Fr: Beschlagnahmte Wägen wieder rausgegeben

Schattenparker 28.11.2005 18:00 Themen: Freiräume
Nach längeren Verhandlungen hat die Stadt heute Nachmittag alle fünf beschlagnahmten Wägen herausgegeben.
Früh morgens hatten sich etlich Leute von uns vor dem Rahaus versammelt und ein Matratzenlager errichtet, um unsere Obdachlosigkeit zu unterschreichen.
OB Salomon und Ordnungsamtleiter Rubsamen nahemn sich die Zeit für ein Gespräch, wobei aber nicht wirklich was heraus kam.
Die Beschlagnahmten Wägen sind wieder rausgegeben. Gegen 16:00 Uhr konnten wir sie aus der Halle in Hochdorf abholen. Auf hinterlistige Versuche von den Bullen, schnell noch eine Empfangsbestätigung mit der Klausel, nie mehr an der Baslerlandstraße zu parken usw. wurde natürlich nicht eingegangen.
Bei den Verhandlungen zuvor wurden jedoch Drohungen ausgesprochen, dass die Wägen sofort wieder eingesackt werden, sollten die Halter darin übernachten oder längere Zeit irgendwo parken. (Dass das überhaupt keine rechtliche Grundlage hat wollten sie nicht so richtig schlucken!)
Den übrigen haben sie weitere Räumungen und schräge Maßnahmen angedroht.
Desweiteren ließ Rubsamen noch die dumme Bemerkung fallen, dass in anderen Städten Wäglern Geld geboten wurde, um die Stadt zu verlassen. Er würde darauf verzichten, aber hoffen, dass wir es trotzdem tun. Ar.......
Am Vormittag stellte sich OB Salomon zum ersten Mal einem Gespräch. Arrogant war er, hatte aber nicht so recht den Schimmer was da so wirklich ab ging. Er betonte jedoch, dass er die Beschlagnahmungen befürwortet und klar hinter der jetztigen Linie steht.

Auch wenn alle Wägen wieder zusammen sind, ist es für uns kein Grund jetzt Ruhe zu geben. Die Aktionen und das Verhalten der Stadt sind unter aller Sau!
Für den kommenden Freitag ist um 17:00 eine Demo geplant, Treffpunkt ist am Stadttheater. Achtet auf Flyer!
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Ergänzungen

Matratzenlager der Wägler...

Autonom@ntifA 28.11.2005 - 19:11
...in eisiger Kälte.

Stellwand vorm Rathaus...

Autonom@ntifA 28.11.2005 - 19:12
...direkt am Weihnachtsmarkt.

Brief von einem Wagenbewohner an die Stadt Fr

weiterleiter 29.11.2005 - 13:13
Mit tiefer Bestürzung nehme ich den staatlich-städtischen Umgang in
Freiburg mit Wagendörfern zur Kenntnis. Damit hat Freiburg gezeigt, dass
es sich von Vorurteilen leiten läßt, dass es sich von politischem
Populismus lenken und von Intoleranz bestimmen läßt.

Ich fordere die politisch Verantwortlichen hiermit auf, für diese Tat
ihren Hut zu nehmen. Außerdem sind die Wagen umgehend herauszugeben.

Es kann nicht angehen, dass sich die Herrschenden einer Stadt ihre
Bevölkerung nach eigenem Ermessen aussuchen und dabei bestimmte
Personenkreise, die in diesem Zusammenhang gerne mit Ressentiments
belegt werden, aus der Stadt gegrenzt werden.

Die Welt besteht nicht nur aus seßhaften Wohnungsmenschen! Schon in der
Bibel zeigt die Geschichte von Kain, dem seßhaften Ackerbauer, und
Abel, dem ziehenden Hirten, dass es verschiedene Daseinsformen gibt, die
alle ihre Berechtigung haben. Die Beseitigung Abels und die Verleugnung
der Verantwortung scheint auf die politisch Verantwortlichen eins zu
eins zu übertragen sein.

Nicht zuletzt hat sich sogar das Internationale Komitee für Grund- und
Menschenrechte für ein Recht auf die freie Wahl der Wohnform
ausgesprochen und damit zum Ausdruck gebracht, dass eine Stadt oder
Kommune unterschiedlichen Ansprüchen seiner Bevölkerung gerecht werden
muß - anstatt sich eine gefällige Bevölkerung zu selektieren.

