Wilder Streik bei AEG in Nürnberg

nürnberg 15.12.2005 21:18 Themen: Soziale Kämpfe
Seit vergangenen Montag steht fest: Der schwedische Großkonzern und AEG-Eigner Electrolux will bis Ende 2007 das Nürnberger AEG Werk dichtmachen. Seither überschlagen sich die Ereignisse. Selbst der AEG-Betriebsratsvorsitzende Dix musste feststellen, "die Proteste sind uns aus dem Ruder gelaufen"
Die Betriebsversammlung am vergangenen Montag endete im Tumult, wie die Abendzeitung am nächsten Tag auf ihrer Titelseite berichtete. Nach nur 10 Minuten verließ das Electrolux-Management fluchtartig das AEG-Werk, nachdem unzählige Sitzkissen Richtung Rednerpult geflogen waren und die Rechtfertigungsversuche für die Schließung im Pfeiffkonzert untergegangen waren.

Seit steht die Produktion bei AEG in Nürnberg fast gänzlich still. Die Leute verweigern individuell die Arbeit und fordern vom Betriebsrat tägliche Informationsveranstaltungen zum Schichtbeginn ein. Danach gehen alle wieder nach Hause. Um die Situation nicht ganz eskalieren zu lassen und eine Besetzung des Werks zu verhindern, genemigt die lokale Geschäftsleitung von AEG die Arbeitsverweigerung als bezahlte Freischicht.

"Die Belegschaft hat die Fabrik übernommen" war Mitte der Woche vom AEG-Betriebsratsvorsitzenden Harald Dix zu vernehmen. Die IG Metall wurde vom "wilden Streik" überrollt. Sie versucht nun über einen Sozialtarifvertrag noch einmal in Verhandlungen mit Electrolux zu kommen. Die Gewerkschaftspolitik ist in der AEG allerdings nicht unumstritten, da sie nach Meinung zahlreicher Beschäftigter schon viel zu viele Zugeständnisse in Richtung Electrolux unternommen hat. Sollte das schwedische Management auch auf das erneute Verhandlungsangebot der IG Metall nicht eingehen, will die Gewerkschaft möglicherweise Anfang Januar zur Urabstimmung rufen und einen offiziellen Streik ausrufen.

Bis jetzt machen es die Beschäftigten auf ihre Art und Weise, die Produktion still zu legen.

Eine Informations- und Diskussionsseite zur AEG gibt´s im Internet unter www.netzwerkit.de, auch Radio Z (www.radio-z.net) (www.freie-radios.net) berichtet täglich vom Streik.
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Ergänzungen

wat is dat dann...?

GEORG 16.12.2005 - 07:26
Die in euerer Überschrift gewählte Formulierung "Wilder Streik"ist für mich als langjährigen Gewerkchafter eine Zumutung. Diese Formilierung wird gewählt, wenn die Grossbürgerliche Presse versucht gegen das allgemeine Streikrecht zu plemisieren. Für mich ist es hingegen imm er wieder positiv in letzter Zeit aufgefallen, dass es in den Betrieben zu spontanen Arbeitsniederlegungen kommt, kommwohl in den letzten Jahren das Streikrecht immer mehr ausgehöhlt wurde, in den Betrieben, die Arbeit von Betriebsräten massivmit allen erdenklichen juristischen Spielchen bis zur Bedrohung mit Betriebschliessungen oder Verlagerung der Produktion ins Ausland behindert wurden. Umso mehr brauchen die KollegInnen auch dann unsere Solidarität auch wenn der Weg durch "Urabstimmung"; Friedenspflicht u.s.w."sehr mühsam erscheint und entsolidarisierend wirkt, aber auch da muss frau und mann durch, um aus Arbeitsniederlegungen starke Streiks zu bekommenAusserdem gilt weiter"WENN SICH UNTENEN NICHTS RÜRHRT BEWEGT SICH OBEN NIX"

