Baskenland und Baskentum

Wal Buchenberg 10.09.2005 18:35 Themen: Bildung Kultur Soziale Kämpfe Weltweit
Wer in diesem Sommer den mondänen Badeort San Sebastian (auf Baskisch: Donostia) besucht hatte, wurde an vielen Hauswänden mit dem Plakat begrüßt: "Denkt dran, Touristen, ihr seid weder in Frankreich, noch in Spanien, sondern im Baskenland!"
Ich durchwanderte in diesem Sommer die Westpyrenäen auf dem spanischen Fernwanderweg G.R. 11 und folgte dabei nicht nur den rot-weißen Wegmarkierungen, sondern folgte auch diesem politischen Aufruf und suchte im Baskenland nach den rot-grün-weißen Spuren des Baskentums.
Ich machte mich auf die Suche nach der baskischen Identität und suchte nach Antworten, warum es die Basken nicht zu einem eigenen Staat gebracht haben und es wohl nie dazu bringen werden.
Dazu war auch eine historische Spurensuche nötig.

Bild: welcome


Wer sind die Basken?
Die Basken sind in Spanien und Frankreich eine "Nationalität", eine Nation, die sich fremd fühlt in ihrem Staat.
In sehr früher Zeit waren "Nationen" weitgehend identisch mit Sippen oder Völkerstämmen. Es waren mehr oder minder homogene Gemeinschaften von gemeinsamer Abstammung, einer gemeinsamen Sprache und einer gemeinsamer Produktions- und Lebensweise.
Die Basken sind ein sehr alte, aber auch eine altertümliche Nation, die viel von dieser früheren Homogenität bewahrt haben, ohne es zu einer modernen Nation mit eigenem Staat gebracht zu haben.

1. Nation und Nationalstaat
Nationalstaaten sind Gewaltapparate, die durch Gewalt gebildet und geformt wurden - sowohl durch interne Gewalt in einem Bürgerkrieg als auch durch Krieg nach Außen. Traditionsgemäß lehnen Linke erfolgreiche Nationalstaaten wie die USA, Deutschland, China, Israel usw. ab und verehren "Verlierernationen" wie die Iren, Basken, Palästinenser, Tibeter, Indigene in Südamerika usw. Wieso eigentlich? Wollen denn Verlierernationen etwas anderes als die Siegernationen? Wollen Verlierernationen nicht auch einen "Platz an der Sonne" der staatlichen Gewaltapparate?

Schauen wir uns kurz die Stationen erfolgreicher Nationalstaatsbildung an:

1.1. Amerikanische Staatsnation
Die Unabhängigkeit von Großbritannien erreichten die weißen und männlichen Amerikaner teils durch Akte des "zivilen Ungehorsams", teils durch einen bewaffneten Unabhängigkeitskrieg. Diese Amerikaner schufen sich ihren eigenen Staat, aber eine gemeinsame "Nation" wurden sie durch die Ausrufung der Unabhängigkeit (4. Juli 1776) längst nicht.

Der Völkermord an den Indianern wurde nun erst in großem Stil organisiert. Die schwarzen Sklaven waren ebenso wenig Teil der amerikanischen Staatsnation wie die Frauen. Schon vor 1800 begannen Konflikte mit den Weißen in den Südstaaten, die die staatliche Autorität des Nordens in Frage stellen. Das Gewaltmonopol des US-Staates über das gesamte US-Territorium wurde erst durch den Sieg der entwickelteren kapitalistischen Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg über den agrarisch-feudalen rückständigen Süden (1861-65) sichergestellt.

Der amerikanische Nationalstaat war das Produkt einer gewaltsamen Eroberung - der Eroberung des rückständigen Westens wie des rückständigen Südens. Die Südstaatler akzeptierten diese Nationenbildung erst nach dem gemeinsamen Sieg der USA über Spanien (1898), der ihnen reiche, gemeinsame Beute bescherte: Kuba, Puerto Rico, Guam, später auch die Philippinen.

1.2. Deutsche Staatsnation
Dieselben Stationen sind auch bei der Bildung des deutschen Nationalstaates feststellbar: Zuerst eine erfolgreiche Unabhängigkeitsbewegung gegen die "französische Fremdherrschaft" unter Napoleon.
Nächste Station: ein blutiger innerdeutscher Krieg (1866) Nord (Preußen, Rheinlande etc.) gegen Süd (Bayern, Baden etc), bei dem der entwickeltere Norden gewinnt. Die unterlegenen Süddeutschen akzeptieren die "Preußenherrschaft" jedoch erst nach dem erfolgreichen Krieg nach Außen, dem Sieg über Frankreich (1871), die dritte Station.

In Deutschland wie in den USA siegte der industrialisierte Norden in einem blutigen Bürgerkrieg gegen den agrarischen Süden. In Deutschland wie in den USA akzeptierte der unterlegene Süden die gewaltsame Staatenbildung, sobald die vereinte Nation externe Kriege siegreich bestand und Beute für alle abfiel.

1.3 Spanische Staatsnation
In Spanien lief alles anders. Zwar war Spanien ein ähnlicher politischer Flickenteppich wie Deutschland im 19. Jahrhundert, zwar gab es auch jahrhundertelang Unabhängigkeitskriege gegen die Araber, Franken und Franzosen, aber die einzelnen spanischen Landschaften und Völkerschaften kämpften in diesen Kriegen häufiger gegeneinander als gemeinsam.

Bild: Aragon


Jedem der spanischen Unabhängigkeitskriege folgte notwendig ein interner spanischer Krieg. In diesen internen Kriegen siegte jedoch nicht der entwickeltere, kapitalistische Norden (Baskenland und Katalonien), sondern der feudal-agrarisch geprägte Süden.
In Deutschland und den USA wurden die innerstaatlichen Animositäten zwischen einzelnen Landschaften und Wirtschaftsregionen (Preußen und Bayern, Yankees und Südstaatler) durch einen erfolgreichen Krieg nach Außen beruhigt und befriedet.
In Spanien folgte der internen Demütigung von Nordspanien (Katalonien und Baskenland) noch die externe Demütigung Gesamt-Spaniens: Dem Sieg des feudalen Kastiliens über das entwickeltere Nordspanien folgte das "Desaster" Spaniens, die Niederlage im amerikanisch-spanischen Krieg und damit der Verlust des spanischen Weltreichs.

Man kann die Geburtsstunde sowohl des katalanischen Nationalismus (mit dem Zentrum Barcelona) wie des baskischen Nationalismus ziemlich genau auf das Jahr des spanischen Desasters (1898) datieren.
Solange das spanische Weltreich bestand, waren Katalanen und Basken mehr oder minder treue Diener dieses Reichs. Sie waren seine tapfersten Krieger und mutigsten Seefahrer und hatten ihre materiellen Vorteile davon. Es schmerzte sie jedoch einem rückständigen und gedemütigten Staat dienen zu müssen. Katalanen und Basken entdeckten, dass sie eigentlich etwas Besseres sind und jedenfalls anders als die Spanier. Der katalonische wie der baskische Nationalismus lebt von der Verachtung Spaniens und der Spanier.

2. Baskentum und baskische Identität
Moderne Nationen sind ein Mischmasch aus Klassen, Berufen, Hautfarben, Glaubensbekenntnissen und Sprachen, nur äußerlich vereint durch eine gemeinsame, aber arbeitsteilige und daher vielseitige Volkswirtschaft und durch die Staatsgewalt.

Die Basken bilden eine "homogenere" Nation als die alle modernen Nationen und viele alten Nationen. Die Schweizer zum Beispiel - eine "alte Nation" - waren überwiegend Bergbewohner wie die Basken. Die Schweizer bildeten ihren eigenen Staat, aber sie sprechen keine einheitliche Sprache.

2.1. Baskische Sprache
Gerade die baskische Sprache soll jedoch die identitätsstiftende Gemeinsamkeit der Basken sein. Ich habe einige Sprachen studiert, darunter auch außereuropäische, aber nicht die baskische Sprache. Es steht aber außer Zweifel, dass das Baskische anders und älter als alle indogermanischen Sprachen ist.

Bild: Kurzer Sprachkurs Baskisch


Wer sich dafür interessiert: Das Baskische ist eine agglutierende Sprache. Neue Begriffe und Bedeutungen werden durch Hinzufügen von Suffixen gebildet. Etxea heißt das Haus, "zu Hause" ist etxean, "zum Haus hin" heißt etxera, "vom Haus weg" etxetik. (Das "x" wird wie ein deutsches "tsch" gesprochen.) Das Baskische wurde lange Zeit nur mündlich tradiert. Erst im Jahr 1545 erschien ein Buch, das ganz in Euskera (Baskisch) geschrieben war.

Es wird gesagt, die baskische Sprache verkörpere einen "besonderen Geist". Lässt sich das nicht von jeder Sprache sagen? Spiegelt nicht jede Sprache in gewissem Umfang die Lebensgewohnheiten der jeweiligen Sprachgemeinschaft wider? Eine Sprache ist umso mehr von den Lebensräumen und Lebensgewohnheiten ihrer Sprecherinnen und Sprecher geprägt, je enger und begrenzter diese sind. Es sei hier nur auf den linguistischen Streit über die Anzahl der Worte für "Schnee" in einer Eskimosprache hingewiesen. (Die Zahlenangaben schwanken zwischen 4 und 100.) Der "besondere Geist" einer Sprache ist kein Vorzug. Er ist vielmehr ein Mangel an Universalität und verweist auf eine besondere Enge und Einseitigkeit ihrer Sprecherinnen und Sprecher und ihrer Lebensumstände.

In ihrer Form ist jede Sprache eigen. Der Inhalt jeder Sprache ist die menschliche Gedankenwelt und ist daher wesentlich derselbe. Der Inhalt jeder Sprache ist in jede andere Sprache übersetzbar. Gedanken, die nur in einer einzigen Sprache formulierbar sind, sind für die Menschheit ebenso unwichtig und wertlos wie Gedanken, die nur in einem einzigen Menschenkopf stecken, aber anderen Menschen nicht mitteilbar sind.

Die Basken lieben ihre Sprache. Es ist normal, dass jemand seine Muttersprache liebt. Ich liebe auch das Deutsche mehr als alle anderen Sprachen, die ich verstehe. Aber ich liebe das Deutsche wie ich meine Bergschuhe liebe, weil sie mich zu Orten hinbringen, zu denen ich in anderen Schuhen nicht gelangen kann. In der deutschen Sprache kann ich Gedanken ausdrücken, die ich in anderen Sprachen nicht ausdrücken kann. Dass ich das kann, liegt nicht am Deutschen, sondern an meiner besonderen Übung und Erfahrung in dieser Sprache.
Ich bin arm, wenn ich nur ein einziges Paar Schuhe im Schrank habe oder nur eine einzige Sprache verstehe. Ich bin dumm, wenn ich nur ein Paar Schuhe im Schrank dulde und mich weigerte, in anderen Schuhen zu laufen. Es ist Unterdrückung, wenn die Verwendung bestimmter Sprachen vorgeschrieben bzw. verboten wird.

Bild: Ortsnamen

Im allgemeinen sind Hinweisschilder und Ortsnamen im Baskenland zweisprachig. Früher wurde die spanischen Beschriftungen öfter übersprüht. Hier hat man sich damit begnügt, den baskischen Namen von Hand zu ergänzen.
Die Basken sind alle mindestens zweisprachig, nicht jedoch die sonstigen Bewohner des Baskenlands. Was soll man aber davon halten, wenn uns als nichtbaskischen Fernwanderern im Baskenland ein Hüttenwirt, den wir auf Spanisch fragen, wann es Mittagessen gibt, in Baskisch Antwort gibt?

2.2. Das Baskenland
Das Gebiet, in dem Basken wohnen ist gut 20.000 Quadratkilometer groß, etwa so groß wie der Staat Israel oder das Bundesland Hessen. Dieses Gebiet teilt sich in drei Regionen bzw. Dialekte in Frankreich und vier in Spanien. Im gesamten baskischen Gebiet leben knapp 3 Millionen Menschen (davon 230.000 in Frankreich), 600.000 verständigen sich überwiegend auf Baskisch.
Selbst im Baskenland sind die Basken heute nur eine Minderheit.

Bild: Baskenkarte


An einer Seite grenzt das Baskenland ans Meer, überall sonst ist es von weißen Flächen umgeben, als wäre dort unentdecktes Land oder die Antarktis. Dieses Baskenland ist so einzigartig in der Welt, dass es keine Nachbarstaaten hat. Kennen die Bewohner dieses Baskenlandes keine Nachbarn oder wollen sie keine Nachbarn? Wollen sie alle Nichtbasken vom Baskenland möglichst weit fernhalten?
Ein baskisches Plakat in Donostia, von dem ich leider keine Aufnahme habe, zeigt die Umrisse ganz Europas, bewohnt mit Gesichtern aller Hauptfarben von Menschen aus allen Himmelsrichtungen. Das Baskenland ist jedoch vollständig mit der Baskenfahne abgedeckt, so als sollten dort nur Basken leben und sonst niemand.

2.3. Unser Wanderweg
Der Fernwanderweg G.R. 11 führt vom Atlantik bis zum Mittelmeer südlich der französisch-spanischen Grenze quer durch die Pyrenäen. Wir kauften in San Sebastian (Baskisch: Donostia) mehrere Wanderkarten. Die Wanderkarten waren auf baskisch. Da uns die Gegend sowieso fremd war, schien es uns egal, ob wir baskische oder spanische Namen für Berge, Täler und Ortschaften benutzen. Leider stellte sich dann heraus, dass auf den baskischen Landkarten Wege und Gebäude fehlten, die nur auf spanischen Karten zu finden waren. Auf den spanischen Karten fehlten Wege und Gebäude, die nur auf baskischen Landkarten zu finden waren. Selbst die Höhenangaben stimmten bei spanischen und baskischen Karten nicht überein. Vielleicht können andere diese Rätsel lösen?

Dann mussten wir feststellen, dass etliche Wegweiser im Gelände auf Spanisch waren. Auch das gab uns einige Rätsel auf. Die "Casa Pablo", die uns mehrfach als nächstgelegene Berghütte angekündigt wurde, war nicht auffindbar. Der baskische Hüttenwirt der Refugio Sorgain stritt vehement ab, dass es sich bei seiner Refugio um die "Casa Pablo" handelte.

Bis auf eine steile Felswand des Ezkaurre zwischen Izaba und Zuriza ist das Gelände der baskischen Pyrenäen nicht schwierig. Diese Felswand erfordert auf dreihundert Höhenmeter (leichtes) Klettern, was mit schweren Rucksäcken nicht empfehlenswert ist. Wir umgingen diese Kletterwand durch einen weglosen, doch ungefährlichen Abstieg in das Seitental.

Schwierig war es jedoch auf dem richtigen Weg zu bleiben. Nirgendwo sonst in den Pyrenäen habe ich eine so schlechte Wegmarkierung erlebt wie hier. Auch alle anderen Wanderern, die wir unterwegs trafen, waren mindestens einmal am Tag vom Weg abgekommen. Die üblichen Übersichtskarten des G.R.11 von PRAMES im Maßstab 1:40.000, die bei einer gut markierten Wegführung völlig ausreichen, waren hier ziemlich wertlos. Bei schlechtem Wetter war nützlich, dass wir einen Höhenmesser dabei hatten.

Nicht wanderfreundlich waren auch die kilometerlangen Wild- und Viehzäune auf den Berghöhen mit brusthohem, kräftigem Stacheldraht ohne Tore oder Durchlässe.
Statt den Wanderweg zu pflegen, fanden wir überall in den Tälern Hinweisplakate, dass der Wanderweg in schlechtem Zustand sei und Markierungen häufig fehlten.

Bild Wegwarnung


Darauf musste man uns nicht hinweisen, das sahen wir selbst. Wir mussten den Eindruck gewinnen: Fernwanderer sind im Baskenland ziemlich unwillkommen. Ob dafür die baskische oder die spanische Verwaltung verantwortlich ist, konnte ich nicht entscheiden.
(Siehe auch Punkt 5.5. über den Pilgerweg nach Santiago de Compostella.)

Wer vom Weg abkommt, riskiert zwar auch, in unwegsam-steiles Gelände zu geraten, meist besteht das Risiko aber darin, das jeweilige Etappenziel nicht mehr zu erreichen. Die Etappen sind ziemlich lang: mindestens sechs, manchmal zehn Wegstunden, die Pausen nicht gerechnet. Wir waren nicht die einzigen, die für eine solche Tagesetappe bei schlechtem Wetter plus Verlaufen auch eineinhalb oder zwei Tage gebraucht haben.

2.3. Baskische Frühgeschichte
Im Konflikt zwischen Rom und Karthago kämpften die damaligen Basken als Söldner in den Armeen Hannibals. Nach der endgültigen Niederlage Karthagos drangen die Römer auf die iberische Halbinsel vor und besiegten die dortigen Iberer, Kelten und auch die Basken. Jedoch unterstanden die Basken nicht der römischen Rechtsordnung und lieferten keine Tribute an Rom. Die naheliegendste Erklärung dafür ist: Sie waren zu arm. Sie produzierten außer ihrem kärglichen Lebensunterhalt kein Mehrprodukt, das ihnen die fremden Eroberer rauben konnten.

Was sich lohnte zu rauben, das haben die Römer den Basken geraubt: Das Ebrotal und die Pyrenäenpässe. Aus dem fruchtbaren Ebrotal wurden die Basken von den Römern vertrieben. Um den Besitz dieses Tal kämpften sogar zwei römische Armeen zehn Jahre gegeneinander. Die wichtigen Pyrenäenpässe nach Gallien blieben für die Römer offen. Die Basken tauschten auf römischen Märkten ihre Produkte aus Viehzucht und Forstwirtschaft und verteidigten als Söldner das Römische Reich unter anderem in Nordengland und in Afrika.

