Potsdam: "Kein Fussbreit den Faschisten"

Antifaschist 05.11.2005 20:47 Themen: Antifa
In Potsdam wurde heute die Parole "Kein Fussbreit den Faschisten" in die Tat umgesetzt. Die 200 Neonazis rund um Worch konnten sich keinen Meter vom Bahnhof Potsdam-Charlottenburg wegbewegen, da sowohl die Hauptroute als auch eine Ausweichroute durch 5000 Gegendemonstranten blokiert wurden.
Nach vier Stunden gaben die Neonazis auf und flüchteten nach Berlin, wo sie unter einem riesigen Polizeiaufgebot von der Landsberger Allee zur Greifswalderstr. maschierten.
Um 12 Uhr versammelten sich heute 200 Neonazis (Anzahl laut Inforadio) am Bahnhof Potsdam-Charlottenburg. Die Demonstration war von dem Neonazi-Kader Worch angemeldet und wollte durch die Potsdamer Innenstadt über die Breite Str. nach Potdsam Hauptbahnhof ziehen.
Zur gleichen Zeit versammelten sich tausende Gegendemonstranten auf dem Luisenplatz. Außerdem bewegten sich größere und kleinere Gruppen von autonomen Antifaschisten in der Nähe und auf der geplanten Demoroute der Neonazis. Insgesammt waren 5000 Gegendemonstranten (auch laut Inforadio) in Potsdam unterwegs - von Gewerkschaften über Parteien bis hin zur Antifa.
Von der Kundgebung aus dem Luisenplatz aus setzen sich dann gegen 12 Uhr 30 tausendene Gegendemonstranten in die Richtung der Kreuzung Zeppelinstr. / Breite Straße in Bewegung. Die Polizei konnte oder wollte diesen Zug nicht aufhalten und so war die Kreuzung ziemlich schnell von tausenden Leuten besetzt. Es war damit ziemlich klar, dass die Polizei die Hauptroute der Neonazis nicht mehr durchsetzen konnte.
Zur gleichen Zeit kam auch die Information, dass die Polizei eine Ersatzroute über die Zeppelinstr. Richtung Süden zum Bahnhof Pirschheide in Erwägung zog. Auf und an dieser Route befanden sich zu diesem Zeitpunkt nur zirka 100 Gegendemonstranten, hauptsächlich Mitglieder einer Kundgebung von Bündnis 90 / Die Grünen. Die Anzeichen mehrten sich, dass die Neonazis in Kürze über diese Route maschieren wollen. Es wurden bereits bei allen Gruppen von Gegendemonstranten entlang der Zeppelinstraße Polizeiketten aufgezogen.
Aber zum Glück kamen 200 - 300 Autonome Antifaschisten die Kastanienallee herunter gerannt, die sich durch den Park Sanssouci durchgeschlagen hatten. Die Polizei reagierte auf diese unerwartet starke Blockade der Ersatzroute mit einiger Nervosität. Die Helme wurden aufgesetzt und es kam zu einigen Rangeleien. Weil befürchtet wurde, dass die Blockade weggeknüppelt werden sollte, wurden zwei kleinere Barikaden auf der Zeppelinstraße errichten. Allerdings sah dann die Polizei auch hier von einer Eskalation ab und es wurde nicht geräumt. Damit waren alle möglichen Demorouten der Neonazis bereits um zirka 13 Uhr von tausenden Gegendemonstraten blockiert. Diese Blockaden mussten nun nur noch bis 16 Uhr gehalten werden - was allerdings auf Grund des kooperativen Verhaltens der Polizei nicht schwierig war.
Um 16 Uhr kam dann die Durchsage, dass die Neonazis sich ohne einen Meter bewegt zu haben nach Berlin abgezogen sind. Hier haben sie dann eine Demostration von der Landsberger Allee zur Greifswalderstraße durchgeführt.

