Dänische Polizei räumt Wagenburg in Christiania, Kopenhagen

übersetzung von imc uk 08.09.2005 15:08 Themen: Freiräume Repression
Die dänische Polizei hat einen Teil von Christiania in Kopenhagen, Dänemark, überfallen. Rund 200 Polizisten stürmten den Freistaat und sperrten die "Fredens Eng" (Friedens Wiesen) ab, die Teil des Geländes sind auf dem Menschen in Wohnwagen leben. In einer der größten Massenverhaftungen in Dänemark überhaupt, wurden mehr als 100 Menschen festgenommen. Es gibt zahlreiche Berichte über verletzte Personen. Die meisten wurden wegen Missachtung von Polizeiaufforderungen, und einige wegen Angriff auf Polizeibeamte angeklagt.

Christiania ist unter einer Selbstverwaltung, was bedeutet das es keiner Erlaubnis bedarf um Objekte zu "bauen" oder Wohnwagen auf dem Gelände abzustellen. Ein kürzlich eingeführtes Gesetz besagt aber das Wohnwagen abziehen müssen um Platz für neue Entwicklungen zu machen. Die Menschen in Christiania haben sich seit Jahren gegen diese neue Gesetzgebung widersetzt. Sie wünschen ihre Autonomie und eigenen Entscheidungsstrukturen zu behalten, welche Christiania seit mehr als 20 Jahren am laufen gehalten haben..

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Gegen 9:30 Uhr am Morgen (Mittwoch, 7.September), stürmten rund 200 Polizisten in voller Ausrüstung den Feistaat Christiania in Kopenhagen/Dänemark. Schnell sperrten sie die "Fredens Eng" (Friedens Wiesen) ab, die Teil des Geländes sind auf dem Menschen in Wohnwagen leben. JedEr auf der Wiese (einige als Clowns verkleidet) wurde festgenommen.

Die Situation sprach sich schnell herum, als immer mehr Leute zur Unterstützung eintrafen. Ein Zustand von Tumult und Unruhe machte sich breit. Einige Leute warfen Wasser auf die PolizistInnen, aber nichts weiter ernsthaftes. Die Polizei reagierte dagegen sehr brutal in ihrer Handlunsweise. In der möglicherweise größten jemals vorgenommenen Massenverhaftung in Dänemark, wurden laut dem Polizeichef ungefähr 111 Personen verhaftet. Die Situation beruhigte sich als die Polizei aus Christiania abzog. Es gibt zahlreiche Berichte über Verletzte.

Der Pressesprecher der Polizei, Flemming Steen Munck, sprach gegenüber modkraft.dk (linksgerichte dänische Presse) davon das die Verhaftungen alle sehr friedlich abgelaufen waren. Andere sprachen dagen von einer anderen Situation. Ein 17jähriger Demonstrant sagte dies: "Die Polizei drängte uns sehr gewaltsam in eine Ecke. Ich bekam unprovoziert einen Faustschlag in den Magen. Obwohl ich hustet und an der Lippe blutete, durfte ich nicht gehen. Stattdessen wurde ich verhaftet."

Die gegenwärtige dänische Regierung scheint eine sehr feindselige Haltung gegenüber Christiania zu haben. Bis vor kurzem war Christiania unter einer Selbstverwaltung, so das es keiner Erlaubnis bedurfte auf dem Gelände neuen Objekte zu "bauen" oder Wohnwagen abzustellen. Ein neu eingeführtes Gesetz (L205) besagt aber nun das Wohnwagen bzw. Wagenburgen abziehen müssen um Platz für neue Entwicklungen zu machen. Die Menschen in Christiania hatten sich dagegen widersetzt da sie in keinster Weise über neue Entwicklungen konsultiert wurden. Sie wollen ihre Autonomie und Selbstverwaltungsstrukturen behalten, welche Christiania seit mehr als 20 Jahren am Laufen gehalten haben...

Den Menschen in den Wohnwagen bzw. der Wagenburg war bis 12 Uhr Dienstag, den 6. September, ein Ultimatum gestellt worden um mit ihren Wagen abzuziehen. Anfang der Woche hatten sie ein weiteres Ultimatum ausgesprochen bekommen, aber die Menschen waren in der Zwischenzeit auf ein anderes Gelände gezogen. Am Dienstag betraten einige PolizistInnen das Gelände, aber wurden wieder heraus eskortiert. Ein Tripod wurde auf den Wagen aufgestellt um ein Wegbewegen derselben durch die Polizei zu verhindern. Offensichtlich urinierte auch eine Person auf dem Tripod auf PolizistInnen nachdem er diese gewarnt hatte das er mal dringend müsste (aber sie gingen nicht weg...)

