Wendland: Castor - November 2005

irrelevant 16.11.2005 20:37 Themen: Atom
Vom 19.-22.November rollte ein Transport mit 12 hochradioaktiven Castorbehältern aus der französischen Wiederaufbearbeitungsanlage La Hague nach Gorleben ins dortige Zwischenlager.Am 21.November erreichte der Castortransport nach vielen Protesten und Sitzblockaden mit einiger Verspätung die Verladestation in Dannenberg. Von dort fuhr er nach rund 9 Stunden ins Zwischenlager. Zuvor kam es auf der Straße zu zahlreichen Aktionen und Blockaden und somit kam der Transport schliesslich am Dienstag gegen 6:00 Uhr am Ziel an. (Feature at Indymedia UK | Timeline)

Links: CASTOR-NIX DA | Gorleben News-Ticker | X-tausendmal quer | Castorcamp Hitzacker | Widerstandnest Metzingen | Bürgerinitiative Lüchow Dannenberg | WiderSetzen | Bürgerinitiative Uelzen | Anti-Atom Aktuell | radiofreieswendland
Eine chronologische Auflistung der Ereignisse ab Lüneburg findet sich in folgender Zeitschiene.

Und wie immer werden tausende Menschen entlang der Strecke, und natürlich direkt vor Ort im Wendland, ihren Protest mit vielfältigen Aktionen Ausdruck verleihen. Der Transport wird wie üblich mit insgesamt bis zu 15.000 Polizisten aus dem gesamten Bundesgebiet beschützt und eine quasi demokratiefreie Zone rund um Gorleben errichtet.

Hintergrund

Das Zwischenlager für radiaktiven Abfall in Gorleben ist seit 1984 in Betrieb und seitdem wird ein großer Teil des deutschen Atommülls, d.h. abgebrannte Brennelemente, in die dortigen Lagerhalle abtransportiert. Zuvor werden diese Abfälle oftmals in der französischen Wiederaufbereitunsanlage in La Hague in bestimmte Bestandteile aufgetrennt und die nicht wiederverwendbaren Produkte in sogenannten Castorbehältern in die verschiedensten Zwischenlager, darunter auch Gorleben, verfrachtet.

Doch seitdem die Region um Gorleben als Zwischen- bzw. Endlager im Gespräch war und insbesondere als die Castortransporte begannen, regt sich massiver Widerstand. Dabei geht es bei diesen Protesten nicht um die Rückführung des dt. Atommülls aus der Aufbereitungsanlage in Frankreich an sich, sondern zum einen um den Widerstand der dort lebenden Bevölkerung gegen ein Atommüll-Lager und zum anderen um die generelle Kritik an der Atomindustrie/-Politik und die bis heute ungeklärte Frage wie und wo man am besten Atommüll lagert.

Mit dem Widerstand gegen die Castortransporte begann zeitgleich eine massive Repression seitens der Polizei gegen die Proteste. Neben Massenverhaftungen, Aussetzen der Meinungs- und Bewegungsfreiheit sowie Demonstrationsverboten versucht der Staat Jahr für Jahr die unterschiedlichsten Widerstandformen zu unterdrücken (siehe dazu die Berichte der letzten Jahre - Links dazu weiter unten).

Aktuell

Noch bevor der Castortransport aus Frankreich losrollt, gehen im Wendland die Proteste los. Es beginnt mit einer SchülerInnendemonstration am 18.11.2005 in Lüchow und steigert sich dann in den Stunden/Tagen darauf in einer Vielzahl von Demonstrationen, Kundgebungen, Treckerkorso, (hoffentlich erfolgreiche) Blockaden, Infoveranstaltungen, Filmvorführungen und Mahnwachen. Eine Auflistung von Terminen mit Zeit, Ort und Veranstalter findet sich hier: Castortermine

Auch dieses Jahr werden den Menschen seitens der Landesregierung und der Polizei zahlreiche Knüppel zwischen die Beine geworfen. So umfasst die Allgemeinverfügung (pdf-Format) der Bezirksregierung Lüneburg (beinhaltet u.a. die Vesammlungsverbote) 5 ganzseitige Zeitungsblätter.

Aktuelle Berichte aus anderen Zeitungen bzw. alles was für den Castortransport relevant erscheint, finden sich unter anderem hier: Aktuelle Informationen. Der Fahrplan des Castors scheint inzwischen festzustehen und die genauen Zeitpläne sind durchgesickert und stehen hier zur Verfügung: Fahrplan in Frankreich. Während des Transportes wird auf folgender Webseite über den derzeitigen Aufenthaltsort des Castor-Behälters informiert: Wo ist der Castor? oder auch hier. Weitere Berichte von der Strecke kann man hier lesen und schreiben.
Übersichts- und Landkarten gibt es hier

Radio Freies Wendland

Auch in diesem Jahr sind wir wieder zum Castortransport auf dem Äther, denn die Medienöffentlichkeit ist so, wie wir sie uns selbst gestalten. Spannende Informationen zum Castor-Transport, aktuelle live-Berichte über die Geschehnisse in der Region und darüber hinaus und vieles mehr gibt es zu unterschiedlichen Sendezeiten im BürgerInnenfunk auf den UKW-Frequenzen von Radio Zusa:

