Faschoaufmarsch im Zentrum von Moskau

vlad tupikin 04.11.2005 15:46 Themen: Antifa
Das hier ist erst mal noch keine Reportage, sondern lediglich ein paar flüchtige Anmerkungen
Am 4. November - dem von der russischen Führung ab diesem Jahr deklarierten Feiertag anstelle des 7. November – fand in Moskau zwischen der Metro „Tschistyje prudy“ und der Metro „Kitaj-gorod“ ein Aufmarsch rechter, rechtsextremer und faschistischer Organisationen statt.

Daran nahmen Teil: die „Bewegung gegen illegale Immigration“ (DPNI), die „Eurasische Jugendunion“ (ESM), die „Nationale Großmachtpartei Russlands“ (NDPR), die „Russische Allgemeine Nationalunion“ (RONS), die Nationalpatriotische Front „Pamjat“, die Russische gesellschaftliche Bewegung (ROD), etliche kleinere Organisationen und Gruppen, eine eigene Kolonne bildeten die Fußballfans von Spartak mit ihrem Transparent „FCSM“, in vielen Kolonnen dominierten Skinheads (v.a. bei der DPNI, dort machten sie 50-60% aus). Insgesamt betrug die Teilnehmerzahl zwischen 2000 und 3000. Es gab folgende Sprechchöre: „Ruhm für Russland!“, „Russland ist alles – alles andere nichts!“ (die Nationalbolschewistische Partei, die diesen Satz geprägt hat, war nicht anwesend, auf der Demo wurde er von Jegor Holmogorov eingebracht), „Hey, los, verpiss dich, Russland nur für Russen, Moskau nur für Moskauer!“, „Sieg Heil!“ (dabei wurde entsprechend der rechte Arm erhoben) etc. pp. Gesungen wurden außerdem rechte Skinheadlieder.

Trotz der geschlossenen Polizeiketten gelangen der Antifa einige kleine Aktionen. TeilnehmerInnen der oppositionellen Jugendbewegung „Oborona“ (Verteidigung) bewarfen die Faschos mit Wasser gefüllten Kondomen (auf dem Tschistoprudnyj bul’var), außerdem habe ich ein einem Antifa entwendetes Transpi mit der Aufschrift „Gib dem Faschismus keine Chance“ gesehen, das halbverbrannt auf dem Pokrovskij bul’var lag, und an der Ecke der Obuchastrasse haben einige Antifas die Faschos mit Feuerwerkskörpern und Rauchbomben beworfen. Die Miliz versuchte die Antifas einzuholen, allerdings offenbar ohne Erfolg (war schlecht zu sehen wegen des Rauchs). Werbetafeln und Häuserwände entlang der Demoroute waren mit Graffitis übersät: „Gib dem Faschismus keine Chance“, „Faschismus ist Scheiße“, „Antifa“, außerdem gab es jede Menge Antifaflugis, z.B. „Kein Arbeiter ist illegal“, die im Namen des „Netzwerks für Arbeitswiderstand“ geklebt wurden.

Das letzte Mal wurden die Faschos an der Soljanka laut, neben der Archipovstrasse (wo die Synagoge steht). Nach eigenen Aussagen hätten die Faschos hinter der Milizabsperrung Antifas gesehen (ich habe hinter ihren Rücken gar nichts gesehen).

Anschließend fand eine kurze Kundgebung auf dem Slawischen Platz statt. Zu den Rednern gehörten neben weiteren der Journalist und Kandidat für die Wahlen zur Moskauer Duma für die Liste „Freies Russland“ Jegor Holmogorov (im Internet – livejournal.com unter dem Namen „holmogor“), der Chefredakteur der Zeitung „Spetsnaz Rossii“ (Sondereinheit Russlands) Konstantin Krylov (im Netz unter „krylov“), der Chef der DPNI Aleksandr Belov, der Dumaabgeordnete von der Zhirinovskij-Partei LDPR Nikolaj Kurjanovitsch.

Es heißt, dass die Miliz einen Aktivisten von der „Oborona“, Pavel Schajkin (im Netz unter „antimil“), festgenommen hat wegen der Aktion mit den Kondomen.
Insgesamt wurden 9 Antifas und 4 Faschos von der „Russischen Nationalen Einheit“ (RNE) festgenommen.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Weitere Infos gewünscht

Leser 05.11.2005 - 02:04
Gibt es dazu noch weitere Berichte in anderen Sprachen? Am besten Englisch, Französisch, Spanisch. Fotos wären auch interessant.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

parole — saltandvinegar

was — labert