Nazis in Wattenscheid

Mehr als 40 Deppen sind nicht zusammen gekommen. Eigentlich sollte man froh sein, daß in einer Stadt mit mehreren hunderttausend Einwohnern(*) nicht mehr Nazis zusammenzubekommen sind. Dennoch wurde in den letzten Tagen bei Indy so getan, als stünde in Bo der nationalsozialistische Staatstreich vor der Tür.
Dazu kommt dieser personifizierende Antifaschismus: man bekämpft nicht mehr Strukturen und setzt progressive gegen reaktionäre Inhalte (schon mitbekommen, daß der gesamte Mainstream gen rechts driftet????), sondern man beschränkt sich darauf, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr immer den selben 40, 50 oder meinetwegen auch 100 Dorfnazis hinterherzustiefelen, sie immer wieder aufs neue für Indymedia zu fotografieren, ihnen immer wieder dieselben phantasielosen Parolen entgegenzukreischen (die sie brauchen, um sich zu legitimieren und um wichtiger zu erscheinen).

Daß die dagegen protestierenden Antifas nach außen kaum als unterschiedlich wahrgenommen werden, hat verschiedene Ursachen. Zum einen ist es die Spaltung zwischen antikapitalistischer Linken und den meisten Antifas (die keinerlei Gesellschaftskritik mehr haben bzw. Alternativen formulieren), andererseits ist es die Unreflektiertheit und Ritualisierung (und damit verbunden die Entpolitisierung) weiter Teile der Antifa (bzw. viele Antideutsche sind heute sogar im FDD-Umfeld zu finden). Dadruch finden die genannte Ritiualisierung, fehlendes Hinterfragen und die reflexartigen, unreflektierten Verhaltensweisen statt.

Naja, macht mal weiter so... am nächsten Samstag und am übernächsten Samstag und am überübernächsten... keinen Millimeter weiter, immer auf der Stelle treten.... da erscheinen einem dann auf einmal die klitzekleinen Erfolge (zum Beispiel, 20 Mitläufer-Dorfnazis 10 Minuten lang aufgehalten zu haben) als Riesenerfolg im Kampf gegen den Feind(TM)...
...und all die wirklichen Probleme (Rechtsruck der Gesellschaft, tatsächlich aufkommender Faschismus, Neoliberalismus, Militarisierung der Gesellschaft) ignoriert ruhig weiter. Echte Antifaschisten scheren sich nicht um Zusammenhänge.

jetzt beschwert euch doch nicht, daß nur antideutsche am start waren. erstens hättet ihr ja selbst mehr leute mobilisieren können, wenn es euch nicht paßt, zweitens ist es doch eigentlich ganz gut, daß wenigstens die antideutschen da waren. große teile der mainstream-linken scheinen nazi-aufmärsche anscheinend ja nicht so spannend zu finden, wenn diese in wattenscheid stattfinden und etwas mit juden bzw. israel zu tun haben. ob das an wattenscheid liegt (ist schon echt fies da, gebe ich ja zu) oder am thema, sei an dieser stelle mal dahingestellt. ich befürchte schlimmes...

im gegensatz zu "carlo-vive" würde ich das alles nicht so negativ einschätzen. da klar war, daß die nazis ohnehin an den antifas vorbeimüssen, wenn sie vom wattenscheider bahnhof zum bebel-platz gehen wollen, war es gar nicht so blöd, eine weile lang dort zu warten. war halt bißchen kalt, und mensch könnte überlegen, demnächst einfach erst ein bißchen später anzureisen. mit der "unentschlossenheit" der bösen antideutschen, die lieber fahnen schwenken, hat das erstmal relativ wenig zu tun. abgesehen davon hatte ich durchaus den eindruck, daß heute viele um einiges entschlossener waren als bei anderen demos in der letzten zeit und schon versucht haben, an den bullen vorbeizukommen - ohne jetzt hier auf indymedia ins detail gehen zu wollen.

und auch das gerenne zur nächsten autobahnbrücke war nicht so sinnlos, wie im obigen beitrag dargestellt. beinahe wäre dort ein ganzer trupp leute durchgekommen und hätte die nazi-demo noch einmal stören können. meine einschätzung ist auch, daß die bullen an dieser stelle so aggro waren, weil sie beinahe zu langsam gewesen wären, um die antifas zu stoppen. daß es dort eine festnahme gab, kann ich bestätigen. vom ermittlungsausschuß habe ich erfahren, daß der mensch inzwischen wieder frei ist. (aus gegebenem anlaß: bitte denkt alle jeweils daran, euch beim ea abzumelden, wenn ihr freigelassen werdet, damit die genossInnen vom ea feierabend machen können und andere genossInnen nicht vor der bullenwache auf euch warten müssen, um euch tee und kekse zu bringen (ich übertreibe). das erleichtert die arbeit doch sehr. will euch gar nicht dissen, war nicht so schlimm, nur denkt bitte demnächst daran...) ansonsten hatte ich den eindruck, daß alle in dem kessel befindlichen leute relativ unverletzt entkommen sind, obwohl die bullen schon ziemlich fies drauf zu sein schienen.