Als StudentInnen vor 30 Jahren in Wohngemeinschaften zogen, wurde das
von vielen recht mißtrauisch beäugt, inzwischen ist es eine etablierte
Wohnform.

Befragt man heute Leute, wie sie wohnen, bekommt man eine Palette
möglicher Wohnformen präsentiert, ohne dass über die Zulässigkeit
einzelner Wohnformen diskutiert wird.

Die Sozialwissenschaft belegt diese Entwicklung mit dem Schlagwort
Pluralisierung. Diese Entwicklung egal, wie wir sie bewerten bestimmt
auch den Bereich des Wohnens. Die Wohnungsbaupolitik ist heute
gefordert, mehr Raum für individuelles Wohnen zu schaffen und flexible
Wohnungsbaukonzepte zu entwickeln. Wir brauchen eine
Stadtplanungspolitik, in der innovative Alternativprojekte Platz finden.

Die gesellschaftliche Veränderungen stellen auch veränderte
Anforderungen an Politik und Verwaltung. Die Diskussion um Verwaltung
als Dienstleistung für die Bürger , ein Leitbegriff der
Verwaltungsreform, spiegelt diese gesellschaftliche Entwicklung wieder.
Das Verwaltungshandeln sollte sich an den Interessen und Bedürfnissen
der BürgerInnen orientieren. Dafür besteht der erste Schritt darin, das
Bedürfnis nach einer Wohnform, die es seit über 20 Jahren in Freiburg
gibt wahrzunehmen und zu akzeptieren.

Viele Stadtverwaltungen in ganz Deutschland haben einen konstruktiven
Umgang mit dem Bedürfnis nach der Wohnform Wagenwohnen entwickelt.
Beispiele aus Hannover oder Kiel dienten durch ihren konstruktiven
Umgang mit der Thematik Bauwagenplätze anderen Städten als Vorlage bei
der Entwicklung eines Vertragswerkes.

Dabei können Wagenplätze tatsächlich interessante Alternativen zur
traditionellen Wohnweise bieten: Wagenplätze vier Hauptziele

1. Soziales Wohnen

Ein Aspekt des sozialen Wohnens besteht in dem halböffentlichen
Charakter der Wohnprojekte, der zur Belebung der Stadtteils beiträgt und
eine soziale Kontrolle für das Wohnumfeld garantiert. Da sich
Wagenplätze meistens auf Geländen ansiedeln, die nicht vollständig
erschlossen sind (keine Straßenlaternen etc.) trägt die Anwesenheit der
Wagen und ihrer BewohnerInnen zum subjektiven Sicherheitsgefühl von
Passanten bei. Die Sozialstruktur des Wagenplatzes ist zum einen sehr
viel größer angelegt als in der Familie, zum anderen sehr viel
persönlicher und verbindlicher als in einem Mietshaus. Das schafft die
Möglichkeit in einer Struktur zu leben, in der das Miteinander wieder
größere Bedeutung gewinnt. In den Generationen übergreifenden
Wohnprojekten werden Probleme gemeinsam gelöst. Dabei
wird die Eigeninitiative jedes Einzelnen besonders gefördert.


2. Kulturelles Wohnen

Als halböffentlicher Raum dienen die Gelände als kulturelle
Treffpunkte. Diese Vielfalt macht eine Qualität urbanen Wohnraumes aus.
In Wagendörfern werden unterschiedlichste Veranstaltungen organisiert,
vom Kino- bis zum Tangoabend, vom Flohmarkt bis zur Jugendarbeit. Die
praktizierte Wohnkultur, die auf Kreativität, Improvisation und
Eigeninitiative beruht, war in der Vergangenheit auch immer wieder
fähig, an bestehende Kunst- und Kulturprojekte anzuknüpfen oder mit
ihnen zu kooperieren.


3. Ökologisches Wohnen

Ein wesentlicher ökologischer Vorteil der Nutzung eines Geländes mit
Bau- und Zirkuswagen besteht darin, dass diese Flächen nicht versiegelt
werden, was zum einen beim Verlassen des Standortes günstig, aber auch
für das Mikroklima in der Stadt von Vorteil ist. Die Erfahrung hat
gezeigt, dass Brachen über diese Nutzung sogar wiederbelebt werden. Oft
dienen Brachen der illegalen Müllentsorgung. Nicht nur dass dies über
das Bewohnen der Fläche ein Ende hat, sondern es findet auch ein
Entmüllen der Fläche statt. Die Wohnumgebung wird aufgeräumt und
zugänglich gemacht.

