Sa - Flughafen Düsseldorf, Soliaktion Streik

du und ich 17.12.2005 19:05 Themen: Soziale Kämpfe
Am Samstag gab es an mehreren Flughäfen Soliaktionen für die Streikenden bei Gate Gourmet. So auch in Düsseldorf.
Solidarität mit den Streikenden von Gate Gourmet

Samstag, 17.12.2005 in Düsseldorf

Heute fand um 12 Uhr eine Solidaritätsaktion für die Streikenden von Gate Gourmet am Düsseldorfer Flughafen statt. Es trafen sich rund 40 Leute vor den LTU-Schaltern im Terminal C, verteilten Flugblätter, hielten eine Rede und stellten Transparente zur Schau. Anschließend demonstrierten sie etwa eine dreiviertel Stunde durch den restlichen Flughafen.
Das Thema wurde von den Flughafenbeschäftigten, den Passagieren und der anwesenden Presse positiv aufgenommen. Bereits gestern (am Freitag, 16.12.) wurde mit Hilfe von KollegInnen des Kölner DGB die Ausfahrt für die Gate Gourmet LKWs blockiert und heute wurden der Streik und die Solidarität in die Terminals getragen. Und dabei wird es nicht bleiben!

Das Unternehmen Gate Gourmet
Gate Gourmet ist ein multinationales Catering-Unternehmen mit 150 Betrieben auf fünf Kontinenten und insgesamt 26.000 Beschäftigten. Bis 2001 war die Gate Gourmet-Filiale in Düsseldorf ein Tochterunternehmen der LTU und hieß LTC. LTU verkaufte ihre CAtering-Tochter mit den Standorten Düsseldorf und Frankfurt für 33,7 Millionen Euro an die Swissair-Tochter Gate Gourmet. Nur ein Jahr später wurde dann Gate Gourmet aus dem Konkurs der Swissair heraus an das Investmentunternehmen Texas Pacific Group (TPG) verkauft. Dieses Unternehmen will seitdem den maximalen Profit aus den Arbeiterinnen und Arbeitern herauspressen. Auf die Interessen der Belegschaft wird dabei keine Rücksicht genommen.

Angriff gegen die Beschäftigten
Vor zwei Jahren hatten Gewerkschaft und Belegschaft einem Sanierungsvertrag, in dem die BEFRISTETE Kürzung von Weihnachtsgeld und Lohnzuschlägen vereinbart wurde, zugestimmt. Nun ist dieses Frist abgelaufen und das Unternehmen ist profitabel. Trotzdem will Gate Gourmet noch mehr aus den Arbeiterinnen und Arbeitern herauspressen und fordert nicht nur die Beibehaltung dieser Vereinbarung, sondern eine weitere Kürzung der Lohnzuschläge, die Kürzung des Urlaubs um fünf Tage und eine Verschlechterung der Arbeitszeiten. Der Betrieb schreibt nachweislich tiefschwarze Zahlen und so waren die Forderungen des Managements nach weiteren Lohnopfern der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.

Der Widerstand
Nach dieser Verhöhnung seitens Gate Gourmets haben sich 71% der Belegschaft für einen Streik entschieden. Am 07.Oktober hat dieser angefangen und ist nun bereits in der neunten Woche.

Die Reaktion von Gate Gourmet
Gate Gourmet kann den Streik in Düsseldorf bislang scheinbar gelassen wegstecken. Doch das ist nur möglich, weil von verschiedenen anderen Unternehmen Personal ausgeliehen wird, die nun Streikbruch begehen. Einerseits werden Leiharbeiter angeheuert, andererseits reagierte Gate Gourmet intern mit Personalversetzungen und Essenszulieferungen aus anderen Standorten. Allerdings dürften die bisherigen Mehrkosten, die das Unternehmen für diese Streikbrecher bezahlt schon weit das überschreiten, was sie die Forderungen der Beschäftigten gekostet hätten.
Aber es geht Gate Gourmet auch nicht nur um diese paar Kröten, sondern um die verschärfte Abpressung von Arbeit für wenig Geld. Dies drückt auch aus, dass der Geschäftsführer vor ein paar Tagen vor die Streikbrecher trat und verkündete, dass Gate Gourmet generell 10% Personalkosten einsparen will.