Zwischen 20. v. Chr. und dem Ende des römischen Imperiums (400 n. Chr.) sind keine Konflikte zwischen Basken und Römern überliefert.

Am Ende des Römerreichs drangen immer wieder germanische Völker (Vandalen, Sueven, Alanen) über die Pyrenäen auf römisches Gebiet vor. Sie interessierten sich nicht für das arme Baskenland. Erst die Westgoten, die seit 415 in die iberische Halbinsel eindringen, kümmerten sich auch um die Basken und führten in zweieinhalb Jahren 20 Feldzüge gegen sie. Diesmal leisteten die Basken einheitlichen und nachhaltigen Widerstand.

711 landeten die Araber in Spanien und wurden von dort erst 800 Jahre später vertrieben. 714 erreichten die Mauren das Baskenland und zeigten daran wenig Interesse. In einer späteren arabischen Chronik hieß es über Pamplona, die von Pompeius gegründete, reichste und größte Stadt im Baskenland: "Pamplona liegt zwischen hohen Bergen und tiefen Tälern, von der Natur wenig begünstigt."

Die Araber wollten Pamplona dennoch besitzen, als Militärbasis für Angriffe gegen das Land der Franken. Mehrmals nahmen die Mauren Pamplona ein, konnten es aber nicht dauerhaft halten und verloren es immer wieder an die Basken.

Der lange Kontakt mit dem Römerreich und die römischen "Erbschaften", die davon übrig blieben, müssen die Basken wirtschaftlich und politisch so weit gestärkt haben, dass sie von nun an ernsthafte militärische Kraft entwickeln konnten. Die baskische Gesellschaft christianisierte und militarisierte sich. Christentum und Militarisierung führten dazu, dass im Baskenland eine Klassenhierarchie entstand zwischen einer unproduktiv-ausbeuterischen, städtischen Kriegerkaste und dem produktiven bäuerlich-zivilen Landvolk.

Diese herrschende Ausbeuterschicht hatte sich innerhalb der baskischen Gesellschaft aus den eigenen Funktionsträgern und nicht aus fremden Eroberern entwickelt. Daher war ihre Herrschaft weniger drückend. Viele alte Freiheitsrechte der ursprünglichen Stammes-Demokratie blieben erhalten. (Siehe dazu den Punkt 3.3. Fueros).

Das Christentum hinderte die Basken nicht, bei Gelegenheit auch mit den Mauren gegen die Franken zu kämpfen, nachdem Karl der Große auf seinem kurzen Spanienfeldzug von 778 Pamplona angegriffen und geplündert hatte (Schlacht von Roncesvalles/Orreaga, 15. August 778, besungen im "Rolandslied"). Anders als zur Römerzeit gab es inzwischen bei den Basken ein Mehrprodukt, das von Fremden geplündert werden konnte.

3. Baskische Produktions- und Lebensweisen
Es ist wahrscheinlich, dass die Basken ursprünglich ein eigener ethnischer Menschentyp waren, unter anderem mit langen Ohren und einer langen Nase. Das Jesuskind auf dem Fresko des 15. Jahrhunderts scheint demnach einen baskischen Vater gehabt zu haben.

Bild: Jesuskind


Heute ist von körperlichen Besonderheiten im Baskenland, außer einer speziellen Blutgruppenhäufigkeit, nicht mehr viel zu finden. Zwar reichen die baskischen Bergketten bis direkt an die Küstenlinie, dennoch kann man die Bergbasken als Viehzüchter von den Küstenbasken als Fischer unterscheiden.

3.1. Die Bergbasken
Im allgemeinen kann man davon ausgehen, dass Bergbewohner und Bergvölker zu den Verlierern der Geschichte zählen. Sie haben ihre erschwerten Lebens- und Produktionsbedingungen nicht freiwillig gewählt, sondern sind von mächtigeren Nachbarn aus den breiten Flusstälern und fruchtbaren Niederungen vertrieben worden.
Die baskischen Pyrenäen sind nicht sehr hoch, aber steil und unwirtlich mit engen Tälern und nur schwer zugänglichen Höhen.

Bild: Tal bei Elizondo


Trotz Schneefalls waren die Pässe zwischen Nord und Süd in alter Zeit wie heute fast das ganze Jahr über zugänglich und passierbar. Die baskischen Berge boten zwar einen gewissen militärischen Schutz, mehr wird aber ihre Unwirtlichkeit und Ärmlichkeit von dauerhafter Eroberung durch Fremde abgehalten haben.

Weder die Bergbasken, noch die Küstenbasken an der Biskaya konnten sich aus ihrem eigenen Territorium ernähren und waren von alters auf ergänzende Gewerbe angewiesen, mit denen sie Lebensmittel eintauschen konnten.

Ursprünglich lebten die Basken zerstreut in Einzelhäusern und waren hauptsächlich Viehzüchter. Für Ackerbau gab es und gibt es kaum geeigneten Boden.

Bild: Türschnitzerei


Jedes Haus trug einen individuellen Namen, der die Sippe oder Familie repräsentierte, selbst wenn das Haus selber längst nicht mehr stand. Im Deutschen gibt es diese Gewohnheit noch als Adelsbezeichnung: "Er/sie stammt aus dem Hause X". Das Haus wurde über die weibliche Linie vererbt, die Männer verließen häufig das Haus und verdingten sich als Wanderhandwerker, Söldner oder Seefahrer.

Von außen sehen die Berghäuser der Basken aus wie die Haustypen anderer Bergbauern in der Schweiz oder in Südtirol.

Bild: Hausformen


Innen sind baskische Häuser ebenso dunkel wie die Häuser in anderen Bergregionen.

Bild: Treppenhaus


Bild: Wohnraum


Bild: Kirchenraum


Dörfliche Siedlungen bildeten sich relativ spät. Oft bestehen sie aus je einer Häuserzeile rechts und links der schmalen Straße. Dahinter kommt allenfalls ein kleiner Gemüsegarten, dann beginnt das Weideland, kein Acker.

Bild: Häuserzeile


Die Bergbasken haben eigene landwirtschaftliche Geräte entwickelt wie zum Beispiel einen zweizinkigen Spaten, mit dem das Feld umgepflügt wurde, und eigene Schafs- und Rinderrassen gezüchtet. Solche Details mögen als baskische Eigenheit erscheinen, aber die Schweizer oder Tiroler haben solche Besonderheiten auch.

Bild: Feldarbeit


Feldarbeit war bei den Basken Frauensache.

Bild: Handmühle


Gemahlen wurde mit einer Steinrolle von der Größe einer Teigrolle.

Viele Basken scheinen begeisterte Jäger zu sein. 19 von 20 Hinweisschildern in freier Natur sagen einfach nur: "Jagdrevier". Auf steilen Bergrücken, die über Fahrwege mit dem Auto erreichbar sind, standen die Hochsitze nur wenige Meter auseinander, auf dem Boden kiloweise verschossene Patronenhülsen.

Bild: Hochsitz


Nirgendwo sonst habe ich so extrem hohe Hochsitze gesehen wie im Baskenland. Ob von dort auf Adler und Geier geschossen wird?

"Echte Bergbasken" findet man nur noch im Museum.

Bild: Museumpaar


In "freier Natur" sah ich nur ein einziges Exemplar Mensch herumlaufen, das Ähnlichkeiten mit einem "echten Basken" hatte:

Bild: Hirte


In Neubaugebieten stehen "echte Bergbasken" im Baskenland auch als Bronzefigur.

Bild Denkmal


3.2. Die Küstenbasken
In einer Höhle in Guipuzcoa hat man steinzeitliche Zeichnungen von Fischen entdeckt, die man für Meeresbrassen hält. Überall sonst kennt man aus der Steinzeit nur Binnenfischerei.

Die Bucht von Biskaya, das "Baskenmeer" fällt schnell in große Tiefen ab und ist kalt und fischarm. Die Küstenbasken haben noch aus den kleinsten und magersten Meeresbewohnern Speisen gemacht: die dürre Spinnenkrabbe (txangurro), die winzigen, fingerlangen Glasaale (txitxardin) und die schmalen Frühlingssardellen (txipiron).

Mehr als nur bloßen Lebensunterhalt brachte allein der Walfang.
Der römische Schriftsteller Plinius berichtete schon von Walen an der Nordküste Spaniens. Verschiedene Groß-Wale, aber auch Tümmler und Delphine benutzten die Bucht von Biskaya zu ihrem Winterquartier, bis baskische Walfänger sie dort ausgerottet hatten.

Der begehrteste Wal, der Basken-Wal (Eubalaena glacialis) hatte wie der Pottwal soviel Speck, dass er tot auf dem Wasser trieb, und nicht unterging wie andere Wale. Er konnte mit einfachen Mitteln getötet und an Land gebracht werden. Wichtigster Rohstoff dieses Wals waren rund 30 Tonnen Blubber (Tranfett), das in früher Zeit häufigste Brennmaterial für Wohnbeleuchtung. Der erste Verkauf von 40 Kannen baskischem Tranfett ist in Südfrankreich im Jahr 670 überliefert.
Verwertbar waren auch Knochen und Zähne.

Baskisches Walfleisch wurde im 7. und 8. Jahrhundert in ganz Europa zu einem beliebten Nahrungsmittel, weil es als Fisch galt und auch an den vielen Feiertagen gegessen werden durfte, an denen die Kirche den Verzehr von "rotem Fleisch" verboten hatte. Die Basken verkauften das Fleisch frisch, gepökelt oder wie Schinken geräuchert. Als teure Delikatesse galt die Zunge des Wals.

Überall an der baskischen Küste waren Wachtürme errichtet, von denen von Oktober bis März Beobachter das Auftauchen eines Wals meldeten. Dann wurde in kleinen Booten mit sechs Ruderern, einen Steuermann und einem Harpunier schnell hinausgerudert, um den Wal zu harpunieren. Das war ein anstrengender und gefährlicher Job, aber einträglich. An diese frühen Zeiten des Walfangs erinnern heute die baskischen Ruderregatten mit kleinen Barkassen.

Baskische Küstenstädte errichteten ein Handelsmonopol für Wale und führten den Wal im Stadtwappen (Biaritz, Hendaye, Guetaria, Motrico, Lequeitio, Bermeo, Fuenterrabia). Ihr Wohlstand gründete sich auf den Walfang. Die Stadtoberen verlangten zum Beispiel den ersten gefangenen Wal der Saison als Abgabe oder bestimmte Teile aller Wale, wie die Zungen oder Streifen von Kopf bis Schwanz.

Auch die feudalen Herrscher im Landesinneren holten sich ihren Anteil am Walfang. Von dem kastilischen König Alfonso XI. ist überliefert, dass er einem baskischen Fischerdorf fünf Jahre lang nicht mehr den 15., sondern nur noch den 18. gefangenen Wal abverlangte. 1498 weigerten sich die Walfänger von Labourd, Walzungen abzuliefern, die die Kathedrale von Bayonne als Kirchenzehnten verlangte. Die Wale waren in der Biskaya selten geworden.

Von den Wikingern hatten die Basken gelernt, größere und schnellere Schiffe zu bauen. Ebenfalls von den Wikingern stammte der auf Stöcken luftgetrocknete Kabeljau ("Stockfisch"), die einzige Vorratsspeise, die so lange genießbar blieb, dass damit längere Seereisen möglich waren. Stockfisch war eine der materiellen Voraussetzungen, die die Entdeckung Amerikas und Weltumsegelungen möglich machten. Stockfisch wurde nicht nur bei den Bergbauern im baskischen Hinterland, sondern in ganz Spanien zur Festtagsspeise.

Mit der verbesserten Schiffstechnik und haltbarem Proviant begannen die Basken seit dem Jahr 1000 die Wale auch in den Sommermonaten zu jagen, auch wenn sie den Walen dazu auf ihrer Wanderung bis in die 1500 Kilometer entfernten skandinavischen Fjorde folgen mussten. Der Walfang in den kalten Gewässern des Nordens war noch gefährlicher, aber auch profitabler, weil die Walfänger lokale Tribute und Steuern umgehen konnten.

Gleichzeitig entwickelte sich an der baskischen Küste der Schiffsbau. Eichen- und anderes Holz wuchs im gebirgigen Hinterland genug. Der Bau eines größeren Schiffes wurde in der Regel von Genossenschaften aus drei bis vier baskischen Kapitaleignern finanziert, die vom späteren Fangertrag zwei Drittel erhielten. Ein Drittel blieb der Schiffs-Mannschaft als Entlohnung.

Es wurden auch Schiffe auf Bestellung gebaut und als Ware exportiert. Die "Santa Maria", eines der ersten Schiffe des Kolumbus war wahrscheinlich von Basken erbaut worden. Und Kolumbus hatte mehre baskische Seeleute in seiner Mannschaft. Für die zweite Reise des Kolumbus wurden in Bermeo sechs baskische Schiffe gebaut, eines davon benötigte 85 Mann Besatzung. Der Betrieb eines solch großen Schiffes erforderte nicht nur nautische Erfahrung und handwerkliches Geschick, sondern schon fabrikmäßige Arbeitsteilung und Kooperation.

Das bergige baskische Hinterland lieferte der Schiffsindustrie nicht nur Holz, es gab auch Eisen. Im 15. Jahrhundert förderten die Basken ein Drittel des europäischen Eisenvorkommens. Es wurde im Baskenland verhüttet und auch zu Schwertern, Gewehrläufen und Schiffsankern weiterverarbeitet.

Noch im 16. Jahrhundert hatten die Basken in Neufundland und Labrador mehrere hundert Wale pro Jahr gefangen. Aber in der Biskaya waren die Wale verschwunden. Nach 1630 wurden von den Walfängern aus Zarautz ein Wal nur noch alle sechs bis sieben Jahre in der Biskaya erlegt. Als die spanische Regierung 1785 baskische Harpuniere suchte, war dieses Gewerbe ausgestorben.

Statt auf Walfang fuhren die baskischen Seeleute auf Handelsschiffen mit den Kolonialwaren Kakao, Leder, Kaffee und Tabak. Kapitalismus zog ein an der Baskenküste, früher als irgendwo sonst in Spanien.

3.3. Baskische Privilegien - Fueros
Zwar ist man seit der Aufklärung gewohnt, die mittelalterliche Feudalzeit als "dunkles Zeitalter" zu bezeichnen. Tatsächlich hatten sich in der mittelalterlichen Gesellschaft in ganz Europa teils individuelle Rechte, teils kollektive Gemeinde- oder Korporationsrechte als traditionelle Freiheiten und Privilegien im mündlich tradierten Gewohnheitsrecht erhalten.

Während des ganzen Mittelalters fand überall in Europa ein ständiger Kampf statt zwischen zentralen, regionalen und lokalen Gewalten, die miteinander um Einfluss rangen. Die Basken machten da keine Ausnahme. Die baskischen Selbstverwaltungsrechte wurden im 12. Jahrhundert erstmals schriftlich fixiert, in spanischer, nicht in baskischer Sprache. Sie mussten schließlich gegenüber spanisch-sprechenden Feudalherrschern geltend gemacht werden. Noch heute werden sie auf Spanisch "Fueros" genannt.

Der genaue Inhalt dieser traditionellen Gewohnheitsrechte ist nur noch von geringem Interesse, wenn man von einer weitgehenden Steuerbefreiung absieht. Steuerfreiheit war nicht nur ein baskisches, sondern auch ein aristokratisches Privileg. Fest steht, dass solche Privilegien und damit auch eine weitgehende lokale Selbständigkeit überall in Europa spätestens im Zeitalter des Absolutismus verloren ging. Der zentralisierte Staatsapparat des Absolutismus wurde vom Bürgertum übernommen und ausgebaut. In Spanien verlief dieser Zentralisierungs- und Stärkungsprozess des absolutistisch-bürgerlichen Staates jedoch sehr spät.
Ein spanischer Edelmann meinte im Jahr 1808: "Unser Spanien ist ein gotisches Gebäude, das aus den heterogensten Stückchen zusammengesetzt ist, mit ebenso vielen Gewalten, Privilegien, Gesetzgebungen und Gebräuchen, als es Provinzen gibt. ... Diese Gründe werden bei uns stets die Errichtung einer Zentralgewalt verhindern, die mächtig genug wäre, unsere nationalen Kräfte zu vereinen." (zitiert nach: Karl Marx, Das Revolutionäre Spanien, MEW 10, 433-478.)
Daher blieben auch im Baskenland die Erinnerung an alte Freiheiten und Rechte lebendig. Was eine solche Erinnerung politisch wert ist, bliebe zu untersuchen.

Die Steuern sind die ökonomische Basis des staatlichen Gewaltapparates. Solange dieser Apparat besteht, bleibt die Steuererhebung ein "Verschiebebahnhof": Was eine Steuerart nicht einbringt, müssen andere Steuerarten einbringen. Was eine Sorte Steuerzahler weniger zahlt, dass müssen andere zusätzlich zahlen. In der kapitalistischen Gesellschaft findet ein ständiger Kampf statt, in dem jeder versucht, seine Steuerlast zu mindern, was automatisch die Steuerlast für andere erhöht. Politischen Sinn macht es, wenn die Armen Entlastung fordern und verlangen, dass die Reichen alle Staatskosten tragen. Welchen Sinn macht es aber, für eine ethnische oder regionale Bevölkerungsgruppe wie die Basken, die Reiche und Arme umfasst, Steuerprivilegien zu fordern.