Ich erlaube mir mal einen kurzen Kommentar:
Nach Göttingen war dies wieder ein riesiger Erfolg. Die Neonazis konnten keinen Meter weit laufen. Dank des kooperativen Verhaltens der Polzei waren so gut wie keine militanten Aktionen notwendig. Allerdings waren viele autonome Antifaschisten da, die sofort Barikaden errichtet hätten, wenn die Polizei geräumt hätte. Das Zusammenspiel mit den "Bürgerlichen" war mehr als erfolgreich. Zu mindest ich hab gar keine Konflikte zwischen autonomen Antifaschisten und "Bürgerlichen" mitbekommen, sondern jeder hat seine Art des Protests durchgeführt und gemeinsam haben wir gesiegt - wobei natürlich gesagt hat, dass es wenig Konflikte gab, da militante Aktionen wie gesagt in den meisten Fällen nicht notwendig waren.
Die Demonstration der Neonazis in Berlin können wir meiner Meinung nach getrost ignorieren. Es ist einfach symbolisch genug, wenn sie sich fluchtartig nach Berlin bewegen müssen, nachdem sie in Potsdam keinen Meter weit kamen und dann dort unter riesigem Polizeischutz eine kurze Demonstration durchführen, während die Antifaschisten noch zwischen Potsdam und Berlin aufgehalten werden. So eine kleine, unangemeldete Demonstration ist zwar auch nicht schön, aber es ist sicherlich kein Sieg für die Neonazis, wenn sie nur noch demonstrieren können, wenn niemand es vorher weiß und trotzdem ein riesiges Polizeiaufgebot haben. Wie die Gegenaktionen in Berlin noch genau aussahen, weiß ich nicht.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.

Weitere Beiträge:

Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

RBB Bericht

Hans Dampf 05.11.2005 - 21:48
Glaub das war die Abendschau: Polizist zu Worch: " Sie können hier nicht marschieren, es sind zu viele Menschen auf der Strasse". Worch: Wodenn , wo sind den die Menschen. Polizist:Es sind einige Tausend, wir können nicht für ihre Sicherheit garantieren". Worch: Ich seh hier keine, wer soll uns den hier bedrohen" Worch sichtlich verwirrt. Der ist so süss wenn er sich aufregt, naja Danke an alle Antifaschistinnen die den Aufmarsch verhindert haben, ob friedlich oder millitant wichtig ist der Widerstand.

weitere Berichte

(muss ausgefüllt werden) 05.11.2005 - 22:04

@an den autor

der Autor 06.11.2005 - 13:12
Das kommt natürlich auf deinen Begriff von Militanz an. Wenn für dich jegliche zielgerichtete Gesetzesüberschreitung militant ist, dann muss man das natürlich ganz anders bewerten. Dann waren da 5000 militante Leute am Start, die den Nazi-Aufmarsch verhindert haben, weil bekanntlich ist ja mitlerweile der Versuch eine angemeldete Demonstration zu behindern, starfbar. Allerdings hätte man dann nochmal unterscheiden müssen in den Stufen der Militanz, die möglich gewesen wäre. Von daher habe ich nicht diesen weiten Begriff der Militanz angewendet.
Was ich gerne nochmal hervorheben will: 3000 - 4000 "Bürgerliche" haben sich zielgerichtet auf die Demoroute begeben. Das habe ich bis jetzt noch nicht so gesehen. Bis jetzt hab ich immer nur miterlebt, dass autonome Antifas die Demoroute blockiert haben und wenn diese Blockade einige Minute hielt, kamen immer mehr "Bürgerliche" hinzu. Aber diesmal war es ja zu mindest wie ich es mitbekommen hab so, dass die "Bürgerlichen" direkt vom Luisenplatz auf die Demo-Route gegangen sind. Im RBB wird einer dabei gerade interviewt, der ganz vorne am ersten Transpi geht (um die 40 Jahre alt), der auch ganz klar sagt, dass sie sich jetzt auf den Nachhauseweg machen, aber auf der Demoroute der Nazis wohl ein bisschen länger verweilen werden... Das geile an sowas ist, dass die Bullen nicht so einfach draufschlagen können, wie bei autonomen Antifas, weils in den Medien einfach ganz anders ankommt...

NICHT TAUSENDE

beobachter 06.11.2005 - 14:38
Nun wollen wir mal den Kohl nicht fetter machen als er war. Die Zahl von 5000 Gegendemonstranten ist zu hoch. Am Luisenplatz waren um die 2000 Leute. Diese Kundgebung ist nicht geschlossen zu Zeppelinstr./Breite Str. gelaufen. Zu Hochzeiten Um 13.00 Uhr waren auf der Kreuzung sicherlich nicht mehr als 800 (was ja nun auch nicht so schlecht ist.) Die Ausweichroute in Richtung Pirschheide wurde zu Hochzeiten von etwa 400-450 Leuten dichtgemacht. Rund um die Zeppelinstr. sind dann noch kleinere Gruppen rumgezogen.
Alles in allem ein Erfolg, natürlich, aber bei korrekten Zahlen muss man schon bleiben. Reißerische und übertriebene Berichte überlassen wir doch der BILD-Zeitung, oder???

