Linkspartei besucht Topf&Söhne-Gelände in EF

Unterstützer 29.11.2005 12:32 Themen: Soziale Kämpfe
Nachdem am Freitag vergangener Woche mit einer spontanen Aktion auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt ( http://www.de.indymedia.org/2005/11/133715.shtml) erstmalig gegen den (bei einem Verkauf drohenden) Abriss des Besetzten Hauses protestiert wurde, ging am gestrigen Montag die Öffentlichkeitsarbeit weiter.
Nachdem am Freitag vergangener Woche mit einer spontanen Aktion auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt ( http://www.de.indymedia.org/2005/11/133715.shtml) erstmalig gegen den (bei einem Verkauf drohenden) Abriss des Besetzten Hauses protestiert wurde, ging am gestrigen Montag die Öffentlichkeitsarbeit weiter. Landtagsabgeordnete und Stadträte der Linkspartei besuchten das ehemalige Topf&Söhne-Gelände, um mit BesetzerInnen und UnterstützerInnen zu reden und um das Gelände und die verschiedenen Projekte zu besichtigen. In Begleitung von PressevertreterInnen wurde ein Rundgang ( http://www.topf.squat.net/topf/virtueller_rundgang/index.html) über das Gelände ermöglicht – ein Vortrag informierte über die Hintergründe der Firma, die im Nationalsozialismus einen wesentlichen Beitrag an der industriellen Massenvernichtung hatte.
Im Anschluss wurden Linkspartei- und PressevertreterInnen in den besetzten Geländeteil geführt, wo sie das Besetzte Haus, das „Exit“ (Club für elektronische Musik) und den Bauwagenplatz besichtigen konnten. In einer Gesprächsrunde wurde über die seit 4 ½ Jahren quasi geduldete Besetzung und die politische Arbeit informiert. Im Monat werden die Projekte im besetzten Teil von schätzungsweise 500 Menschen genutzt. Wohn-, Veranstaltungs- und Bandproberäume, ein Büro für politische Gruppen, eine Konzerthalle mit Bar, das „Exit“ und ein Bauwagenplatz werden genutzt.
Die VertreterInnen der Linkspartei haben zugesichert, das Thema auch im Stadtrat sowie Landtag zu thematisieren. Ende des Jahres wollen die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG), Stadt Erfurt und das Land Thüringen über den Verkauf verhandeln.

Bilder vom Gelände:
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Ergänzungen

TA-Artikel

ich überLEG noch 29.11.2005 - 12:52
Thüringer Allgemeine 29. November 2005

Selbstbestimmt und offen
Topf & Söhne: Nutzer und Bewohner des Besetzten Hauses fordern Bestand des alternativen Jugendprojektes
Von Casjen Carl

Erfurt. Die junge Frau hebt einen alten Türrahmen auf und legt ihn zur Seite. Was grotesk wirkt, angesichts des Gerümpels, was an allen Ecken des Topf&Söhne-Geländes liegt. Dahinter kommt Steppl, „das reicht als Name“, und führt den Pulk von Station zu Station. Mit seinen Stoppelstreifen auf dem Kopf sieht er nicht aus wie ein Museumsführer, wirkt aber nicht nur deswegen keineswegs überroutiniert. „Ich habe angefangen, mich mit Topf zu beschäftigen, seitdem ich hier mit im Haus bin.“ Ein paar Stichpunktzettel reichen ihm jetzt, die Fabrik und auch das Denken der Krematoriums-Konstrukteure zu erklären, wenn letzteres überhaupt zu erklären ist.
Gestern Nachmittag ging es aber gar nicht so um die Erfurter Ofenbauer für Auschwitz, sondern darum, ob das alternative – und vor allem selbstbestimmte – Projekt noch einen Platz auf dem Gelände haben wird, wenn die jüngst erdachten Pläne ins Rollen kommen. In den Landtagsabgeordneten Tamara Thierbach und Matthias Bärwolf und Stadträtin Katrin Christ von der Linkspartei sahen die Besetzer potentielle Verbündete. „Über den Namen besetztes Haus sollte man mal nachdenken“, gab Thierbach gleich einen eher formellen Tipp. Schließlich ging es ja nicht darum, irgendetwas zu besetzen, sondern Raum für ein selbst verwaltetes Jugendprojekt zu haben. „Es war kein Ort der Opfer, wo man es nicht fertiggebracht hätte hier zu tanzen.“ Aber mit einem Terrain, wo Mittäter der Industrie wirkten, konnten sich die jungen Leute wenn nicht anfreunden dann aber auseinandersetzen.
Das passierte nachweislich mit Vorträgen, Führungen und Ausstellungen. Selbst ältere Erfurter kamen so auf das Gelände. „Die jungen Leute kommen hier mit Theman wie Rassismus, Sexismus oder Faschismus in Berührung – freiwillig“, sagt Christian Alke, der selbst austestete, wie offen die Leute vom Haus sind. „Dass wir mit dem `Exit`, einem Club für Elektro-Musik, gleich nebenan sind, zeigt doch die offenen Möglichkeiten.“ Und fügt selbstbewusst an: „Was hier geschaffen wurde, davon träumt jeder Sozialarbeiter im Club XY.“ Alles ohne Fördergelder.
Nun wollen alle an einem Strang ziehen und sich nicht unterbuttern lassen, wenn es um das Vorhaben der Stadt geht, die LEG das Firmengelände vermarkten zu lassen. Das bedeute nicht, dass man etwas gegen den Geschichtsort im Verwaltungsgebäude habe. Aber man möchte auch seinen Platz behalten. Eine erste Demonstration auf dem Weihnachtsmarkt am Freitag war das erste Zeichen hierfür. Jetzt suchen die zehn bis 15 dauerhaften Nutzer des Hauses nach Wegen, die Parteien von ihrem Anliegen und der Notwendigkeit des Erhaltes zu überzeugen.
Was zumindest, die Sozialisten zeigen Symphatie, auch den Grünen nicht schwer sein sollte. Stadträtin Astrid Rothe wohnte auch mal in einem besetzten Haus. Damals noch in der Johannesstrasse.