Bewußter Umgang mit Ressourcen
Die alltägliche Stromversorgung wird über Solarmodule und Windkraft
abgedeckt. Als Brauchwasser dient Regenwasser. Der Trinkwasserverbrauch
reduziert sich so auf eine Menge, die zum Trinken und Kochen benötigt
wird.
Dieser nachhaltige Umgang mit Energie und Wasser, der die Kostbarkeit
und Begrenztheit natürlicher Ressourcen im Alltagsbewußtsein verankert,
ist ökologischer Bestandteil dieser Wohnform.


4. Flexibles Wohnen

Das Zusammenleben und Arbeiten der Menschen hat sich in den letzten
Jahren grundlegend verändert. Vor allem die Anforderungen unserer
Gesellschaft nach Mobilität und Flexibilität haben zugenommen. Dies hat
beträchtliche Auswirkungen auf das Wohnen, das sich mehr denn je den
unterschiedlichen Ansprüchen der Menschen anpassen muss. Wie muss
Wohnraum gestaltet sein, um beispielsweise den verschiedenen
Lebensphasen seiner BewohnerInnen gerecht
zu werden? So ist der Platzbedarf eines Singles zunächst einmal gering.
Entschließen sich zwei Menschen miteinander zu leben, verändert sich
der Anspruch an Raum und seine Gestaltung. Eine Familie erfordert
wiederum ein neues funktionales Wohnkonzept, das die Bedürfnisse der
Kinder mit berücksichtigt. Wohnraum muss sich diesen Anforderungen
entsprechend anpassen. Beim Wohnen müssen unterschiedliche
Nutzungsanforderungen in Einklang gebracht werden.Dazu kann gehören,
dass für einen begrenzten Zeitraum Gäste untergebracht werden sollen
oder das ein Bewohner einem besonderen Hobby nachgeht. Der Wohnraum muss
sich individuellen Bedürfnissen anpassen. Die Wohnform individuell
gestalteter Wohnmodule, wie sie die ausgebauten Bau- und Zirkuswagen
darstellen, bietet dafür einen kreativen Umgang. Die Wagen können je
nach verändertem Nutzungsbedarf zusammengestellt, mit einem Dach
verbunden oder in anderer Kombination aufgestellt werden. Je nach
Gestaltungsvorstellungen sind die Wagen leicht
umzugestalten und es kann auf Nutzungsanforderungen mit einem
Gästewagen oder Werkstattwagen reagiert werden.

Pfui für diese Tat!!

was sonst noch passiert ist....

verlinker 29.11.2005 - 17:55
Freiburger Schattenparker besetzen Gelände:
 http://germany.indymedia.org/2005/11/133655.shtml

Wagenplatzbesetzung in Freiburg
 http://germany.indymedia.org/2005/11/133658.shtml

Freiburger Schattenparker geräumt
 http://germany.indymedia.org/2005/11/133692.shtml

Freiburg: Wägen immer noch beschlagnahmt
 http://germany.indymedia.org/2005/11/133868.shtml

u-asta erklärt sich solidarisch

freieburg 29.11.2005 - 23:14
Alle Materialien werden auf www.cinerebelde.org gesammelt /"sonderseite Schattenparker"

- - - - -

Pressemitteilung des u-asta der Uni Freiburg
Solidarität mit den WagenbewohnerInnen

u-asta Uni Freiburg
Belfortstr. 24
79085 Freiburg
www:  http://u-asta.de/

an die Presse

Freiburg, den 29.11.2005

Die Studierendenschaft der Universität Freiburg solidarisiert sich mit den WagenbewohnerInnen und fordert die Stadt Freiburg und deren Bevölkerung dazu auf, diese alternative Lebensform zu tolerieren.

Bereits im vergangenen Sommersemester erklärte sich der u-asta der Uni Freiburg solidarisch mit den Anliegen der WagenbewohnerInnen. „Wir unterstützen die Forderungen der WagenbewohnerInnen und appellieren an alle Freiburgerinnen und Freiburger, deren Lebensform anzuerkennen. Es kann nicht im Sinne einer Stadt sein, die sich selbst als offen und tolerant bezeichnet, die Lebensgrundlage zahlreicher Menschen, die hier Familie haben, studieren und arbeiten, zu zerstören“, so Anna Bauß, Vorstandsmitglied des u-asta.

