Streikende von Gate Gourmet am Düsseld Flughafen

Solibündnis 14.12.2005 16:09 Themen: Soziale Kämpfe
Seit dem 7. Oktober streiken die Arbeiterinnen und Arbeiter der weltweit zweitgrößten Catering-Firma für Bordverpflegung, Gate Gourmet gegen eine weitere Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen. Das Unternehmen verlangt die Verlängerung der Arbeitzeit von 38,5 auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich, die Streichung von fünf der dreißig Urlaubstage und Kürzungen der Zulagen.
In den letzten Jahren hat sich der Arbeitsdruck erhöht, die ArbeiterInnen werden schikaniert und entwürdigend behandelt. Nun wehren sie sich gegen diese Angriffe des Unternehmens und fordern mit der Gewerkschaft NGG eine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent. Am 7. Dezember wurde ein Kompromiß ausgehandelt, aber noch bevor die ArbeiterInnen in einer Urabstimmung über dieses Ergebnis entscheiden konnten, zog die Europa-Zentrale von Gate Gourmet in Zürich ihre Zustimmung zurück.

Nun geht der Streik weiter und die Streikenden sind zu keinen weiteren Zugeständnissen bereit. Schon der erste Kompromiß war nicht von allen Streikenden euphorisch begrüßt worden. Solidarität und Unterstützung ist vor allem deswegen wichtig, weil die ArbeiterInnen in Düsseldorf zur Zeit alleine kämpfen, obwohl an andern Standorten wie München, Frankfurt, Hamburg, Berlin usw. der Druck ähnlich ist und die Firma dort, wie auch in anderen Ländern, ähnliche Verschlechterungen durchsetzen will. Für Gate Gourmet ist es ein Machtkampf: sie wollen den ArbeiterInnen in Düsseldorf eine politische und psychische Niederlage aufzwingen, um an den anderen Standorten ihren Angriff um so leichter durchsetzen zu können.

Am Samstag, den 17.12., werden auch an anderen Standorten von Gate Gourmet Aktionen zur Solidarität mit den Streikenden in Düsseldorf stattfinden.
Am Düsseldorfer Flughafen wollen wir am Schalter der LTU Reisende und Beschäftige mit Flugblättern und einer Kundgebung über den Streik informieren, denn die LTU ist der Hauptkunde von Gate Gourmet.
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Ergänzungen

weitere aktion

solidad 14.12.2005 - 18:26
Solidarität mit den Streikenden
bei Gate Gourmet in Düsseldorf!
Protestkundgebung am Samstag, 17.12.05, um 12 Uhr
am Rhein Main Flughafen, Busparkplatz vor dem Terminal 1

Gate Gourmet ist ein multinationales Catering-Unternehmen mit 150 Betrieben in 5 Kontinenten und insgesamt 26.000 Beschäftigten. Wie in vielen anderen Branchen auch scheinen die Gate Gourmet-Konzernleitungen zur Zeit überall einen ähnlichen Angriff gegen die Beschäftigten zu fahren: die Löhne sollen gesenkt und die Arbeitsbedingungen verschärft werden. Im August dieses Jahres führte dies bereits zu einem spektakulären Streik am Londoner Flughafen Heathrow, der für tagelange Turbulenzen im internationalen Luftverkehr sorgte.

Nun, seit dem 7. Oktober, wird die Gate Gourmet Niederlassung am Düsseldorfer Flughafen bestreikt. Anlass waren die ständig steigende Arbeitshetze und neue Zumutungen der Konzernleitung. Das Unternehmen verweigert eine Entgelterhöhung und fordert stattdessen die Streichung von fünf Urlaubstagen, von Zuschlägen, weniger Urlaub und die Verlängerung der Arbeitszeit. Im Gegenzug fordert die Gewerkschaft NGG eine Lohnerhöhung um 4,5 Prozent. Als die Verhandlungen scheiterten, stimmten 93 Prozent für Streik. Von den etwa 120 Beschäftigten beteiligen sich 85 aktiv am Streik und halten das Streikzelt vor dem Betriebstor rund um die Uhr besetzt. Weit über die Hälfte der Beschäftigten sind MigrantInnen, die meisten von ihnen stammen aus der Türkei, aber auch Menschen aus Polen, Marokko, Kroatien, Griechenland, Sri Lanka oder Brasilien sind unter ihnen. Der Zusammenhalt ist gut, die Beschäftigten lassen sich nicht gegeneinander ausspielen. Die Stimmung ist entschlossen, vorbeikommende Streikbrecher werden mit Pfiffen und Buhrufen bedacht.