TLZ-Artikel

schon beLEGt 29.11.2005 - 13:00
Thüringische Landeszeitung 29.11.2005
Besetzern droht das Aus

Daberstedt. (tlz) "Wir gehen mit der Forderung ins Rennen, unser Projekt so zu erhalten, wie es ist", sagt Peter. Das besetzte Haus in Erfurt besteht seit viereinhalb Jahren auf dem Gelände der Firma "Topf & Söhne", jetzt befürchten seine Nutzer das Aus. "Wenn wir verschwinden, fehlt Erfurt ein kultureller, anders denkender Ort, wo Jugendliche sich aus Eigeninitiative zusammen tun und ihre eigene Vorstellung von Kunst und Politik umsetzen", sagt Christian.
Angst um ihr selbstverwaltetes Domizil haben sie vorerst zurecht. Die Landesentwicklungsgesellschaft will das Gelände kaufen und Wohn- und Gewerbeflächen entwickeln - und das bis Jahresende in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Geschichtsort Topf & Söhne und der Stadt (TLZ berichtete). Und die will bislang lediglich das ehemalige Verwaltungsgebäude kaufen und eine Gedenkstätte mit Museum und Begegnungsräumen einrichten.
"Ihr müsst die Leute aus dem Stadtrat immer wieder einladen, um dort etwas zu aktivieren", gab Tamara Thierbach, Landtagsabgeordnete der Linkspartei.PDS, den jungen Leuten gestern Ratschläge, nachdem sie sich mit anderen PDS-Mitgliedern das Areal angeschaut hatte. "Wir können im Stadtrat erfragen, was möglich ist, Türen öffnen und die konkreten Pläne der LEG herausbekommen", bot Thierbach weiter ihre Hilfe und die der PDS-Stadträtin Katrin Christ an. Auch wies sie darauf hin, dass die Stadt vor einigen Jahren den Beschluss fasste, in Erfurt ein selbstverwaltetes Jugendzentrum zu haben - und es bestünde die Möglichkeit, dass der Zwangsverwalter das Gelände nicht komplett an die LEG, sondern der Stadt das besetzte Areal verkauft. Zu welchen Kompromissen sie bereit sind, sollte das Projekt mit Bauwagenplatz, wo derzeit etwa 15 Jugendliche wohnen, mit den Konzertmöglichkeiten im "Exit" sowie dem besetzten Haus nicht bestehen bleiben können, darüber haben sich die Jugendlichen noch keine Gedanken gemacht. Seit 2001 ist das Haus besetzt und seitdem versuchen die Bewohner und Nutzer, sich nicht nur mit Konzerten zu finanzieren, sondern auch die Geschichte ihres Wohnortes und Treffpunktes aufzuarbeiten. Die Bedeutung ihrer Arbeit schilderten sie in einem öffentlichen Brief (TLZ berichtete) an die Stadträte - und hoffen, dass ihnen geholfen wird.
Von Jana Heintze


häuserkampf-geschichte in EF

neverendingstory 29.11.2005 - 13:19

Demo für den Erhalt der Ex-Steffi

B.Setzer 29.11.2005 - 14:27

Solidarität und Kraft nach Erfurt!

In Karlsruhe soll die Ex-Steffi auch platt gemacht werden!
Wehren wir uns gemeinsam gegen die Illegalisierung und Vertreibungspolitik!
Linke Freiräume erkämpfen!

