Americas: Gegengipfel/Text

tierr@ 05.11.2005 08:03 Themen: Globalisierung Weltweit
"Das zweite Gesicht verweigerter Arbeit",
von Colectivo Nuevo Proyecto Histórico
(Kollektiv Neues Historisches Projekt)
ARGENTINIEN
Im Zug des Gegengipfels der las Américas der Text: "Das zweite Gesicht verweigerter Arbeit", von Colectivo Nuevo Proyecto Histórico ( Kollektiv Neues Historisches Projekt ), sowie eine gekürzte Fassung, die hier als Übersetzung aus dem Spanischen wiedergegeben wird ( Quellangaben siehe Textende )

Arbeit und demokratische Steuerung.

Die Arbeit betreffende Subjektivität, wird vermittelt durch die staatliche Geschäftsführung des Privatkommandos der Kapitalisten. Prekärität ist Gesetz. Anstellungen kommen einer aussterbenden Spezies gleich. Arbeitslosigkeit wird verantwortet vom übrigen Rest der kapitalistischen Gehaltsempfänger/innen. In Argentinien regiert Kirchner per fünf Tage Dekreten. 2005 trat der Kongress nur ganze zehn Mal zu Tagungen zusammen. Die Entsprechung flexibilisierter Arbeit, ist das bewegliche Kapital und ein wenig bevollmächtigter Staat.

Der Leitspruch eines Gutteils der Bewegung piquetero ( selbstorganisierte ArbeiterInnen ) ruft von Arbeit, Würde und sozialen Wandel zu Hilfe. Arbeit und Würde, ein ähnlicher Traum wie " würdevolle Arbeit". Ein ähnlicher Traum; doch es bedeutet nicht dasselbe.

Die grosse Mehrzahl der proletarischen Jugend, hatten noch nie einen festen Arbeitsplatz mit einem unbefristeten Vertrag. Unter den 15 -bis 19 Jährigen, gibt es 320.000 Jugendliche die nicht arbeiten, keine Anstellung suchen und nicht studieren. Vier von zehn Arbeitslosen sind unter 24 Jahre alt. Insgesamt werden bei 1,8 Personen ohne Arbeit, 718.000 Jugendliche und Pubertrierende,gezählt.; d.h. die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen beträgt 26,3%, mehr als die Hälfte des Gesamtdurchschnittes. Unter den Frauen beläuft sich die Quote auf 29.5%

Militärs, Radikale und Peronisten zerstören die alte, organisierte und kompakte Arbeiter/innenklasse. Gestern wurden die arbeitenden Eltern dieser Jugendlichen ausgebeutet und massakriert; ihre aus der Fassung geratene, unzufriedene Klasse und ihre unermesslich unterdrückte Kultur. Heute stehen die Jugendlichen, ihre Kinder und Enkel, vor vom Kapital verweigerter Arbeit.

Noch niemals gab es würdevolle Arbeit unter dem Kapitalismus. Eine Demokratie, welche den Raub
nichtselbständiger Arbeit zum Gesetz macht, ist ein abstossendes soziales System ohne Würde.
Wir verstehen die Produzierenden ohne Einkommen als ArbeiterInnen ohne Arbeit, die vom Kapital abgelehnt werden. Doch in Wirklichkeit sind sie sehr beschäftigt...nämlich damit, gegen ihr Verschwinden durch Hunger und Krankheit Widerstand zu leisten, zu welchem sie der Genocid des parlamentarischen-Kapitals verdammt hat. Von Arbeiter/innen zurückerkämpfte Fabriken; Bauernbewegungen, die sich selbst versorgen; Völker der Wurzeln; piqueteros mit ihren Blockaden, Schmieden und Bäckereien; die 100.000 KartonagenarbeiterInnen, allein in der von Provinz Buenos Aires, sind die letzte Grenze des Überlebens - vor dem Verschwinden in den Gefängnissen, durch Selbstmorde und stattlichen Mord -derjenigen, welche die Kapitalisten und ihre Regierungen stören.

Der Despotismus des Kapitals endet nicht in den Unternehmen. Die gesamte Gesellschaft verwandelt sich in eine Fabrik; in eine Sozial-Fabrik. Bei staatlichen-und privaten ArbeiterInnen, formellen sowie prekären, in der Industrie und in den Diensten der Industrie; auf dem Land und in der Stadt, in der Chirurgie und bei der Prostitution; beim fliegnden Handel und beim Verbrechen; der Unterbezahlung/Ausbeutung; bei Anstellung und Selbstständigkeit ...überall treten die Sonderbarkeiten auf, in welche die Multitude durch das Kapital zerfallen zu sein scheint, um so ihre Brauchbarkeit und die politische Herrschaft auszuweiten.