Der Wert politischer Forderungen bemisst sich nicht an der Vergangenheit, sondern an der Zukunft. Er bemisst sich nicht danach, ob irgendwer irgendein Recht irgendwann mal hatte und nun wieder zurück möchte. Politische Forderungen müssen sich daran messen lassen, ob sie ein besseres, selbstbestimmtes Leben für die breite Masse und damit eine bessere, freie Gesellschaft ermöglichen.
Wenn es gut und richtig ist, lokale Selbstverwaltung zu fordern, warum dann nur für Basken und nicht für alle Spanier und Europäer bzw. für alle Menschen?

3.3.1. Verlust der baskischen Privilegien (Fueros)
Mit der französischen Revolution verloren die in Frankreich lebenden Basken alle ihre "Fueros" und sie mussten statt dessen 1804 wie alle anderen Landesteile den Code Napoleon übernehmen - ohne dass sie dagegen Widerstand leisteten. Das Baskische wurde in Frankreich als Schul- und Amtssprache abgeschafft.

Als die spanische Regierung im Baskenland Militär zusammenzog, um die Monarchie in Frankreich zu unterstützen, besetzten französische Truppen binnen kurzem Nordspanien und machten dabei keinen Unterschied zwischen Basken und Spaniern. In dieser gespannten Lage geschah, was mit jedem Volk in einer Revolution geschieht: Die Basken spalteten sich in Klassen und politische Lager. Die Bürger von San Sebastian (Donostia) schickten begeistert Delegierte in die französische Nationalversammlung. Die Bauern von Guipuzcoa bewaffneten sich für den Kampf gegen die französischen Eindringlinge. Wer vertrat da das "wahre Baskentum"? Wer waren die "echten Basken"?

Die spanische Regierung versuchte 1804 bei den spanischen Basken, was der französischen Regierung bei den französischen Basken widerstandslos gelungen war: die alten baskischen Selbstverwaltungsrechte zugunsten der Zentralregierung aufzuheben. Das löste in Bilbao eine dreijährige Revolte aus.
Die spanische Regierung geriet in eine schwere Krise und Napoleon überschritt im Februar 1808 mit seinem Heer die Pyrenäen, um die Erbschaft der spanischen Monarchie anzutreten.

Am 2. Mai 1808 erhoben sich die Einwohner Madrids gegen die siegreichen Franzosen und es begann der sechsjährige Spanische Unabhängigkeitskrieg. Jeder der Beteiligten kämpfte für ein anderes Ziel, die einen für die spanische Monarchie, andere für eine spanische Republik, die Basken kämpften für sich selbst und gegen den Plan Napoleons, die baskischen Provinzen in Nordspanien nach Frankreich einzuverleiben.

Nach der Vertreibung der Franzosen begann die Periode spanischer Bürgerkriege zwischen den einzelnen Regionen und sozialen Klassen, von denen keine entwickelt und stark genug war, alle anderen ihrem Kommando und ihrer Herrschaft zu unterwerfen. In diesem Konflikt befanden sich die Basken wieder auf beiden Seiten der Barrikaden. Das baskische Bürgertum unterstützte einen bürgerlichen Zentralstaat, die baskischen Bauern kämpften für die alten Feudalgewalten unter dem König Karl, weil sie so ihre regionale Selbständigkeit zu erhalten hofften.

Das rote Barett, Kopfbedeckung der Basken an den Feiertagen, wurde das Wahrzeichen dieser spanischen Karlisten. In ganz Europa wurde die Baskenmütze bekannt durch das Bild des karlistischen Baskengenerals Zumalacarregui.

Bild Zumalacarregui


Die Baskenmützenträger, die ich im heutigen Baskenland fand, kann ich an einer Hand abzählen. Es waren alte Männer ohne "revolutionären Touch".

Bild Mützenträger


Heute würde man die monarchistischen Karlisten des 19. Jahrhunderts als "Reaktionäre" bezeichnen. Für die damaligen Betrachter der spanischen Vorgänge schien es ein Kampf "für oder gegen die absolute Monarchie" zu sein - ein Missverständnis, weil es in Spanien eine "absolute Monarchie" im Sinne der französischen oder preußischen Entwicklung nie gegeben hatte.

Die europäischen Regierungen griffen mit Propaganda, Beratern, Unterstützungsgeldern und Söldnern in den innerspanischen Konflikt ein und verkomplizierten ihn dadurch. England und Frankreich unterstützten die bürgerlichen Liberalen, Russland, Preußen und Österreich unterstützen die Karlisten.

Beide Seiten agierten mit großer Grausamkeit. Gefangene wurden häufig niedergemetzelt. Da die baskischen Karlisten keinen Zugang zu einem größeren Hafen hatten, hatten sie ständig Probleme mit dem Nachschub an Waffen und Lebensmitteln. Oft folterten sie hochstehende Gefangene, um die Verstecke von Geld oder Vorräten zu erfahren.

Nach der Niederlage der baskischen Karlisten hatte die siegreichen spanischen Machthaber wenig Grund, die traditionellen Selbstverwaltungsrechte der Basken zu schützen. Per Gesetz wurde im Jahr 1841 die baskische Autonomie abgeschafft.
Das hatte für das Baskenland weitreichende wirtschaftliche Folgen. Bis dahin waren die spanischen Zollbeamte südlich des Baskenlandes am Ebro stationiert. Das Baskenland war bis dahin zollfreie Zone. Ab jetzt wurde der Warenverkehr schon an der Grenze zu Frankreich von spanischen Beamten kontrolliert. 1844 wurde die Guardia Civil geschaffen, die bis heute das Baskenland unter ihrer Knute hält.
Jedes bewohnte Bergtal des Baskenlandes überschaut so eine villenartige Kaserne für rund 80 oder 100 Bewaffnete der Guardia Civil.

Bild: Guardia Civil


Ich hatte kaum dieses Foto gemacht und die Kamera weggepackt, da marschierte ein Offizier aus der Kaserne die Auffahrt herunter und sagte mir auf Spanisch höflich, aber bestimmt: Ich würde Probleme bekommen, wenn ich dieses Gebäude fotografiere. Dann zog er wieder ab, vielleicht weil er den Eindruck hatte, dass ich das Bild gelöscht hätte.

Bild: Guardia Civil


Dasselbe Gebäude der Guardia Civil aus größerer Entfernung von der anderen Talseite aus.

Bild: Guardia Civil


Die Kaserne der Guardia Civil in einem anderen Tal - von derselben Bauart, aber am Ortsrand. Ringsum videoüberwacht.

Heute kommt im Baskenland auf 143 Einwohner ein bewaffneter Polizist. Das Baskenland ist die Region in Europa, die am intensivsten polizeilich überwacht wird. In Baden-Württemberg zum Beispiel steht ein Polizist 435 Einwohnern gegenüber.

Das Zeitalter der spanischen Bürgerkriege dauerte im Grunde durch das ganze 19. Jahrhundert bis zum Machtantritt Francos, der durch seine blutige Diktatur die alten Gewalten, feudale Großgrundbesitzer und Kirche, zusammenschloss mit der neu aufkommenden Bourgeoisie. Franco leistete für Spanien, was Bismarck für Deutschland tat: Eine drohende Revolution abzuwenden und den Kapitalismus zu fördern, ohne die feudalen Grundbesitzer und die Kirche zu verprellen.

3.4. Baskischer Kapitalismus
Die Änderung der Zollgrenzen behinderte den baskischen Handel nach Nordeuropa, öffnete aber den spanischen Markt, der nun von baskischen Produkten und Händlern erobert wurde.
1856 hatte Henry Bessemer entdeckt, dass die Zufuhr von Sauerstoff die Stählung von Eisen verbessert. Dann stellte sich heraus, dass das Bessemerverfahren nur mit Hämatiteisen funktionierte, das in Europa nur in einer Region gefördert wurde: in der Biskaya.

Eine Eisenbahnlinie von den Bergwerken zum Hafen nach Bilbao wurde gebaut. 90 Prozent des baskischen Eisenerzes wurde nach England verfrachtet, der Rest im Baskenland verhüttet. Als Rückfracht brachten dafür die Schiffe Kohle aus England mit. Die kleinen baskischen Eisenhütten fusionierten zu einem Konzern, der einer der größten Stahlproduzenten der damaligen Welt war. Das Baskenland beherbergte nicht nur die führenden Kapitalisten Spaniens, sondern wurde zum Ziel tausender verarmter Bauern und Handwerker Spaniens, die sich in der baskischen Industrie als Lohnsklaven verdingten.

Durch diesen Arbeiter-Zustrom wuchs die Bevölkerung im Baskenland zwischen 1860 und 1900 auf das Doppelte. Bilbao war 1850 eine überschaubare Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern. Um 1900 beherbergte sie fast 100.000 Einwohner. Die Basken wurden im Baskenland zur Minderheit - vor allem in den Städten, aber sie blieben die wirtschaftlich herrschende Minderheit.

Die spanischen Immigranten wurden verachtet und als "Chinesen", "Maketos" (Fremdlinge) oder als "belarri mtox" (Kurzohren) bezeichnet. Die Verachtung der Proletarier aus Andalusien trug zur elitär-rassistischen Selbstinterpretation der Basken bei.
Selbstkritisch schrieb dazu der baskische Gelehrte Unamuno: "Nachdem Bergwerke und Industrien die Anhäufung großen Reichtums erleichtern, kann man heute .... beobachten: Unternehmungslustig und fleißig, gewiss, aber auch unerträglich, hat er den Bilbaino gemacht, den sein Reichtum nun zu dem Glauben verleitet, er gehöre einer besonderen, überlegenen Rasse an. Andere Spanier, die keine Basken sind, mustert er mit einer gewissen Verdrießlichkeit, wenn sie arm sind, und nennt sie verächtlich maquetos."

Wie in England wurden in Spanien die Aristokraten und Landlords zu den ersten und schärfsten Kritikern des liberalen Kapitalismus. Die Karlisten-Zeitung "La Reconquista" schrieb damals: "Der Fabrikarbeiter war praktisch ein Sklave, den der Liberalismus zur Maschine gemacht hatte; er war nur gut für die Produktion ..."

Auch Karl Marx hatte die Lohnarbeiter als "bloßes Produktionsmittel" des Kapitals bezeichnet (Kapital I, MEW 23, 280) und als Lohnsklaven: Lohnarbeit ist "Tätigkeit im Dienst, unter der Herrschaft, dem Zwang und dem Joch eines anderen Menschen." (Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 519). Lohnarbeit bleibt "ihrem Wesen nach immer Zwangsarbeit ... , wie sehr sie auch als das Resultat freier vertraglicher Übereinkunft erscheinen mag." (Kapital III, MEW 25, 827).

Die baskischen Kapitalisten waren mehr als nur "unerträglich". Sie waren gnadenlose Ausbeuter und schufen so den Nährboden für eine organisierte kommunistische und anarchistische Arbeiterbewegung in den baskischen Industriezentren.

1872 erwuchs aus einer Rebellion baskischer Monarchisten der zweite Karlistenkrieg. Wieder kämpften Region gegen Region und bürgerlich-kapitalistische Basken in den Städten gegen die bäuerlich-aristokratische Basken auf dem Land. Die liberalen Truppen steckten Kirchen und Klöster in Brand, die Karlisten zerstörten die Rathäuser, weil dort seit 1869 die standesamtliche Trauung vollzogen wurde.

Auch diesen spanischen Bürgerkrieg verloren die Karlisten. Per Gesetz vom 21. Juli 1876 wurden die letzten baskischen Selbstverwaltungsrechte abgeschafft. Nun mussten die Basken wie alle Spanier ihre Steuern direkt an die Zentralregierung zahlen und Basken mussten im spanischen Militär überall Kriegsdienste leisten. Bisher durften sie nur innerhalb des Baskenlandes eingesetzt werden.

3.5. Baskentum als Ideologie
Als Kaufleute, Fabrikherren und Bankiers waren die Basken erfolgreich. Als Militärs und Politiker waren sie gescheitert. Aus dieser Mischung aus baskischem Erfolg und baskischer Frust erwuchs nun ein neues intellektuelles Interesse am Baskentum, das "den Ruhm ihrer Vergangenheit studierte, um das Elend ihrer Gegenwart zu verstehen".
1884 erschien die bahnbrechende "Grammatik der vier Dialekte" des Baskischen von Arturo Campion.
1885 verfasste Miguel de Unamuno y Jugo seine Doktorarbeit mit dem Thema: "Kritik des Streits um Ursprung und Vorgeschichte der baskischen Rasse."
1891 erschien eine weitere "Baskische Grammatik" von Ressurreccion Maria Azkue.
1898 publizierte der Pfarrer Domingo de Aguirre den ersten Roman in baskischer Sprache ("Aunamendiko Lorea", Blume der Pyrenäen), bis dahin schien das Baskische Euskera nicht zur Literatursprache zu taugen.
Am einflussreichsten für diese "Baskische Renaissance" wurde Sabino Arana, der mit einer Mischung aus Einfallsreichtum, Phantasie und Lügen die "baskische Identität" erschuf. Er erfand die politische Nomenklatur des Baskentums, die noch heute in Gebrauch ist:
"Euskadi" für Baskenland,
"aberri" für Vaterland,
"abertzale" für Patriot,
"azkatasuna" für Freiheit usw.
Arana wurde zum Duden des Baskischen, der die baskische Rechtschreibung so reformierte, dass die Schreibweise möglichst "unspanisch" aussah. Arana erfand die baskische Nationalfahne in Rot, Grün mit weißem Kreuz und schrieb den Text der baskischen Nationalhymne. Arana war fanatischer Katholik und Antisemit, ein baskischer Rassist. Arana und seine Anhänger lebten zwar hauptsächlich in der Stadt, glorifizierten aber das Bauerntum.

Die Beschäftigung mit der baskischen Vergangenheit, der Sprache und Kultur der Basken war bisher mehr oder minder eine Sache der Gelehrten. Seit dem spanischen "Desaster", dem Verlust des spanischen Weltreichs im amerikanisch-spanischen Krieg wurde der Nationalismus der Basken und Katalanen zu Massenbewegungen. Die wirtschaftlich erfolgreichen Basken und Katalanen fühlten sich den rückständigen Kastiliern und Andalusiern überlegen und politisch nicht genügend repräsentiert und pochten auf ihre Eigenständigkeit.

Die spanische Zentralregierung reagierte auf dieses "innenpolitische Desaster", das dem außenpolitischen Desaster folgte, mit heftiger Unterdrückung. Der verbissene Kampf zwischen dem spanischen (zentralistischen) Nationalismus und dem baskischem und katalanischem (föderativen oder separativen) Nationalismus begann. Ein Kampf, der bis heute noch nicht entschieden ist.

4. Baskentum als antifaschistische Bewegung
Die Gründung der spanischen Republik von 1931 fand im Baskenland (mit Ausnahme von Donostia, Bilbao und Gasteiz) keine Unterstützung. Diese Republik war den ländlich-katholischen Basken zu links, zu kirchenfeindlich. Die Baskische Nationalistische Partei PNV wurde von Kapitalisten geführt und war geprägt von einer katholisch-konservativen Ideologie. Sie war vor allem rassistisch und spanienfeindlich. Das Baskische sollte im Baskenland zur einzig zugelassenen Sprache werden, Heiraten zwischen Basken und Spaniern wurden bekämpft.

Je mehr aber die spanische Republik durch die politische Polarisierung Spaniens in Notlage geriet, desto mehr war sie auf Unterstützung des kapitalistischen Nordens angewiesen. Mit Katalonien war schon 1931 ein Autonomiestatut ausgehandelt worden. Die Verhandlungen mit der Baskischen Nationalpartei dauerten länger.

Da rebellierten Monarchisten und Faschisten am 18. Juli 1936 offen gegen die Republik. Wieder standen Basken gegen Basken: Die Basken in Alava und Navarra unterstützten diesen Staatsstreich. In anderen Teilen des Baskenlandes hoffte man auf einen baldigen Verhandlungserfolg der baskische PNV mit der Madrider Regierung. Am 1. Oktober 1936 verabschiedete das spanische Parlament weitgehende Autonomierechte für das Baskenland. Am gleichen Tag riefen die Rebellen Francisco Franco zum Staatsoberhaupt aus. Am 7. Oktober wurde der jugendliche Führer der PNV, Aguirre, zum Oberhaupt der baskischen Regierung eingesetzt. Er versprach: "Solange der Faschismus nicht besiegt ist, wird der baskische Nationalismus auf seinem Posten bleiben."
Der baskische und der katalonische Nationalismus wurden zum Rückhalt des antifrancistischen und antifaschistischen Kampfes in Spanien und sind es bis heute geblieben. Die Heldentaten der katalanischen und baskischen Antifaschisten werden von der Geschichte nicht vergessen werden.

Heute werden die Heldentaten des antifaschistischen Kampfes überall in Spanien ebenso totgeschwiegen wie die francistischen Verbrechen und nur von baskischen und katalanischen Medien thematisiert. Im Museum von Pamplona gibt es nur ganze zwei moderne Gemälde, die an den spanischen Bürgerkrieg erinnern: Je ein Bild für jede kämpfende Seite.

Bild: Bürgerkrieg1


Bild: Bürgerkrieg2




Nach dem alliierten Sieg über den deutschen und italienischen Faschismus 1945 überlegte die baskische Exilregierung, die während des Krieges in New York residiert hatte, drei Optionen: Sie konnte den bewaffneten Widerstand gegen Franco beginnen. Sie konnte politischen Druck auf Madrid durch Demonstrationen und Massenproteste ausüben oder sie konnte auf internationale Diplomatie und amerikanische Unterstützung setzen. Die Parteiführer der PNV entschieden sich für die letzte und bequemste Option. Für alle US-Regierungen blieb jedoch das antikommunistische Franco-Spanien ein wichtigerer Bündnispartner als der Unruheherd Baskenland.

