22C3: Private Investigations

Andre M. (updates: alex + pete) 27.12.2005 14:21 Themen: Kultur Netactivism
Gestern wurde im Berliner BCC der 22. Chaos Communication Congress eröffnet. Die europäische Hacker-"Party" zu "technology, society and utopia" des Chaos Computer Club steht dieses Jahr unter dem Motto "Private Investigations". Zu über 150 Vorträgen, sowie zahlreichen Workshops und Diskussionen werden mehr als 3.000 Personen erwartet. Nach dem enormen Ansturm vor einem Jahr (Feature dazu) wurde der Kongress in diesem Jahr auf 4 Tage erweitert.

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Indy What The Hack! | 21C3
Aufgezeichnete Veranstaltungen nachträglich ansehen: dewy.fem.tu-ilmenau.de
Bereits gestern, am Tag 0, wurden mehr als 1.000 Tickets verkauft. Von über 300 eingereichten Papers fanden 150 den Weg in den randvollen Fahrplan. Die Vorträge drehen sich um die fünf Bereiche Hacking, Science, Community, Society und Culture. Im Hack-Center steht ein Public Access Rechner von ein paar Indys, an dem alle herzlich eingeladen sind, selbst Artikel zu posten.

Das Netz ist dick (16 Gbit Uplink) und läuft (!), Kameras des BCC sind aus (Hacker sind paranoid) und sogar die CCC-ler haben nicht immer Glück mit der Software. Die Zeit des ersten Vortrags war unklar, da die selbst-gehackte Congress-Verwaltungs Software nur volle Stunden kannte.


Private Investigations - Opening Show and Keynote Speech - Tim Pritlove, Joi Ito


In seiner Eröffnungsrede betonte Tim Pritlove zu allererst, dass Hacker keine Kriminellen sind. Das öffentliche Bild von Hackern als die Leute, die in fremde Computersysteme eindringen, ist verzerrt. Hacker sind produktiv und verstehen einfach technische Probleme auf ungewöhnliche Weise zu lösen. Der richtige Begriff für destruktive Technik-Freaks ist Cracker. Hacker seien dagegen Leute, die sich intensiv mit technologischen Entwicklungen und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft beschäftigen. So ist der CCC auch in der Lobbyliste des Deutschen Bundestages eingetragen und vertritt dort die Interessen von Hackern, Netzwerkern und Online-Bürgern. So sind Hacker laut Tim permanent über Themen wie Datenschutz (bei RFID, dem Maut-System, der Gesundheitskarte und dem e-Pass) "besorgt", aber auch "entschlossen" und "wütend."
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Ergänzungen

und zum ersten mal...

sozialschmarotzer 27.12.2005 - 14:36
...kostet es auch 75 Euro Eintritt!

@sozialschmarotzer

(muss ausgefüllt werden) 27.12.2005 - 15:41
zu diesen thema hat tim ziemlich gut geschrieben:

Ist schon ziemlich voll

Mr.X 27.12.2005 - 16:06
Einige Veranstaltungen waren so überfüllt, daß man sich draussen vor den TV-Geräten sammeln musste - siehe Foto.

Tja, und zu den 75 Euro: Die gelten für alle 4 Tage, Karten für jeweils 1 Tag kosten wesentlich weniger. Wenn man bedenkt, daß hier eine 4tägige Konferenz mit Teilnehmern und Referenten aus aller Welt stattfindet, dann ist das ein ziemlich fairer Preis. Für einen Studi wie mich, der kein eigenes Einkommen hat, ist das natürlich recht viel. Allerdings werden alle Veranstaltungen auch ins www übertragen, wo man sich das bequem ansehen kann.

Als Kommerzveranstaltung wirklich nicht teuer

HäckerIn 27.12.2005 - 20:02
Seit dem Camp im Jahr 2003 werden die Veranstaltungen des CCC, zumindest aus meiner Sicht, zunehmend kommerzieller. Bereits seit dem 16C3 (1999) gibt es die nicht gemeinützige "CCC Veranstaltungs GmbH" dessen alleiniger Geschäftsführer Tim Prittlove ist ( http://www.ccc.de/club/protocols/20021117.xml). Die Stellungsnahme zur Preiserhöhung ist also nicht wirklich neutral.

