Hausbesetzung in Freiburg

Autonom@hausbesetzA 30.10.2005 04:40 Themen: Freiräume
In Freiburg im Breisgau wurde in der Nacht auf den 30.10.2005 ein Gebäude auf dem Güterbahnhof besetzt. Hunderte Linksradikale aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz feierten (und feiern noch) ein rauschendes Fest und kein Bulle ward gesehen. Liebe Grüße auch an die Antifas in Göttingen, her mit dem 80er Flair!
In der Ankündigung im Koraktor hieß es: "Die Tore zur Hölle öffnen sich PÜNKTLICH um 22.00 !!! Wer zu spät kommt verpaßt das beste (und das ist kein Witz!). Also Arsch hoch und ab ins Fegefeuer !!!" So wurde für ein KTS-Konzert mit Cwill und The From Behinds geworben. Kurzfristig wurde die Location jedoch in ein Gebäude auf dem Güterbahnhof verlegt und mit der typisch südbadischen Verspätung von anderthalb Stunden ging es los in den Norden der Stadt. Dort angekommen wurde das Gebäude besetzt und Transparente aus dem Fenster gehängt. Auf mehreren Floors spielten Bands und legten verschiedene DJs auf. Es wurden natürlich Getränke verkauft und auf dem Dach fand eine Feuershow statt. Alles in allem aus linker Sicht ein ereignisreicher Tag in Freiburg. Und bestimmt nicht der letzte...

Dies ist die Presseerklärung des Aktionsbündnis gegen Leerstand (kein-leerstand at freenet dot de):

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Presseerklärung zur Besetzung einer Halle des alten Güterbahnhofs am 29.10.2005

Wir, das Aktionsbündnis gegen Leerstand, sind ein Zusammenschluß von Menschen mit geringem Einkommen, Studierenden, jungen Familien und Alleinerziehenden, WagenbewohnerInnen, KünstlerInnen, Wohnungslosen, MigrantInnen, ArbeiterInnen und Auszubildenden sowie vielen anderen, die an günstigem Wohn- und Arbeitsraum interessiert sind. Unser gemeinsames Problem ist die Freiburger Miet-, Spekulations- und Ausgrenzungspolitik.

In der Stadt Freiburg bewegen sich die Mieten auf einem Niveau, das es für
Menschen mit kleinem Geld- beutel extrem schwierig macht, sich Wohnraum, ein menschliches Grundbedürfnis, leisten zu können. Genau so problematisch ist es für KünstlerInnen, geeignete Räume für ihre Tätigkeit zu finden (Ateliers, Bandräume).

In der Universitätsstadt müssen zu beginn jedes Semesters zahlreiche Studenten in Notunterkünften unter- kommen. Die Miete für ein Zimmer können viele kaum zahlen. Die geplante Einführung von Studiengebühren an der selbsternannten "Eliteuniversität" grenzt Studierende aus ärmeren Verhältnissen zusätzlich aus.

Straßenpunker und Obdachlose werden aus der Innenstadt und von ihren
angestammten Lagerplätzen vertrieben. Die Stadtverwaltung sähe sie gerne in menschenunwürdigen Containern in der Hermann - Mitsch - Str. untergebracht.

Ende November wird ein Gerichtsurteil über die Räumung der Wagenburg am
Campus/St. Georgen entscheiden. Mitten im Winter verlieren dann ca. 50
Personen ihren Platz - der nur eine Übergangslösung sein sollte in der
Hoffnung auf einen frei nutzbaren, eigenen - und werden, wie seit Jahren,
unter der konsequenten Vertreibungspolitik der Stadt Freiburg zu leiden
haben. Diese wehrt sich vehement und trotz aller Vorschläge gegen die
Entstehung einer selbstbestimmten Wagenburg.

Das momentan existierende Mini - Rasthaus genügt nicht zur Versorgung,
Unterstützung und Unterbringung von Flüchtlingen. Die grün-rote
Stadtregierung blockiert jedoch die Schaffung eines dringend notwendigen
Rückzugsraumes für MigrantInnen. Auch in diesem Bereich brauchen wir
wesentlich mehr Platz.