Franco überlebte die Niederlage des europäischen Faschismus mit amerikanischer Hilfe und der antifaschistische Widerstand im Baskenland blieb inaktiv und gelähmt. Diese Lähmung wollte die 1952 von fünf Studenten in Bilbao und Donostia (San Sebastian) gegründete anarchistische Organisation ATA überwinden, die 1959 in ETA umbenannt wurde: "Euskadi Ta Askasuna", Baskenland und Freiheit.

Ende 1959 war ETA auf gut 200 Mitglieder angewachsen und begann, bewaffnete Widerstandsbewegungen zu studieren, darunter auch die jüdische Bewegung Irgun, die in Palästina mit Waffengewalt für den israelischen Staat gekämpft hatte. Der erste Sprengsatz detonierte 1961 in einem Gebäude der Guardia Civil. Noch im gleichen Jahr wurde ein Zug mit spanischen Reisenden im Baskenland zum Entgleisen gebracht. Die spanische Regierung reagierte mit Massenverhaftungen, Folterungen und Haftstrafen.

Die intellektuellen Anhänger der ETA hofften auch auf aktive Unterstützung durch die Arbeiterbewegung, aber die Mehrzahl der Lohnarbeiter im Baskenland sprachen nicht baskisch und baskische Traditionen waren ihnen fremd. Txillardegi, einer der ETA-Gründer, meinte deshalb: "Ein Baske ist jemand, der baskisch spricht. Es gibt aber Basken, die kein Baskisch sprechen. Das liegt an Madrid. Sie sind Opfer." Nach seiner Ansicht bestand das Elend der Lohnarbeiter darin, von Madrid davon abgehalten zu werden, die Sprache ihrer Ausbeuter zu lernen. Nach der Errichtung eines "freien Baskenlandes" sollten diese "Madrider Opfer" gezwungen werden, Baskisch zu lernen und zu sprechen.

1967 hatte die ETA vielleicht 450 Mitglieder und nannte sich ab sofort eine "baskische sozialistische nationale Befreiungsbewegung". Das erste tödliche Attentat erfolgte 1968 als Racheakt an dem Tod ihres neuen Leitungsgenossen Etxebarrieta, der während einer Straßenkontrolle durch eine Schießerei mit der spanischen Polizei starb.

Etxebarrietas politisches Konzept glich dem Konzept der deutschen RAF: Punktuelle und gezielte Attentate sollen eine ungezielte, breitgestreute Unterdrückung der Gewalthaber provozieren. Beides zusammen löst dann einen revolutionären Massenaufstand der Unterdrückten aus. Ich kenne kein Land und keine Zeit, in der dieses Konzept je erfolgreich gewesen wäre.

Bild:


Fotos von 700 politischen Gefangenen, denen Unterstützung der ETA vorgeworfen wird.

Bild: Tomaten



Bildhafte Tomatenwürfe auf spanische und französische Staatsmänner

Bild: Aufruf

Aufruf, die Baskenfahne aus dem Fenster zu hängen.

Bild: Fahne


Der Aufruf wird auch befolgt. Ein Risiko geht man damit nicht ein...

Bild: Flughafen


An offiziellen Stellen wie hier am Flughafen Bilbao hängt die Baskenfahne friedlich neben der Fahne Spaniens und der EU.

Bild: Plakat0



Bild: Konzert

Einladung zu einem politischen Konzert.



Bild: Plakat


Wandgraffiti. Text konnte ich in meinem baskischen Wörterbuch nicht finden.

Bild: Handgemalt



Bild: Nazilosung


Das muss ein Neofaschist geschrieben haben. Auf Baskisch heißt die Stadt Iruna. Die Aufteilung der politischen Lager in verschiedene Sprachen macht die politische Identifizierung ganz simpel: Wer unsere Sprache spricht, ist ein "Guter", wer nicht, ist unser Feind.


Bild: Druckerei


5. Baskentum als Business
Die Autos, die die VW-Kapitalisten in Pamplona bauen lassen, haben kein lokales Gesicht und tragen nicht den Stempel des Baskentums. Am Baskentum lässt sich nur vermarkten, was handwerklich produziert ist. Das Baskentum als Business ist daher ein Nischengeschäft mit handwerklichem, vorkapitalistischen Gepräge. Eine dieser Nischen ist der baskische Ballsport.

5.1. Pelota
"Pelote" kommt aus dem Französischen als Bezeichnung für ein Schnur- oder Wollknäuel. Mit Leder umhüllt wurde daraus ein Ball. Die Basken hatten das Gummi nach Europa gebracht und das Wollknäuel durch Gummi ersetzt. Der Gummiball hatte eine viel höhere Sprungkraft und erlaubte das Spielen gegen eine Wand. Daraus wurde "Pelota" – eine frühe Form des modernen Squash.

Bild: Pelota


Neben der Kirche ist das Fronton, die Spielhalle für Pelota, meist das größte Gebäude in baskischen Dörfern.

Bild: Pelota


5.2. Einzelhandel
Was auch überregional vermarktbar ist, das ist die Natur im Baskenland, teils als Rohstoffreservoir, teils als Erholungsgebiet. Auf den ersten Blick scheinen die Basken Natur im Überfluss zu haben. Der Forst von Irati zum Beispiel besteht aus dem größten geschlossenen Buchenwald Europas.

Bild: Buchenwald


Doch der scheinbare Überfluss an Natur zeigt überall seine Begrenztheit auf. Der Wasserspiegel des Stausees von Esa, dem größten Stausee der Pyrenäen, lag in diesem trockenen Sommer mindestens 10 Meter tiefer als sonst.

Bild: Stausee


In diesem regenarmen und heißen Sommer 2005 blieb der Wasserstand der Flüsse und Bäche in den baskischen Pyrenäen so niedrig, dass sich überall Algen bildeten. Bei unserer Wanderung über den G.R. 11 war es meist wichtiger, frisches Wasser zu finden als einen Platz zum Schlafen. Mehrmals waren wir auf letzte Wasserlachen im sonst ausgetrockneten Bachbett angewiesen.

Bild: Wasser


Wo größere Profite winken, wie im Wintersport, wird mit der Natur auch in den Pyrenäen herrisch umgegangen. Was krumm ist, wird gerade gemacht. Was Kanten und Ecken hat, wird viereckig geschnitten, damit Natur als kapitalistische Ware verkauft werden kann.

Bild: Rechteck


Künstliches Wasserbecken als Reservoir für Schneekanonen

5.2.1. Bioläden
Bild: Bioladen


Das ist einer von zwei Bioläden, auf die ich im Baskenland gestoßen bin. Er hatte den Charme der deutschen Reformhäuser der 50er Jahre. Ein Bioladen in Pamplona war geschlossen wegen Geschäftsaufgabe.

5.2.2. Baskentum als Reiseziel

Bild: Reise

Baskentum wird als Reiseziel angeboten. Es ist keine Reise in die politische Zukunft, sondern eine Reise in die soziale und politische Vergangenheit.

Bild: Reise

Ein bisschen professioneller werden hier Politikreisen vermarktet.

5.2.3. Andenkenläden
Neben dem Tourismus und für den Tourismus gibt es auch Läden, die "typische" Baskenprodukte vertreiben, also die käufliche Erinnerung an die baskische Vergangenheit vermarkten.

Bild Laden1

Die Läden im Baskenland unterscheiden sich nicht von Läden in der Schweiz, dem Schwarzwald oder in Tirol.

Bild Laden2


Was sie anbieten, sind nutzlose Handwerksarbeiten aus Holz oder Porzellan und sonstiger Heimat-Kitsch.

Bild Andenken


Bild Andenken


Bild Andenken


Aber es entsteht auch eine Industrie, die speziell Produkte mit jugendlichem Baskendesign und Baskenlogos herstellt.

Bild Logo

Logo einer Firma, die auf Baskendesign für Jugendliche und Kinder spezialisiert ist: meist Spielsachen und Kleidung.

5.3. Musik
Bild: Musik

Auch die Musikindustrie bedient den baskischen Geschmack: eine Mischung aus irischer Volksmusik und deutschem Zupfgeigenhansel.

5.4. Theater
Volkstheater darf nicht fehlen.

Bild: Theater


Vom Text, der teils gesprochen, teils gesungen wurde, habe ich freilich kein Wort verstanden. Aufgetreten sind jedoch deftige Männer im baskischen Museumskostüm. Aus dem Hinterhalt wurde einer erschossen. Der Pfarrer trat auf. Die Frauen blieben immer hübsch im Hintergrund. Nein danke! Ich möchte nicht Baske werden.

Bild: Theater


5.5. Pilgerweg nach Santiago de Compostella
Auch die Pilgerreise nach Santiago de Compostella war von Anfang an eine Vermarktungsidee einer armen Gegend. Dieses Santiago liegt zwar in Galizien und nicht im Baskenland, aber der Großteil der drei Wegstrecken führt durch das Baskenland.

Die Legende vom Grab des Hl. Jakob in Galizien wurde erfunden, um der armen Gegend fremdenverkehrsmäßig aufzuhelfen und heute noch machen sich Leute zu Fuß auf den gut 800 Kilometer langen Weg von. Im Jahr 2003 waren es insgesamt 75.000 Pilger, von denen angeblich 60.000 die gesamte Strecke schafften. Wie wir bei der Busfahrt von Jaca nach Pamplona (Irunea) sahen, haben etliche gemogelt und sind in unseren Bus zugestiegen. 70 Prozent der Pilger geben an, sie hätten religiöse Motive.

Bild Pilger


Es machen sich doppelt so viel Männer wie Frauen auf, meist grauhaarige Herren in kurzen Hosen mit Endlife-crisis und Beziehungsproblemen. Die häufigste Berufsgruppe sind die Lehrer.

Bild Pilger


Wer sich diese Wanderung antut, muss schwer gesündigt haben oder er/sie kann nicht Karten lesen. Es gibt ein paar landschaftlich schöne Tagesetappen in den Pyrenäen, aber die längste Zeit müssen die Wanderer mit der Jakobsmuschel auf Wegen parallel zur Landstraße, oft auch auf dem Randstreifen der Straße laufen.
Mit intensivem Gottes- oder Naturerlebnis hat das nichts zu tun. Es ist ein intensives Erlebnis des Autoverkehrs. Beim Tippeln neben der Straße hört man den Autoverkehr intensiver, als wenn man selber im Auto sitzt, und man riecht die Autos intensiver. Auf der Pilgerreise nach Compostella lernt mensch, vorbeirasende Autos nach ihrem Krach und ihrem Gestank zu unterscheiden.

Wer meint, er werde unterwegs durch den Besuch alter Kirchen und Klöster kulturell entschädigt werden, der wird nochmals enttäuscht werden. In jeder Region Europas sind Kirchen und Klöster abwechslungsreicher und prächtiger ausgestattet als im traditionell armen und architektonisch eintönigen Nordspanien.
Die Pilgerreise nach Compostella ist eine schwere Strafe. Man sollte sie allgemein einführen für alle Autofahrer, die eine FußgängerIn totgefahren haben.

Literatur:
Norman Berdichevsky, Spanish Vignettes. An offbeat look into Spain's Culture, Society & History. Santana Books, Fuengirola 2004.
Mark Kurlansky, Die Basken. Eine kleine Weltgeschichte. Claassen. München 2000.
Prames (edita): G.R.11, Senda Pirenaica de mar a mar. Mapas de etapa escala 1:40.000. (Federacion Aragonesa de Montanismo).
Karl Marx, Das revolutionäre Spanien, MEW 10, 433-478.
Karl Marx, Die Reaktion in Spanien, MEW 10, 486-491.
Karl Marx, Die Revolution in Spanien, MEW 12, 37-48.


LINKS:
Zu den Basken und dem Baskenland allgemein
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Baskische Sprache:
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(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
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Für politische Einschätzungen und sachlich begründete Meinungen steht das Karl-Marx-Forum zur Diskussion Verfügung (Persönliche Anmache und bloße Polemik werden gelöscht, Nazipostings erst recht).

Wal Buchenberg, für Indymedia, 10.09.2005
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Ergänzungen

@wal

56kb/s 10.09.2005 - 21:00
der artikel enthält vor allen dingen 7mb an bildern, das hat hier schon mit dsl einige zeit gebraucht. wenn ich jetzt noch mit modem oder isdn unterwegs wäre würde ich kotzen. wieso gibts keine kleinen vorschaubilder, mods?

Bilder

Wal 11.09.2005 - 07:48
Hallo 56kb/s,
(irgendwas findet mensch immer zu mäkeln ;-)

Die kleinen Vorschaubildchen sparen Zeit und Speicher, stehen dann aber alle am Ende und nicht im Text an der passenden Stelle.
Deshalb habe ich meine Bilder mit HTML in den Text eingebunden.

Gibt es denn die Möglichkeit, kleine Vorschaubilder in den laufenden Text einzubinden?

Gruß Wal

Ergänzung

??? 11.09.2005 - 13:49
Zwei Sachen erschliessen sich mir nicht so ganz bei deinem Reisebericht. Ich wuerde zugern wissen wie du darauf kommst das Navarra baskisch ist. Wird zwar gern behauptet, ist aber nicht so ganz richtig. Vielmehr gehoerten Teile des Baskenlandes zum Koenigreich Navarra, ist also genau umgekehrt.
Und zum zweiten verstehe ich nicht ganz warum im Baskenland nur Basken rumlaufen sollten. Eine Strategie des Francoregimes war es doch mit innerspanischen Umsiedlungen die baskische Identiaet zu untergraben, und die Industrie im Norden anzukrubeln. Deswegen sind heute nicht wenige Einwohner des Baskenlandes andalusischer Herkunft, die zwischen den Stuehlen sitzen. Die haben noch nie baskisch gesprochen und werden vom spanischen Staat als Puffer benutzt.
Ansonsten netter Artikel

Navarra - Basken als Minderheit

Wal 11.09.2005 - 15:53
Hallo,
Hallo Emil,
ja, es gab und gibt auch Meinungsverschiedenheiten zwischen den (baskischen) Bewohnern von Navarra und dem (eigentlichen) Baskenland. In einer Volksabstimmung (1982?) hatten die Einwohner von Navarra mehrheitlich entschieden, dass sie NICHT zum Baskenland zählen wollen.
Trotzdem ist Navarra auf der von mir gezeigten Landkarte ein Teil des Baskenlandes.

In meiner historischen Darstellung über die Entstehung von Nationalstaaten hatte ich darauf hingewiesen, dass Nationalstaaten sich über gewaltsame Expansion nach Außen etablieren und stabilisieren. Jede über einen Nationalstaat herrschende Klasse versucht, den maximalen Platz auf unserer runden Erde einzunehmen. Warum nicht auch die Basken?

Was deine zweite Frage angeht, so bin ich ganz deiner Meinung. Im Kapitel "Baskischer Kapitalismus" hatte ich geschrieben:
"Durch diesen Arbeiter-Zustrom wuchs die Bevölkerung im Baskenland zwischen 1860 und 1900 auf das Doppelte. Bilbao war 1850 eine überschaubare Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern. Um 1900 beherbergte sie fast 100.000 Einwohner. Die Basken wurden im Baskenland zur Minderheit - vor allem in den Städten, aber sie blieben die wirtschaftlich herrschende Minderheit."

Und im Kapitel "Baskische Sprache" hatte ich geschrieben:
"Im gesamten baskischen Gebiet leben knapp 3 Millionen Menschen (davon 230.000 in Frankreich), 600.000 verständigen sich überwiegend auf Baskisch. Selbst im Baskenland sind die Basken heute nur eine Minderheit."

Trotzdem wird versucht, das Baskische zur EINZIGEN Sprache im Baskenland zu machen.

Gruß Wal

zum punkt musik

... 11.09.2005 - 16:25
beim punkt musik schreibst du folgendes: "Auch die Musikindustrie bedient den baskischen Geschmack: eine Mischung aus irischer Volksmusik und deutschem Zupfgeigenhansel."
jedoch sind alle plattencover - ob nun la polla records oder andere - von punkbands. teilweise werden zwar traditionelle instrumente verwendet, mit den genannten hat das jedoch nur wenig zu tun.

Musik

Wal 11.09.2005 - 17:24
Hallo,
Es gibt sicher auch baskische Bands, die keine Volksmusik machen. Außerdem ist gegen Folklore-Musik nichts einzuwenden, wenn sie nicht die einzige Musik ist.

Meine Bemerkung bezog sich auf die Musik, die unterwegs aus dem Radio oder von CDs in baskischen Cafes gespielt wurde.


Gruß Wal

Keine Volksabstimmung in Nafarroa

Nabarro 11.09.2005 - 18:03
In einer Volksabstimmung (1982?) hatten die Einwohner von Navarra mehrheitlich entschieden, dass sie NICHT zum Baskenland zählen wollen.

Keine Volksabstimmung in Nafarroa (Navarra)

Napartarra 11.09.2005 - 18:14
Zuerst Danke für deine Artikel, Wal. Ich muss aber etwas korrigieren. Du sagst in deinem Kommentar:

"In einer Volksabstimmung (1982?) hatten die Einwohner von Navarra mehrheitlich entschieden, dass sie NICHT zum Baskenland zählen wollen."

Das stimmt nicht. In diesem Datum würde von den Parlamente aus Madrid und Iruinea/Pamplona (Nafarroa/Navarre) den Autonomiegesetzt für Navarre verabschiedet.
Es würde an einem Volksabstimmung gedacht, aber nach eine Einsetzung, was die Ergebnisse sein könnten, die Entscheidung würde geändert.

Deswegen Nafarroa ist das einzige Land in Spanien, wo die Autonomiegesetzt nicht nach einer Volksabstimmung (trotz Protest den baskischen Nationalisten) ratifiziert würde. Baskische Nationalisten starteten eine Kampagne "Nafarroak hitz egin dezala", was wir übersetzen könnte als "lassen wir, dass Navarre redet".