Solidarisieren, nicht gleich Schlechtreden

xy 16.12.2005 - 11:24
Dass der längere Weg, sprich, durch Urabstimmung, Friedenspflicht… entsolidarisierend ist, gebe ich dir recht, aber wieso den dann einschlagen. Die Gewerkschaften als “Klassenkampf”-Monopole vertreten schon seit Jahrzehnten nur ihre eigenen Positionen, und nicht die der arbeitenden Menschen, dass diese jetzt auch kein Bock auf die Gewerkschaften haben, ist um so mehr verständlicher! Aber nein, der erste Ansatz einen Kampf auf nicht gewerkschaftlicher Basis zu organisieren, wird natürlich auch schon von den Gewerkschaften untergraben, denn wo kommen wir damit hin, wenn die Gewerkschaften ihre Macht, die sie nur auf die ArbeierInnen und Angestellte ausüben kann, verliert?
Die Situation der Arbeitenden verändert sich rasant, nicht nur in Deutschland. Die Kapitalisten haben schnelle Wege gefunden, um sich anders zu organisieren, globaler zu agieren. Nur der Widerstand hat noch einige Hürden zu nehmen, um sich auf einer Internationalen Ebene produktiv zu organisieren. Zwar möchte ich nicht leugnen, dass es schon solche Versuche, oder gar erfolgreiche Aktionen gab, diese sind aber schell zu Nichte gemacht worden, nicht zuletzt durch das verhalten einiger (vor allem deutscher) Gewerkschaften.
Es gibt aber auch Hoffnungen und Chancen, wie Mensch sich auf nationaler und Internationaler ebene organisieren kann. In Nürnberg gibt es doch eine gute Erwerbsloseninitiative, es gibt die streikenden Studis. Bei der Telekom wurden wieder Stellenstreichungen angekündigt. Es gibt aber auch sicherlich lokale Betriebe, die ähnliches vorhaben. Jetzt muss nur erkannt werden, dass der Sozialabbau, Einführung der Studiengebühren, Massenentlassungen, alles, aber auch wirklich alles, der selbe Dreckscheiß ist! Eine/mehrere gemeinsame Aktionen, solidarische Arbeitsniederlegungen, wilde Streiks, Werkbesetzungen, direkte Aktion eben! Auch wenn sie nicht direkt Fruchten, oder durch Repression seitens des Staates, oder seiner Hilfsorganisationen (Gewerkschaften z.B.), auf schärfste bekämpft werden. Wen wir nicht endlich zusammen anfangen Erfahrungen zu sammeln, sich darüber auszutauschen, einander zu helfen…, wird es bald immer schlimmer sich zu organisieren.

nix mehr streik

weiter_machen 17.12.2005 - 08:03
offenbar hat sich die bayerische ig-metall mit der trillerpfeifenlinie im kampf um die arbeitsplätze in nürnberg vorerst durchgestzt. der ig-metall chef in bayern hat das sinngemäss laut verschiedener medien wohl so formuliert: "wir wollen zwischen arbeitern und dem Unternehmen vermitteln (!!!). der bayerische rundfunk meldet, dass die arbeiterinnen der frühschicht am freitag morgen mit der produktion wieder los legten.

trotz alledem sei hingewiesen auf folgendes:

Betriebsrat, Gewerkschaft und Belegschaft des AEG Werkes rufen in Zusammenarbeit mit dem DGB und vielen weiteren Gruppen zu einer großen Solidaritätsdemonstration nach Nürnberg auf. Sie findet am 20.12.2005 statt. Treffpunkt ist die Fürther Straße/Ecke Raabstraße. Beginn wird um 16.30 Uhr sein. Die IG Metall Bamberg stellt für ihre Mitglieder und Kollegen ab 15.00 Uhr Busse bereit. Der Abfahrtsort ist "Neuer Plärrer" Breitenau.

weitere informationen:

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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GEIL !!! — na endlich

Von wegen! — ripple