Ausgrenzung alternativer Lebensformen und die Diskriminierung ihrer AnhängerInnen ist unzeitgemäß und widerspricht einer gerechten Lokalpolitik. Es muss möglich sein, innerhalb der Stadtgrenzen einen Platz zu finden, der den WagenbewohnerInnen gewährleistet, ein Leben zu führen wie sie es sich vorstellen. „Mit der Linie der Stadtverwaltung, die WagenbewohnerInnen langfristig aus der Stadt vertreiben zu wollen, sind wir nicht einverstanden“, ergänzt Felix Wittenzellner, Vorstandsmitglied des u-asta. Deshalb unterstützt die Studierendenschaft der Universität Freiburg die Demonstration am Freitag, den 2.12.2005, um 17.00h ab Platz der Alten Synagoge.

Für Fragen stehen Ihnen Anna Bauß und Felix Wittenzellner unter 0761-203-2033 oder  vorstand@u-asta.de gerne zur Verfügung.

Kein Verständnis für die Wägler

Lesende StudentIn 30.11.2005 - 00:16
Badische Zeitung vom Dienstag, 29. November 2005

Stadtverwaltung bleibt hart: Einen weiteren Stellplatz für die Wagenburgler wird es nicht geben

Von unserer Mitarbeiterin Beate Beule

In aller Herrgottsfrühe bauten sich gestern die Bewohner der mittlerweile geräumten St. Georgener Wagenburg vor dem Rathaus auf. In einem Gespräch mit Oberbürgermeister Dieter Salomon und erstem Bürgermeister Otto Neideck forderten sie ihre am Freitag beschlagnahmten Fahrzeuge zurück (die BZ berichtete). Mittlerweile hat die Verwaltung die Wagen wieder frei gegeben. Damit ist das Problem aber bestenfalls vertagt: Denn die Wagenburgler haben nach wie vor keinen Platz, wo sie übernachten können.

Gerne würden die „Schattenparker“ ein privates Gelände pachten. Aber alle bisherigen Versuche scheiterten. „Die Stadt will, dass wir ganz hier verschwinden“, glaubt Andreas. Das aber möchte der 28-jährige Student genauso wenig wie die anderen Wagenburgler: „Unser Leben ist in Freiburg, wir studieren hier, arbeiten, machen eine Ausbildung.“ Und er betont: „Wir sind keine Obdachlosen und keine Kriminellen.“ Die Stadt habe nichts dagegen, dass sich die Wagenburgler ein privates Gelände organisieren, heißt es aus dem Rathaus. Nur eins sei klar: Ein weiteres städtisches Gelände für alternative Wohnformen werde es nicht geben. Schließlich gebe es auf dem offiziellen Wagenburgstellplatz „Eselwinkel“ elf freie Plätze. Nach Beobachtungen der Wagenburgler sind es nur drei. So oder so: Die Plätze reichen nicht für die rund 40 Fahrzeuge der „Schattenparker“. Außerdem möchten sie dort nicht leben: „Der Platz entspricht nicht unseren Vorstellungen von einem selbstverwalteten Leben“, sagt Vanessa, die einen Job am Theater hat. Der Platz ist in Parzellen aufgeteilt, ein Sozialarbeiter sorgt für Ordnung.

In den vergangenen beiden Jahren lebten die Wagenburgler auf einem von ihnen besetzten städtischen Gelände in St. Georgen. Die Stadt reagierte mit einer Räumungsverfügung, die das Regierungspräsidium bestätigte. Dagegen wollten die Wägler klagen – zogen aber am Freitag die Klage zurück. Ein Teil von ihnen besetzte stattdessen ein Gelände der Firma Rhodia. Als sie dies wieder räumen mussten, kam es zu Streitigkeiten mit der Polizei. Fünf Wägler wurden festgenommen, ihre Fahrzeuge beschlagnahmt. Gestern konnten die Besitzer ihre Wagen wieder einlösen. Seither stehen sie auf dem Gelände der selbstverwalteten Siedlungsinitiative (Susi) im Vauban. Übernachten dürfen sie aber in ihren Fahrzeugen nicht, genauso wenig wie die anderen „Schattenparker“, die sich auf verschiedenen Parkplätzen in der Stadt befinden. „Freiburg rühmt sich immer als liberale Stadt“, sagt Andreas: „Warum können wir nicht gemeinsam eine Lösung finden?“