Die neue technische Konstellation von Arbeit wird neue Formen der Organisierung finden: Die öffentlichen Versammlungen (el asambleismo ) der Gewerkschaftsbasis und deren multisektorale Allianzen mit dem Rest der Klasse. Lohnangleichung ist ein dienliches Mittel, um die Strategie des herrschenden Kapitals zu beenden, mittels welcher die ArbeiterInnen durch Einkommensunterschiede gegeneinander ausgespielt werden. Der Kampf um Lohnerhöhung ist ein Kampf gegen die Begünstigung des Kapitals. Hierin wurzelt sein a-systematisches Potenzial.

Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Arbeitslosen durch das Kapital wieder eingeliedert werden, und dass durch Einkommen die Armut beendet würde. Im Gegenteil, die Stellungslosen müssen sich mit den Lohnempfängern zusammenschliessen, um sich gemeinsam von den Ketten beider zu emanzipieren. Auf der einen Seite steht die verweigerte Anstellung; auf der anderen geht es darum, tarifliche Bezahlung zu erlangen.

Um sich zu befreien, geht es für die Klasse der Multitude um den Kollaps; die Umwandlung von Geld in Lohn; darum, dass ihr Wartestand nicht mit mehr Arbeitsplätzen oder Lohnzuwachs vergütet wird, mit Zugeständnissen seitens des Kapital oder mit einem grösseren Einfluss innerhalb des Staatsgefüges.

Im Verlauf der letzten drei Jahre wuchs das Bruttoinlandsproduk ( PIB ) Argentiniens, ebenso wie in China, an. Aber in den Ausdehnungen der Stadtgebiete von Buenos Aires steigerte sich die Armut; 45,1% der Bevölkerung sehen sich von ihr angegriffen. Das Ausmass dieser schlimmen Situation erzeugt Widerstand: 60,3% ( Arme )in Buenos Aires, gefolgt von Jujuy-Palpalá mit 58,2% und 56,8% in Posadas-Misiones. Im Vergleich zu 2001 ist die Kaufkraft um durchschnittlich 500% gesunken; gleichzeitig stieg die Prekäsierung im selben Zeitraum um ebenfalls 500%. Es sei daran erinnert, dass die Grenze der Verarmung bei 400 pesos liegt; die der Armut bei 800 $ und der Warenkorb von Wohlstand und Dienstleistungen bei 1.700 $ steht. Das Pensionsminimum beträgt 390 $, die Sozialpläne sehen 150 $ vor und 65% der erfassten privaten Löhne decken nicht den Bedarf einer Familie an Nahrungsmitteln und Dienstleistungen. Die Hälfte der Einkommen wird durchschnittlich durch nichterfasste Tätigkeiten, welche 50% der Gesamtarbeitszeit und die Hälfte der "freien Arbeitsplätze" ausmachen, verdient. 11 Millionen Menschen müssen mit 123 $ monatlich auskommen. Zwei Millionen männliche und weibliche Kinder arbeiten und 58,5% der Jungen zwischen 5 und 13 Jahren leben in Armutsvierteln.

Argentinien hat eine Bevölkerungsdichte von 37 Millionen Menschen. Vier Millionen haben Probleme mit der Beschäftigung; demgegenüber jedoch stehen 17 Millionen Arme. Das bedeutet, wer ohne Einkommen ist, verarmt. Es zeigt aber auch dass mehr als die Hälfte der Lohnempfänger/rinnen der Armut anheimfallen, obwohl sie arbeiten.

Sei es in den Enklaven der reichsten Städten oder in den erfolgreichen Stadtteieilen... der Kordon von Polizei und Militär gegen die "menschliche Pest", die sich in einen Exodus verwandelt, kennt nichts anderes, als die Bekämpfung der Multitude. In London wurde ein Brasilianer durch Kopfschuss getötet und gemahnt sei auch an das Ermorden aus nächster Nähe der Afrikanern/rinnen an der spanisch-marokkanischen Grenze.

Arbeitslosigkeit ist nicht das direkte Produkt des Marktautomatismus. Sie bedeutet die Entscheidung des Kapitals, Klassen zu schaffen. Sie ist eine Strategie, um die Angestellten zu schwächen und zu spalten. Die Lohnarbeit wird verweigert. Diese Verweigerung ist eine Waffe des Kapitals, die sich gegen die gewesenen Revolutionen und die Versuche, gefallener Rebellen/innen der ArbeitnehmerInnenschaft richtet.