Heute tag scheint, dass die PSN (Sozialistische Partei) will das korrigieren, was nicht möglich sein wird wegen die Opposition der UPN (Volksunion, lokale Partei, die mit der spanischen PP zusammenarbeitet).

plattenfoto-untertitel-quatsch:

R.Gänz 11.09.2005 - 23:06
"Auch die Musikindustrie bedient den baskischen Geschmack: eine Mischung aus irischer Volksmusik und deutschem Zupfgeigenhansel."

...ein satz, der voll und ganz daneben schießt und zeigt, wie schnell ein foto - gespickt mit einem schlauklingenden kommentar - benutzt werden kann, um eine scheinbare tatsache bestätigt und untermalt zu sehen.

mal ins detail:

wir sehen auf dem foto platten von folgenden bands:

2x hertzainak
3x la polla records
eine split-lp mit kortatu/ cicatriz/ kontuz hi und jotakie

eine weitere kann ich nicht identifizieren.

alle dort gezeigten platten sind sind aus den 80ern, keine der bands existiert noch (la polla allerdings erst seit kurzem nicht mehr)

kortatu und hertzainak waren DIE ersten bands, die die baskische sprache, rockmusik und linke (der baskischen unabhängigkeitsbewegung nahestehende) ansichten vereinten. durch sie ausgelöst kam es im baskenland mitte der achtziger zu einer wahren massenbewegung bzgl. baskischer politischer rock- und punkmusik, die bis heute anhält. es gibt unzählige hardcore/punk/metal-bands in jedem kaff.

la polla records sind DIE punkband aus dem baskenland schlechthin. sie existierten an die 20 jahre, sind politisch, ohne sich mit ihren linken ansichten jemals einer politischen organisation untergeordnet zu haben - und singen spanisch - wie viele andere linke - auch nationalistische baskische bands auch.

die angebliche mischung aus irish folk und zupfgeigenhansel ist totaler quatsch.
die platten sind durchweg von kleinen unabhängigen plattenlabeln produziert worden, die musikindustrie, von der hier gesprochen wird, bedient hier gar nichts.
fermin muguruza, sänger der band kortatu, gründete ende der achtziger oder anfang der neunziger das plattenlabel "esan ozenki", das baskischsprachigen bands erstmals die möglichkeit gab, ihre platten auf einem größeren label zu veröffentlichen. vorher hatten baskischsprachige bands keine chance gehabt, ihre scheiben irgendwo auf einem label rauszubringen.

desweiteren gibt es heute zahlreiche kleine und große baskische radiosender, die dich mit (und das ist eher typisch baskisch!) hardcore-metal-gebratze genauso zuballern wie mit punkrock und reggae.
und in den kneipen ist es auch nicht anders - deine eindrücke sind sehr subjektiv und ganz und gar nicht repräsentativ. das solltest du auch so darstellen und nicht so tun, als wäre dein eindruck etwas anderes.

an deinen baskisch-identitäts-definitionen stört mich gewaltig, dass du dich hier nicht mit den debatten der baskischen linken sondern der baskischen rechten beschäftigst.
die baskische linke definiert "baske und baskin" als die menschen, die im baskenland leben, wohnen und arbeiten - egal ob sie aus andalucia, mexiko oder mecklenburg-vorpommern stammen.
die baskische linke verwendet die baskische identität als kampfmittel zum zweck, sich die ihnen seit jeher von der spanischen zentralregierung verweigerten rechte (selbstbestimmung über die eigene zukunft) zu erkämpfen.
die baskisxche rechte beutzt den nationalismus zur ausgrenzung anderer und weil sie in ihrem baskisch-nationalen kapitalismus-modell bessere gewinne leuchten sehen als im spanisch-kapitalistischen.




...

txapote 12.09.2005 - 13:11
high, ich muss r.gänz voll zustimmen was die musik angeht, man kann sich im baskenland vor punk, reggae etc. kaum retten.
und was die "definiton der basken" von linksbaskischer seite angeht, ist natürlich schwer das zu verallgemeinern, gibt bestimmt auch intolerante idioten, aber zumindest was die "offizielle" seite angeht, gibt es viele plakate von batasuna, segi etc. auf denen baskische menschengruppen zu sehen
sind, zwischen denen sich menschen schwarzer hautfarbe befinden. ich glaube die linie ist, wer baskisch spricht, ist baske.
ich hab in sanse auch mal einen typen kennengelernt, der aus polen stammt aber dorthin wegen seiner baskischen frau gezogen ist. der lebt jetzt seit ein paar jahren da, hat das wunder vollbracht und baskisch gelernt und ist ziemlich aktiv in der radikalen baskischen linken.

nur ein paar Ergänzungen

Max 12.09.2005 - 14:46
Deine Eindrücke sind wirklich sehr subjektiv zum Teil schon demagogisch.
Nicht nur über die Musik schreibst du Unsinn. Indy-User können sich da am besten selbst ein Bild machen, wenn sie  http://www.eitb.com/euskara/ und dort euskadi gaztea anklicken.
Dort kann man das baskische Jugendradio hören.
Weiter gibt es eine ganze Menge Fehler, die alle aufzuzählen wäre mir zu müßig nur mal so,
-txipiron- sind keine schmalen Frühlingssardellen, sondern Tintenfische
-txangurro – ist keine dürre Spinnenkrabbe, eher ein dicker Brocken von dem ein ausgewachsener Mann satt wird
-auf den Plakten steht nichts von Fahne aus dem Fenster hängen, sondern „Jetzt das Land, jetzt der Frieden“
-beim Bild Tomaten: hättest du zur Ausgewogenheit auch erwähnen können, das hier auch auf baskische Politiker Tomaten fliegen

Nochmal zu Navarra; Navarra gehört zwar nicht zur „baskischen Autonomen Gemeinschaft“, spielt historisch jedoch eine große Rolle, Pamplona wurde z.b. von Pompejus auf den Resten einer vaskonischen Siedlung gegründet. Aber die Bedeutung Navarras für das Baskenland zu negieren ist auch Politik konservativer Politiker, so wurden u.a. zweisprachige Schilder wieder entfernt und an Rathäusern darf keine baskische Fahne hängen.
Politisch wurde Navarra in drei Verwaltungszonen eingeteilt, eine baskisch sprechende, eine gemischt sprechende und in eine nicht baskisch sprechende Zone. Der Effekt ist allerdings der, dass in der gemischt und nicht baskisch sprechenden Zone immer Menschen in die Ikastolas gehen. In manchen Gemeinden alle Kinder, außer die der Guardia Civil.

Wer sich wirklich ernsthafter mit dem Thema auseinander setzen möchte hier ein paar Buchempfehlungen:
-Mark Kurlansky, Die Basken. Eine kleine Weltgeschichte. Claassen. 2000.
Wurde bereits erwähnt und ist auch ganz gut, dennoch eher Kaffeklatsch mit Anekdoten

- Michael Kasper, Baskische Geschichte, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1997
von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart

-Joseph Lang , Das baskische Labyrinth, isp- Verlag, 1983
beschäftigt sich damit, wie sich das baskenland unter der Diktatur von einem katholisch-konservativen zu einem der aufgeschlossensten Gebiete Spaniens entwickelt

-Ralf Streck, Tondar, Pahl- Rugenstein, 2003
Geschichte und Widerstand politischer Gefangener

-Florence Hervé /Gerd Schumann, Baskenland, dietz Verlag, 2000
baskische Frauengeschichten

Verhandlungen mit ETA?

Ralf Streck 13.09.2005 - 07:55

Die spanische Regierung soll inoffizielle Kontakte zu der baskischen Untergrundorganisation ETA aufgenommen haben. Das berichtete die Tageszeitung El Mundo am Montag in ihrer Internetausgabe. Dabei sei vereinbart worden, daß die ETA in den kommenden drei Monaten eine Waffenruhe erklärt. Dieser Schritt war nach Angaben der Zeitung im August vereinbart worden, um die Voraussetzung für offizielle Verhandlungen zu schaffen. Die Sozialisten (PSOE) unter Partei- und Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero hatten sich im Mai vom Parlament das Plazet für einen Dialog geholt.

Doch das Vorgehen der Regierung gegen die baskische Unabhängigkeitsbewegung widerspricht diesem Szenario. Nach dem Friedensvorschlag der im März 2003 verbotenen Partei Batasuna (Einheit), dem sich die ETA angeschlossen hat, ließ Zapatero fast ein Jahr lang Gesten der Entspannung vermissen. Demonstrationen für einen Friedensprozeß werden zum Teil brutal aufgelöst und Batasunas Führungsmitglieder plötzlich mit Anklagen überzogen. Statt die 700 politischen Gefangenen ins Baskenland zu verlegen, wie es das Strafrecht vorsieht, wurden einige sogar in weiter entfernte Haftanstalten verbracht. Das Ministerium für Staatsanwaltschaft verhindert mit neuen Verfahren auch die Freilassung von Gefangenen nach ihrer Strafverbüßung.

Dazu kommt, daß auch der Chef der baskischen Gewerkschaft LAB am Montag als angebliches Mitglied der ETA vor den Nationalen Gerichtshof gezerrt wurde. Rafa Diez trat stets für einen Friedensprozeß ein; er wurde 1996 von der PSOE sogar als Vermittler zur ETA eingesetzt. Das Sondergericht wird, wie alle hohen Instanzen, weiter von Richtern der rechtskonservativen Volkspartei (PP) kontrolliert, die einen Dialog mit der ETA verhindern will. Doch die Regierung läßt sie gewähren, wie die größte spanische Gewerkschaft Arbeiterkommissionen (CCOO) informierte. Schon in der vergangenen Woche waren Mitglieder der »Kommunistischen Partei der Baskischen Territorien« (EHAK) vorgeladen worden, hinter der die LAB steht. Drei Mitglieder kamen nur auf Kaution frei, einer von ihnen sitzt inzwischen ein, weil er angeblich gegen Meldeauflagen verstoßen habe.

So wird eher ein Verbot von EHAK und LAB als ein Friedensprozeß vorbereitet. Die CCOO kritisiert das Vorgehen gegen »bedeutende Personen der baskischen Gewerkschaftsbewegung«. Eine Aussöhnung werde von »gewissen Instanzen« behindert, und das »erschwert einen Normalisierungsprozeß«, erklärte die CCOO. So dürfte die ETA, die seit Wochen eine unausgesprochene Waffenruhe einhält, eher nervös werden, als diese Waffenruhe auch öffentlich zu proklamieren.

Artikel in Junge Welt:
 http://www.jungewelt.de/2005/09-13/007.php

Subjektive Urteile? Ja, was denn sonst?

Wal Buchenberg 13.09.2005 - 13:24
"Deine Eindrücke sind wirklich sehr subjektiv"
Würde der Autor dieses Reiseberichts über das Baskenland "Weltgeist" heißen, dann wäre dieser Vorwurf vielleicht gerechtfertigt.

Der Bericht enthält, was ich, Wal Buchenberg, im Baskenland gesehen, gehört und erfahren habe - und an Urteilen enthält er, was ich bei dem historischen Studien und bei meinen persönlichen Erfahrungen verstanden und verarbeitet habe. Dabei habe ich mich im baskischen Mainstream bewegt, nicht im "Underground".

Andere Leute, die durchs Baskenland reisen, machen vielleicht andere Erfahrungen. Sie werden vielleicht durch meinen Bericht veranlasst, in Indymedia über ihre Erfahrungen zu berichten.

Mein Bericht enthält auch sachliche Fehler. Dafür muss ich mich entschuldigen, und die müssen kritisiert und geändert werden. Das ist der Vorteil der Ergänzungsfunktion von Indymedia, dass das möglich ist.

Zur Musikfrage habe ich schon erklärt: Baskische Volksmusik hörte ich überall in stinknormalen Cafes und Bars. Die MusikCds, die ich in einem stinknormalen Papierladen fotografiert habe, zeigen mehr und anderes.

Die beiden "Reiseplakate" habe ich offenbar missverstanden und falsch kommentiert. Ich bitte die Mods, meine beiden Bilder 44 u. 45 noch oben zu verschieben zu den anderen politischen Plakaten und meine Kommentare zu diesen beiden Bildern zu löschen.

Bleibt noch die politische Frage, wo und wann es sinnvoll ist, linke Inhalte auf einer nationalistischen Schiene zu transportieren. Diese Frage kann mein Reisebericht in Indymedia zwar aufwerfen, aber nicht klären.

Meine Vermutung ist, dass es historische Ausnahmesituationen sind, in denen linke Inhalte mit nationalistischen Inhalten zusammenpassen, wie z.B. bei der Besetzung des Baskenlandes durch die Franco-Faschisten.

Ansonsten werden linke Inhalte in nationalistischen Bewegungen als Nische geduldet, solange sie sich den Hauptinhalten dieser nationalen Bewegung unterordnen. Im Baskenland zum Beispiel dem baskischen Sprachkult und einem antispanischen Rassismus.

Ich hatte schon meine Bereitschaft erklärt, diese Fragestellung innerhalb des Marx-Forums kontrovers und sachlich zu diskutieren.

Gruß Wal Buchenberg

lieber Objektiv als Vorurteile bedienen

xxx 13.09.2005 - 16:04
Auch wenn die Mods der Meinung sind, dass es keine inhaltliche Ergänzung darstellt, ich sehe das anders, daher noch einmal:
der Autor titelt: "Baskentum wird als Reiseziel angeboten. Es ist keine Reise in die politische Zukunft, sondern eine Reise in die soziale und politische Vergangenheit."
Tatsächlich handelt es sich dabei aber um ein Plakat zu einem Aktionswochenende gegen den Staudamm von Itoiz.
Auf dem nächsten Bild werden Sommer-Sprachkurse angeboten und der Autor titelt: "Ein bisschen professioneller werden hier Politikreisen vermarktet."
Der Autor meint dazu lapidar:
"Die beiden "Reiseplakate" habe ich offenbar missverstanden und falsch kommentiert."
Leider hat der Autor aber eine ganze Menge "offenbar missverstanden und falsch kommentiert." Einige weitere Fehler in seinem Bericht, wurden ja bereits von anderen Personen beanstandet. Um auf alles einzugehen ist mir meine Zeit einfach zu Schade.
Nur ein weiteres Beispiel: Zu einem Theater-Stück dessen Inhalt der Autor nicht versteht, schreibt er: "Die Frauen blieben immer hübsch im Hintergrund. Nein danke! Ich möchte nicht Baske werden." und er will damit suggerieren als handele es sich um eine sexistische Gesellschaft. Allerdings ohne auch nur einen Beweis anzuführen.

Gegen eine inhaltliche Diskussion habe ich durchaus nichts einzuwenden, allerdings muß dies auf einer sachlichen und objektiven Grundlage erfolgen und nicht auf diese Art. Mir ist es daher völlig schleierhaft, wie der Artikel es in den Mittelteil von Indymedia geschafft hat.

Un wieder Nafarroa (@ Wal)

Napartarra 14.09.2005 - 10:48
"Politisch wurde Navarra in drei Verwaltungszonen eingeteilt, eine baskisch sprechende, eine gemischt sprechende und in eine nicht baskisch sprechende Zone. Der Effekt ist allerdings der, dass in der gemischt und nicht baskisch sprechenden Zone immer Menschen in die Ikastolas gehen. In manchen Gemeinden alle Kinder, außer die der Guardia Civil."

Das ist aber nicht richtig. In Navarre gibt's keine 3 Verwaltungszonen, sondern nur eine Verwaltung.
Was du nennest sind nur 3 Zonen, wo die Anzahl der Stunden auf Baskisch in der Schule anders geregelt ist.
Die Zonen sind:

a) Norden: Kinder können auf Baskisch lernen, oder auch Baskisch als Sprachunterricht in der Schule (2 Stunden in der Woche glaube ich). Alle auf Baskisch lernen zu können, werden 20 Kids in jeder Klasse benötig (für Spanisch reicht mit 1). In Verwaltung werden theoretisch bestimmte Sprachrechte respektiert, z.B. Briefe werden übersetzt. Das ist aber nicht ausreichend, z.B. Ärzte werden nicht betroffen, was hoch-problematisch ist. Ich sollte z.B. alte Menchen von meine Familie zum Doktor begleiten und übersetzen, eine total unangenehme Lage (besonders für die Frauen).

b) Mitte: Ähnliche Schulrechten, wenn Plätze auf Baskisch verfugbar sind. Keine Rechte auf Übersetzungen in der Verwaltung.

c) Süden: hier alles auf Spanisch. Mehrere Ikastolas (Schulen) sind nicht mal legasisiert.