Solche Aktionen bei jeder Gelegenheit wieder!!!!
FIGHT Fascism

Zahlen

der Autor 06.11.2005 - 15:30
Wie oben geschrieben stammt die Zahl von 5000 Gegendemonstranten vom Inforadio (zwischen 19 und 20 Uhr gestern).
Laut Mitteldeutscher Zeitung spricht auch das brandenburgische Innenministerium von 5000 Gegendemonstranten. Sie selber schreiben von "mehr als 1000".
Inforiot spricht von 1500 Leuten auf dem Luisenplatz.
Der Tagesspiegel spricht von "Mehreren tausend Nazigegnern".
Der Polizeisprecher spricht laut Morgenpost von 3000 Leuten, die an der Kundgebung auf dem Luisenplatz teilnahmen. Weiterhin sagt die Morgenpost, dass laut Veranstaltern 600 Menschen die Naziroute aktiv blockiert hätten.

Also wie immer nach solchen Sachen, gibt es keine genaune Zahlen. Deshalb hab ich in dem Artikel auch die Quelle der Zahlen angegeben.

Artikel 139 Grundgesetz

Recherche 07.11.2005 - 11:39
Folgenden Leserbrief fand ich bei meiner Suche:
NSDAP-Verbot der Sieger im deutschen Recht verankert!
Betrifft die Artikel: „Ganz schön schief gelaufen“, „30 brennende Barrikaden: NPD bricht Demo ab“, im Tageblatt vom 31. Oktober.
Es wurde zwar bemängelt, dass durch die Proteste den Nazis ein zu breiter Raum gegeben wurde, aber auch im Tageblatt vermisse ich einen Bericht über die Redebeiträge, die auf der Bündnis-Demo gehalten wurden. … Auf einen Aspekt aus den Redebeiträgen möchte ich dennoch kurz eingehen. In Artikel 139 Grundgesetz ist festgehalten, dass die Alliierten-Maßnahmen zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung Deutschlands unverändert fortgelten.
Ende der 1960er Jahre hat die UNO-Vollversammlung mehrmals alle Staaten aufgefordert, gegen Alt- und Neo-Nazis aktiv vorzugehen. Der Anlass dazu war die Zulassung der NSDAP-Wiedergründung in Deutschland (neuer Name: NPD) und deren Wahlerfolge.
Die Bundesrepublik sah sich gezwungen, am 31.07.1970 eine Erklärung vor der UNO-Vollversammlung abzugeben in der sie versichert, dass der Artikel 139 fortgelte und die Alliierten-.Maßnahmen in deutsches Recht übergegangen sind.
Erst diese Erklärung ermöglichte den deutschen UN-Beitritt (1973). Die Bundesregierung erklärte zur Überraschung aller im Sommer 2005, dass sie diese Erklärung aus dem Jahr 1970 nicht kenne und auch in ihren Unterlagen nicht finden könne. Kleine Hilfe: bei den UN findet man das Dokument unter der Bezeichnung A/8056 -September 1970.
Hierin liegt das Hauptproblem der Demonstrationen vom 29. Oktober: Stadtverwaltung, Gerichte und Polizei haben die Göttinger schutzlos den Nazis als Geiseln übergeben und irrig behauptet, die NPD hätte ein Recht auf die Demonstration. Harald Jüttner hat zu Recht davon gesprochen, dass das von uns Bürgern als „Recht auf Missbrauch der Meinungsfreiheit“ empfunden wird. …
Der Staat hat sich zurückgezogen und – freundlich ausgedrückt – vor den Nazis kapituliert. Erst die aktive Bürgerwehr hat den Nazi-Aufmarsch gestoppt und nicht etwa der Rechtsstaat. … Wie man angesichts dieser Tatsachen, Respekt vor Gerichten und Polizei erzeugen will, bleibt ein ewiges Geheimnis.
Passend dazu findet man am 31.10. im GT nicht nur die Berichte zum Demowochenende, sondern auch einen Bericht über die rassistischen Maßnahmen der Behörden gegen einen „Ausländer“. Er hatte – oh Schreck – "unerlaubt" einen Landkreis verlassen. Nach rund sechs Jahren wird das immer noch mit Gefängnis bedroht. Ich empfinde, dass die Behörden sich zum willigen Vollstrecker der NPD-Forderung „Ausländer raus“ machen.
Uwe Reinecke, Göttingen.

mehr bilder

ak_antifa 07.11.2005 - 23:36
noch mehr bilder gibts unter:
 http://www.ak-antifa.tk

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 13 Kommentare an

Ohje — ...

Spießer nerven — blablub

an den autor — ich

nicht nur rastatt/karlsruhe — wanderdemonstrant

Militanz und so — Matze

@Matze — (muss ausgefüllt werden)

@Realist — der Autor

Militanz und so — Helferlein

NameNachname — Limbo