Am 10.12. Demo für den Erhalt der Ex-Steffi
Treffpunkt: 15:00 Uhr Kronenplatz Karlsruhe

15 Jahre Selbstverwaltung sind erst der Anfang...

 http://www.exsteffi.de

Ausserdem:

3.12.05 Nazidoppeldemo in RA/KA verhindern! Infos  http://www.nonazis.tk

8.12.05 Demo gegen die Innenministerkonferenz in KA, 16:00 Platz der Grundrechte

28.1.06 Nazidemo die Zweite verhindern

1.2.06 Räumung der Ex-Steffi verhindern

Homepage::  http://www.exsteffi.de

Linkspartei offenbar in Thüringen anders

Berliner 29.11.2005 - 15:36
In Berlin lässtb die PDS Hausprojekte räumen oder verhindert seit 3 Jahren ein Soziales Zentrum. Im kommenden Jahr sollen mehrere Wagenburgen geräumt werden. Die Taktik dabei ist immer dieselbe: Verhandlungen werden scheitern gelassen oder die PDS-Verantwortlichen erscheinen nicht und der Presse wird dann erzählt: "die Linken haben sich verweigert". Glückwunsch, wenns bei Euch anders ist.

Dies ist kein Jugendclub

------------------------------------ 29.11.2005 - 16:52
Das besetzte Topf & Soehne - Gelände ist KEIN selbstverwaltetes "Jugendprojekt". Ich weiß nicht, wer das der PDS-Abgeordneten Tamara Thierbach so verklickert hat. In den TLZ-Berichten wird daher auch immer wieder infantilisierend von "Jungen Leuten" gequatscht. So wohlmeinend das auch sein mag, so herabsetzend ist es auch. Das Projekt Topf & Soehne - Gelände ist da wohl etwas vielschichtiger, als dass da eine Hand voll Mittelklassekids ihre politische Pubertät austobt, bevor der Marsch an die Institutionen angetreten wird. Die Zeiten sind eindeutig vorbei und das macht es auch neben dem Attribut "Geschichtsort" spannend.

@ Berliner: Du hast Recht, dass die Linkspartei in Thüringen mit linksradikalen Projekten anders umgeht, als in Berlin: weil sie in Thüringen nicht mitregiert. Als die Chancen auf eine Regierungsbeteiligung gut standen, wurde sich auch gegen die Radikale Linke abgegrenzt. Vor allem Politiker wie Bodo Ramelow nutzten die Kriminalisierung einer Demo zum 02.10.2001 unter dem Motto "es gibt tausend Gründe Deutschland zu hassen", um sich des Anmelders der Veranstaltung, MdL Steffen Dittes, zu entledigen. Leute wie Dittes standen für linksradikale Politik innerhalb der PDS. Es bleibt also dieselbe Partei wie in Berlin und eine Zusammenarbeit in Thüringen kann nur strategisch verstanden werden.

So und jetzt helft mal alle, dass die "Jungen Leute" ihren Platz in dieser Gesellschaft finden. Cheers

früher

betrachterIn 29.11.2005 - 17:31
wenn ich mir die zeittafel zu den besetzungen in erfurt anschaue, dann wird schon deutlich (ohne das negativ zu meinen) warum es dem projekt weiterhin schwerfällt, sich von dem "jugendzentrum"-touch zu befreien. der damalige allerlei e.V. und die ersten besetzungen etc. wurden allesamt von jugendlichen auf die beine gestellt. in der öffenlichkeit wurde immer auch ein "autonomes jugendzentrum" gefordert. die pds abgeordnete kennt diese forderungen wahrscheinlich auch noch aus dieser zeit. doch leute werden mit der zeit bekanntlich älter und auch personenkreise ändern sich. in solch einem projekt gibt es natürlich immer wieder eie berechtigte auseinandersetzung zwischen den verschiedenen ansätzen. ein drum `n bass und elektro_Club Projekt wie das EXIT (mit Graffitti, Street Art und allem drum und dran) zielt natürlich auf ein jugendliches Publikum.

scheinbesetzung

xyz 05.12.2005 - 21:15
TLZ, 5. Dezember 2005

Zum Schein besetzt ist seit Freitag ein leer stehendes Haus in der Moritzwallstraße. Zwei Transparente unterstützen den Protest des Besetzten Hauses auf dem Topf & Söhne-Gelände. Dieses will die LEG kaufen, ein Mischgebiet entwickeln, auch eine Gedenkstätte soll entstehen. Das Besetzte Haus macht sich dafür stark, dass auch sein Jugend- und Kulturprojekt erhalten bleibt.
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Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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"selbstverw. jugendprojekt" — verzweifelt

@uralt — ----------------------------------

zeitungsgeschreibe — ichduersieeswirihrsie

Oh Gott ... — --------------------------------------