Aber keine von der Seite haben eine extra-Verwaltung oder eine Institution für sie.

alte erinnerungen vom

berichterstatter 14.09.2005 - 13:02
der satz: "Denkt dran, Touristen, ihr seid weder in Frankreich, noch in Spanien, sondern im Baskenland!", erinnert mich an die schilder auf der transitstrecke brd-westberlin: "deutschland ist gösser als die brd!"

geht's noch?

ds 14.09.2005 - 19:18
"Ansonsten werden linke Inhalte in nationalistischen Bewegungen als Nische geduldet, solange sie sich den Hauptinhalten dieser nationalen Bewegung unterordnen. Im Baskenland zum Beispiel dem baskischen Sprachkult und einem antispanischen Rassismus. "

von wem werden linke inhalte geduldet? von den rechten nationalisten?
linke sind im baskenland nie geduldet worden, sie haben sich ihre position erkämpft. und zwar gegen die rechten nationalisten.

wie kommst du darauf, antispanischer rassismus sei hauptinhalt der nationalen bewegung???

dein text und deine ergänzungen sind voll von antibasakischem rassismus, das ist z.t. widerlich!
die baskenmützenträger, die du vermisst, waren schon immer eine erfindung von außen, die nie eine realität im baskenland war.
es gibt genug naturkostläden im baskenland, deine unterstellung, die baskInnen hätten damit nix am hut, ist ebenso rassistisch wie deine art, plakate, menschen und situationen zu interpretieren, die du nicht verstehst.

es ist ok, subjektive eindrücke zu schildern. du suchst allerdings nur nach bestätigung deiner vorurteile und scheinst auf deiner reise nicht einen versuch unternommen zu haben, zu verstehen, was im baskenland eigentlich abgeht.

sorry,

tingel tangel bob 15.09.2005 - 01:27
dieser unsachliche und in vielen punkten haarsträubend falsche bericht hat absolut nix in der mittelspalte zu suchen.
fürs nächste mal empfehle ich, sich mal mit linken personen vor ort zu unterhalten. einen kontakt herzustellen ist nicht schwierig und dann kann man sich ganz sicher einen besseren überblick oder gar eine beurteilung erlauben .....
(rumblättern in alten geschichtsbüchern können wir auch auf wikipedia)

Nafarroa

Max 15.09.2005 - 08:46
@Napartarra
Entschuldige, ich meinte natürlich das Navarra von der Verwaltung in drei Zonen eingeteilt wurde.
Dennoch ist es eine Apartheidspolitik wenn ein Land in solche Zonen eingeteilt wird, Kinder im Süden nicht auf baskisch lernen können und Ikastolas fast illegal sind.

@Buchenberg
interresant, dass du dich über das "subjktiv" beschwerst. ok, lassen wir das subjektiv, dass demagogisch bleibt.

@mods
Auch wenn es auf den ersten blick nicht auffällt, der artikel ist wirklich haaresträubend und voll von vorurteilen, unkorrektheiten und fehlern, er ist daher wenig geeignet für den mittelteil bei indymedia.




Kotzen sollte man vor allem ....

Paul 15.09.2005 - 10:11
wegen dem Inhalt. Es lohnt nicht mal näher auf die große Zahl von Unfug einzugehen, die da drin stehen. Zum Beispiel, alle sind Böse die kein Baskisch sprechen. Deutlicher kann man nicht zeigen, keine, aber auch wirklich gar keine Ahnung zu haben. Es gibt viele Leute im Baskenland, die kein Baskisch sprechen, sogar in der linken Unabhängigkeitsbewegung, während es Euskalune gibt, die absolut gegen die Unabhängigkeit sind.

Mit der Argumentation von Wal kann man nur alle Staaten abschaffen, wofür ich bin. Solange es die aber gibt, hat ein Völkchen mit einer eigenen Sprache (die älteste in Europa, die mit keiner anderen vergleichbar ist) und Kultur, auch das Recht ein Staat zu sein. Alles andere ist Demagogie zur Unterstützung eines repressiven spanischen Nationalismus. Ist man ja von den Antinationalen gewohnt, dass sie lieber expansive und imperialistische Nationalismen unterstützen, als die, die sich dagegen stellen.
Zum Glück hat Ralf STreck ja mal wieder was zu den neuesten Bewegungen im Baskenland reingestellt.  http://de.indymedia.org/2005/09/128180.shtml Empfehlenswert ist ansonsten das Baskische Labyrinth von Josef Lang oder Tondar von Ralf Streck.

volk & nation

muss ausgefüllt werden 15.09.2005 - 10:13
worüber regt ihr euch eigentlich so auf?
man könnte meinen das "Wal" ein übler nestbeschmutzer ist, einer den man möglichst schnell exkommunizieren sollte.
ich möchte vesthalten das es im baskenland eine starke nationalistische bewegung gibt. diese besteht sowohl aus "rechten" also auch aus "linken". zwischen beiden gibt es ne menge unterschiede die ich nicht wegreden will.
trotzdem haben beide auch gewisse gemeinsamkeiten.
# sie wollen einen baskischen staat
# sie wollen baskische polizei
# sie wollen baskisches militär
# sie wollen baskische knäste
# sie wollen baskische gesetze
# sie wollen baskische grenzen
# sie wollen ein baskisches volk, mit baskischer kultur, mit einem wort
sie wollen eine baskische nation.
ja, die einen wollen das ganze unter "sozialistischen" vorzeichen, die anderen unter konservativ/katholischen.

ich selbst bin der meinung das der kampf um das "vaterland", denn um nichts anderes handelt es sich hier, doch eher von dem kampf für eine auf selbstorganisation und gegenseitige hilfe, föderal organisierte gesellschaft (nicht staat!!) ohne ausbeutung und unterdrückung des menschen durch den menschen ablenkt.

das nun ausgerechnet "die basken" ins fadenkreutz genommen wurden ist sicherlich einfach nur zufall.

denn alles was ich geschrieben habe gilt auch für:

# "die iren"
# "die korsen"
# "die kurden"
# "die pälestinenser"
# "die....."

sachdienliche hinweie:
rudolf rocker: nationalismus und kultur
texte der 'gruppe demontage'
uvam...

volk & nation bla

k.b. 15.09.2005 - 15:55
schon wieder so ein schlaumeier, der meint, die inhalte der baskischen linken zu kennen, ohne dass er sich damit einmal befassen müsste.

kapiert ihr nicht, dass eure ansichten voller vorurteile sind, voller projektionen eurer deutschen realität auf die ganze restliche welt??????
ihr arbeitet mit schlagwörtern, die ihr zum teil nicht mal hier im lande inhaltlich zu füllen wisst und wollt sie dem rest der welt aufdrücken.
merkt ihr nicht, dass in eurer "analyse" praktisch die gesamte linke auf der welt sich an eure deutsche realität anpassen müsste???? ist das nicht etwas, was es schon lange genug aus genau diesem land gab????
ich verstehe nicht, wie es so viel ablehnung geben kann UND GLEICHZEITIG SOVIEL DESINTERESSE sich auch nur einmal ein bisschen inhaltlich mit dem thema baskische linke zu beschäftigen.

ich will nur kurz auf zwei punkte eingehen:
"baskisches militär": es gibt in der baskischen linken zahlreiche diskurse dazu. mit der perspektive, wenn es einen eigenständigen baskischen staat gibt, wird das ganze gebiet zu einer entmilitarisierten zone erklärt. es gibt sogar ellenlange papiere dazu, wie das baskenland im falle einer militärischen invasion von außen gewaltfrei verteidigt werden kann. durch zivilen "ungehorsam" und hochgradige mobilisierung der gesellschaft, um jegliche militärische anweisungen ins leere laufen zu lassen. in keinem land der welt ist die zahl der totalverweigerer höher als im baskenland. zu glauben, all diese totalverweigerer würden nichts lieber als sich einer neuen baskischen armee anschließen, ist quatsch und das weiß jede/r, der sich mit der totalverweigerer-bewegung im baskenland auseinandergesetzt hat.

"baskisches volk": wie schon oft genug erwähnt, definiert die baskische linke einen basken/ eine baskin nicht nach blutsverwandtschaft oder irgendwelchen biologischen oder genetischen kriterien sondern danach wer im baskenland lebt - ganz einfach. was gibt es an einem so definierten "baskischen volk" auszusetzen?


Punkt 1

xxx 15.09.2005 - 23:08
Ich kann mich dem nur anschließen. Es geht hier nicht um "nestbeschmutzer", sondern das der Artikel voll von Fehlern und Demagogie ist. Es ist unverständlich wieso er im Mittelteil stehen bleibt.
Ich werde mir daher jeden Tag ein paar Fehler raus suchen.

Beginnen wir mit Punkt 1.
"Man kann die Geburtsstunde sowohl des katalanischen Nationalismus (mit dem Zentrum Barcelona) wie des baskischen Nationalismus ziemlich genau auf das Jahr des spanischen Desasters (1898) datieren…….. Solange das spanische Weltreich bestand, waren Katalanen und Basken mehr oder minder treue Diener dieses Reichs. …"

Die „treue Diener des Reichs“ zettelten aber bereits 1631, 1718, 1766, und 1804 große Volksaufstände an und machten das Baskenland zur unruhigsten Zone der iberischen Halbinsel.

Ebenso kann man, wie Buchenberg es nennt, "die Geburtstunde des Nationalismus" nicht an dem Jahr 1898 und den Verlust Kubas festmachen. Dies ist ein Prozeß über viele Jahre, wenn nicht Jahrhunderte.
Von viel wesentlicherer Bedeutung war die Abschaffung des Fueros. Die Fueros waren seit Jahrhunderten die Grundlage der Stabilität zwischen Spanien, Frankreich und dem Baskenland. Seit der französischen Revolution bis zum zweiten Karlistenkrieg war das Foralsystem jedoch ständigen Angriffen ausgesetzt. Im Jahr 1839 wurde dem Fuero seine historische Legitimität geraubt und die spanische Verfassung über die baskischen Regionalverfassungen gestellt.
Im Fueros wurden viele rechtliche Dinge geregelt. So hatte z.B. die spanische Krone keine Rechte über baskischen Boden. Land das nicht zu einem Bauernhof gehörte, war im Baskenland Gemeinschaftsland. Selbst im Mittelalter konnte sich in weiten Teilen des Baskenlandes keine Feudalgesellschaft durchsetzen und Dank fehlender Fürsten, mit Ausnahme Navarras, blieb dies bis zum 19. Jahrh. so. Mit der Abschaffung des Fueros konnten die Könige nun aber beginnen, das Land das seit Jahrhunderten von den Gemeinden verwaltet wurde, zu verkaufen.
Ebenso von Bedeutung waren die Angriffe auf die Kultur. 1857 wurde ein neues Erziehungsgesetz erlassen. Innerhalb von baskischsprachigen Bevölkerungsgruppen wurde nun, nur noch in spanischer Sprache unterrichtet. Auch in Frankreich wurde 1871 der Auftrag erteilt, den „Randsprachen“ ein Ende zu bereiten. Baskisch wurde gewaltsam aus den Schulen verdrängt.
Durch den Verlust des Fueros und die Angriffe auf die Kultur bildete sich eine starke Gegenbewegung. Baskische Kulurvereine und Zeitschriften entstanden. Als 1893 der spanische Königshof und die Regierung in Donostia-SanSebastian im Sommerurlaub weilten, entwickelte sich nach einem Konzert ein spontaner Protest. Es kam zu Straßenkämpfen mit mehreren Toten.
Als einen Höhepunkt der nat. Entwicklung kann man die Gründung der „Baskisch Nationalistischen Partei“ ,den heutigen konservativen Nationalisten, im Jahr 1895 bezeichnen.
Das spanische Desasters war aber erst 1898, es gab also schon lange bevor ;Zitat Buchenberg: „Katalanen und Basken entdeckten, dass sie eigentlich etwas Besseres sind“; eine nationalistische Bewegung.

Punkt 2

xxx 16.09.2005 - 13:54
Buchenberg :„Die Basken sind alle mindestens zweisprachig, nicht jedoch die sonstigen Bewohner des Baskenlands.“

Die Basken sind nicht alle mindestens zweisprachig aufgewachsen. Besonders ältere Menschen die während der Diktatur aufwuchsen sprechen nur Spanisch. Bekanntlich war es 40 Jahre lang verboten baskisch zu sprechen. Andererseits gibt es viele Basken, besonders aus ländlichen Gebieten, die nur ein Spanisch mit starkem Akzent sprechen. Knapp eine Million Menschen im Baskenland sprechen baskisch.
In ländlichen Gebieten wird fast nur baskisch gesprochen, in den Großstädten vorwiegend Spanisch oder ein mischmasch aus beidem.
Von den „sonstigen Bewohnern des Baskenlands“ gaben bei einer Großuntersuchung „der königlichen Akademie der baskischen Sprache“ 30,6% an, sie wollten Euskara korrekt lernen und weitere 32,3% sie wollen sich auf baskisch verständigen können.

Buchenberg : „Die Schweizer bildeten ihren eigenen Staat, aber sie sprechen keine einheitliche Sprache.“
In der Schweiz existieren die Sprachen jedoch gleichberechtigt nebeneinander, nicht so im Baskenland. Frag mal einen Polizisten höflich auf baskisch nach dem Weg!!
Nur weil die Gemeinsamkeit einer bergigen landschaft besteht, sind solche
Vergleiche mit Tirol, Schweiz, Bayern eh völlig unangebracht.


Buchenberg :„Wollen sie alle Nichtbasken vom Baskenland möglichst weit fernhalten?“
Wahrscheinlich gibt es deshalb, an Flughäfen, Museen, Infopoints, Sparkassen etc. Infomaterial in allen möglichen Sprachen. Einige Deutsche waren anscheinend derart von diesen Gratis- Informationen begeistert, dass sie es als Reiseführer bei ebay anbieten.

Und was soll man nun davon halten, wenn man in Schlesien auf Deutsch nach dem Weg fragt, und auf Polnisch geantwortet wird. Wahrscheinlich hat man die Schnauze von gewissen Touristen voll.

Trotz alledem ein wertfoller Artikel

mox 16.09.2005 - 18:15
Ich bin diesen Sommer zum 2. Mal in das Baskenland gereist und finde es interessant und für mich persönlich wichtig die Möglichkeit gehabt zu haben diese Eindrücke zu vergleichen.
Der Baskische Nationalismus, der im übersprayen spanischer schilder (spreche leider nur spanisch), den unmengen baskischer fahnen, usw...
zum ausdruck kommt nervt nun doch ein wenig.
Des weiteren reagierten nicht wenige menschen darauf, dass ich sie auf Spanisch ansprach doch ziemlich gereizt.
Die linke und antifaschistische Bewegung ist zwar überall zu erkennen, führt jedoch im baskischen mainstream nur ein Schattendasein.
Natürlich ist die allgegenwärtige demonstration spanischer stärke ebenso unerträglich, im vergleich zu meiner letzten Reise nach Bilbo jedoch weniger geworden(damals wurde buchstäblich jeder spanische Fahnenmast von MP bewacht).
p.s. im Übrigen kiffen die Basken meiner Meinung nach zuviel

Punkt 2.3. Unser Wanderweg

xxx 17.09.2005 - 08:40
Dein Karten- Problem kann ganz einfache Ursachen haben, es gibt nämlich verschieden Karte, so gibt es politische-, wirtschafts- oder touristische Karten. Im Baskenland gibt zusätzlich Karten auf Spanisch, Französisch und Baskisch. Man sollte also darauf achten was man kauft.
Wie du schreibst befandest du dich bei Ezkaurre und du wunderst dich das Wegweiser nur auf Spanisch waren. Auch wenn hier Baskisch gesprochen wird, Hinweisschilder sind auf Spanisch, da Ezkaurre zu Navarra gehört und in Navarra vor ein paar Jahren begonnen wurde, zweisprachige Schilder zu entfernen. Dein zweisprachiges Bild scheint hingegen wieder aus Gipuzkoa zu sein, nur sind in Gipuzkoa kaum Pyrenäen.
Es sei auch darauf hingewiesen, dass es sich bei den Pyrenäen nicht um einen Naherholungspark handelt. Das Wege in schlechtem Zustand sind oder Markierungen fehlen ist in Gebirgen völlig normal.

Anwalt der Basken?

Wal Buchenberg 17.09.2005 - 09:19
Anwalt der Basken?

Wer hier als "Anwalt der Basken" auftritt, aber versucht, wegen einiger sachlicher Fehler, für die ich mich entschuldige, und ein paar flapsig-persönlichen Bemerkungen mich und meine gesamte Darstellung unglaubwürdig und lächerlich erscheinen zu lassen, der provoziert die Vermutung, dass er in Linken, die nicht exakt seiner Meinung sind, Gegner sieht, die man nur nieder- und schlecht macht, ohne jeden Versuch sie vom Richtigen zu überzeugen.

Wer hier als "Anwalt der Basken" auftritt, aber versucht mich und diesen Text aus Indymedia oder wenigstens der "Mittelspalte" von Indymedia wegzumobben, der provoziert die Vermutung, dass er auch Andersmeinenden aus seinem "freien Baskenland" wegmobben wird.

Wer hier als "Anwalt der Basken" auftritt und den Widerspruch nicht bemerkt, dass einerseits behauptet wird, "Baske" sei jedermensch, der heute im Baskenland lebt und arbeitet, andererseits aber erwartet und verlangt, dass alle diese Menschen Baskisch sprechen und verstehen, der ersetzt den heutigen spanischen Sprachimperialismus durch einen künftigen baskischen Sprachimperialismus.

Wer hier als "Anwalt der Basken" auftritt und den Widerspruch nicht bemerkt, dass er einerseits behauptet, "Baske" sei jedermensch, der heute im Baskenland lebt, und andererseits von Kämpfen des "baskischen Volkes" aus dem 15.(!) bis 19. Jahrhundert schwärmt, der ersetzt den spanischen Geschichtsnationalismus durch einen baskischen Geschichtsnationalismus.
Die Immigranten, die seit Beginn des baskischen Kapitalismus aus Andalusien und anderswo ins Baskenland als Lohnarbeiter einwanderten, sprachen nie Baskisch und gehörten nie zum "baskischen Volk". Ganz im Gegenteil, sie wurden von den Basken als "Maketos" (Fremdlinge) diskriminiert und verachtet. Die historischen Kämpfe der Basken sind nicht Teil ihrer Historie - warum sollten diese "Maketos" den Verlust der alten baskischen Selbstverwaltungsrechte (Fueros) vermissen?