Frequenzen:
  • Raum Lüneburg 95,5 MHz
  • Uelzen 88,0 MHz
  • Lüchow-Dannenberg 89,7 MHz
Sendezeiten:
  • Samstag 16.00-18.00 Uhr
  • Sonntag 12.00-14.00 Uhr und 16.00-18.00 Uhr und23.00-0.00 Uhr
  • Montag, den 21.11.: 0.00-max.6.00 Uhr; 11.00-14.00 Uhr; 23.00-0.00 Uhr
  • Dienstag, den 22.11.: 0.00-max.6.00 Uhr; 13.00-15.00 Uhr
Änderungen in der Sendezeit erfährt man am besten auf der Webseite von radiofreieswendland.
Die Sendungen sind live im internet unter www.zusa.de mitzuverfolgen.
Oder ihr nutzt folgende Streams: [high quality] [low quality]

(Quelle)

Camps

Castorcamp Hitzacker
In Hitzacker gibt es zum wiederholten Mal ein Zeltcamp um während der heissen Phase direkt vor Ort zu sein und wo sich die Menschen neben Verpflegung und Aufwärmplätzen mit den allerneusten Informationen versorgen können. Weitere Information auf der Webseite...

Widerstandnest in Metzingen in der Göhrde
Hier wird es wieder ein Scheunencamp geben mit einem Info- und Anlaufpunkt zum Aufwärmen, Ausruhen, Essen und Trinken, Reden und Lachen, um danach gemeinsam wieder auf die Piste zu gehen. Weiterhin werden von dort Schlafplätze in Metzingen und den umliegenden Dörfern organisiert. Weitere Information auf der Webseite...

Die Jahre zuvor

Features von Indymedia:

2001Der Castor rollte ins Wendland

2002Gorleben-Castor 02 - Endlagerung der Grundrechte

2003Es ist Castorzeit...

2004Tag X in Gorleben

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Ergänzungen

Fotoreportagen

randbild 17.11.2005 - 07:31
Aktuelle Bilder von den Protesten im Wendland gegen den Transport nach Gorleben unter:  http://www.randbild.de

WO ist der CASTOR ?

contrAtom 17.11.2005 - 14:57
Ein "WO ist der CASTOR"-System zum mitmachen gibt's auf  http://www.contrAtom.de

 http://www.contranetz.de/atom/xposting/castor05.php
Aktuell sobald der Transport startet.

Postet eure Beobachtungen in Bezug auf den Castortransport und mögliche Transportrouten im X-POSTING:

 http://www.contranetz.de/atom/xposting/xposting.php

Macht mit & unterstützt den Widerstand - wenn nicht an der Schiene dann vor dem PC!

Angeblich amtlicher Hinweis auf Castor-Zug is

JüLa 18.11.2005 - 05:40
Ludwigsburger Kreiszeitung, 17.11.05

> Angeblich amtlicher Hinweis auf Castor-Zug ist Fälschung
> Schreiben in mehreren Orten des Kreises aufgetaucht

BIETIGHEIM-BISSINGEN

(pro) - Angeblich kommt das Schreiben aus dem Landratsamt. Tatsächlich ist es eine Fälschung: In mehreren Orten an der Bahnstrecke Karlsruhe-Bietigheim-Heilbronn fanden Bewohner gestern nur scheinbar „amtliche" Hinweise auf einen geplanten Castor-Transport am kommenden Wochenende in
ihren Briefkästen.

Tatsächlich gehen deutsche und französische Atomkraftgegner davon aus, dass ein Castor-Zug die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague am frühen Samstagabend in Richtung Gorleben verlässt. Die deutsche Grenze soll der Transport mit der radioaktiven Fracht am Mittag des Totensonntags bei Wörth überschreiten.

Vermutlich stecken Atomkraftgegner auch hinter dem auf den ersten Blick nur schwer als Fälschung erkennbaren Schreiben, das gestern in mehreren Orten des Landkreises aufgetaucht ist. Der Inhalt des mit dem Briefkopf des Landratsamtes versehenen Briefes freilich spricht für sich. Denn zum einen bestätigt er den mutmaßlichen Termin des Atommülltransports und gibt darüber hinaus Hinweise auf die Strecke sowie - indirekt - auf einen wahrscheinlichen Zwischenstopp in Bietigheim, was ein für deutsche Behörden bislang einmaliges Vorgehen wäre. Zweitens teilt das angebliche Schreiben der Katastrophenschutzbehörde den Anwohnern der Bahnstrecke zwar . mit, dass "jegliche Gefährdung für die Bevölkerung ausgeschlossen" sei. Keinesfalls sollten die Anwohner daher aus falsch verstandener Prävention Jodtabletten einnehmen, die im vergangenen Jahr kostenlos an die Haushalte im engeren Umkreis des Atomkraftwerks Neckarwestheim verteilt worden waren. Doch dann folgt eine gezielte Beunruhigung der Bevölkerung: Dennoch sei es empfehlenswert, so der vorgebliche Ratschlag von Amts wegen, Jodtabletten bereit zu halten. Im "sehr unwahrscheinlichen Fall", der "die Verwendung der Tabletten erforderlich macht", werde die Bevölkerung über Radiodurchsagen informiert.