Nehmen wir mal die Standard-3-Tageskarte her, die viele Leute, die auch nicht unwesentlich zu den Kongressen betragen, z.B. durch die Arbeit als Engel oder einfach nur durch ihre Anwesenheit und einem entsprechend breiten Spektrum von Leuten auf dem Kongress. Bereits zum letzten Kongress 2004 (21C3) gab es eine saftige Preiserhöhung von 20 DM auf 40 EUR ( https://events.ccc.de/congress/2003/tickets.de.html und  https://events.ccc.de/congress/2004/tickets.de.html), welche mit den Verlusten des Camps begründet wurde. OK, kann ja sein, daß man sich verkalkuliert hat und der Preis war auch noch gerade so OK, auch wenn ich heute immer noch nicht verstehen warum man durch solchen Blödsinn, wie die Anschaffung des "Heart of Gold"-Plastikmaskottchen zum Camp zusätzliches Geld ausgeben mußte, wenn man eh schon so knapp bei Kasse war.

Jetzt zum 22C3 wurde der Preis der 3-Tageskarte noch einmal um 87,5% auf 75 EUR angehoben, wobei der Kongress dafür aber auch einen Tag (25%) länger ist. Vor lauter Verlusten durch den ganzen Vandalismus vom letzten Jahr, hat man dieses Jahr, trotz greifendem Versicherungsschutz dank Videoüberwachung des Kongresses, immer noch Geld übrig, um den Engeln erst mal ein tolles Outfit zu verpassen. Das man seit dem 21C3 auch sich als Blockwart der BCC-Kantine betätigt, indem man aufpasst, das die auch ja genug mit ihren überteuertem und trotzdem schlechten Essen verdienen, braucht man ja da schon fast nicht mehr zu erwähnen.

Nicht nur ich (siehe z.B. auch  http://www.andreas-mohrhard.de/category/11-22c3) sehe es so, das der Kongress zunehmend immer kommerzieller wird. Das er dadurch immr mehr an inhaltlicher Breite verliert je mehr sich das Spektrum durch die Preise in Richtung Wissenschaftler, Security-Consultants und Yuppies eingeengt wird, werden die Veranstalter in einigen Jahren sicher merken. Klar, diese Leute können über die niedrigen Preise dann auch lächeln.

Korrektur zu "Häckerin"

Anm. 27.12.2005 - 23:22
Einige der Behauptungen von "Häckerin" sind falsch: Der Kongress dient nicht dazu Geld zu verdienen ("kommerziell"), sondern Kosten zu decken. Die erste saftige Preiserhöhung ist durch den Wechsel ins BCC zustande gekommen, welches einfach mal dreimal soviel kostet wie das Haus am Köllnischen Park, wo die früheren Kongresse stattfanden. Die jetzige Erhöhung hängt zum Einen am umfangreicheren Programm, andererseits auch an den gestiegenen Bedürfnissen (Technik) der Leute. Und nachwievor gibt es auch soziale Lösungen für Leute ohne viel Kohle. Die Behauptungen von "Häckerin" basieren auf falschen Behauptungen und ich würde mal böse Absicht unterstellen. Wenn du den CCC doof findest, weil er nicht linksradikal und punkrock (so im Köpikeller mit Vokü) ist, dann musst du da nicht hingehen. Ich finde den CCC gut wie er ist und finde ihn jedes Jahr besser. Er wächst inhaltlich mehr und mehr und verbreitert sich (ich weiß, Linke wollen gerne unter sich sein und setzen Verbreiterung mit Beliebigkeit und Yuppies gleich), was sehr gut ist. Der Kongress ist einer der wenigen Veranstaltungen in diesem Lande, von dem überhaupt progressive Impulse ausgehen.