Hinter dieser Vorstellung vom "Volk der Basken", egal ob sie als Sprachgemeinschaft, als Kulturgemeinschaft oder als regionale Lebensgemeinschaft definiert wird, steckt eine Volksidentität, die durch Industrialisierung, Internationalisierung und Proletarisierung längst zerstört ist. Ja, es gibt im Baskenland noch diese baskische Identität, das Baskentum. Ich möchte diese Identität nicht zerstören, sondern respektieren und schützen. Die Basken sind eine Minorität im Baskenland. Sie sollen und müssen als Minorität geschützt und verteidigt werden. Aber die Baskenbewegung tut so, als wären sie die Herren und Eigner des baskischen Gebietes. Die Baskenbewegung versucht allen anderen im Baskenland eine baskische Identität auzuzwingen - so wie die spanische Regierung versucht, allen eine spanische Identität aufzuzwingen.

Besitzlose (Lohnarbeiter und Arbeitslose) im Baskenland und anderswo haben kein Vaterland und wenn ihnen das jemand einreden will, so protestiere ich dagegen. Ich protestiere allerdings mit Argumenten und Beispielen, von denen ich erwarte, dass sie ernst genommen und geprüft werden und nicht weggemobbt werden.

Gruß Wal Buchenberg
www.marx-forum.de

Einspruch euer Ehren!

xxx 17.09.2005 - 11:20
Langsam wirds bunt. Ich trete hier nicht als "Anwalt der Basken" auf, sondern ich versuche "einige sachlicher Fehler" und "ein paar flapsig-persönlichen Bemerkungen" zu korrigieren.

Du schreibst selbst dazu:
"Mein Bericht enthält auch sachliche Fehler. Dafür muss ich mich entschuldigen, und die müssen kritisiert und geändert werden. Das ist der Vorteil der Ergänzungsfunktion von Indymedia, dass das möglich ist."

Leider fehlt mir die Zeit deine Fehler auf einmal zu korriegieren, dazu sind es einfach zu viele und der Text ist zu lang. Ich gehe daher Punkt für Punkt durch. Zugegeben sind in Punkt "2.3. Unser Wanderweg" weniger inhaltliche Fehler. Aber ich versuche dir, da ein paar Antworten auf deine Fragen zu geben.
Also bis Morgen, oder Montag mit Punkt 2.3. Baskische Frühgeschichte.


???

alternative 17.09.2005 - 13:56
"Die Immigranten, die seit Beginn des baskischen Kapitalismus aus Andalusien und anderswo ins Baskenland als Lohnarbeiter einwanderten, sprachen nie Baskisch und gehörten nie zum "baskischen Volk"".
Das in diesem Jahr getötete Eta-Mitglied war aber aus Galizien und sprach baskisch. Ebenso gab es in der vergangenheit viele Etarras die nicht Basken waren. Auch andere Menschenrechtler wie Pepe Rei (galizien) oder Eva Forest (Katalonien) sprechen baskisch und sind in der baskischen Unabhängigskeitsbewegung aktiv. Du solltest mal gegen deine Vorurteile protestieren.

Viel Phantasie

Oscar Wilde 18.09.2005 - 09:58
@Autor:

Du hast ihr viele phantasievolle Interpretationen gebracht, aber weisst du warum ich Interpretationen so hasse ? Weil sie so unsachlich sind, und sich auf Vermutungen stützen, nicht auf Tatsachen.
z.B. allein schon der Kommentar zu der Baskenkarte:
"Im Norden ist das Meer. Ringsherum weiße Fläche, als ob es sich um unentdecktes Land oder die Antarktis handelt"
danach sogar noch die Vermutung daß die Basken mit ihren Nachbarn nichts zu tun haben wollen.
Hallo !! Was soll der Käse ? Die Karte sollte halt das Baskenland hervorheben, damit man schön die Umrisse sieht.
Das hätte man bei einer Bayern-Karte oder Hessen-Karte genauso gemacht.
Das ist ein ganz normales kartographisches Stilmittel.
Daß deine blühende Phantasie darin was anderes erkennt ist ja schön und gut, aber was hat das in einem sachlichen Bericht zu suchen ?
Sorry, aber mal wieder sehe ich mich darin bestärkt daß ich Interpretationen absolut nicht abhaben kann, weils einfach nur unsachliche Spinnerei ist.

@wal: links denken!

gora eh gorria! 18.09.2005 - 12:13
das problem an deinem artikel ist, dass er das baskenland mit den augen eines deutschen betrachtet, der zwar erkennen lässt, dass die kritik aus einer irgendwie gearteten linken richtung kommt, der sich aber nicht die mühe macht, diese linke richtung auch im baskenland zu suchen.
du kehrst das baskenland und die basken über einen kamm, du zeigst mit deinem artikel, dass du keinerlei interesse daran hast, herauszufinden, was linke basken und baskinnen denken und was sie von rechten konservativen unterscheidest. du schreibst baskischen nationalistInnen bestimmte denkweisen und ideologien zu und sprichst ihnen jegliche art von linker identität ab.
im zusammenhang mit einigen kommentaren sind das für mich oftmals rassistische denkmuster, die du in deinem artikel und deinen späteren kommentaren wiederkäust. also, denk mal drüber nach!

der von dir herbeigedachte "baskische sprachimperialismus" ist blödsinn! ich war zahllose male dort und habe noch nicht einmal einen blöden kommentar gehört, weil ich jemanden auf spanisch angesprochen habe. richtig ist allerdings auch, dass viele menschen dort sich freuen, wenn man ein paar worte auf baskisch spricht - weil das in den augen der bevölkerung dort ein zeichen ist, von respekt gegenüber ihrer baskischen realität im spanischen staat.
es gibt zahlreiche menschen in der baskischen linken unabhängigkeitsbewegung, die NICHT baskisch sprechen! obwohl es immer weniger wird, da die meisten jungen menschen baskisch in der schule lernen.


"Die Immigranten, die seit Beginn des baskischen Kapitalismus aus Andalusien und anderswo ins Baskenland als Lohnarbeiter einwanderten, sprachen nie Baskisch und gehörten nie zum "baskischen Volk". Ganz im Gegenteil, sie wurden von den Basken als "Maketos" (Fremdlinge) diskriminiert und verachtet." Diese Behauptung zeigt wie sehr du in der kategorie "volk" denkst und alle basken zu einem einheitsbrei zusammendefinierst.
es gibt in der baskischen linken viele menschen, die oder deren eltern aus anderen teilen des spanischen staates stammen. gerade in der batasuna-nahen gewerkschaft gab und gibt es viele organisiserte "immigranten".
wenn du also solche sprüche hier ablässt, die falsch sind, aber dazu dienen sollen, dass deinen vorurteilen ein angeblicher fundierter hintergrund geliefert wird - und das zieht sich durch deinen text - dann ist das pure und platte demagogie! darum geht es - nicht um "sachliche fehler"...und demagogie gehört tatsächlich aus der mittelspalte gemobbt!

@an jemand:

*zustimm* 18.09.2005 - 12:26
"Und was soll man nun davon halten, wenn man in Schlesien auf Deutsch nach dem Weg fragt, und auf Polnisch geantwortet wird. Wahrscheinlich hat man die Schnauze von gewissen Touristen voll."

Genau. Denn wer in Schlesien auf Deutsch nach dem Weg fragt ist mit Sicherheit ein Nazi.

Punkt 2.3. Baskische Frühgeschichte

xxx 19.09.2005 - 18:23
Was die Basken vor den Römern machten, dafür gibt es eigentlich keine großen Erkenntnisse.
Baskisch war eine mündliche Sprache und eine Geschichtsschreibung gab es bis dato nicht.
Erste Zeugnisse über die Basken fanden sich erst in römischen Geschichtsbüchern.
Alle Geschichtsschreiber sind sich aber einig, dass zwischen Basken und Römern ein mehr oder weniger friedliches Verhältnis herrschte, eine Art friedliche Koexistenz. Die Römer beschränkten sich den leicht zugänglichen Süden zu erobern, im Norden kontrollierten sie ihre Versorgungswege, einige Bergwerke und Häfen. (Manche Basken behaupten mitunter, dass es sich bei Asterix um einen Basken handelte, da das nördliche Baskenland damals zu Gallien gehörte. Dies ist aber nur reine Spekulation. )
Nach dem Niedergang des römischen Imperiums und den Stürmen der Völkerwanderung hatten die Basken zwei neue Nachbarn: die Franken und die Westgoten. Die Beziehungen zu Franken und Westgoten unterschieden sich aber grundlegend von den Beziehungen zu den Römern und waren von ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt. Von einer Christianisierung der Basken in nachrömischer Zeit kann eigentlich nicht gesprochen werden, denn über viele Jahrhunderte lebten Christen und Heiden zusammen.
Während sich im Süden teilweise das Christentum ausbreitete, gibt es für dessen Existenz an der Antlantikküste keine Hinweise. Im Norden fand in westgotischer Zeit sogar eine Entchristianisierung statt, so daß es bis zum 9. Jahrhundert dort keine Christlichen Aktivitäten gab. Auch im Süden verlor das Christentum nach der Invasion der Araber wieder seinen Einfluss und der Islam setzte sich durch. Tudela war die bedeutendste islamische Stadt des nördlichen maurischen Gebietes.
Während des 5. Jahrh. und 6 Jahrh. berichten die Quellen kaum etwas über die Basken, was wahrscheinlich bedeutet, dass sie in dieser Zeit praktisch unabhängig waren.

Woher stammt der Satz Pamplona liegt zwischen Bergen und Tälern? Wer Iruña kennt, weiß das es auf einer Hochebene liegt, kilometerweit kann man hier über das Land schauen.

3. Baskische Produktions- und Lebensweisen

xxx 20.09.2005 - 22:08
Auf alle „flapsig-persönlichen Bemerkungen“ in diesem Absatz will ich nicht eingehen.
Woher Buchenberg das mit den großen Ohren und langen Nasen hat bleibt wohl sein Geheimnis.
Tatsache ist das im Baskenland die Blutgruppe Resusfaktor negativ am häufigsten in der Welt vorkommt. Trotz dieser ethnischen Merkmale hat dies für den heutigen Nationalismus überhaupt keine Bedeutung. Ich hatte bislang mehrere Personen danach befragt, und alle reagierten ähnlich, sie antworteten, dies habe zwar seine Richtigkeit, winkten dennoch schnell ab. Anscheinend wunderte sie sich das die Deutsche noch immer in derartigen ethnischen Differenzierungen denken können. Stolz ist man im Baskenland hingegen auf ganz andere Dinge, z.B. die Art zu feiern oder auf die baskische Küche, als einer der besten der Welt.

@xxx, "Anwalt der Basken"

Wal Buchenberg 21.09.2005 - 17:34
Hallo xxx,
wenn du weiter Monologe führen willst, dann kannst du noch mehr Ergänzungen zum "Baskenland" ablegen. Aber du solltest dich einmal fragen, wer denn die xte Ergänzung zu einem Text liest, den er schon kennt?
Oder: Wer kämpft sich nach einem viel zu langen Text ("Baskenland und Baskentum") ;-) noch durch bis zur allerletzten Ergänzung - außer dem Autor?

Ein Vorschlag in Güte: Wenn dir an Auseinandersetzung mit meinen ("falschen") Ansichten gelegen ist, dann diskutiere mit mir im Marx-Forum  http://www.f27.parsimony.net/forum66069/

Alles, was du dazu brauchst, ist ein Anonymizer, der deine IP unkenntlich macht. Ich nehme an, du kennst dich damit aus.
(Das Marx-Forum wird von Parsimony gehostet, und die geben IPs auf Anfrage an die Staatsmacht weiter. Ich tue das nicht.)

Es könnte sogar sein, dass das Marx-Forum nicht viel weniger Besucher hat, als Indymedia. Leider veröffentlicht Indymedia seine Pageviews nicht. Beim Marx-Forum sind es derzeit rund 1000 pro Tag.

Gruß Wal

3.2. Die Küstenbasken

xxx 21.09.2005 - 22:19
@Buchenberg
es geht hier nicht um "falschen" Ansichten, es geht um die vielen Fehler in deinem Bericht und die müssen hier berichtigt werden und nicht in irgendwelchen Foren.
Ich habe auch kein Interesse mit dir darüber zu diskutieren, da du anscheinend in völkischen Dimensionen denkst, die für mich nicht existieren. Von einer Unabhängigkeitsbewegung schreibst du in deinem gesamten Artikel nichts, für dich existiert nur eine Baskenbewegung.
Aber zurück zum Text, und da heute mal ein wenig Lob, denn es ist einer deiner besseren Absätze. Das txangurro keine dürre Spinnenkrabbe ist und Txipiron keine Frühlingssardellen, darauf wurde hier ja bereits schon irgendwo hingewiesen, txitxardin für Glasaale ist zwar richtig, dennoch wird dieser Begriff kaum verwendet. Überall heißen die Dinger Angulas und sind übrigens verdammt teuer.

3.3. Baskische Privilegien - Fueros

xxx 22.09.2005 - 22:10
Bei den Fueros handelte es sich um Gewohnheitsrechte die vom König respektiert wurden. Fueros gab es auch in anderen Gebieten Europas. Jedoch setzte sich dort allmählich die absolute Monarchie durch, im Baskenland hingegen bestimmten die Fueros durch die späte und unvollständige Feudalisierung bis ins 19. Jahrhundert die politische Ordnung.
Dadurch das ortsfremde Könige die einzigen Herren über das Baskenland, mit Ausnahme Navarras, waren, konnten sich die Fueros hier relativ frei entwickeln.
Eine wichtige Funktion im foralen System spielten die regionalen Selbstverwaltungsorgane.
Diese Volksversammlungen trafen sich meist einmal jährlich um über die Probleme des jeweiligen Territoriums zu beraten. Sie legten u.a. die Steuern und Abgaben an den König fest.
Wenn die bask. Institutionen der Meinung waren, dass eine königliche Anordnung antiforal sei, wurde diese zur erneuten Prüfung an den König zurückgesandt.
Des weiterem wurde öffentliches und privates Recht durch das Foralwesen geregelt.
So hatte z.b. die kastilische Krone keine Rechte über baskischen Boden und durfte keine Steuern erheben. Was die Basken der Krone regelmäßig ablieferten verstanden sie ausdrücklich als Geschenk. Militärdienst mußten sie nur innerhalb ihrer eigenen Grenzen leisten. Selbst spanische Generäle die auf baskischen Boden gegen die Franzosen kämpften, unterstanden dem Befehl der Lokalbehörden. Des weiteren garantierten die Fueros im damaligen Europa unbekannte Freiheitsrechte, so durfte ohne richterlichen Entscheid keine Hausdurchsuchungen durchgeführt werden, ebenso durften Gefangene nicht geschlagen und gefoltert werden.

Zum Schluß noch zu Buchenbergs Aussage:
„Wenn es gut und richtig ist, lokale Selbstverwaltung zu fordern, warum dann nur für Basken und nicht für alle Spanier und Europäer bzw. für alle Menschen?“
Durchaus richtig, aber warum sollen die Basken, das für Deutsche, Engländer oder Kanadier in die Hand nehmen, sie können das nur für die Menschen die im Baskenland leben tun.

Punkt 3.3.1.

xxx 25.09.2005 - 06:58
Woher kommt der Glaube alle Basken würden eine Baskenmütze tragen? Auch in Deutschland oder Frankreich sieht man mit unter nicht wenige solcher Mützenträger, allerdings kaum in den heißen Sommermonaten.
Im Baskenland sieht man die Dinger im Sommer, meist nur auf Fiestas, wo dann Wettbewerbe im Mützenwerfen stattfinden. Im Winter dienen sie dem Träger dann zum Schutz vor Kälte und dem wechselhaften Wetter.
Zum Foto:
2.v.r. der verstoßene Maketo
ganz rechts, kann ich eindeutig einen revolutionären Touch erkennen

Sprachen im Baskenland

Xuxo 27.09.2005 - 13:16
Es ist nicht richtig, dass alle Basken mindestens zweisprachig sind. Amtsprachen sind Castellano und Baskisch, aber nur 40% der Basken spricht überhaupt Baskisch. Diese 40% Prozent sind größtenteils auch zweisprachig. 60% sprechen also nur Castellano. Baskisch war lange Zeit verboten.

