Luther-Chaos in Husum

senfbrot 01.11.2005 21:42 Themen: Antirassismus
In der Woche vorm Reformationstag tauchten verschiedene anscheinend gefälschte Flugblätter in Husum auf, die Martin Luthers Antisemitismus thematisierten....
Lutherspuk in Husum

Wer noch nicht an Geister glaubt, sollte sich durchaus ab und zu eines besseren belehren lassen: Durch viele Köpfe in Husum spukt zumindest zur Zeit der Luther-Geist.

Das NPD-Flugblatt
Anscheinend begann es am 22.10. Darauf ist zumindest ein Flugblatt datiert, das anscheinend vom NPD-Ortsvorsitzenden, Arthur Nissen, herausgegeben wurde. In jenem Flugblatt wird behauptet, Luther sei Antisemit und Sexist gewesen, und dies auch mit Zitaten belegt. Und natürlich, wie toll, deutsch und richtig, das alles sei und dass Luther, würde er heute leben, bestimmt NPD-Mitglied wäre. Deshalb sollten alle Kameraden zum Reformationsgottesdienst kommen, und anschließend an einer „nationalen Mahnwache teilnehmen“.

In linken Kreisen wurde daraufhin diskutiert, wie damit umzugehen sei. Recherchen beim Ordnungsamt und den Cops ergaben, das dort nix vorliege. Daraufhin wurde eine Gegendemo angemeldet, um den Marktplatz zu besetzen.

Die Kirche meldet sich Teil 1
Irgendwann im Laufe der Woche wurde anscheinend Nachts im Innenstadtbereich ein weiteres Flugblatt verteilt, das anscheinend von der Kirchengemeinde stammte. Darin erklärte Pastor Mörs, das die von der NPD verwendeten Zitate alle korrekt seien, aber nicht so schlimm, den im 16.Jahrhundert war schließlich je-der irgendwie Antisemit. Außerdem sei das alles aus dem Zusammenhang gerissen: Schließlich sei es ja auch unkorrekt in 50 Jahren zu behaupten, Gerd Schröder sei Menschenfeind, nur weil er die Agenda 2010 durchgesetzt hat. Zudem sei Luther gegen Krieg zwischen Christen gewesen, und habe es deswegen während der Bauernkriege für sinnvoller gehalten, alle Bauern totzuschlagen, als die Macht der Fürsten anzu-tasten. Schließlich sei dies ja friedenssichernd. Zudem das übliche Demokratieblabla und wie wichtig das ist, das alle die Demokratur verteidigen, und deswegen alle zum Markplatz kommen.

Die Kirche meldet sich Teil 2
Von Sonntag auf Montag scheint dann ein Flugblatt verteilt worden zu sein, in dem die Kirchengemeinde „richtig stellt“, dass das vorher verteilte Flugblatt ein Fake war, dass weder Luther, noch die Kirche, noch der Pastor irgend wie antisemitisch seien. Allerdings sei der NPD-Flyer echt, und zudem hätte eine „Antifa-schistische Aktion Nordfriesland“ gedroht, denGottesdienst zu rocken. Deshalb könne nicht für die Sicherheit der Kulturgüter und Kirchenbesucher garan-tiert werden, und der Gottesdienst müsse leider ausfallen.

Der Strafantrag
Freitag erschien dann auf der NPD-SH-Homepage ein Dementi von Artur Nissen. Artur hatte nämlich einen Strafantrag wegen Volksverhetzung bekommen. Also: Er habe gar nix mit dem Flyer zu tun, Gottesdienst und Mahnwache habe er nie geplant, Anzeige gegen unbe-kannt erstattet, wahrscheinlich habe „der Täter“ eine Hausdurchsuchung oder andere Strafmaßnahmen bei Nissen provozieren wollen.

Der Reformationstag
Parallel zum Gottesdienst (wo nix ging) versammelten sich ca. 50 Jugendliche vor der Kirche, um die „nationale Mahnwache“ stören zu können. Doch bis auf ein paar sonderbare Wagen tat sich nix. So beschäftigten sich einige Demonstranten mit dem Enttarnen von Zivicops: Ihnen wurde ein Pfeil mit entsprechender Aufschrift über den Kopf gehalten. Und nach dem Gottesdienst gabs Umsonst-Vokü in der Kirche. Hier lies der Propst Edelmann einen zehnseitigen (!) selbstgeschrie-benen Essay verteilen, obwohl Pastor Mörs (der die beiden Flugblätter übrigens dementierte) eigentlich nicht auf die Vorfälle eingehen wollte. In jenem Text erklärt der Propst, das die Zitate alle stimmen. Allerdings sei Luthers Antisemitismus rein theologisch motiviert und nicht völkisch oder rassistisch, und deswegen nicht so schlimm. Doch trotzdem müsse die evan-gelische Kirche gegen Antisemitismus sein, denn die Bibel würde sich klar positiv auf Israel beziehen und Gott sei ja für alle da. Und auch Luthers „neues“ Bi-belverständnis wird natürlich gewürdigt.
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Ergänzungen

Luther wa auch frauenfeindlich!

DAniel die Schildkröte 01.11.2005 - 23:41
Neben Luthers antisemitismus sprach er zu dem offen seine "verachtung" gegen frauen aus. er betrachtete sie als niedere wesen.
hier ein paar zitate vom "protestanten":

"Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, daß die Männer durch sie geboren werden."
Martin Luther, Theologe

"Will die Frau nicht, so komm' die Magd!"
Martin Luther, Frauenfreund

"Darumb hat das Maidlein ihr Punzlein, daß es dem Manne ein Heilmittel bringe."


"...wer mag alle leichtfertigen und abergläubischen Dinge erzählen, welche die Weiber treiben...es ist ihnen von der Mutter Eva angeboren, daß sie sich äffen und trügen lassen."
Martin Luther, Frauenkenner

mehr zum Frauenfeind Kirche gibts auf  http://www.free.de/schwarze-katze

Grosse Materialsammlung zu Luther

egal 02.11.2005 - 08:43

Repression gegen Demo-Anmelder

egal 29.06.2008 - 21:17
Die Staatsanwaltschaft Flensburg leitete gegen den Versammlungsleiter ein Ermiitlungsverfahren wegen "Völksverhetzung anlässlich einer Mahnwache gegen NPD-Mitglieder". Das Pikante: Der Betroffene hat überhaupt keinen Redebeitrag gehalten...

2007 wird das Verfahren ergebnislos eingestellt.

Mehr zu Repression in Husum:
 http://www.solifond.de.tl

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Naja... — MvdH