Mordbefehl vom spanischen Staat

Ralf Streck 12.12.2005 14:05 Themen: Weltweit
21 Jahre nach dem Mord an Santi Brouard, Politiker der baskischen Partei Herri Batasuna (HB/Volksunion), hat ein Mörder ausgepackt. Am letzten Montag sendete der spanische Fernsehsender Tele 5 ein Interview mit Rafael López Ocaña, Söldner der staatlichen Todesschwadrone (GAL), die in den 80er Jahren Mitglieder der linken Unabhängigkeitsbewegung töteten. Er gab zu, dafür drei Millionen Peseten erhalten zu haben und das Geld und der Auftrag kamen direkt von der Madrider Regierung. Er machte auch andere für den Mord verantwortlich, die einst frei gesprochen wurden.
Ocaña sagte, zunächst habe der Unternehmer Luis Morcillo am 20. November 1984 „acht oder zehn Mal“ auf den Kinderarzt in seiner Praxis in Bilbao geschossen. Danach habe er zwei Schüsse auf ihn abgefeuert.

Das Geld für den Auftragsmord habe er vom Guardia Civil Offizier Rafael Masa erhalten, der es wiederum direkt von der sozialistischen Regierung unter Felipe González erhalten habe. Das Geld sei direkt vom Ex-Direktor der Staatssicherheit Julián Sancristóbal gekommen.

Dass der staatliche Auftragsmord am 20. November exekutiert wurde, ist kein Zufall, denn das ist der Todestag des Diktators, dem in Spanien an diesem 30. Jahrestag wieder viele nachgetrauert haben.  http://de.indymedia.org//2005/12/134215.shtml Am 20. November, fünf Jahre später, wurde 1989 wurde auch der HB-Parlamentarier im Madrider Parlament Josu Muguruza ermordet, sein Kollege Inaki Esnaola überlebte den Anschlag schwer verletzt.

Für die Ermordung von Brouard wurde nur Ocaña zu 33 Jahren Haft verurteilt, die übrigen Angeklagten wurden frei gesprochen.  http://de.indymedia.org//2003/06/55992.shtml Der Guardia Civil Masa sitzt aber eine elfjährige Strafe wegen Drogenhandel ab. In Freiheit befinden sich Morcillo und Sancristóbal, die wurden zwar für eine Entführung der GAL zu vier und zehn Jahren Haft verurteilt, sind aber längst begnadigt worden. Die Familie Brouard kündigte an, die Wiederaufnahme des Verfahrens erreichen zu wollen. Die Nachfolgepartei von HB, Batasuna (Einheit), hat erklärt, das Geständnis von Ocaña „bestätige“, dass „Santi vom Staatsapparat ermordet wurde“. Die Namen der „wirklich Verantwortlichen“ seien noch nicht gefallen. Sie hätten nie die Anklagebank gedrückt. „Félipe Gonzalez hätte viel zu erzählen“, erklärte Batasuna.

© Ralf Streck, Donostia 12.12.2005
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Ergänzungen

Fermin Muguruza

Askatasuna 14.12.2005 - 07:56
Tut zwar nichts zur Sache, aber interresiert mich doch. Ist Josu Muguruza mit Fermin verwandt? Der hat doch einen Mordanschlag der GAL überlebt?

Wenn dann nur

Ralf 14.12.2005 - 09:19
über hundert Ecken. Der Anschlag galt damals nicht Fermin, der war nur im selben Hotel (Monbar / man höre Cafe Monbar von Kortatu) als drei mutmaßliche Mitglieder der ETA von der GAL hingerichtet wurden.