Bildunterschrift: Krisengespräch im Rathaus: Vertreter der „Schattenparker“ mit OB Dieter Salomon (Mitte), Bürgermeister Otto Neideck (links) und Ordnungsamtsleiter Walter Rubsamen (rechts daneben). FOTO: INGO SCHNEIDER

WAGENBURG

Lesende StudentIn 30.11.2005 - 15:11
Badische Zeitung vom Mittwoch, 30. November 2005

Zum Ende der Wagenburg „Schattenparker“ im Stadtteil St. Georgen, die vor dem Gerichtstermin wegen einer Räumungsklage abzogen und ein Rhodia-Gelände im Industriegebiet Nord besetzten – dort räumte sie die Polizei –, melden sich zwei Leserinnen und ein Leser zu Wort („Streit nach Polizeieinsatz“, BZ vom 26. November, „Kein Verständnis für die Wägler“, BZ vom 29. November).



„Ein wenig bunter eben“

Freitag morgen 8 Uhr! Die Wagenburg ist weg! Es steht noch ein Lkw und zwei Fahrräder. Alles was jetzt an Müll dazu kommt, können wir den Wagenburglern nicht mehr anhängen. Viele Menschen, unter anderem ich, haben die Wagenburg täglich passiert und nicht viel entdecken können, was in einer Reihenhaussiedlung nicht auch vorkommen kann. Ein wenig bunter und lauter eben. Was mich immer entsetzt hat, war die hingebungsvolle Überwachung und Dokumentation aller Vergehen, die sich dort abgespielt haben. Wobei manche Erzählung über die Schattenparker als klassische Wandersage weit von der Realität abschweift.

Nun gut, die sind weg. Konzentrieren wir uns auf was Anderes! Wie wäre es mit dem Nachbarn, der samstags im Hof sein Auto wäscht. Geht nicht, er ist St. Georgener. Oder wie wäre es mit der Parksituation am Schwimmbad? Macht keinen Sinn, da fehlt die zu unterdrückende Minderheit! Man könnte sich auch mal die Hundebesitzer vorknöpfen, die ihre Hunde! auf der (Kinder)Wiese am JUKS beziehungsweise Spielplatz toben und kacken lassen! Doch da fehlt auch der Antrieb. So mit korrekter Frisur und ohne Joint in der Hand fallen sie nicht ins klassische Opferschema. Doch ich bin sicher, auch die St. Georgener mit ihrem Bürgerverein finden wieder eine ebenso spannende Aufgabe, der sie sich verbissen und hartnäckig widmen können...während die Schattenparker woanders feiern!

Jutta Einhaus, Freiburg



„Freies Leben nicht gewünscht“

Mit den neuesten Aktionen gegen die Freiburger WagenbewohnerInnen beweist die Stadt Freiburg ein weiteres Mal, dass ein freies und selbstbestimmtes Leben in Deutschland nicht möglich beziehungsweise nicht gewünscht ist. „Mensch hat mindestens zwei Wochen des Monats allein für die Miete oder die Raten des Reihenhauses zu arbeiten“. Durch Globalisierung, Hartz IV und Ein- Euro-Jobs hat sich die Situation für den normalen Menschen noch deutlich verschlechtert.

Mit welchem Recht meint die Stadt Freiburg , die Menschen, die in Freiburg im Wagen leben, erst durch die Stadt zu jagen und ihnen jetzt auch noch die Wagen zu entwenden. Mit dieser Aktion wird eine ganze Gruppe von Personen in eine Pseudoobdachlosigkeit gedrängt, die eigentlich nur in den Augen der Behörden existiert , da sich die BewohnerInnen diese weitaus freiere Lebensform selbst ausgesucht haben und sie staatlich verordneten Sozialwohnbunkern vorziehen.
Thomas Bork, Frankfurt



„Armutszeugnis der Stadt“

Wie viele andere deutsche Städte hat sich Freiburg (wieder einmal) ein Armutszeugnis ausgestellt, was Toleranz und Aufgeschlossenheit betrifft. Menschen werden aufgefordert, die Stadt zu verlassen, weil sie eine Wohnform außerhalb von Steinhäusern bevorzugen. Das klingt nicht nach offener und toleranter Stadt, sondern nach mittelalterlichen Methoden.

