Anschläge gegen Jugendhaus "Horizontpalast"

Hermes 21.09.2005 17:02 Themen: Antifa
Ascherslebener Vereins- und Jugendprojekthaus, das sich gegen Rassismus und für Toleranz, Selbstverwirklichung, Bildung und Engagement stellt, wird in der Vergangenheit schon mehrfach Opfer von Anschlägen - vermutlich durch Neonazis.
In Aschersleben gibt es seit ca. einem Jahr ein Portal für Jugendliche, wo sie sich in vielerlei Hinsicht engagieren können: das Vereins- und Jugendprojekthaus "Horizontpalast" (Hops). Wir stehen für Toleranz und gegen Faschismus sowie Rassismus und wollen den Jugendlichen nicht nur einfach einen Treffpunkt geben, sondern vor allem die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, Bildung, Erfahrung, Problemlösung und gesellschaftlicher Partizipation.

Jedoch stellen die alternativ gekleideten jugendlichen Besucher des Hops für viele Leute offensichtlich Feindbilder dar und scheinen ein Dorn im Auge zu sein - sowohl älteren Leuten, die sich durch angebliche Pöbeleien und Ruhestörungen belästigt fühlen, als auch für jugendliche und Erwachsene Rechte, denen unsere Existenz offensichtlich mehr als missfällt!

Daher werden öfter Angriffe gegen das Hops ausgeübt. Neben dem Einschlagen von Scheiben, Beschädigen der Eingangsür, des Briefkastens sowie weiterer Dinge und Aufhetzen gegen uns bestehen diese auch aus nächtlichen "Besuchen", wenn gerade wenige Gäste anwesend sind.

In der Nacht vom Sonntag (18.9.05) zum Montag (19.9.05) ist ein erneuter Anschlag gegen das "Hops" verübt wurden.
Dieses mal wurde von der/dem/den TäterIn(nen) das Sicherheitsglas der Schaufensterscheibe mit einem Pflasterstein durchgeworfen, wozu scheinbar mindestens drei Versuche notwendig waren. Anschließend wurde sogar ein Brandsatz durch das dadurch entstandene Loch in der Scheibe geworfen!
Glücklicherweise ist dieser Brandsatz scheibar schon vorher - außerhalb des Hops - explodiert, sodass "nur" einige Papierbasteleien und alte Zeitungen angebrannt sind und es Brandflecke an den Fließen und der Tapete gibt. Das Feuer konnte sich also nicht ausbreiten und keinen größeren Schaden anrichten.
Weiterhin ist von Glück zu sprechen, da der Termin mit der Glaserei für das Einsetzen der neuen Schaufensterscheibe sowieso Montag Mittag war (da die äußere Scheibe des Doppelglases vor einigen Wochen schon einmal zerstört wurde). Demzufolge hatte das Hops am Tag nach dem Anschlag kein Loch mehr, sondern eine neue Scheibe.
Erschreckend ist der Anstieg des Niveaus der Anschläge. Während mensch bei den letzten Anschlägen noch von "relativ" spontanen Aktionen ausgehen könnte, steckt bei diesem mal wohl konkret geplante und gut vorbereitete, organisierte Kriminalität eines deutlich höheren Levels mit dem hinter der Aktion - wahrscheinlich mit dem Ziel, enormen Sachschaden - deutlich mehr als das Auswechseln einer Scheibe - zu verursachen. Gut ist, dass dies der/dem/den TäterIn(nen) aus verschiedenen Gründen nicht gelungen ist. Schlecht ist, dass der Wille und die Bereitschaft dazu - sowie die benötigte Skrupellosigkeit - vermutlich von "rechts außen", nun deutlich zu erkennen sind.

Nur zwei Tage später - in der Nacht vom Dienstag (20.9.) zu Mittwoch (21.9.) ist schonwieder ein neuer Angriff verübt worden. Die - Montag erst eingesetzte - neue Schaufensterscheibe wurde durch viele Steinschläge zerstört. Da diese aus doppeltem Sicherheitsglas bestand, ist dort aber nur ein kleines Loch in der inneren Scheibe entstanden (dafür in der äußeren umso größere...). Allerdings wurde diesmal auch die Scheibe von der Eingangstür zerschlagen, sodass dort jetzt ein großes Loch ist.

Dies ist also nun schon das fünfte mal in diesem Jahr, dass Scheiben vom Hops eingeschlagen wurden. Total unverständlich ist, dass bei derartigen Angriffen fast nie Meldungen bei der Polizei gemacht werden und dass Anwohner entweder "nichts gehört und gesehen" haben, oder darüber keine Aussagen machen wollen. Auch von der Öffentlichkeit bekommen wir kaum finanzielle Unterstützung. Daran sieht man sehr deutlich, wie schwer es heutzutage gemacht wird, Engagement, außerschulische Bildung, Selbstverwirklichung und Toleranz zu fördern und dass die breite Mehrheit statt zu kämpfen lieber Steine in den Weg legt (oder gegen die Scheiben wirft...).

Wenn ihr uns unterstützen wollt - in welcher Form auch immer, oder Tipps habt, wie wir an Unterstützung kommen können, könnt ihr bitte Kontakt mit mir aufnehmen.
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Ergänzungen

weitere Infos

hermes 24.09.2005 - 22:25
Beim zweiten der hier genannten Anschläge waren scheinbar keine Steinschläge für die Zerstörung der Scheibe verantwortlich, sondern Schläge, die laut einigen Hinweisen mit einer Metallstange gemacht wurden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

Chronologie der Anschläge — (muss ausgefüllt werden)

Nix posten! — $ub$tyl3

naja... — Rothorst