In einer der teuersten Städte Deutschlands besteht das Bedürfnis nach
vielfältigen unkommerziellen Freiräumen, in denen Kultur jenseits der
Konsumgesellschaft existieren kann. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten
reicht die KTS nicht mehr aus, das Angebot muß deutlich erweitert werden. Vor allem fehlt es an Proberäumen für Bands, Platz für Theater- oder Sportgruppen und an weiteren Veranstaltungsmöglichkeiten.

Was unsere Vorstellungen von Wohnraum angeht, so halten wir nichts von der
Vereinzelung in kleinen Wohneinheiten, sondern wir wollen in verschiedenen
Projekten zusammen & selbstbestimmt leben und arbeiten und nicht so, wie es Wohnungsmarkt und Miethaie von uns fordern.

Es ist keineswegs so, dass in Freiburg kein Platz für all dies wäre: Zahlreiche Häuser stehen leer und dienen als Spekulationsobjekte. Wohnraum
wird zerstört und/oder muß Büro- und Industriueflächen weichen (wie z.B. der alte Güterbahnhof oder die Baslerstr. 66). Wir wollen diese Situation nicht länger hinnehmen. Wir fordern die Verantwortlichen, also die Eigentümer, auf, langfristig leerstehende Immobilien und Brachflächen denjenigen zu fairen Bedingungen zu überlassen, die sie brauchen und nutzen! Schluß mit Spekulation, Ausgrenzung und Vertreibungen!

Um diese Forderungen zu unterstreichen, haben wir heute Nacht laut, bunt und friedlich eine Halle des alten Güterbahnhofs besetzt! Mit dieser Aktion wollen wir an nur einem von vielen möglichen Beispielen auf den skandalösen Leerstand in Freiburg hinweisen. Diesmal soll die Besetzung symbolisch und für nur eine Nacht sein. Wir werden Sonntag mittag das Gelände in sauberem Zustand verlassen haben und erwarten Reaktionen auf unsere Anliegen.

AKTIONSBÜNDNIS GEGEN LEERSTAND
email: kein-leerstand at freenet dot de

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Antirademo am Nachmittag:
 http://de.indymedia.org/2005/10/130897.shtml
 http://de.indymedia.org/2005/10/130949.shtml

Indymediaberichte zu Freiburg:
 http://www.antifa-freiburg.de/spip/antifa.php3?id_article=284&design=3



Die Verhältnisse zum Tanzen bringen!

Leerstand ist kein Zustand!

Für freies Fluten!
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Ergänzungen

Was in der Zeitung steht...

BZ-LeserIn 31.10.2005 - 00:17
Hausbesetzer feiern Party

Linke Szene nimmt Güterhalle in Beschlag / Polizei ermittelt

Mehrere hundert Mitglieder der linken Szene aus Freiburg, aber auch Sympathisanten aus Frankreich und der Schweiz haben am späten Samstagabend eine leerstehende Halle auf dem Areal des Güterbahnhofs Nord besetzt und dort eine Party gefeiert. Am Sonntagmorgen zogen die Besetzer wieder ab. Das „Aktionsbündnis gegen Leerstand“ wollte damit gegen die Freiburger Miet-, Spekulations- und Ausgrenzungspolitik demonstrieren, wie es in einer gestern verbreiteten Pressemitteilung heißt.

Die Besetzung sollte – laut Ankündigung – um 22 Uhr starten, tatsächlich begann sie aber erst anderthalb Stunden später, wie sich gestern im Internet bei Indymedia nachlesen ließ. Transparente wurden als Zeichen für die Besetzung aus den Fenstern gehängt, Bands spielten und Discjockeys legten Musik auf. Auf dem Dach soll es sogar eine Feuershow gegeben haben.

Die Polizei hat die Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch aufgenommen – und sie ermittelt auch wegen Sachbeschädigung. Offensichtlich sind durch jüngere Partygäste Türen, Fenster und Einrichtung beschädigt worden, was die Besetzer gestern Abend in einer E-Mail bedauerten: „Da wesentlich mehr Menschen als erwartet an der Besetzung teilnahmen, konnten wir dies nicht sofort verhindern“, heißt es dort. Und: „Den Sinn der Besetzung haben diese Leute nicht verstanden.“

Das „Aktionsbündnis gegen Leerstand“ ist nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss von Menschen mit geringem Einkommen. Das Bündnis übte heftige Kritik an der städtischen Wohnungspolitik.