Solidarität
Dieser Streik ist nicht nur berechtigt, er ist auch notwendig. Deswegen gab es nicht nur Unmengen an Solidaritätsbekundungen und –besuchen, sondern gestern und heute gab es Solidaritätsaktionen.
Und Spenden an die Streikenden sind immer herzlich willkommen:

Kontoinhaberin: NGG
KTO:1650217300
BLZ: 30010111
SEB Düsseldorf
Stichwort: Streik Gate Gourmet
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Ergänzungen

Ergänzung

Anarchist 18.12.2005 - 11:44
Ich würde mich sehr freuen, wenn Indymedia - Berichte gewisse Qualitätskritierien erfüllen.

Die Ergänzung bezieht sich vor allem auf die Berichterstattung über die Aktion im Flughafengebäude.

Die Zahl von 40 Demonstrierenden ist überhöht, es beteiligten sich weit weniger an den Protesten. Warum werden auf Indymedia Teilnehmer bzw. Teilnehmerinnenzahlen häufig "nach oben korrigiert"?

Es ist Unsinn in den Bildern immer nur eine einzelne Gruppe darstellen zu wollen. Es gab noch weitere Transparente, warum bleiben bei höchstens 25 Protestieren die Hälfte der Banner außen vor. Soll jede Gruppe nun ihre eigene (Bild-Berichte) auf Indymedia verfassen oder ist es sinnvoller sich von vorneherein um Objektivität und Neutralität zu bemühen?


Warum behauptet der Autor, das es "Unmengen an Solidaritätsbekundigungen für diesen Streik" gab? Es gab bisher weder begleitende Protestaktionen von anderen ArbeiterInnen, es gab Streikbruch, wie es ihn immer gibt und in den Interviews wurde neben Zuspruch auch einiges an Unverständnis geäußert. Es gab auch am Samstag einigen Widerspruch, auch von Beschäftigen des Düsseldorfer Flughafen und die Frage, warum protestiert werden solle, wenn mensch sich soch selbst nicht betroffen fühlt. Der Text lässt hier an Objektivität vermissen.

Deshalb immer schön sachlich bleiben. Für mich bleibt ein Satz, wie "Das Thema wurde von den Flughafenbeschäftigten, den Passagieren und der anwesenden Presse positiv aufgenommen" unverständlich. Es sollte schon klar sein, dass sich die anwesende links-alternative Presse nicht gegen die Streikaktion wendet. Falls sich dann doch Mainstream-Medien verirrt haben sollten, (sicher bin ich hier mir nicht) ist es ganz unerheblich, wie sich die Presse vor Ort geäußert hat. Wichtig sind die Berichte, die später über die Aktion erscheinen und von denen nur zu hoffen ist, dass sie im Sinne der Streikenden sprechen.Die staatskonformen Medien geben sich häufig vor Ort "kumpelhaft" und "verbrüdert bzw. verschwestert" um schneller an Informationen zu kommen.


Das Streikzelt wurde am Samstag von wenigen ArbeiterInnen der Firma
aufrechterhalten. Insgesamt war die Beteiligung auch von dieser Seite eine große Enttäuschung und das an einem sogenannten Aktionstag . Leider fanden auch nur wenige der ohnehin schon kleinen Gruppe der am Samstagsprotest Beteiligten den Weg zum Streikzelt....


Eigenartige Politik, eine Aktion schön zu färben und ihre Bedeutung stark zu übehöhen.

Dennoch sollte dieser Arbeitskampf weiter unterstützt werden. Durch sinnvolle begleitenden Soliaktionen und ehrliche Solidarität. Und es besteht immer noch die Hoffnung, dass es besser wird....

noch mehr Ergänzungen

auchda 18.12.2005 - 16:23
Na gut, ich war auch da und liefere die von "Anarchist" gewünschten Zusatzinfos. Wie auf dem u.a. Bild zu sehen war, beteiligten sich Leute aus Gruppen wie Tasche leer - Schnauze voll, Wildcat, den Streikenden selbst, der Antifa, der PDS, der WASG, der MLPD, der FAU und der DKP an der Aktion.