Wenn das Kapital zur Maximierung seines Profits, die Hälfte des Planeten per zwei Dollar in Armut halten muss, no le tiembla el pulso y ejecuta su cometido. Der Leitsatz ist klar: Die Absenkung der zur Reproduktion der Arbeitskraft auf sozialer Ebene und der globalen Skala notwendigen Zeit, um somit "sozial" den Zuwachs zu erweitern, den die Multitude erwirtschaftet.

Die Reformen des XXI Jahrunderts beinhalten noch nicht einmal diese Striktur der Zwiedeutigkeit. Fortschrittlich oder konservativ zu sein, beutet heute gar nichs. Lula und Kirchner, Toledo und Vázquez, Palacio und Rodríguez sind das andere Gesicht des Neoliberalismus, der vergangenen Dekade. Latein Amerika ist die Region mit der grössten Ungleichheit und dem am schlechtesten verteilten Reichtum. Die reichsten 10% beziehen 40% des nationalen Einkommens und 40% der Ärmsten, davon nur 10%. 222 Milionen Lateinamerikaner/rinnen leben unter Bedingungen der Armut; das entspricht 43% der Bevölkerung. Zwei von fünf Kindern leben in extremer Armut.

In den letzten 20 Jahren starben mehr Menschen an vermeidbaren Gründen, als während aller Kriege des XX Jahrunderts. Zwei Drittel des Globus leiden Hunger und täglich mordet Entkräftung 35.000 Personen. In Argentinien brachte das kapitalistische System zwischen 1991 und 2003 eine halb Mililion Menschen um. Aber wo Krieg herrscht,, verzweifelt am Kapital, aus Überlebensgründen, existiert die historische Gelegenheit der Revolution der Arbeit, die ihn beendet.


Die Blockade der Initiativen des imperialistischen Kapitals und seiner Gebiete des Freihandels, voll des Heisshungers auf menschliche Wertmaximierung auf breitester Ebene: Sei es ALCA und die EU; Nafta oder der Mercosur; China und Indien; Russland oder Japan.... dem heftigen Angriff der Lohnkürzungen und den Repressionen gegenüber den Einkommenslosen Widerstand entgegen zu setzen; Selbstorganisation und sich gegen die Regierungen im Dienst der Mächtigen zu erheben... ist notwendig un unumgäglich, aber nicht genügend, um die Emanzipation vonm Kapital, Hunger, der Hyperausbeutung und der Massenarbeitslosigkeit zu erreichen. Ohne die gemeinschaftliche, autonome Organisation der Multitude; ohne den bewussten Widerstreit mit dem Kapital, als soziale Verbindung, können die Sozialen Bewegungen nicht siegen.

Diese Form muss realisiert und in den gegenwärtigen Zeiten bendet werden, der schöne Leitsatz abgelegt werden: Arbeit ( ohne Lohn ); Würde ( anti-patriotisch) und sozialer Wandel ( autonom ) .

Quellartikel :  http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/212663/index.php

Original: Seite des Gegegngipfels : Prensa De Frente ( Frontpresse ) - dort gibt es den text auch in Englisch>; die Seite ist vielsprachig, auch in Deutsch... ( ÜbersetzerInnen sind erwünscht; e-mail Kontakt auf der Seite ) :
 http://www.prensadefrente.org/anticumbre
von:
Colectivo Nuevo Proyecto Histórico
 http://www.colectivonph.com.ar
 correo@colectivonph.com.ar
Photos vom Gegengipfel:
 http://www.prensadefrente.org/anticumbre/index.php/img/2005/11/03/p180?blog=6&p=180&c=1&page=1&more=1&tb=1&pb=1&disp=single

Andere Bilder aus dem argentinischen Widerstand ( Kunst und Soziale Bewegungen ) :
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/211782/index.php
 http://www.escaner.cl/aldocumentar.html
 aldocumentar@lycos.es
Anti Cumbre de las Américas: Movimientos Social en Argentina: la contracara del trabajo negado
per Colectivo Nuevo Proyecto Histórico
Email: correo (nospam) colectivonph.com.ar
01 nov 2005 11:09:13
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/212663/index.php
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Ergänzungen

Abgesichert

tierr@ 05.11.2005 - 08:29
Abgesicherte Herrschaft
Mar de Plata

waffe?

ni Chavez ni Bush 05.11.2005 - 18:11
 http://www.spiegel.de/img/0,1020,538466,00.jpg
weis jemand was das für ein "Ding" ist?