Amsterdam: 11 Tote bei Brand in Abschiebehaft

abschiebung ist mord 30.10.2005 14:36 Themen: Antirassismus
Am 27.10.2005 starben 11 Menschen im Abschiebegefängnis in Amsterdam-Schiphol. Ursache war ein Brand in dem Gefängnistrakt des Flughafens Schiphol. Min. 15 Menschen wurden verletzt.
Alle Toten waren Abschiebhäftlinge. Grund ihrer Inhaftierung war/ist die illegale Einreise in die Niederlande, die eines der schärfsten Einwanderungsgesetze der EU haben. Nach Auskünften der Feueropfer reagierten die Gefängniswärter nicht auf Hilfrufe und es ist noch unklar, ob letztere durch zu spätes Handeln (Mit-)Schuld am Tod der 11 Personen tragen. Von den 43 Abeschiebhäftlingen konnten einige den Brand zur Flucht nutzen, die anderen wurden in anderen Gefängnissen untergebracht.

In den Niederlanden kam es Trauerkundgebungen, in den das rassistische Grenzregime der EU kritisiert wurde.

Ceuta, Melilla, Schiphol: Grenzen töten.
Weg mit allen Lagern und Abschiebeknästen!
Stop aller Abschiebungen!
Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte für alle!

Da es auf Indymedia noch nichts dazu gab, ich aber keine Zeit habe mehr selber zu schreiben hier ein paar Links:

Berichte zu Reaktionen, Gedenkfeiern auf Indymedia NL
 http://indymedia.nl/
 http://www.indymedia.nl/nl/2005/10/31337.shtml (in dutch with pictures)

Frankfurter Rundschau: Elf Tote bei Brand auf dem Flughafen von Amsterdam
 http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/aus_aller_welt/?cnt=747589&

Frankfurter Rundschau: Feuer in Abschiebegefängnis
 http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/aus_aller_welt/?cnt=747813&

An interview (mp3) in englisch done by meltinpot.org with Vincent of the formerAutonom Centrum
 http://www.meltingpot.org/IMG/mp3/Amsterdam_CPTingl_web.mp3

in English:
Many killed in Amsterdam airport fire
 http://english.aljazeera.net/NR/exeres/6DAA84FA-1F5A-4CEA-AF31-86909C674E18.htm


Generelle infos zu Abschiebungen, Lagern und Aktionen dagegen:
 http://www.nolager.de
 http://www.nolager.org
 http://www.noborder.org
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Ergänzungen

Berichte aus der FR

nooneisillegal 30.10.2005 - 14:50
Hier die Artikel aus der Frankfurter Rundschau vom 28.10.2005
Frankfurter Rundschau: Feuer in Abschiebegefängnis
Elf Häftlinge auf dem Amsterdamer Flughafengelände kommen in den Flammen um / Vorwürfe gegen Personal
Bei einem Gefängnisbrand am Amsterdamer Flughafen Schiphol sind am Donnerstagmorgen elf Abschiebehäftlinge ums Leben gekommen, 15 weitere Personen wurden verletzt. Die hohe Opferzahl ist möglicherweise auf ein Fehlverhalten des Personals zurückzuführen.

Amsterdam · Einer der Gefangenen sagte dem niederländischen Fernsehsender NOS nach dem verheerenden Feuer, die Aufseher hätten die Hilferufe der Häftlinge nicht ernst genommen: "Sie machten die Tür nicht auf, sie ließen uns eingeschlossen." Die Sicherheitskräfte hätten erklärt, es gebe kein Problem, berichtete der Überlebende. "Unsere Kehlen fingen an zu schmerzen. Wir haben geschrien und getreten. Wir haben den Alarm eingeschaltet und dann gerieten wir in Panik."

Der Brand brach aus noch ungeklärter Ursache gegen Mitternacht in der Haftanstalt am östlichen Rand des Flughafens Schiphol aus. In dem Gefängniskomplex waren 350 Abschiebehäftlinge untergebracht. In dem Flügel, wo der Brand wütete, wurden 43 Menschen festgehalten. Einige von ihnen nutzten die Tragödie zur Flucht. Drei von ihnen liefen noch in der Nacht der Polizei in die Arme. Justizminister Donner teilte am Mittag mit, es würden noch acht Insassen vermisst.

Bei den Todesopfern habe ss sich um illegal eingewanderte Flüchtlinge gehandelt, teilten die Einwanderungsbehörden mitteilten. Über ihre Nationalität war zunächst nichts bekannt. Vier der Verletzten mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Medienberichten zufolge wurde das Feuer möglicherweise von einem Häftling gelegt, die Behörden wollten sich dazu zunächst nicht äußern. Die Feuerwehr brauchte drei Stunden, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Unter den Verletzten seien mehrere Feuerwehrleute und Polizisten, hieß es in den Berichten. Es gibt es für das Gebäude keine Einrichtung, mit der die Zellen im Notfall zentral und gleichzeitig geöffnet werden können. Auch in dieser Feuernacht mussten die Wärter jede Zellentür einzeln entriegeln.

