Kundgebung gegen den Volkstrauertag in Gera

Antifaschistische Aktion Gera [AAG] 13.11.2005 18:08 Themen: Antifa
Kundgebung gegen Volkstrauertag und deutschen Opfermythos in Gera

Polizei kriminalisiert TeilnehmerInnen mit erkennungsdienstlichen Behandlungen

Gegen den so genannten „Volkstrauertag“ wandte sich heute eine Kundgebung der Antifaschistischen Aktion Gera [AAG]. Unter dem Motto „Keine Glorifizierung deutscher Täter! Volkstrauertag abschaffen!“ versammelten sich die 20 TeilnehmerInnen direkt vor dem Eingang des Ostfriedhofs und verteilten Flugblätter an PassantInnen. Außerdem wurde eine Torwand mit der Aufschrift „Deutschland abschießen“ aufgestellt.
Kundgebung gegen Volkstrauertag und deutschen Opfermythos in Gera

Polizei kriminalisiert TeilnehmerInnen mit erkennungsdienstlichen Behandlungen

Gegen den so genannten „Volkstrauertag“ wandte sich heute eine Kundgebung der Antifaschistischen Aktion Gera [AAG]. Unter dem Motto „Keine Glorifizierung deutscher Täter! Volkstrauertag abschaffen!“ versammelten sich die 20 TeilnehmerInnen direkt vor dem Eingang des Ostfriedhofs und verteilten Flugblätter an PassantInnen. Außerdem wurde eine Torwand mit der Aufschrift „Deutschland abschießen“ aufgestellt.

In den Flugblättern richteten sie sich gegen Geschichtsrevisionismus und das deutsche Drängen nach geschichtlicher Rehabilitierung. Die Pressesprecherin der Antifaschistischen Aktion Gera, Anna Schneider, teilte mit: „Wenn am Volkstrauertag der Deutschen gedacht wird, artikuliert sich stets ein Opfermythos, bei dem Opfer und Täter gleichgesetzt und die alliierten Bombenangriffe zur Zerschlagung Nazideutschlands in einem Zug mit der Shoa genannt werden. Wir fordern daher die Abschaffung des Volkstrauertags.“

Die CDU-Landtagspräsidentin von Thüringen, Dagmar Schipanski, setzte am 11. November 2005 in der Ostthüringer Zeitung (OTZ) Opfer und Täter gleich: „Allein in Europa waren zwischen dem 1.September 1939 und dem 8.Mai 1945 sechsundsechzig Monate lang, Tag für Tag und Nacht für Nacht, durchschnittlich alle drei Sekunden eine Tochter, ein Sohn, ein Vater, eine Mutter gestorben. Mehr als 50 Millionen Menschen wurden gewaltsam aus dem Leben gerissen: erschossen, ertränkt, erschlagen, verbrannt, vergewaltigt, vergast [...]“.
Zur zentralen landesweiten Gedenkfeier erschien sie neben dem CDU-Ministerpräsident von Thüringen Dieter Althaus, bereits gestern auf dem Ostfriedhof und legte gemeinsam mit dem „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ Kränze an Gräbern von Wehrmachtssoldaten nieder.

Nach Beendigung der antifaschistischen Veranstaltung am heutigen 13. November, führte die Polizei, welche mit einem martialischen Aufgebot vor Ort war und die Kundgebung somit in der öffentlichen Wahrnehmung diskreditierte, bei sämtlichen TeilnehmerInnen erkennungsdienstliche Behandlungen durch. Begründet wurde dies mit einem Generalverdacht gegen alle Anwesenden, nach dem Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht am 9. November, eine Körperverletzung begangen zu haben.
Bereits 2003 kam es bei einer spontanen Demonstration gegen einen Aufmarsch von Nazis zum Volkstrauertag zu einer Welle von Anzeigen gegen AntifaschistInnen, ein Jahr darauf wurde das linke Jugendzentrum „AZ Klaushaus“ von einer Hundertschaft der Polizei gestürmt und eine Razzia durchgeführt.
„Dies ist nicht nur Willkür, sondern eine Kriminalisierung antifaschistischen Protests, wie es für die Polizei in dieser Stadt typisch ist. Wir werden uns von diesen Maßnahmen nicht einschüchtern lassen und weiterhin gegen den deutschen Opfermythos und Repression vorgehen“, konstatierte Anna Schneider.

Antifaschistische Aktion Gera [AAG]
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Ergänzungen

ED

Dr. Neu Gierig 13.11.2005 - 20:17
Was haben denn die Cops gemacht? Außer Filmdokumentation und Personalien auch Fingerabdrücke und mehr?

Zusatz

Optimistin 14.11.2005 - 02:55
Lesenswert - online! =  http://www.hagalil.com/primor/p-0.htm - zum Thema ist das Buch " . . . mit Ausnahme Deutschlands" von Avi Primor, einem ehemaligen israelischen Botschafter in der alten BRD.

Er schreibt darin:

"Natürlich sieht man nicht überall im Ausland in Umfrageergebnissen, die sich auf die Haltung der Deutschen gegenüber ihrer Vergangenheit beziehen, Beweise eines tatsächlichen Wandels. So wird den Deutschen nachgesagt, sie würden nur aus zynischem Interesse ihre Niederlage als Befreiung definieren, um sich von Schuldgefühlen zu befreien.

Das aber würde auf eine Opferrolle der Deutschen hinauslaufen und auf eine unzulässige Gleichstellung mit anderen europäischen Völkern, die wirkliche Opfer waren.

Ich sehe das, auch nach Gesprächen, die ich hatte, nicht so."

Wenn er mit dem letzten Satz Recht hat, ist es zwar weiterhin wichtig, das davor von ihm Gesagte zu betonen, nur sollte dabei schon beachtet werden, dass fast immer damit "offene Türen eingerannt" werden, wie Primor meint.

RevisionistInnen haben schlechte Karten in diesem Land.

optimistin

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