Die Stadt täte gut daran, Vielfältigkeit und Kreativität endlich als Bereicherung statt als Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu begreifen und den Betroffenen, die teilweise seit vielen Jahren in Freiburg leben und arbeiten, ein angemessenes Gelände zur Verfügung zu stellen. Es ist an der Zeit, mit der Kriminalisierung aufzuhören und auch Menschen, die in Wagen leben, das Grundrecht auf freie Entfaltung zu gewährleisten.

Melanie Schröder, Hamburg



Bildunterschrift: Mittelalterliche Methoden wirft eine Leserin der Stadt Freiburg in Bezug auf die Räumung der „Schattenparker“ vor, die bis vergangene Woche im Stadtteil St. Georgen lebten. FOTO: RITA EGGSTEIN

Freiburg: Demo am Freitag: Wagenplätze subito

grz 30.11.2005 - 20:23
DEMONSTRATION FÜR WAGENPLÄTZE UND GEGEN DIE VERTREIBUNGSPOLITIK DER STADT FREIBURG.

Freitag 17:00 Uhr Treffpunkt Stadttheater.
Für eine laute, kreative und entschlossene Demo!

Seit zwölf Jahren bekämpft die Stadt Freiburg nun schon die Schattenparker. Die WagenbewohnerInnen wurden in dieser Zeit immer wieder vertröstet, beschwichtigt, schikaniert und geräumt. Bis vor kurzem standen sie an einem Weg in der Nähe des OBI an der Basler Straße.
Die Stadt wollte sie auch von dort wieder vertreiben und erließ eine allgemeine Räumungsverfügung, gegen die sich die Betroffenen zur Wehr setzten.

Am 25. November 2005, war um 10 Uhr ein Prozesstermin in der Wagenfrage vor dem Verwaltungsgericht Freiburg angesetzt. Die Klage der Schattenparker gegen die allgemeine Räumungsverfügung wurde von ihnen in letzter Minute zurückgezogen, um bei einer Niederlage eine etwaige Räumungsbegründung zu verhindern. Elf Leute hatten stellvertretend für etwa 35 Betroffene WagenbewohnerInnen geklagt.

Das Gelände am OBI wurde letzten Donnerstag verlassen und ein neues Gelände in der Guerickestraße im Industriegebiet Nord besetzt. Die Bullen und die Chemiefirma Rhodia als Eigentümerin haben ein Ultimatum zum Verlassen des Geländes gesetzt. Um 15 Uhr mussten die Schattenparker das Gelände räumen. Abmachungen zwischen BesetzterInnen und Bullen/Besitzer wurden von den Bullen gebrochen.
Fazit: 12 Leute verhaftet, 5 Laster beschlagnahmt, 5 Laster/Bauwägen wegen (Schein)-Mängel stillgelegt. Inzwischen sind alle Leute und Lasters/Hängers wieder frei.

Es muss jetzt schnell eine praktikable Lösung her, denn die Zeiten werden kälter und das Klima rauher. Die linke Szene wird der städtischen Vertreibungspolitik nicht tatenlos zusehen. Für neue Wagenplätze! Auf zu neuen Taten!

WAS WIR WOLLEN:

-Entkriminalisierung und Akzeptanz alternativer Lebensformen!

- MINDESTENS einen neuen Wagenplatz innerhalb der Freiburger Stadtgrenzen, welcher auch im angemessenen Rahmen von uns gemietet oder gepachtet werden kann!

- Keine Behinderung bei privater Platzanmietung durch Androhung von finanziellen oder juristischen Konsequenzen für den Vermieter!

- Eine Übergangsregelung bis ein neuer Platz ausgehandelt/gefunden ist!

- Bis dahin keine Festnahmen, Stadtverweise oder Beschlagnahmungen der Fahrzeuge!

- Eine offene und tolerante Stadt Freiburg, die auf Dialog und Zusammenarbeit und nicht auf Ausgrenzung und Vertreibung setzt!

FÜR EIN, ZWEI, DREI, VIELE WAGENPLÄTZE IN FREIBURG UND ÜBERALL.....!!!!!

KOMMT ALLE ZUR DEMO!

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 01.12.2005 - 13:52

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OB Salomon — nn