Ministerpräsident Jan Peter Balkenende zeigte sich erschüttert. "Es ist schrecklich, von so einem großen Feuer und elf Toten zu erfahren", sagte er in einem TV-Interview von London aus, wo er an einem EU-Gipfel teilnahm. "Unser Mitgefühl gilt den Familien der Opfer und den Verletzten."

Der Generalsekretär des Europarates, Terry Davis, sieht in dem Brand und ähnlichen Tragödien in Flüchtlingsunterkünften in Paris ein Warnsignal. Die Lage von Einwanderern sei in vielen Mitgliedsländern des Europarates gefährlich. "Wir dürfen nicht vergessen, dass der Grundsatz der Einwanderungspolitik der Respekt vor den Rechten und der Würde des Menschen sein muss, und dass die Betroffenen körperlich und seelisch unversehrt bleiben", erklärte Davis. ap/dpa


Trend zu Abschiebehaft
Pro Asyl beklagt angesichts des Gefängnisbrands bei Amsterdam den europaweiten Trend zu immer mehr Abschiebehaft. "Die Haftanstalten sprießen überall wie Pilze aus dem Boden. Das ist ein eskalierender Prozess", sagte Europareferent Karl Kopp in Frankfurt. Abschiebegefängnisse seien soziale Elendszonen und zumindest potenzielle Orte für Menschenrechtsverletzungen, sagte Kopp, der gleichzeitig Vorstandsmitglied im Europäischen Flüchtlingsrat ist. Unabhängige Organisationen forderten daher seit längerem, dass die Möglichkeit des Einblicks geboten werden müsse. Insbesondere die Niederlande und Großbritannien hätten ihre Einrichtungen an den Flughäfen ausgebaut. dpa
Die überlebenden Häftlinge wurden in andere Zellen auf Schiphol oder in Städte in der Umgebung verlegt. In dem Gefängnis, dessen Kapazität erst 2002 erheblich erweitert worden war, werden Menschen festgehalten, die mit dem Flugzeug in die Niederlande kommen. Der Gefängnistrakt auf dem viertgrößten Flughafen Europas ist mit einem drei Meter hohen Zaun und Stacheldraht umgeben. In den Niederlanden herrscht eines der striktesten Einwanderungsgesetze in Europa. Insgesamt wurden 26 000 Menschen in ihre Heimat abgeschoben. Menschenrechtsgruppen beklagen, betroffen seien auch Flüchtlinge, denen in ihrer Heimat Folter und Verfolgung drohten.

Quelle:  http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/aus_aller_welt/?cnt=747813&


Frankfurter Rundachau: Elf Tote bei Brand auf dem Flughafen von Amsterdam
Feuer wütete drei Stunden im Gefängnistrakt von Schiphol

Amsterdam (ap). Bei einem Brand auf dem internationalen Flughafen von Amsterdam sind am Donnerstag mindestens elf Menschen ums Leben gekommen und 15 verletzt worden. Bei den Todesopfern handelte sich um Abschiebehäftlinge, die in einem Gefängnistrakt am östlichen Rand des Flughafens Schiphol untergebracht waren, wie die
Einwanderungsbehörden mitteilten.

Insgesamt waren in dem Gefängnisblock 350 Personen inhaftiert, darunter auch Drogenkuriere. Die Kapazität der Haftanstalt war erst 2002 erweitert worden. Die Brandursache war vorerst unklar.

Einer der Gefangenen sagte dem Fernsehsender NOS, die Aufseher hätten die Hilferufe der Häftlinge im ersten Moment nicht ernst genommen. "Sie machten die Tür nicht auf, sie ließen uns eingeschlossen. Unsere Kehlen fingen an zu schmerzen. Wir haben geschrien und getreten", sagte der nicht näher identifizierte Gefangene.

Das Feuer brach gegen Mitternacht aus und konnte erst gegen drei Uhr früh unter Kontrolle gebracht werden, wie niederländische Medien berichteten. In dem betroffenen Gefängnisflügel waren 43 Häftlinge untergebracht. Die Überlebenden wurden in andere Zellen auf dem Flughafen oder in Städte in der Umgebung verlegt, einigen gelang laut NOS während des Brandes die Flucht. Unter den Verletzten sind auch Feuerwehrleute und Polizisten.

Quelle:  http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/aus_aller_welt/?cnt=747589&

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