Zum Vergleich

Ralf 25.09.2008 - 14:05
Zur Auseinandersetzung hier:  http://de.indymedia.org/2008/09/227759.shtml

Hallo Wal,

es tut mir leid, wenn du dich angegriffen fühlst. Aber ich muss mich bestätigen, das ist wirklich naiv, wenn du diese Fragen erst jetzt stellst, wenn du dich schon ausgiebig zum Thema geäußert hast. Diese Fragen hättest du längst klären können und in deinen Besuchen sogar klären müssen, bevor du dich zu derlei Äußerungen und Wertungen hinreisen lässt, die einen so krassen Tunnelblick zeigen, wie dein Reisebericht beweist  http://de.indymedia.org/2005/09/127641.shtml. Der strotzte von so vielen Irrtümern, falschen Behauptungen und Vorurteilen, dass ich mir damals jede Stellungnahme gespart habe.
Da du ja nun einiges klarstellst, hat es offenbar genutzt dich auch mal so anzupissen, wie du das in den Beiträgen nicht persönlich machst, sondern gleich Hunderttausenden alles Mögliche kollektiv unterstellst. Da du nun, wie viele andere hier, den Basken grundsätzlich das Selbstbestimmungsrecht zubilligst, kann ich dies nun mal als Diskussionsgrundlage nehmen. In dem Reisebericht klang das allerdings anders.
Dein Tunnelblick äußert sich dabei schon gleich zu Beginn. "Nationalstaaten sind Gewaltapparate, die durch Gewalt gebildet und geformt wurden - sowohl durch interne Gewalt in einem Bürgerkrieg als auch durch Krieg nach Außen. Traditionsgemäß lehnen Linke erfolgreiche Nationalstaaten wie die USA, Deutschland, China, Israel usw. ab und verehren "Verlierernationen" wie die Iren, Basken, Palästinenser, Tibeter, Indigene in Südamerika usw. Wieso eigentlich? "
Linke lehnen ab, von wem sprichst du? Das kann sich nur um einen kleinen unbedeutenden Teil der Linken in Deutschland handeln, von der du sprichst und aus deren Bauchnabelschau du andere bewertest. Denn schon beim großen Teil der Linken sieht das ohnehin anders aus. Es ist auch krass, Bolivien, Ecuador, Venezuela, Kuba, Irland als "Verliererstaaten" zu brandmarken oder die wie Palästinenser, Basken… denen dies verweigert wird, während die gleichen Herren der Welt im Kosovo oder in Georgien neue Staaten schaffen. Das sagt viel über dich aus, aber nichts über die analysierten Objekte.
Als Historiker solltest du aber mal etwas genauer werden, denn dein Reisebericht enthält schlichtweg völlig falsche Behauptungen und an den ausführlichen Äußerungen lässt sich deine Ahnungslosigkeit an vielen Punkten deutlicher machen, als an den knappen Äußerungen hier.
Nehmen wir diese Behauptung: "Man kann die Geburtsstunde sowohl des katalanischen Nationalismus (mit dem Zentrum Barcelona) wie des baskischen Nationalismus ziemlich genau auf das Jahr des spanischen Desasters (1898) datieren."
Wenn man eine Geburtsstunde festlegen will, dann war es eher 1714, als im Rahmen des Erbfolgekriegs, mit dem Fall von Barcelona, Katalonien vollständig unter die spanische Krone gezwungen wurde.
"Es wird gesagt, die baskische Sprache verkörpere einen "besonderen Geist". Lässt sich das nicht von jeder Sprache sagen? Spiegelt nicht jede Sprache in gewissem Umfang die Lebensgewohnheiten der jeweiligen Sprachgemeinschaft wider?".
Ganz genau, deshalb haben auch die Basken das Recht, im Krankenhaus in ihrer Sprache behandelt zu werden, sich vor Gericht in ihrer Sprache verteidigen zu dürfen. Sprachen sind kulturelle Werte und schon deshalb ALLE erhaltenswert. Dass es sich bei der baskischen Sprache, möglicherweise die Ursprache Europas ( http://de.wikipedia.org/wiki/Vaskonische_Sprache) fügt dem nur was bei, ist aber letztlich egal.
"Die Basken lieben ihre Sprache. Es ist normal, dass jemand seine Muttersprache liebt. Ich liebe auch das Deutsche mehr als alle anderen Sprachen, die ich verstehe. Aber ich liebe das Deutsche wie ich meine Bergschuhe liebe, weil sie mich zu Orten hinbringen, zu denen ich in anderen Schuhen nicht gelangen kann."
Auch hier solltest du deiner Aufgabe als Historiker nachkommen. Denn Vorgänge können nicht isoliert bewertet werden. Deine Bergschuhe wurden nicht 40 Jahre verboten und bis heute zum Teil, wie in Navarra, noch aktiv bekämpft oder einfach wie in Frankreich isoliert, ausgegrenzt und ignoriert. Dadurch entsteht ein anderes Bild oder würdest du die Vorgänge in Israel auch ohne die Shoa analysieren?
So falsch ist auch: "Im allgemeinen sind Hinweisschilder und Ortsnamen im Baskenland zweisprachig". Das stimmt weder in ganz Navarra noch im französischen Baskenland. Dort streiten sich Leute zum Beispiel in der Hauptstadt von Lapurdi, wenigstens im Bahnhof von "St. Jean de Luz" Bayonne" oder Biarritz die baskischen Namen anzubringen: Donibane Lohizune, Baiona, Miarritze. Hast du in Pamplona ein Schild gesehen, wo Iruna stand? Nein! Die wurden vor ein paar Jahren abmontiert, weil die Postfaschisten nicht nur die baskische Fahne verboten haben, sondern auch Navarra in drei Zonen eingeteilt haben und nur im kleinen Teil, wo heute noch fast ausschließlich Baskisch gesprochen wird, gibt es die doppelte Beschilderung. In der so genannten "gemischten Zone", wird das schon vorenthalten und bei der Auswahl für Bewerber auf öffentliche Posten wird Baskisch mit den EU-Sprachen wie Polnisch gleichgesetzt und Französisch und Englisch höher bewertet. Gerade jetzt, wird die Krise benutzt um die geringen Zuschüsse für die baskische Sprache, in vielen Kämpfen selbst den Postfaschisten abgerungen, nun gestrichen werden sollen.
"Die spanischen Immigranten wurden verachtet und als "Chinesen", "Maketos" (Fremdlinge) oder als "belarri mtox" (Kurzohren) bezeichnet. Die Verachtung der Proletarier aus Andalusien trug zur elitär-rassistischen Selbstinterpretation der Basken bei." Völliger Unsinn, schau dir mal Haizea eta Sustraiak (ist sogar auf Spanisch von den angeblichen Maketohassern übersetzt. Dort kommen deine Einwanderer selbst zu Wort. Es gab nur wenige Friktionen und es wurde gemeinsam gegen den Faschismus gekämpft. Bestes Beispiel dafür ist Txiki, einer der letzten Ermordeten der Diktatur, der dafür hingerichtet wurde, weil er sich als Einwanderer aus Extremadura der ETA angeschlossen hat. Das ist keine Ausnahme und die ETA und die linke baskische Bewegung zeichnet sich vielmehr durch ihre Integrationskraft aus und nicht durch die Ausgrenzung, wie sie normalerweise Nationalismen prägt. Das heißt im Übrigen motz und nicht mtox.
Wenn du dich auf Unamuno beziehst, beziehst du dich auf eine ganz andere Epoche. Also auf das 19 Jahrhundert, der Epoche von Sabino Arana und nicht auf die baskische Linke, die mit solchem Gedankengut völlig gebrochen hat, was sich in der Gründung der ETA … deutlich gezeigt hat. Auch die baskische Gesellschaft, selbst wenn es manche nicht glauben wollen, verändert sich und entwickelt sich weiter, allerdings ohne mit der Geschichte zu brechen. Denn wer keine Geschichte hat, hat auch keine Zukunft und das sollte sich die deutsche Linke mal etwas ins Bewusstsein rufen. Aber auch hier wieder. Du solltest historisch die Sachen richtig einordnen.
Dein Tunnelblick wird extrem deutlich bei der Behandlung von Txillardegi. "Die Mehrzahl der Lohnarbeiter im Baskenland sprachen nicht baskisch und baskische Traditionen waren ihnen fremd. Txillardegi, einer der ETA-Gründer, meinte deshalb: "Ein Baske ist jemand, der baskisch spricht. Es gibt aber Basken, die kein Baskisch sprechen. Das liegt an Madrid. Sie sind Opfer." Nach seiner Ansicht bestand das Elend der Lohnarbeiter darin, von Madrid davon abgehalten zu werden, die Sprache ihrer Ausbeuter zu lernen."
Du willst Hinweise auf originäre Texte und Links, lieferst selbst aber nicht einmal Zitate für haarsträubende Behauptungen, die deine Schlussfolgerungen belegen würden. Txillardegi weiß sehr wohl, dass das Elend der Lohnarbeiten nicht darin besteht, die eigene Sprache nicht sprechen zu dürfen. Er erkennt aber, im Unterschied zu dir, dass es unterschiedliche Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse gibt. Dass für Basken, die Baskisch sprechen (Euskaldun), zu der Ausbeutung im Franquismus eine Unterdrückung hinzukommt. Oder wie war das mit der franquistischen Tageszeitung, die ausgerechnet den Namen „Libertad“ (Freiheit) das vormacht, was bis gemacht wird, die Geschichte auf den Kopf stellen. Sie schrieb: „Lieber ein kommunistischer Minenarbeiter aus Asturien, als ein separatistischer Pfarrer aus dem Baskenland“. Zitiert nach:Das baskische Labyrinth, Jose Lang, ISP Verlag Frankfurt, 2 Auflage 1988, ISBN 3 88332 073 0, S. 169
Du würdest doch auch nicht negieren, dass es in Deutschland neben der Ausbeutung noch ein Patriarchat oder Rassismus gibt, um nur mal zwei deutliche weitere Unterdrückungsformen zu nennen? Also könnte dein Ergebnis ein ganz anderes sein. Vor allem, da nicht stimmt, dass der "Mehrzahl der Lohnarbeiter" die baskischen Traditionen fremd waren. Willst du behaupten, Lohnarbeiter waren nur spanische Einwanderer. Ich hoffe nicht, denn das wäre schon tragisch. Es stimmt aber nach 30 Jahren Diktatur und Verbot der Sprache für das Euskara. Doch das lässt du völlig unhistorisch weg, kommst also auf Basis von nicht fundierten Aussagen zu Schlussfolgerungen und Behauptungen, für die du keinerlei Zitate, Hinweise oder Beweise l lieferst, außer deine an den Haaren herbeigezogene Interpretation
Bitte Beweise doch auch mal, dass "nach der Errichtung eines "freien Baskenlandes" diese "Madrider Opfer" gezwungen werden, Baskisch zu lernen und zu sprechen." Wer hat das wann, wo gefordert. Und komm mir nicht mit Unamuno, Arana…. sondern wir reden über die linke Unabhängigkeitsbewegung. Also bitte etwas, von Txillardegi, seinem Sohn Joseba, Argala, Etxebarrieta, Otegi oder anderen Führungspersönlichkeiten der baskischen Linken.
Ich kann dir aus eigener langjähriger Erfahrung sagen, hier wird niemand gezwungen Baskisch zu lernen. Das ist vielleicht sogar ein Problem. Die übergroße Mehrheit der Basken ist extrem tolerant. Das können dir Einwanderer aus allen Teilen der Erde bestätigen. Bei großen Zusammenkünften sprechen 10, 20, Leute Spanisch, wenn einer/eine kein Baskisch kann. Das ist ein Problem, weil sich die Situation sehr oft ergibt.
Hat dich jemand nicht verstehen wollen? Bring mal Butter bei die Fische und stell nicht irgendwelche Behauptungen auf. Keine Ahnung von wem du das unreflektiert übernommen hast. Dass es Spanier gibt, die ihre Vormachtstellung, die über die Diktatur erzwungen wurde, verteidigen, ist klar. Dafür führen sie auch die angebliche Diskriminierung und die angebliche Benachteiligung über die Sprache an. Doch das ist schlicht absurd oder sagst du auch, dass man in Algerien nach der Entkolonialisierung weiter Französisch reden muss, um französische Einwanderer nicht zu diskriminieren? Es ist auch in Deutschland schlimm, vor allem auch für die Betroffenen, wenn zum Beispiel türkische Einwanderer nach vielen Jahren im Land kein Deutsch sprechen und die sollen dazu gezwungen werden. Hier weigern sich spanische Lehrer sogar, obwohl sie jahrelang dafür bei vollem Lohn von der Arbeit freigestellt wurden, die Sprache wenigstens so zu lernen, um sich mit den Schülern auf Baskisch verständigen zu können.
Schlichter Schwachsinn ist die Bildunterschrift.
Bild: Nazilosung
"Das muss ein Neofaschist geschrieben haben. Auf Baskisch heißt die Stadt Iruna. Die Aufteilung der politischen Lager in verschiedene Sprachen macht die politische Identifizierung ganz simpel: Wer unsere Sprache spricht, ist ein "Guter", wer nicht, ist unser Feind."
1. ist wahrscheinlicher, dass das mit Politik nichts aber auch gar nichts zu tun hat oder würdest du "Destroy Frankfurt" auch als Naziparole einstufen. Wenn es einen politischen Hintergrund hat, dann wäre viel wahrscheinlicher, dass es sich an Touristen zu den berühmten San Fermin-Feiern richten könnte, die wissen nicht, dass Pamplona eben Iruna heißt. Im Übrigen, da nur etwa 40 % der Basken die Sprache noch oder wieder sprechen, ist deine Schlussfolgerung auch deutschem Tunnelblick geschuldet. Hier wird niemand zum Feind, der die Sprache nicht spricht, sonst müssten oft die Eltern, Freunde und die eigenen Genossen zum Feind erklärt werden. Das gilt auch für die ETA, wie Txiki…. Aktueller zum Beispiel der 27 jährige Baske Imanol Gómez aus Donostia der bei einer Verfolgungsjagd mit der französische Polizei 2005 tödlich verunglückte. Gomez, Einwandererkind aus Galicien, war Mitglied der ETA.

Wo sich deine unglaubliche Ahnungslosigkeit erneut knallhart manifestierte, war gleich in der nächsten Bildunterschrift.
"5. Baskentum als Business
Die Autos, die die VW-Kapitalisten in Pamplona bauen lassen, haben kein lokales Gesicht und tragen nicht den Stempel des Baskentums. Am Baskentum lässt sich nur vermarkten, was handwerklich produziert ist. Das Baskentum als Business ist daher ein Nischengeschäft mit handwerklichem, vorkapitalistischen Gepräge. Eine dieser Nischen ist der baskische Ballsport."
Warum sollte der Multi VW das machen, macht er das anderswo? Ganz egal, denn du weißt offenbar nicht, dass der größte "spanische" Elektrokonzern Fagor heißt und eine baskische Kooperative ist, die zu Mondragon gehört ( http://www.mcc.es/ale/index.asp), als Link auf die deutschen Seiten der Kooperativenvereinigung. Hier ein Bericht auf Telepolis, der leider nicht besonders gut ist, aber einen Eindruck vermittelt ( http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22328/1.html). Das gilt auch für die Fahrräder von Orbea und die Busse von Itziar, die Züge von CAF deren baskische Qualität in Spanien und weltweit geschätzt wird.
Also, soweit nur eine paar Beispiele. Einst habe ich mir die Mühe nicht gemacht, darauf zu antworten, weil man nicht den ganzen Tag Zeit hat, den gesammelten unbegründeten Vorurteile entgegen zu treten. Wie in dem Reisebericht entlarven sie sich für Leute, die etwas Ahnung haben, selbst. Hier sollen sie nur als Beispiele dafür, dass entweder deine vorhergehenden Fragen naiv sind, weil du sie genau auf der Reise hättest im Gespräch mit denen klären können, die du in dem Bericht ziemlich abkanzelst.
Da du nun mal deine Position zum Selbstbestimmungsrecht klargestellt hast, ist auch eine andere Basis zur Diskussion da. Was du aber nicht verlangen kannst, dass ich nach der Übersetzung des Buchs von Otegi, nach Tondar, nach den vielen Texten mit allerlei Links auf Indymedia, jetzt noch mal alles verlinke. Da könntest du schon mal selber ein bisschen lesen und weiterklicken. Zumal deine Stellungnahmen ja nicht von einer korrekten Zitierweise, Links zum Beleg und so strotzen. Also warum von anderen fordern, was du nicht leistest.
Das gilt auch für die Frage des Sozialismus. Welchen Sozialismus, Kommunismus, Anarchismus willst du wie in Deutschland umsetzen. Fordere nicht nur von anderen, sondern kläre deine Position, bevor du das von anderen forderte. Was den "baskischen Sozialismus" angeht, wäre es absurd, dass heute genauer definieren zu wollen. Ich habe deshalb darauf hingewiesen, dass es eigene Bezüge und ganz gelebte Solidarität gibt, sei es mit den eigenen Leuten aber auch mit Einwanderern …. und so musste man nicht auf andere Modelle zurückgreifen und fiel mit dem Mauerfall auch nicht in die Krise, weshalb hier eine kommunistische Partei aus dem Stehgreif 12,5 % bei Wahlen erhalten hat und logischerweise nun verboten wurde.
Du kannst doch nicht erwarten, dass dir nun irgendjemand hier ein "Manifest" liefert. Auch hier solltest du, frei nach Lenin, den Kommunisten lieber auf die Hände schauen, als auf den Mund. Die Frage steht nicht an, das genauer zu definieren. Aufgeteilt zwischen Spanien und Frankreich braucht man sich über die genaueren Ausformungen eines Sozialismus noch keine Gedanken zu machen, weil das in diesen konservativen Staaten ohnehin kaum in absehbarer Zeit zu verwirklichen wäre und natürlich in einem dialektischen Verhältnis zu dem stehen würde, was sich in anderen Ländern wie entwickelt. Auch deshalb wollen viele hier einen eigenen Staat, um die soziale Frage mit der lokalen Bourgeoisie in einem ganz anderen Kräfteverhältnis austragen zu können. Eben nicht 500.000 linke Basken gegen 100 Millionen Franzosen und Spanier, sondern 500.000 Linke im Verhältnis zu 3 Millionen.
Wie Txapote schon geschrieben hat. Es ist mehr als dürftig und für einen Historiker eigentlich unwürdig, sich allein auf Mark Kurlansky zu beziehen. Es ist schon erstaunlich, dass du nicht einmal "Das baskische Labyrinth", von Josef Lang kennst oder dich wenigstens auf das mit vielen Fehlern, Vorurteilen und Halbwahrheiten" gepflasterte "Postfordistische Guerilla" beziehst. In Tondar findest du viele Literaturhinweise und Quellen, allerdings sind die oft auf Baskisch, Spanisch oder Französisch. Keine Ahnung was du sprichst. Ansonsten als Hintergrund zur Auseinandersetzung mit Nationalismus solltest du auf alle Fälle mal Moishe Postone "Deutschland die Linke und der Holocaust" lesen. Zu empfehlen ist auch der Dokumentarfilm "hautsitako leihoa" über den Alltag von Jugendlichen, gegen die das span. Strafrecht nach der broken-windows-theorie/zero tolerance vorgegangen wird. Wird sogar gerade ins Deutsche übersetzt. Auch der Film liegt für die belarri motz  auf Spanisch vor.
Grüße aus dem warmen Baskenland

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