Seit die Antifa in einen loses Netz autistischer Sekten zerfallen ist, welche alle anderen Menschen auf der Welt als Nazis bezeichnen (also auch sich gegenseitig) und sinnlose Grabenkämpfe führen (weil es ihnen so gut geht, daß alles nur ein großes Adventurespiel ist), mobilisiert diese Szene natürlich niemanden mehr. Nazis und Restantifa ähneln sich immer mehr. Während Nazis Antifaoutfit kopieren, beginnen ehemalige Antifas (die sich jetzt Antideutsch nennt) Nazidenkweisen zu übernehmen.
Eine Bankrotterklärung ist dieser Satz: "große teile der mainstream-linken scheinen nazi-aufmärsche anscheinend ja nicht so spannend zu finden, wenn diese in wattenscheid stattfinden und etwas mit juden bzw. israel zu tun haben."
Man traut sich nur noch an die genauso autistischen und erfolglosen Nazisekten heran. Ist ja gut, wenn man die nicht in Ruhe lässt. Aber darüber hinaus passiert nichts mehr. Der kategorische Imperativ, auf den man sich immer wieder beruft würde bedeuten, auch Aufklärung und Wissen in die Gesellschaft zu streuen, um ein neues Ausschwitz unmöglich zu machen. Statt dessen igelt man sich ein und bekämpft nur die sichtbarsten Auswüchse der ekelhaften gesellschaftlichen Verhältnisse. Und wenn mal grad keine Dofnazis da sind bekämpft man halt wieder Linke. Und einige Antideutsche scheuen sich dabei nicht mal davor, mit der Polizei zusammenzuarbeiten (Fepa gegen Indymedia, AANO gegen Friedensaktivisten, Bad Weather gegen konkurrierende Antifasekten, Bahamas gegen mehrere linke Einzelpersonen).

Es bleibt zu hoffen, daß die wenigen vernünftigen Antifas sich wieder Linken anschliessen und man gemeinsam versucht, eine bessere Welt zu erkämpfen und zugleich reaktionären Tendenzen (zu denen auch der von Antifas ignorierte Rechtsruck der Gesellschaft zählt) bekämpft. Die Reste der Antifaszene können ja weiter Dorfnazis hinterherrennen und sich dabei wichtig fühlen.

Ist doch vollkommen egal, ob es 40 oder 110 waren. Es war ein kleines unbedeutendes Häuflein. Nicht mal 0,000000001% der Bewohner stehen hinter sowas. Die nicht minder autistischen Antifas (die ich nicht zu den Linken zählen würde) waren im selben Zahlenbereich. Volkommen irrelevant.

seit es gewissermaßen erkennbare trennlinien im antifa-geschehen gibt, sich da polemiken zw. antideutschen und internationalistischen strömungen hin- und hergefeuert werden, gefällt sich mensch am liebsten in pseudomittelpositionen, die da den richtigen weg bedeuten sollen: in der regel nicht mehr als zusammengewürfeltes, inhaltsleeres, verkürztes gefasel, welches nicht einmal nach inhaltlichen differenzen sucht, sondern sich damit begnügt, "antiimp und antids voll scheiße zu finden,...sektenblablub,...nationalflaggenblablubb...". großteile dieser völlig sinnentleerten ressentimentbeladenen ausseinandersetzungen, im besonderen jene auf indymedia, könnten sich eigentlich erspart werden, da sie so oder so bloß an der oberfläche von weit vielschichtigeren debatten kratzen. zumal großteile der beiträge eh von subkulturellen deutschen - nazis - oder eben subkulturellen linken deutschen - z.b. der "antifa marl" - geschrieben werden scheinen.
weiterhin gilt:
nie wieder deutschland - solidarität mit israel - und das ganze mit dem background, den weite teile der antideutschen schon lange anführen: kritische ausseinandersetzung mit der weltpolitischen situation.

pseudomittelposition? es gibt keine mitte, zwischen antiimps und antiDs. das was du meinst ist eine position, die über, unter oder sonst wo ist, aber nicht zwischen. denn zwischen antiimps und antiDs kann denkender mensch nicht wählen. es ist keine wahl zwischen: "plästina knie nieder..." und "intifada bis zum sieg...". beides ausdruck einer menschenverachtenden denke. aber sicher wirst du das anders sehen und hier weiterhin, dein blablub, blablubb weiter vor dich hinblubbern.

