelände in St. Georgen

Von Kathrin Ganter und Hans-Henning Kiefer

In Freiburg wurde das neue Jahr gebührend begrüßt: ob laut knallend auf dem Kanonenplatz, tanzend bei Partys oder stimmungsvoll in der Straßenbahn - in der Innenstadt war richtig viel Trubel. Nur eine Oase blieb ruhig. Im Münster konnten sich Feiernde eine Auszeit nehmen und sich leise von 2005 verabschieden oder 2006 willkommen heißen.

Je weiter der Tag gegen Mitternacht geht, desto voller wird das Münster. Nicht jeder hat es mit dem lauten Abschiednehmen und Willkommenheißen. “Es wurde Abend und es wurde Morgen”: Münster organistin Barbara Kolberg gestaltet im Wechselspiel mit dem Texte lesenden Pfarrer Heinz Vogel Stunden des Innehaltens, des Sichervergewisserns. Zwischen den einzelnen “Stationen”, zu denen Kolberg und Vogel ihre Musik- und Textvorträge zusammengefasst haben, herrscht einfach Stille.

Die Horde Jugendlicher aus Herbolzheim hat sich dazu entschlossen, 2006 mit Schmährufen gegen den VfB Stuttgart zu beginnen und prostet sich munter mit ihrer Wodka-Energydrink-Mischung zu. Andere auf dem Kanonenplatz mögen’s klassischer beim Anstoßen und bleiben beim Sekt - der meistens direkt aus der Flasche getrunken wird. Es ist rappelvoll, überall wird geherzt und geknuddelt und Glück für das neue Jahr gewünscht. Raketen zischen in die Luft und glücklicherweise nur wenige Spaßvögel feuern ihre Chinaböller in der Menschenmenge ab.

“Wir wollten einfach mal woanders feiern”, erzählt Simone Schuhmacher, die zusammen mit ihrem Freund Christian Wagener aus Landau (Pfalz) zum Jahreswechsel nach Freiburg gekommen ist und nun spontan mit einer Gruppe Freiburger weiterziehen. Den Weg vom Schwabentor in die Innenstadt legen die beiden mit der Straßenbahn zurück - und erleben dort eine Überraschung: Butterbrezeln, heiße Wienerle, ein Gläschen Sekt oder Bier, wahlweise auch Cola oder Sprudel: zwischen den Haltestellen Paduaallee im Stadtteil Bischofslinde und Lassbergstraße in Littenweiler pendelt “GT4 109”, die Tram der “Freunde der Freiburger Straßenbahn”. Mobil-fröhliche Einstimmung auf eine lange Nacht für die einen, billiges, weil kostenloses Fortbewegungsmittel für die anderen. Nicht nu die Pfälzer nutzen diesen Service gerne.

Während im Theater edel gefeiert wird, geht es in der Jackson-Pollock-Bar nebenan eher lässig zu - nach eins strömen nach und nach der Nachtschwärmer herein. Rund um das “Bermuda-Dreieck” steigt ebenfalls eine riesige Feier und die Stimmung ist - bis auf einige alkoholbedingte Ausfälle - prächtig. “Wir waren grad im Maria. Es war ziemlich voll, aber die Musik war klasse”, berichtet der Freiburger Frank Schlicht, der allerdings die Nacht dann doch lieber ganz gemütlich in seiner Stammkneipe, dem “Eimer” ausklingen lässt.

Nicht nur in der Innenstadt stieg die Party: Das selbsternannte “Schattenparker-Unterstützungskommando” besetzte das Raimanngelände samt altem Fabrikgebäude in St. Georgen um dort, laut einer Pressemitteilung, eine “unkommerzielle und alternative Party” zu feiern. Rund 100 Leute kamen, feierten und gingen morgens wieder. Mit der Besetzung für eine Nacht wollen die Veranstalter die Stadt dazu auffordern, die beschlagnahmten Wagen der “Schattenparker” herauszugeben und nach einer langfristigen Lösung für die Wägler zu suchen. Die Polizei besuchte diese Party ebenfalls kurz, sah aber laut dem Polizeisprecher, Hauptkommisar Michael Schmidt, keinen Grund zum Eingreifen oder das Fest zu beenden: “Wir hatten in dieser Nacht weitaus wichtigeres zu erledigen.”

Was in der Zeitung steht...

BZ-LeserIn 02.01.2006 - 00:11
Badische Zeitung vom Montag, 2. Januar 2006

DRUCK-SACHEN

Solidarität im Vauban

Keine Notwendigkeit für eine polizeiliche Räumung des Geländes an der Ecke Wiesental-/Merzhauserstraße von “Schattenparkern” sieht der Stadtteilverein Vauban. Der Vorstand schließt sich einer Erklärung Freiburger Bürgerinnen und Bürger an. Die mit massivem Polizeiaufgebot und “gegen großen Protest aus dem Stadtteil” vorgenommene Räumung stehe in keinem Zusammenhang mit Interessen der Vauban-Bewohner. Die Stadtverwaltung wird aufgefordert, die Eskalation zurück zu nehmen und im Dialog mit den Schattenparkern und dem Stadtteilverein eine einvernehmliche langfristige Lösung zu finden, heißt es in dem Schreiben.

Was in der Zeitung steht...