Schöngefärbt wurde nix, 40 Leute vor Ort sind wirklich nicht die Welt. War aber trotzdem nett und die Reaktionen der PassantInnen wohlwollend. Was willste erstmal mehr - die Revolution steht ja nicht grade vor der Tür!

Grüße an die Leute von den Soliaktionen in Berlin und Frankfurt!!

Was bringt die Zukunft

Objektiver 18.12.2005 - 18:50
Es ist ja schön und gut das sich viele für den Streik der Mitarbeiter solidarisch zeigen. Aber schaut mann über NRW hinaus auf die neuen Bundesländer, wo die Texas Pacific Group gerade ein Werk der Firma Grohe in Herzberg (Elbe Elster)ausradiert.
Besteht nicht auch die Gefahr für die Streikenden und den Leuten die sich nicht am Streik beteiligen, das die Investoren von TPG den Betrieb am Flughafen Düsseldorf dichtmachen. Dieses ist eine reale Gefahr, weil die Kosten dieses Streikes den immer gewinnorientierten Chefs der TPG eher den Betrieb in Düsseldorf auflösen um durch Verkauf noch ein paar Dollars einzusacken.
Wie hätte ich mich verhalten? Streik oder Streikbrechen? Ich weiss es nicht!
Ich kann beide Seiten verstehen. Die einen für mehr Lohn und die anderen weil sie Arbeitsplätze erhalten wollen. Aber diese Entscheidung muss jeder für sich selber treffen. Deshalb leben wir in einer Demokratie wo jeder sein Recht auf freie Meinungäußerung hat.
Auch habe ich seit längerer Zeit viele Berichte hier bei Indymedia und die Streikzeitungen der NGG gelesen.
Wenn mann aufmerksam zwischen den zeilen liest geht es gar nicht in der Hauptsache um mehr Geld. Hier geht es mehr um das Verhalten von Vorgesetzten ohne soziale Kompetenz die nicht das nötige Fingerspitzengefühl haben ihre Kollegen/Untergebenen positiv zu führen und motivieren.
Täten die Strekenden nicht gut daran, wieder die Arbeit aufzunehmen?
Alleine der Schlag ins Gesicht nachdem die TPG ihre Angebote bei der Tarifverhandlung wieder zurückzog, hat die Streikenden in ein tiefes Seelisches Loch fallen lassen. Dieser Streik muss doch für viele erhebliche Finanzielle Einbußen haben. Da andauernd für Spenden aufgerufen wird, müssen viele die draussen stehen in einer finanziell prekären Situation sein. Auch die Belastung innerhalb der Familie stell ich mir schlimm vor, wenn mann nicht weiss ob die Miete oder die Hypothek bezahlt werden kann.
Es gibt bestimmt einige die wieder arbeiten wollen oder sogar müssen.
Ein Wort zu den Streikenden: wenn jemand aus persönlichen Gründen wieder die Arbeit aufnehmen muss, so habt Nachsicht!
Ein Wort an die da drinnen: Seit nicht nachtragend nehmt ihn oder Sie wieder in den Kreis der Kollegen auf, denn in der Hitze des streikes ist so manch böses Wort gefallen. Tragt es den Leuten nicht nach.

Vor dem Streik ist irgendwann auch nach dem Streik.

siehe Meldung vom Rundfunk Berlin Brandenburg zum Thema TPG bei Grohe
 http://www.rbb-online.de/_/nachrichten/wirtschaft/beitrag_jsp/key=news3504739.html
Letzter Arbeitstag im Herzberger Grohe-Werk. Im Grohe-Werk für Sanitärarmaturen in Herzberg (Elbe Elster) war am Freitag der letzte Arbeitstag. Ende des Jahres macht das Werk entgültig dicht. Nur ein kleiner Teil der 300 Beschäftigten hat neue Arbeitsplätze gefunden. Der Rest bekommt ein Jahr lang weiter Geld von einer Aufanggesellschaft. Die 5 Azubis werden von anderen Firmen übernommen.

Am Mittag waren alle 300 Mitarbeiter von Grohe auf einer Betriebsversammlung verabschiedet worden. Herzberg ist nicht der einzige Standort von Grohe, der dicht machen muss. Amerikanische Investoren hatten den Konzern übernommen. Sie wollen einen Großteil der Arbeitskräfte ins Ausland verlagern.

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