--- X ---

hähähä

bisnano
JüLa

>

Aktuelle Linksammlung, Ticker, Meldungen etc.

Akte-niX.de 19.11.2005 - 18:35
Eine Linkleiste mit einer Zusammenfassung aktuller Verweise auf Castor-Ticker, Fahrplan, Meldungen etc. findet ihr unter www.akte-nix.de/castor

Atkionen in der Region um Lothringen

Xerexes 21.11.2005 - 09:54
Eine Beschreibung der Aktionen gegen den Castor in der Region um Lothringen mit Fotos findet sich wieder in der Regionalzeitung - leider nur auf französisch:
 http://www.estrepublicain.fr/regionlo/2005112100181124.html

Harlingen 10:30

ichwieder 21.11.2005 - 10:31
Die Menschen sind noch auf dem Gleis

Castor in Lüneburg

DJane 21.11.2005 - 10:38
Hier ein paar Fotos. Leider was die Batterie der Kamera genau im falschen Moment leer, so dass nur Bilder "von hinten" dabei rausgekommen sind.
Es war ca. 8.10Uhr als der Castorzug die Friedrich-Ebert-Brücke in Lüneburg passierte. Allerdings ohne Vorrauszug oder Hubschrauberbeleitung....

harlingen 11.04

ichnochmal 21.11.2005 - 11:05
harlingen blockade um 11.04

Gusborn 18:24

streckenplage 21.11.2005 - 20:57
Foto aus Gusborn, 18:24

Foto Gusborn 18:44

streckenplage 21.11.2005 - 20:58
Foto von der Blockade in Gusborn 18:44h

Google enthüllts: Atommüll aus fr. Rentnern

Xerexes 22.11.2005 - 11:15
Mal was zum Schmunzeln: Die Google-Übersetzung des Artikels des heutigen l'estrepublican-Artikels (  http://www.estrepublicain.fr/regionlo/2005112200181406.html ) bringt eine neue Quelle des Atommülls ans Tageslicht: "Die 174,7 Tonnen verglaste höchst radioaktive Abfälle, die aus deutschen Kernkraftwerken und Rentnern in Frankreich stammen ..." Im Original lautet es so:
"Les 174,7 tonnes de déchets hautement radioactifs vitrifiés, issus de centrales nucléaires allemandes et retraités en France, vont maintenant être transbordés sur des camions et acheminés au centre de stockage de Gorleben, à vingt kilomètres de Dannenberg."

Fußballspielende kontaminierte Gorlebener "BLG-Atommüllmänner" hat auch die Sueddeutsche Zeitung in ihrer gestrigen Ausgabe ausgemacht:
 http://www.sueddeutsche.de/,panm3/panorama/artikel/739/64675/

Die letzten Lügen der Atomlobby in der Technology Review im Interview mit der Chefin von Areva:
 http://www.heise.de/tr/result.xhtml?url=/tr/aktuell/meldung/66059&words=Atomkraft

Fotoreport: Castor-Alarm 2005 im Wendland

ralphs 22.11.2005 - 23:53
45 S/W-Bilder über die Demo in Hitzacker am 19.11.2005, über die Stuhlprobe in Dannenberg und die Kundgebung in Klein Gusborn am nächsten Tag.  http://segert.net/castor-alarm/

...stimmt nicht !!!

kühler rechner 24.11.2005 - 13:10
In der Zusammenfassung oben steht:

"Von dort [Dannenberg Verladebahnhof] fuhr er nach rund 9 Stunden ins Zwischenlager". Das stimmt so nicht:

Der Transport kam am 21.11. um 11:56 in Dannenberg im Verladebahnhof an, war um 21:51 komplett auf die Tieflader verladen, ist aber aufgrund der Aktionen auf der Strecke erst am 22.11. um 4:43 gestartet und kam um 6:00 Uhr im Zwischenlager an...

Also nach fast 10 Stunden fertig verladen und mit rund 8 Stunden verzögerung im Zwischenlager Gorleben angekommen.

Diese ganze Zahlenjonglage ist zwar wie der Endstand bei einem gelungenem Fussballmatch immer Interessant, doch auch im Widerstand liegt das eigentlich Wertvolle ja im Spiel selbst und was währenddessen passiert. Eine Chronik über die vielen kleinen und grossen Ereignisse der Tage gibt es u.a im Gorleben-Ticker unter:

 http://www.castor.de/ticker/index.html

Heiß diskutierter Artikel zum Castortransport

K.Roptkin 15.12.2005 - 23:21
In der Dezemberausgabe Nr. 304 der Graswurzelrevolution, Monatszeitung für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft, findet sich u.a. auch ein mittlerweile heiß diskutierter Artikel zum Castortransport im November:
"Castor in Zeiten der Revolte"
Auch im Netz:
 http://www.graswurzel.net/304/castor.shtml

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