BZ-LeserIn 02.01.2006 - 12:26
Badische Zeitung vom Montag, 2. Januar 2006

Silvesternacht mit Klassikern

Freiburg begrüßte 2006

Die Klassiker des Jahreswechsels durften auch an diesem Silvesterabend nicht fehlen: Mit Feuerwerk und Sekt begrüßten viele Freiburger das neue Jahr in der ganzen Stadt. Auf den um Mitternacht begehrten Plätzen wie dem Kanonenplatz oder an der Sonnhalde war teilweise kaum noch ein Durchkommen, denn die Menschen kamen in Scharen, um das Feuerwerk zu sehen. Während die Innenstadt, die Kneipen und die Diskotheken voll waren mit vor allem jungen Leuten, die ausgelassen, aber meist friedlich bis in die frühen Morgenstunden feierten, gab es in St. Georgen eine politisch motivierte Party. Das “Schattenparker-Unterstützungskommando” besetzte für eine Nacht das Raimann-Gelände, um dort eine “unkommerzielle und alternative” Silvesterparty mit rund 100 Besuchern steigen zu lassen und auf diese Weise ihre Solidarität mit den Wagenburglern zu bekunden. Ruhig blieb’ s einzig im Münster: Nach dem Silvestergottesdienst mit Erzbischof Robert Zollitsch hatten hier Ruhesuchende die Möglichkeit, ganz besinnlich und ohne Hektik das Jahr ausklingen zu lassen.

Was in der Zeitung steht...

taz-LeserIn 03.01.2006 - 15:32
Der grüne OB schickt die grüne Minna

Räumungsbeschluss und Beschlagnahme: Freiburgs Oberbürgmeister Salomon kämpft gegen Wagenburgbewohner

FREIBURG taz Studenten, Auszubildende, Selbstständige, Arbeitslose: Die Gruppe ist so gemischt wie der Rest der Freiburger Bevölkerung. Nur wollen sie gern einer anderen Lebensform nachgehen. Statt in einer Wohnung oder einem Haus möchten sie im Bauwagen oder im Lkw wohnen. Doch seit einigen Wochen leben viele von ihnen in einem Keller, andere in der Wohung von Freunden. Die Bauwagen wurden beschlagnahmt - auf Beschluss des Rathauses, das vom grünen Oberbürgermeister Dieter Salomon geleitet wird.

Nun stehen rund 30 ausgebaute Last- und Bauwagen eingezäunt bei verschiedenen Freiburger Abschleppunternehmen auf dem Hof. "Einen Teil unserer persönlichen Sachen durften wir aus den beschlagnahmten Fahrzeugen holen", sagt Sarah Heinlin, "nachdem wir einen Antrag ausgefüllt hatten, in dem wir genau auflisten mussten, wie viele von unseren Socken wir zum Beispiel mitnehmen." Die 26 Jahre alte Studentin der Politologie mit den blonden Rastalocken lebt seit drei Jahren in einem Bauwagen.

Seit Jahren fehlt den so genannten Schattenparkern in Freiburg ein Platz. Zuletzt hat das Rathaus die Gruppe auf einem städtischen Grundstück geduldet. Nachbarn fühlten sich jedoch gestört. Lärm, frei laufende Hunde, qualmende Öfen: Die Stadt reagierte auf die Beschwerden mit einer Räumungsverfügung, die auch das CDU-geführte Regierungspräsidium bestätigte. Schließlich verließen die Wagenburgler freiwillig das Gelände.

Das war Ende November. Seither besetzten sie andere Grundstücke in Freiburg. Doch immer nur für kurze Zeit: Das Rathaus schickte jedes Mal Mannschaftswagen der Polizei. Man könne die Gruppe nicht einschätzen, da es keine klaren Absprachen gebe, erkärte die Polizei ihr Misstrauen. "Die Stadt versucht uns zu Kriminellen zu machen, die wir gar nicht sind", sagt Wagenburgvertreter Bernd Welte.

Die Gruppe ist bereit, eine Pacht zu bezahlen. Doch die Verwaltung blockt ab. Denn: Es gibt einen knapp zehn Jahre alten Ratsbeschluss, der besagt, dass es in Freiburg keinen weiteren Wagenburgstellplatz geben soll. Schließlich hat die Stadt bereits zwei offizielle Plätze. Sie entsprechen aber nicht den Vorstellungen der "Schattenparker" nach einem selbst verwalteten Leben - etwa weil dort ein Sozialarbeiter die Bewohner betreut. Zudem gibt es nur 11 freie Plätze, die nicht für die über 30 Fahrzeuge reichen. Ein Privatgrundstück wurde bisher nicht gefunden.

Mittlerweile regt sich in Freiburg Widerstand gegen die Linie des Rathauses. Eine Bürgergruppe vermittelt zwischen den Fronten. Einige grüne Stadträte stellen sich gegen ihren Oberbürgermeister. Doch selbst zu Weihnachten ließ Salomon nicht mit sich reden: Die Wagenburgler mussten ohne ihre mobilen Wohnungen die Feiertage verbringen.

BEATE BEULE

taz vom Dienstag, den 03. Januar 2006
 http://www.taz.de/pt/2006/01/03/a0120.nf/text

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 04.01.2006 - 13:38

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