Wer sich nicht an euern nationalistischen Wohlfühlzirkeln oder Sektengehabe beteiligen will, ist "inhaltsleer und verkürzt"? Besser kann man es doch gar nicht mehr aufzeigen: die Antifa drifetet immer weiter nch rechts, wenn schon Teile von ihr ganz offen sagen, daß NUR Nationalismus, Militarismus und autistisches Sektengehabe inhaltlich und verlängert (meiner ist 5cm länger...blabla) sei. Was seid ihr Reihenhausdeppen doch für arme Würste!

Was "Hui-antid-zicke" meint: Antiimp=AntiD auf der einen Seite (überwiegend reaktionäre Positionen, Politik als Identitätsfindung) und auf der anderen Seite jene Linken, die weiter für eine gerechtere Gesellschaft und gegen jegliche reaktionären Backlash kämpfen. Letztere sind laut Hui-Zickie ganz böse und eigentlich auch Nazis, weil nur Nationalismus und Militarismus gegen Nazis helfen würde.

@cdu: du setzt deine intuition anstelle inhaltlicher ausseinandersetzung und nennst mich wirr? was ist ein "nationalistischer wohlfühlzirkel" bzw. "sektengehabe"? glaubst du, solches rumgefasel kann über 10 jahre antideutsche debatte adäquat erfassen? lies noch ein bisschen robert kurz, mit dessen texten kannst du auch noch so tun, als würde hinter verquerer "ihr-seid-doch-so-arme-würstchen"-scheiße auch noch irgendeine beschäftigung mit den inhalten antideutscher kritik stehen. setzen, 6!

@linke zicke: jup, es gibt weder die mitte, noch die beiden "seiten" als homogene gruppen, es gibt reinen inhalt. und wenn es um den geht, sind jene positionen, die sich aufbauend auf antideutschen ansätzen entwickeln, nunmal i.d.R. weit progressiver als jenes unzusammenhängende gefasel, was da glaubt, die antideutsche debatte mit solchen platten, nicht mal annähernd am objekt orientiertem gezänke, wie es auf indymedia dominiert. besonders deutlich, wie wenig die kritik am objekt verläuft, wird m.E. spätestens in dieser beitragsreihe, wenn schon wieder umstandslos antipalästinensischer rassismus/eurozentrismus mit antisemitischem antizionismus gleichgesetzt werden. kaum einer der selbsternannten kritiker_Innen - grade nicht jene der "antifa marl" - scheint noch in der lage zu begreifen, dass hier zwei völlig verschiedene vorkommnisse mit zwei völlig unterschiedlichen denkmustern zugrunde liegen, die auch getrennt voneinander - und getrennt von der antideutschen im allgemeinen - behandelt werden müssen.

aber glücklicherweise bin ich nicht die caritas für inkonsequente denker_Innen und fühle mich daher nicht verpflichtet, netze der vernunft in unvernünftige köpfe zu flechten.

Der obige Bericht stammt nicht von der Antifa Marl!
Wir distanzieren uns von der obigen Darstellung der Geschehnisse!
Wir verstehen nicht warum Gruppen, oder Einzelpersonen versuchen uns mit obigen Kommentar für solche Berichte zu Missbrauchen.
Die Antifa Marl ist eine neue Antifa die einen Zusammenschluss aus Antifaschistinnen sowohl der alten Antifa Jugend als auch neuen antifaschistisch Interessierten.
Wir sind nicht daran interessiert interne Diskussionen auch mit anderen Antifa Gruppen nach außen zu tragen und werden dies auch nicht weiter tun!

"glaubst du, solches rumgefasel kann über 10 jahre antideutsche debatte adäquat erfassen" - haha, 10 jahre "ihr seid alles nazis, wenn ihr gegen nationa und krieg seid". geile debatte.

dann sag mir mal bitte, wie ich "palästina knie nieder, die siedler kommen wieder!" nach deinem denkmuster zu denken habe. wie kann ich mir "... knie nieder..." diesen ss-hooligan spruch den bitte anders denken, als das hier menschen, weil sie einer anderen definitorischen einheit, ob nun alle das wollen oder nicht, über einen kamm geschorren werden, und sich vor der hinrichtung hinknien müssen. welchem gott verdammten denkmuster soll dieser scheiß den bitte gehorchen?

das letze bier war wohl schlecht?!

ganz schöne unverschämtheit, dass hier großteile einer inhaltlichen diskussionen, die problematiken der betreffenden veranstaltungen zum inhalt hatte, einfach gelöscht wurden. armutszeugnis, indymedia, armutszeugnis.

die mods haben genau das richtige gemacht. leider nicht konsequent genug. indymedia ist nun mal kein ort für bekloppte zankereien zwischen irgendwelchen mittelklasse-kiddie-sekten-mitgliedern. macht das woanders.
euch will keiner haben :-P