Badische Zeitung vom Montag, 31. Oktober 2005

Natürlich geht es immer weiter...

Autonom@ntifA 10.11.2005 - 02:36

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 13 Kommentare

".... her mit dem 80er Flair!"

kleine Kritik am Rande 30.10.2005 - 08:31
".... her mit dem 80er Flair!" .. ich hoffe doch nicht! Die Linke in den 80ern war vielleicht recht stark und vielseitig ("neue soziale Bewegungen"), aber sie war dogmatisch, steif, unfexibel und der Hang zum Autismus sorgte dann für Isolation. Die Reste der 80er-Leute sind heute entweder konservative Spießer (die bei Ruhestörung die Bullen rufen und Antigraffiti-Bürgerwehren mitgründen, so wie die ehemaligen Hausbesetzer in Ddorf) oder durchgeknallte Vegan-Femisten-Kommunisten-Innen, die linke Veranstaltungen mit Schrei-Einlagen sprengen. Viel besser wäre es, von den 68ern, den 80ern und den Noglobals zu lernen und ihre Fehler zu analysieren, um sie nicht selbst zu wiederholen.

Lasst euch nicht von

idiotischen 30.10.2005 - 09:45
Kommentaren runterziehen. Gute Aktion und immer weiter so ;-)

YEEEEHHHHHAAAAAAAAA!

? 30.10.2005 - 10:41
Freiburg rulez!

@kleine Kritik am Rande

gnarf 30.10.2005 - 11:53
es wurde "her mit dem 80er FLAIR" geschrieben und nicht "her mit den 80ern" !

waren es nicht gar hunderttausende?

? 30.10.2005 - 14:27
"Hunderte Linksradikale aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz feierten (und feiern noch)..."
wie habt ihr es geschafft hunderte besetzer zu verstecken um nahezu menschenleere bilder zu machen?

So war das

ganz klar 30.10.2005 - 14:40
Ist ja schön wenn man für eine revolutionäre Party ein Haus besetzt und morgens wieder heim geht.

Meine Hochachtung

Wenn ich nicht tanzen kann,

hubbi 30.10.2005 - 14:57
ist es nicht meine Revolution!
In diesem Sinne, lasst euch von den flatratesesselpupserrevoluzzern nicht runterziehen...
Aber Vorsicht bei weiteren Aktionen: Wenn es anfängt Spass zu machen, ist es wahrscheinlich nicht mehr politisch?!?
so, jetzt aber Licht aus und ausschlafen!

An AFA-OK

Zora 30.10.2005 - 15:42
Also soweit ersichtlich sind die menschen in göttingen doch ganz gut klar gekommen, oder? und die meisten von uns waren tagsüber auf der straße, nämlich bei der festung-europa-demo, also wo ist dein problem?

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kara komutan 30.10.2005 - 17:29
solidarische und sozialistische grüsse
auch aus punkrockcity nürtingen

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--- 30.10.2005 - 20:52
hobelihob

Zur Frage der Anzahl der nichtzahlenden Gäste

Autonom@hausbesetzA 30.10.2005 - 22:25
Es waren tatsächlich mehrere hundert BesetzerInnen. Nur haben die normalerweise was dagegen, wenn sie fotografiert werden. Schon für diese menschenleeren Fotos habe ich Rüffel kassiert. Aber wenn du es mir nicht glaubst, komm doch einfach zur nächsten Hausbesetzung nach Freiburg...

Es geht nimmer weiter...

Autonom@ntifA 31.10.2005 - 14:46

gute aktion, nur schade um die spinner

kein spinner 31.10.2005 - 14:51
super aktion, schön glatt verlaufen! super, dass die bullen da nicht eingeschritten sind! HäHäHä!!
leider haben da blos ein paar idioten nicht ganz mit bekommen, dass häuser besetzten, und seis nur für eine nacht, nicht bedeutet, häusere komplett runter zu rockern und alles was aus glas ist, einzu treten, weils so schön klirrt. das ganze läßt die eigentliche idee, leerstand sinnvoll zu nutzen, leider etwas unglaubwürdig rüberkommen. Scheit als müßte mann das ein paar Hohlbirnen noch mehr verklickern.

Respekt den Aktivisten!