Liebe Kollegen von ver.di!

Marcus Hammerschmitt 30.10.2005 12:52
Habt ihr sie eigentlich noch alle? Kaum dass ihr diesen Streik an den baden-württembergischen Unikliniken so gut über die Bühne gebracht habt; kaum, dass man mit euch mal richtig zufrieden sein konnte, unterschreibt ihr mit der IGBCE und einigen Stromversorgern ein Positionspapier, das die Weiternutzung der Atomenergie als Beitrag zum Klimaschutz bezeichnet.
Dann gibt es ein wenig Krach deswegen. Die Kollegin Kronauer tritt aus dem VS aus, der - leider, muss man in diesem Fall sagen - auch zu eurem Verein gehört.

 http://www.netzeitung.de/buecher/buechernews/365100.html

Dann verfasst ihr zur Klärung einen Brief an Angela Merkel.

 http://ver-und-entsorgung.verdi.de/energiewirtschaft/energiepolitik/frank_bsirske_und_erhard_ott_bekraeftigen_konsens_zum_atomausstieg

Angela Merkel war bereits als Umweltministerin unter Helmut Kohl so strahlend atomfreundlich, es hätte einen Geigerzähler zum Pfeifen gebracht.

 http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/morsleben.pdf

In eurem Brief sagt ihr Sachen wie:

Wir gehen davon aus, dass der Ausstieg aus der Kernenergie nicht zur Disposition steht.

Und ein paar Sätze später heißt es:

Um den CO2-Ausstoß weiter wie erforderlich zu reduzieren, kann es allerdings für eine begrenzte Zeit erforderlich sein, verstärkt Atomenergie zur Stromerzeugung in der Grundlast einzusetzen.

Wenn ihr nur ahnungslos wärt, man könnte es ja verzeihen. Aber natürlich wisst ihr genau, dass man die Anzahl der weltweit arbeitenden Atomkraftwerke in kurzer Zeit vervielfachen müsste, um den CO2-Ausstoß relevant zu verringern. Konsequenterweise verknüpft ihr eure Überlegungen zur "kurzfristigen" Mehrnutzung der Atomenergie mit der Abfallfrage, indem ihr euch den Kopf der Atomwirtschaft über ein Endlager zerbrecht. Euch scheint also nicht entgangen zu sein, dass die Mehrnutzung ohne den Mehrabfall nicht zu haben ist. Aber wie schief gewickelt muss man eigentlich sein, um eine irrelevante Verringerung des CO2-Austoßes mit einer sehr relvanten Vermehrung des Atommülls erkaufen zu wollen? Schert euch nicht. Ihr wisst genau, welcher Teil eurer doppelzüngigen Appells von jemand wie Angela Merkel gehört wird. Und darauf kommt es euch an, denn was ihr hier betreibt, ist miese, kleine Klientelpolitik zum Erhalt von Arbeitsplätzen, die den Arbeitern und allen um sie herum früher oder später schaden. Zu diesem Zweck kungelt ihr mit den Energieversorgern, die ihr im Interesse eurer Mitglieder als Gegner zu begreifen hättet. Was kommt als Nächstes? Forderungen nach Versachlichung in der Asbest-Debatte? Unabhängige Expertenartikel zur relativen Unschädlichkeit von Dioxin auf eurer Website? Ihr habt euch im inner- und intergewerkschaftlichen Intrigenspiel mal wieder ein Ding geleistet, das jeder Beschreibung spottet. Null Punkte.

Grüße,

Marcus Hammerschmitt, Schriftsteller, VS-Mitglied

 http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/high.html
 http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_linkskurve.html
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Ergänzungen

CO² und Atomkraft

CO3 30.10.2005 - 16:40
* weiterlesen: Vom Mythos Atomkraft sei gut für das Klima (aus der Gorleben-Rundschau Sept. 05)
 http://neckarwestheim.antiatom.de/akt/05/klima.htm

Tja, so kommt es

OVU 31.10.2005 - 11:02
Dass diese Eliten vor allem zusammen gut klarkommen, ist doch nix Neues. Der Vorgang zeigt, welche "Freunde" sich da immer sozialen Bewegungen andienen und von diesen auf den Schild gehoben werden. Bsirske ist seit Jahren Topredner auf Friedensdemos, Sozialforen & Co. Und zwar deshalb, weil die Eliten der sozialen Bewegung - von Attac bis SoZ, Linksruck bis RLS - das so wollen. Jede Bewegung hat halt die Ikonen, die sie verdient. Sozialforumskritik:  http://www.sozialforum-von-unten.de.vu . Mehr zu Filz & Co. bei NGOs und Umweltorganisationen:  http://www.projektwerkstatt.de/aes

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