Der Streik befindet sich nun bereits in der 9. Woche. Anfang Dezember wurde zunächst sogar ein Kompromiss ausgehandelt. Doch die europäische Konzernspitze von Gate Gourmet zog einen Tag später die gemachten Zugeständnisse wieder zurück. Ein Ende des Konflikts ist insofern nicht abzusehen, offensichtlich soll mit aller Härte demonstriert werden, dass selbst mittels Streik Lohnsenkungen und genannte Verschärfungen nicht aufzuhalten sind.
Gate Gourmet kann den Streik in Düsseldorf bislang scheinbar gelassen wegstecken. Doch das ist nur möglich, weil auf verschiedenen Ebenen Streikbruch begangen wird. Einerseits werden Leiharbeiter angeheuert, andererseits mit Personalversetzung und Zulieferungen aus anderen Gate Gourmet-Niederlassungen die Lücken gefüllt. Hier spielt im Übrigen auch die Kelsterbacher Filiale eine gewichtige Rolle. Gate Gourmet kostet es eine Menge Geld, die Ausfälle mit Streikbrechern, zusätzlichen Anlieferungen und verstärkten Sicherheitsmaßnahmen gegen mögliche Torblockaden zu kompensieren. Die bisherigen Mehrkosten für Gate Gourmet dürften bereits weit über dem liegen, was ein Eingehen auf die moderate Lohnforderung kosten würde. Aber es geht in diesem Konflikt um die Machtfrage und wie ungehindert die Konzernleitung ihre Kommandogewalt ausüben kann – und eine Niederlage der ArbeiterInnen in Düsseldorf würde dem Konzern an allen Standorten seine Erpressungen erleichtern. Schließlich geht es nicht einfach um Geld, sondern um die verschärfte Abpressung von Arbeit – und die lässt sich gegenüber einer Belegschaft, die politisch gestärkt aus einem Kampf hervorgeht, im Arbeitsalltag nicht mehr so leicht durchsetzen.

Es geht jetzt darum, an möglichst vielen Orten und auf verschiedenen Ebenen den Gate Gourmet-Konzern unter Druck zu setzen. Am 17.12. gibt es deshalb in mehreren Städten Solidaritätsaktionen mit den Streikenden bei Gate Gourmet.

Workers Center Initiative Rhein Main
Kontakt: Hagen Kopp 0172/6688454

Weitere Infos: NGG Düsseldorf: 0211-506 695 0
 http://www.ngg.net/  http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/gast/ggduess.html

Treffpunkt Düsseldorf

Soli 14.12.2005 - 18:32

Treffpunkt Düsseldorf
Samstag, 17.12.2005
12 Uhr, am LTU-Schalter im Terminal C des Düsseldorfer Flughafens

Anreise Süd
Treffpunkt für die Abfahrt von Köln:
10.30 Uhr am Info-Point, Haupteingang HBF


Auch in Berlin!

RacheFürTookie! 14.12.2005 - 18:40
...streiken die Gate Gourmet MitarbeiterInnen...

am Schönefelder Flughafen kann mensch ihnen seine/ihre SOlidarität auch selbst mal sagen!!!

nochmal nachgedacht

Objektiver 18.12.2005 - 18:55
Es ist ja schön und gut das sich viele für den Streik der Mitarbeiter solidarisch zeigen. Aber schaut mann über NRW hinaus auf die neuen Bundesländer, wo die Texas Pacific Group gerade ein Werk der Firma Grohe in Herzberg (Elbe Elster)ausradiert.
Besteht nicht auch die Gefahr für die Streikenden und den Leuten die sich nicht am Streik beteiligen, das die Investoren von TPG den Betrieb am Flughafen Düsseldorf dichtmachen. Dieses ist eine reale Gefahr, weil die Kosten dieses Streikes den immer gewinnorientierten Chefs der TPG eher den Betrieb in Düsseldorf auflösen um durch Verkauf noch ein paar Dollars einzusacken.
Wie hätte ich mich verhalten? Streik oder Streikbrechen? Ich weiss es nicht!
Ich kann beide Seiten verstehen. Die einen für mehr Lohn und die anderen weil sie Arbeitsplätze erhalten wollen. Aber diese Entscheidung muss jeder für sich selber treffen. Deshalb leben wir in einer Demokratie wo jeder sein Recht auf freie Meinungäußerung hat.
Auch habe ich seit längerer Zeit viele Berichte hier bei Indymedia und die Streikzeitungen der NGG gelesen.
Wenn mann aufmerksam zwischen den zeilen liest geht es gar nicht in der Hauptsache um mehr Geld. Hier geht es mehr um das Verhalten von Vorgesetzten ohne soziale Kompetenz die nicht das nötige Fingerspitzengefühl haben ihre Kollegen/Untergebenen positiv zu führen und motivieren.
Täten die Strekenden nicht gut daran, wieder die Arbeit aufzunehmen?
Alleine der Schlag ins Gesicht nachdem die TPG ihre Angebote bei der Tarifverhandlung wieder zurückzog, hat die Streikenden in ein tiefes Seelisches Loch fallen lassen. Dieser Streik muss doch für viele erhebliche Finanzielle Einbußen haben. Da andauernd für Spenden aufgerufen wird, müssen viele die draussen stehen in einer finanziell prekären Situation sein. Auch die Belastung innerhalb der Familie stell ich mir schlimm vor, wenn mann nicht weiss ob die Miete oder die Hypothek bezahlt werden kann.
Es gibt bestimmt einige die wieder arbeiten wollen oder sogar müssen.
Ein Wort zu den Streikenden: wenn jemand aus persönlichen Gründen wieder die Arbeit aufnehmen muss, so habt Nachsicht!
Ein Wort an die da drinnen: Seit nicht nachtragend nehmt ihn oder Sie wieder in den Kreis der Kollegen auf, denn in der Hitze des streikes ist so manch böses Wort gefallen. Tragt es den Leuten nicht nach.