Angeklagt wurden die meisten Leute wegen Nichtbefolgen von Polizeianweisungen. Dies ist in Dänemark unter §119, Absatz 3 festgelegt. Da dieses Vergehen permanent im Führungszeugnis/Polizeiakte der entsprechenden Personen verbleibt, haben sich rund 50 Leute (hauptsächlich junge StudentInnen) ihre Chancen auf Jobs in bestimmten Gegenden verspielt. 10-20 Personen wurden wegen Angriff auf Polizeibeamte angeklagt. Alle Menschen wurden nach 7-8 Stunden wieder freigelassen.

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Ergänzungen

Die Bauwagen sind erst seit ca. 3 Wochen da.

Christianittersympathisant 08.09.2005 - 20:06
Fotos von der Räumung:

 http://indymedia.dk/newswire.php?story_id=174

Ergänzung: Die Bauwagen sind erst seit ca. 3 Wochen auf dem Platz. In einer Nacht- und Nebelaktion hatten sie sich einen Platz (Freden's Eng) in Christiania ausgesucht und blieben dort....bis heute..

kleine ergænzung

ein wagenmensch 08.09.2005 - 20:47
die wagen samt uns bewohnerInnen waren seit dem letzten augustwochenende in christiania und wurden seit dem 23. august im cirkus eingesetzt.

WER HAT INFO ???

iration steppa 10.09.2005 - 15:14
wer weiß ob es zu den 2 schritten der "dämlichen-dänischen-regierung" gekommen ist die dieses Jahr umgesetzt werden sollten (1-registrierung/2-legalisierung)? (L 205 )Wie ist die Lage???
Ich war vor ewigkeiten da und ich habe mich in meinem ganzen leben noch nie so zu hause gefühlt. an alle die CHRISTIANIA nicht selbst erlebt haben, holt dieses umgehend nach! Ich hoffe ich finde einen Weg einen Beitrag zur Verteidigung des einzigen demokratischen Staates Europas(nicht Dänemark!) zu leisten und das möchte ich allen echten Aktivisten auch nahe legen. Ich sehe hier keine Grenzen zwischen Deutschland,Holland,Dänemarek etc wer welche sieht ist selbst Schuld.
WANN sind in Dänemark wieder wahlen?
wenn Christiania stirbt, stirbt einer der wichtigsten Bildungs- und Kulturfaktoren des Erdballs! Aber ich glaube nicht das es stirbt ..kann nicht sein!
in diesem Sinne: stoppt das Värkel sonst ist Europa bald eine Hochburg "faschistischer..." Regierungen!!!

Kampf gegen Freiräume

XXX 10.09.2005 - 20:21
Mit dem zunehmenden Grundrechteabbau und Umbau der Gesellschaften in repressive Polistaaten verstärkt sich natürlich auch der Kampf der Behörden gegen Freiräume. Noch mal zur Erinnerung, ein paar Ereignisse der letzten Wochen:

CzechTek Technoparty endet mit massivem Polizeiangriff - viele Verletze und 2 Tote. Angriff geschah trotz Legalität der Veranstaltung.
 http://de.indymedia.org/2005/07/124168.shtml

Paramilitärisches Kommando stürmt Rave bei Salt Lake City - auch hier: die Veranstaltung war legal.
 http://de.indymedia.org/2005/08/126070.shtml

Berlin: Polizei gegen Diskobesucher: "alles auf den Boden, ihr Fotzen!"
 http://de.indymedia.org//2005/08/125980.shtml

Christiania...

...ist... 11.09.2005 - 22:30
...schon mehr als 30 Jahre "alt".
Allen, denen es irgendwie möglich ist, sollten herkommen, um die Leute in Ihrem Kampf um den Erhalt zu unterstützen!!!

Verdammt

Mo 29.11.2006 - 11:01
Oh Mann ich wollte immer mal hin aber jetzt ist es schon fast zu spät. Die Haschischhändler auf der Pusherstreet ham ihre Shops offensichtlich selbst dichtgemacht um die Repression durch zivile Drogenfahnder zu beenden und Christiania eine legale Zukunft zu ermöglichen. Und größerer Widerstand gegen die Teilräumung des Gebiets scheint ja auch nicht anzustehen. Die Bewohner geben sich wohl damit zufrieden einen steuerbegünstigten und halbautonomen Wohnraum zu bekommen. Versteht mich nicht falsch, davon träumen die meisten Linken in anderen Ländern und das ist auch toll. Aber Christiania war mal mehr als das, zumindest in meinen Träumen ;-)

Wer mehr wissen will: www.christiania.org

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